Anna Gasser

österreichische Snowboarderin

Anna Maria Gasser (* 16. August 1991 in Villach) ist eine österreichische Snowboarderin, die in den Disziplinen Slopestyle und Big Air startet. Sie ist vierfache Gewinnerin der X-Games (Slopestyle 2017, Big Air 2018, Big Air 2019, Big Air 2020) sowie zweifache Weltmeisterin im Big Air 2017 und 2023 und zweifache Olympiasiegerin 2018 und 2022 im Big Air.

Anna Gasser
Nation Osterreich Österreich
Geburtstag 16. August 1991 (32 Jahre)
Geburtsort Villach, Österreich
Größe 165 cm
Gewicht 52 kg
Karriere
Disziplin Slopestyle, Big Air
Verein SGS Spittal/Drau
Status aktiv
Medaillenspiegel
Olympische Spiele 2 × Goldmedaille 0 × Silbermedaille 0 × Bronzemedaille
Weltmeisterschaften 2 × Goldmedaille 1 × Silbermedaille 0 × Bronzemedaille
X-Games 4 × Goldmedaille 1 × Silbermedaille 1 × Bronzemedaille
 Olympische Winterspiele
Gold Pyeongchang 2018 Big Air
Gold Peking 2022 Big Air
 Snowboard-Weltmeisterschaften
Silber Kreischberg 2015 Slopestyle
Gold Sierra Nevada 2017 Big Air
Gold Bakuriani 2023 Big Air
 X-Games
Silber Aspen 2017 Big Air
Gold Hafjell 2017 Slopestyle
Bronze Hafjell 2017 Big Air
Gold Aspen 2018 Big Air
Gold Fornebu 2019 Big Air
Gold Hafjell 2020 Big Air
Platzierungen
FIS-Logo Weltcup
 Debüt im Weltcup 11. Jänner 2013
 Weltcupsiege 12
 Freestyle-Weltcup 1. (2016/17, 2020/21)
 Big-Air-Weltcup 1. (2016/17, 2017/18, 2021/22)
 Slopestyle-Weltcup 1. (2020/21)
 Podiumsplatzierungen 1. 2. 3.
 Big Air 9 5 4
 Slopestyle 3 3 4
TTR-Logo TTR World Snowboard Tour
 Gesamtwertung 40. (2013/14)
 Slopestyle-Wertung 10. (2013/14)
letzte Änderung: 22. Januar 2024

Werdegang Bearbeiten

Gasser wuchs in Großdombra in der Gemeinde Millstatt am See auf und ging in Spittal an der Drau zur Schule.[1] Zunächst trainierte sie in der Disziplin Kunstturnen, bevor sie sich 2010 dem Snowboardsport zuwandte.[2] Sie begann ihre internationale Snowboardkarriere schließlich in der Saison 2010/11 bei Wettbewerben der TTR World Snowboard Tour. Dabei erreichte sie bei den Rip Curl Sista Sessions in Mayrhofen mit dem dritten Platz im Railjam ihre erste Podestplatzierung. In der folgenden Saison holte sie im Slopestyle beim „Blue Tomato Plan P“ in Schladming ihren ersten Sieg. Es folgte ein dritter Platz im Slopestyle beim O’Neill Evolution 2012 in Davos. Bei den Snowboard-Weltmeisterschaften 2013 belegte sie Rang 18. Beim O’Neill Pleasure Jam in Schladming im November 2013 belegte sie den zweiten Platz.

„Cab Double Cork 900“ Bearbeiten

Im November 2013 gelang ihr als erster Frau der Cab Double Cork 900, ein doppelter Rückwärtssalto mit zweieinhalb schraubenförmigen Drehungen.[3][4]

Im Jänner 2014 kam sie bei den Snowboard Jamboree in Stoneham auf den dritten Platz und auf den fünften Rang bei den Winter-X-Games 2014 in Aspen. Im FIS-Weltcup erreichte sie 2013 in Cardrona einen vierten sowie in Špindlerův Mlýn einen neunten Rang. Ihr bestes Weltcupergebnis und gleichzeitig den bis dato einzigen Weltcuppodestplatz erreichte sie im Jänner 2014 mit einem dritten Platz in Stoneham.[5]

Olympische Winterspiele 2014 Bearbeiten

Die Kärntnerin qualifizierte sich für die Olympischen Winterspiele 2014 in Sotschi auf eigene Initiative, ohne Unterstützung des Österreichischen Skiverbandes (ÖSV).[6] Dort belegte sie in der Qualifikation für den Hauptbewerb den ersten Platz. Im Finale erreichte sie den zehnten Rang.[7] Zu Beginn der Saison 2014/15 gewann sie beim O’Neill Pleasure Jam in Schladming. Es folgten in der Saison zweite Plätze beim U.S. Snowboarding Grand Prix in Mammoth und bei den Burton US Open 2015 in Vail und ein Sieg im Slopestyle beim Spring Battle in Flachauwinkl im März 2015. Bei den Snowboard-Weltmeisterschaften 2015 am Kreischberg gewann sie mit ihrem dritten Lauf im Slopestyle die Silbermedaille.
In der folgenden Saison siegte sie im Slopestyle bei der Winter Dew Tour in Breckenridge und im Big Air beim Nine Queens in Serfaus.

2016/18 Erfolgswelle im Weltcup, bei den X-Games, Weltmeisterschafts- und Olympiagold Bearbeiten

Am 12. November 2016 gewann sie in Mailand gleich ihren allerersten Bewerb im Big-Air-Weltcup und sorgte für den ersten Sieg einer Österreicherin in dieser Disziplin, nachdem es zuvor in der Freestyle-Disziplin mit der Tirolerin Nicola „Niki“ Pederzolli zuletzt einen Halfpipe-Sieg in Serre Chevalier (FRA, 8. März 2003) gegeben hatte.[8]

 
Anna Gasser, ausgezeichnet als Sportlerin des Jahres 2017

Auch die nächsten beiden Bewerbe in Alpensia und Mönchengladbach gewann sie. Im Jänner 2017 siegte sie am Kreischberg erstmals auch in einem Slopestyle-Bewerb. Anschließend wurde sie beim Weltcup in Laax Zweite im Slopestyle und gewann bei den Winter-X-Games 2017 in Aspen die Silbermedaille im Big Air.[9] Im Februar 2017 siegte sie beim Big Air Weltcup in Quebec und gewann damit vorzeitig den Big-Air-Weltcup und den Freestyle-Weltcup. Anfang März 2017 triumphierte sie im Slopestyle bei den Burton US Open in Vail.[10] Beim folgenden Wettbewerb, den X-Games Norway 2017 in Hafjell, holte sie die Bronzemedaille im Big Air und die Goldmedaille im Slopestyle. Bei den Weltmeisterschaften in der Sierra Nevada gelang ihr am 17. März 2017 im Big Air der Gewinn der Goldmedaille mit einem erstmals gezeigten Double Cork 1080 und der Höchstpunktezahl 100.[11]

Bereits als Siegerin des Freestyle-Weltcups feststehend, verzichtete Gasser auf die Teilnahme beim ab 24. März beginnenden Weltcupfinale in Špindlerův Mlýn; sie sagte, „sie sei seit November im Dauereinsatz gewesen und brauche eine Pause“.[12]

Im November 2017 wurde die 26-Jährige als erste Snowboarderin in Österreich als Sportlerin des Jahres ausgezeichnet. Im selben Monat holte sie in Mailand und in Peking bei den ersten Big-Air-Weltcups der Saison 2017/18 ihren sechsten und siebten Weltcupsieg. Bei den Winter-X-Games 2018 in Aspen holte sie die Goldmedaille im Big Air. Nach den Spielen 2014 war Gasser bei den XXIII. Olympischen Winterspielen im Februar 2018 in Pyeongchang, Südkorea, zum zweiten Mal Teil des österreichischen Teams.[13] Im Slopestyle-Bewerb hatte sie wie zahlreiche ihrer Konkurrentinnen mit dem böigen Wind zu kämpfen und belegte als Favoritin am Ende den 15. Rang.[14] Im erstmals im Rahmen der olympischen Snowboard-Bewerbe ausgetragenen Big Air gewann sie am 22. Februar die Goldmedaille.[15] Im März 2018 wurde sie Zweite im Slopestyle bei den Burton US Open und Erste im Slopestyle beim Spring Battle in Flachauwinkl. Bei den X-Games Norway 2018 in Fornebu errang sie den siebten Platz im Big Air. Die Saison beendete sie auf dem neunten Platz im Freestyle-Weltcup und wie im Vorjahr auf dem ersten Rang im Big-Air-Weltcup.

Im November 2018 konnte sie erstmals den „Cab Triple Underflip 1260“ stehen, einen dreifachen Rückwärtssalto mit halber Drehung.[16]

2019 Comeback nach längerer Verletzung Bearbeiten

Nachdem sie sich im Jänner 2019 bei den Laax Open einen Haarriss im Sprunggelenk und eine Prellung des Sprungbeins[17] zugezogen hatte, musste sie eine längere Verletzungspause einlegen. Sie verpasste in diesem Jahr die X-Games und die Snowboard-Weltmeisterschaften.[18] Während eines Videoshootings gelang ihr im Mai 2019 in Obergurgl als erster Frau weltweit ein „Cab Double Cork 1260“, das sind dreieinhalb Drehungen um die eigene Achse und zwei Mal über Kopf.[19] Ende August 2019 holte sie bei ihren Comeback bei den X-Games Norway 2019 in Fornebu die Goldmedaille im Big Air.[20]
Es folgte im Weltcup in Modena der dritte Platz und Mitte Dezember beim Big-Air-Weltcup in Peking Rang zwei hinter der Japanerin Miyabi Onitsuka.[21] Bei den Winter-X-Games im Jänner 2020 wurde sie Achte im Big Air und Sechste im Slopestyle. Im folgenden Monat errang sie bei den Burton US Open den zweiten Platz im Slopestyle und holte bei den folgenden X-Games Norway die Goldmedaille im Big Air.

In der Saison 2020/21 belegte sie bei den Winter-X-Games 2021 jeweils im Big Air und im Slopestyle den siebten Platz und bei den Snowboard-Weltmeisterschaften 2021 den sechsten Platz im Slopestyle und den vierten Rang im Big Air. Im März 2021 gewann sie beim abschließenden Slopestyle-Weltcup in Silvaplana (Schweiz) nach 2016/17 erneut den Freestyle-Gesamtweltcup und die Slopestyle-Wertung 2020/21.[22]

Einen Tag nachdem ihr Partner Clemens Millauer (* 1994) mit einem Knöchelbruch nach Hause fliegen musste, konnte sie ihren Titel am 15. Februar 2022 im Big Air mit einem Cab Double Cork 1260 bei den Olympischen Winterspielen 2022 verteidigen.

Bei den Snowboard-Weltmeisterschaften 2023 in Bakuriani in Georgien belegte sie den 7. Platz im Slopestyle Bewerb und am 4. März 2023 wurde sie erneut Weltmeisterin im Big Air Bewerb.

Anna Gasser lebt in Millstatt am See.

Sportliche Erfolge Bearbeiten

Olympische Winterspiele Bearbeiten

Weltmeisterschaften Bearbeiten

  • Kreischberg 2015, 2. Platz, Slopestyle
  • Sierra Nevada 2017, 1. Platz, Big Air
  • Bakuriani 2023, 1. Platz, Big Air

Weltcupsiege Bearbeiten

Nr. Datum Ort Disziplin
1. 12. November 2016 Italien  Mailand Big Air
2. 26. November 2016 Korea Sud  Pyeongchang Big Air
3. 3. Dezember 2016 Deutschland  Mönchengladbach Big Air
4. 14. Jänner 2017 Osterreich  Kreischberg Slopestyle
5. 11. Februar 2017 Kanada  Québec Big Air
6. 11. November 2017 Italien  Mailand Big Air
7. 25. November 2017 China Volksrepublik  Peking Big Air
8. 24. November 2018 China Volksrepublik  Peking Big Air
9. 20. März 2021 Vereinigte Staaten  Aspen Slopestyle
10. 27. März 2022 Schweiz  Silvaplana Slopestyle
11. 14. Jänner 2023 Osterreich  Kreischberg Big Air
12. 2. Dezember 2023 China Volksrepublik  Peking Big Air

Weitere Siege und Podestplatzierungen Bearbeiten

Saison 2011/12
  • 3. Platz – O’Neill Evolution in Davos, Slopestyle
Saison 2013/14
  • 2. Platz – O’Neill Pleasure Jam in Schladming, Slopestyle
  • 3. Platz – Snowboard Jamboree und Snowboard-Weltcup in Stoneham, Slopestyle
Saison 2014/15
Saison 2015/16
  • 1. Platz – Winter Dew Tour in Breckenridge, Slopestyle
  • 1. Platz – Nine Queens in Serfaus, Big Air
  • 2. Platz – Pleasure Jam in Schladming, Slopestyle
Saison 2016/17
Saison 2017/18
Saison 2018/19
  • 2. Platz – Snowboard-Weltcup am Kreischberg, Slopestyle
  • 3. Platz – Snowboard-Weltcup in Modena, Big Air
Saison 2019/20
Saison 2020/21
  • 1. Platz – Freestyle-Weltcup
  • 1. Platz – Slopestyle-Weltcup
  • 3. Platz – Big-Air-Weltcup
  • 3. Platz – Snowboard-Weltcup am Kreischberg, Big Air
Saison 2021/22
  • 1. Platz – Big-Air-Weltcup
  • 1. Platz – Spring Battle in Flachauwinkl, Big Air
  • 2. Platz – Park & Pipe-Weltcup
  • 2. Platz – Laax Open 2022 und Snowboard-Weltcup in Laax, Slopestyle

Auszeichnungen Bearbeiten

Film Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Anna Gasser – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Anna Gasser: "Meine Familie ist für mich Kraftquelle". meinbezirk.at, 2. März 2017, abgerufen am 22. Februar 2018.
  2. Anna Gasser. In: blue-tomato.com. 14. Januar 2013, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. April 2016; abgerufen am 27. April 2016.
  3. Olympiasiegerin Gasser: "Triple-Sprung ist großes Ziel". In: Die Presse. 23. Februar 2018, abgerufen am 23. Februar 2018.
  4. Anna Gasser Cab Double Cork 900, November 2013, YouTube-Video auf dem Kanal von FIS Snowboarding
  5. Porträt Anna Gassers auf sport.orf.at (Memento vom 5. März 2014 im Internet Archive)
  6. Thilo Neumann: Anna die Höchste, SPIEGEL Heft 6 (5.2.2022), S. 94, Online-Titel: Snowboarderin Anna Gasser:Und die Welt steht Kopf https://www.spiegel.de/sport/olympia/anna-gasser-wie-es-die-freestyle-snowboarderin-zum-weltstar-schaffte-a-f8bef2d7-2ffb-4b2d-9ca9-873f095f7950
  7. Alexander Logar: „Slopestyle: Gold für die USA, Anna Gasser schmeißt die Nerven weg“ In: Format vom 9. Februar 2014
  8. Gasser feierte bei Big-Air-Debüt in Mailand ersten Weltcupsieg. In: Tiroler Tageszeitung Online. 12. November 2016, abgerufen am 20. März 2020.
  9. Aspen 2017 Women's Snowboard Big Air. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 3. Februar 2017; abgerufen am 1. Februar 2017.
  10. Gasser gewinnt US Open auf Kurier.at. Abgerufen am 4. März 2017.
  11. Gasser wird Favoritenrolle gerecht (17. März 2017)
  12. Gasser verzichtet auf einen Start, Kleine Zeitung Kärnten, vom 24. März 2017, Seite 83
  13. Die Kärntner Sportler bei Olympia (22. Jänner 2018)
  14. Anderson gelingt Titelverteidigung. ORF, 12. Februar 2018, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 12. Februar 2018; abgerufen am 12. Februar 2018.
  15. Big-Air-Gold für Österreich (22. Februar 2018)
  16. Anna Gasser springt phänomenalen Snowboard-Stuntwerk=Die Presse. 14. November 2018, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 14. November 2018.@1@2Vorlage:Toter Link/www.n-tv.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  17. Anna Gasser bangt um WM-Start. Abgerufen am 14. Mai 2019.
  18. Anna Gasser fällt für die WM aus. 1. Februar 2019, abgerufen am 14. Mai 2019.
  19. Watch Anna Gasser land a world-first Cab Double Cork 1260 by a female rider. Abgerufen am 14. Mai 2019 (englisch).
  20. Snowboarderin Gasser krönt Comeback mit dem Sieg auf diepresse.com (abgerufen am 8. September 2019)
  21. Anna Gasser im Pekinger Big-Air-Finale Zweite (14. Dezember 2019)
  22. Anna Gasser gewinnt Freestyle-Gesamtweltcup und Slopestyle-Wertung (28. März 2021)
  23. Dritter Niki für Gasser und Alaba. In: ORF.at. 5. Oktober 2022, abgerufen am 5. Oktober 2022.
  24. Gasser für den "World Sports Award" nominiert (16. Jänner 2018)
  25. Land Kärnten: Großer Empfang für Anna Gasser (Memento vom 1. Mai 2018 im Internet Archive). Artikel vom 2. März 2018, abgerufen am 1. Mai 2018.
  26. Empfang für Olympiasiegerin Anna Gasser in Millstatt. In: ktn.gv.at. 20. Februar 2022, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 20. Februar 2022; abgerufen am 21. Februar 2022.
  27. Jubelnder Empfang für Anna Gasser. In: ORF.at. 20. Februar 2022, abgerufen am 21. Februar 2022.
  28. Philip Bauer: Anna Gasser: "Das war alles keine Spinnerei". In: DerStandard.at. 18. November 2021, abgerufen am 24. November 2021.