Angelo Scola

Erzbischof von Mailand

Angelo Kardinal Scola (* 7. November 1941 in Malgrate, Provinz Lecco, Italien) ist ein italienischer Geistlicher und emeritierter Erzbischof von Mailand.

Angelo Kardinal Scola (2014)
Wappen von Angelo Kardinal Scola als Erzbischof von Mailand
Angelo Kardinal Scola, Erzbischof von Mailand (2012)

Leben Bearbeiten

Angelo Scola, Sohn eines LKW-Fahrers, begann zunächst ein Ingenieursstudium in Mailand, ehe er sich an der dortigen katholischen Universität einschrieb.[1] Er studierte in Mailand und Freiburg i.Üe. Katholische Theologie und Philosophie und promovierte in beiden Fächern. Am 18. Juli 1970 empfing Scola das Sakrament der Priesterweihe. Vertiefende Studien führten ihn nach München und Paris, ehe er journalistisch und administrativ für die italienische Ausgabe der Zeitung „Rivista Internazionale Communio“ tätig war. Von 1979 bis 1982 war er Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Theologischen Fakultät der Universität Freiburg i.Üe., zunächst am Lehrstuhl für Politische Philosophie, später dann am Lehrstuhl für Moraltheologie. Von 1982 bis 1991 arbeitete Angelo Scola als Professor für Theologische Anthropologie am Päpstlichen Institut für Ehe- und Familienstudien und an der Päpstlichen Lateranuniversität in Rom. Außerdem nahm er einen Lehrauftrag für Christologie wahr. Ab 1987 wirkte er als Assistent des Sondersekretärs für die siebte ordentliche Generalversammlung der Weltsynode der Bischöfe (Thema: Berufung und Sendung der Laien).

Angelo Scola spricht Italienisch, Englisch, Deutsch, Französisch und versteht Spanisch. Zudem beherrscht er den Lecco-Dialekt, der am Comer See gesprochen wird.[2]

Bischof und Kardinal Bearbeiten

Papst Johannes Paul II. ernannte ihn am 18. Juli 1991 zum Bischof von Grosseto (Toskana). Die Bischofsweihe spendete ihm Bernardin Kardinal Gantin am 21. September desselben Jahres. Die Leitung des Bistums Grosseto legte er am 14. September 1995 nieder, da er vom Papst als Rektor der Päpstlichen Lateranuniversität und Präsident des Päpstlichen Instituts für Ehe- und Familienstudien nach Rom berufen wurde.

Am 5. Januar 2002 ernannte ihn Johannes Paul II. zum Patriarchen von Venedig und nahm ihn am 21. Oktober 2003 als Kardinalpriester mit der Titelkirche Santi XII Apostoli in das Kardinalskollegium auf.

Am 28. Juni 2011 ernannte Papst Benedikt XVI. Scola zum Erzbischof von Mailand[3] und darüber hinaus auch für die Zeit vom 28. Juni bis zum 7. September desselben Jahres zum Apostolischen Administrator von Venedig.[4]

Am 7. Juli 2017 nahm Papst Franziskus seinen altersbedingten Rücktritt an.[5]

Papabile Bearbeiten

Angelo Scola galt schon im Vorfeld der Wahl Benedikts XVI. in der Öffentlichkeit als papabile, das heißt als einer der möglichen Nachfolger des verstorbenen Papstes Johannes Paul II., wenngleich ihm seinerzeit keine großen Aussichten auf das Amt prognostiziert wurden. Nach seiner Ernennung zum Erzbischof hat sich diese Einschätzung verstärkt, zumal das Erzbistum Mailand eines der größten Bistümer der Welt ist und – nach Rom – als das zweitwichtigste Bistum Italiens angesehen wird.

Nach dem Rücktritt Benedikts XVI. im Februar 2013 wurde Scola in der Presse als einer der aussichtsreichsten Kandidaten für das Papstamt gehandelt, der angeblich von einer breiten Koalition wahlberechtigter Kardinäle, insbesondere der Italiener unter ihnen, getragen und als Kandidat aufgebaut wurde.[6] Die italienische Bischofskonferenz gratulierte ihm sogar in einer Pressemitteilung zur Wahl zum Nachfolger Petri, bevor sie ihren Fehler korrigierte.[7] Nach dem Konklave wurde berichtet, dass Scola wegen fehlender Unterstützung aus dem Lager der Kurienkardinäle, insbesondere wegen seiner Gegnerschaft zu dessen beiden Führungsgestalten Tarcisio Bertone und Angelo Sodano, bei der Wahl von Anfang an chancenlos war und auch von den residierenden italienischen Kardinälen nur eingeschränkt unterstützt wurde.[8] Andere Quellen berichten, dass Scola zwar im ersten Wahlgang die meisten Stimmen erhalten habe, jedoch im Laufe der Wahlgänge die Stimmenanzahl nicht weiter angestiegen sei.[9]

In seiner im August 2018 veröffentlichten Autobiografie bestritt Scola jedoch, vor dem Konklave 2013 ein Kandidat für das Papstamt gewesen zu sein, und bezeichnete entsprechende Berichte als „Fake News“.[10]

Mitgliedschaften Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Angelo Scola – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Mailänder Kardinal Angelo Scola wird 80 Jahre alt. Domradio, 7. November 2021, abgerufen am 2. Oktober 2022.
  2. Collene Barry: Scola Reaches Youth Through Kerouac and McCarthy. Associated Press, 6. März 2013, S. 2, abgerufen am 19. März 2013 (englisch).
  3. Rinuncia dell’Arcivescovo Metropolita di Milano (Italia) e Nomina di successore. In: Tägliches Bulletin. Presseamt des Heiligen Stuhls, 28. Juni 2011, abgerufen am 5. Januar 2019 (italienisch).
  4. Scola nominato Arcivescovo di Milano, l’annuncio alla Chiesa di Venezia. AngeloScola.it, 28. Juni 2011, archiviert vom Original am 5. August 2011; abgerufen am 5. Februar 2023 (italienisch): „Il Santo Padre mi ha nominato Amministratore Apostolico, con le facoltà di Vescovo diocesano, fino al giorno 7 settembre. Inoltre, già da ora posso comunicare di aver chiesto che S.E. Mons. Beniamino Pizziol mi succeda come Amministratore Apostolico dal giorno 8 settembre fino alla presa di possesso del nuovo Patriarca.“
  5. Rinuncia dell’Arcivescovo Metropolita di Milano e nomina del successore. In: Tägliches Bulletin. Presseamt des Heiligen Stuhls, 7. Juli 2017, abgerufen am 7. Juli 2017 (italienisch).
  6. Neuer Papst ruft Katholiken zum Gebet füreinander auf. Die Welt, 13. März 2013, abgerufen am 5. Januar 2019.
  7. Italiens Bischöfe gratulieren versehentlich Scola. welt.de, 14. März 2013, abgerufen am 30. Januar 2016.
  8. Scola betrayed by the Italians from the very first vote. La Stampa.it Vatican Insider, 14. März 2013, archiviert vom Original am 17. März 2013; abgerufen am 10. Juni 2023 (englisch).
  9. Paolo Rodari: Bergoglio partì secondo alle spalle di Scola. Poi la rimonta e il plebiscito: quasi 100 voti. laRepubblica.it, 19. März 2013, abgerufen am 26. März 2013 (italienisch).
  10. Kardinal Scola veröffentlicht Autobiografie. Domradio, 22. August 2018, abgerufen am 25. Januar 2019.
  11. Nomina di Membri e conferme nella Congregazione per il Clero. In: Tägliches Bulletin. Presseamt des Heiligen Stuhls, 9. Juni 2014, abgerufen am 5. Januar 2019 (italienisch).
  12. Nomina di Membri del Pontificio Consiglio per la Promozione della Nuova Evangelizzazione. In: Tägliches Bulletin. Presseamt des Heiligen Stuhls, 5. Januar 2011, abgerufen am 5. Januar 2019 (italienisch).
VorgängerAmtNachfolger
Adelmo TacconiBischof von Grosseto
1991–1995
Giacomo Babini
Marco Kardinal CéPatriarch von Venedig
2002–2011
Francesco Moraglia
Dionigi Kardinal TettamanziErzbischof von Mailand
2011–2017
Mario Delpini