Angelika Reitzer

österreichische Schriftstellerin, Filmemacherin, Librettistin, Literaturvermittlerin

Angelika Reitzer (* 1971 in Graz) ist eine österreichische Schriftstellerin, Filmemacherin und Literaturvermittlerin.

Angelika Reitzer (Wien 2008)

Leben Bearbeiten

Angelika Reitzer studierte Germanistik in Salzburg und Berlin. Ihre Abschlussarbeit Atmen.Schritt schrieb sie 1998 über die Poetik Ernst Jandls[1]. Es folgten verschiedene Arbeiten im Kunst- und Kulturbereich (u. a. Szene Salzburg, Neue Visionen Filmverleih Berlin, Picus Verlag Wien, Forum Stadtpark). Ab 2014 verstärkt Kooperationen mit Künstlern verschiedener anderer Sparten, u. a. Filmemacherin Antoinette Zwirchmayr, für deren Kurzfilmtrilogie sie die Off-Texte/Voice Over verfasste. Reitzer besuchte die Drehbuchwerkstatt der Hochschule für Fernsehen und Film München und die Schule Friedl Kubelka für Unabhängigen Film.

Sie ist Autorin (Prosa, Lyrik, dramatische Texte) und Literaturvermittlerin und unterrichtet am Institut für Sprachkunst an der Universität für Angewandte Kunst Wien. Ab 2018 schreibt Reitzer auch Drehbücher und ist als Filmemacherin tätig.

Rezeption, Presse Bearbeiten

Es ist eine neue und andere Art des realistischen Schreibens, die Reitzer betreibt. Dass soziologische Schubladen dafür zu klein sind, zeigt sich in Wir Erben auf eindrucksvolle Weise. Nicht um die prekären Lebensverhältnisse des Prekariats geht es hier, sondern um die Tatsache, dass das Leben selbst immer prekär ist oder an ihm etwas ganz ansatzlos prekär werden kann. Plötzlich beginnt eine Figur sich zu bewegen, und plötzlich erscheint ihr in dieser Bewegung an ihrem bisherigen Leben alles fremd.[2]

Der Roman unter uns ist nicht deprimierender, als gute Literatur sein muss, nicht tröstlicher, als gute Literatur sein darf – eine großartige Milieustudie... schreibt Daniela Strigl in der Wiener Stadtzeitung Der Falter.[3]

Die Erzählung sonnenschirme der Wiener Autorin Angelika Reitzer schildert präzise die Milchmädchenrechnungen, Selbsttäuschungen und Ausweichmanöver der Zwanzig- bis Vierzigjährigen zwischen dem Wunsch nach beruflicher Etablierung und der Panik vor tatsächlicher Festlegung. Der Text beschreibt aus der Ich-Perspektive jenen neuen Typus von Netzwerkökonomie, wie er vor allem im Kulturbereich vorherrscht und welcher in den letzten Jahren abwechselnd euphorisch (als Emanzipation vom Normalarbeitsverhältnis) begrüßt und verdammt wurde (als besonders subtile Form kapitalistischer Unterwerfung). Es ist ein Leben für die Zukunft, die Gegenwart wird atemlos durchquert: Irgendwo gibt es immer den kleinen Job, der vielleicht zum Durchbruch verhilft, ein Antrag muss noch bis Mitternacht raus und die eigene Kreativität ist immer abrufbar. Wenn da nicht in letzter Zeit immer diese Müdigkeit wäre …[4] (Christiane Mennicke und Annette Weisser, Kunsthaus Dresden)

Den Rahmen zu Taghelle Gegend bildet unsere Gegenwart des 21. Jahrhunderts, und doch kommt eine Stimmung auf, wie wir sie aus Romanen wie Unterwegs oder Die Palette kennen. Ein literarisches Zeitbild, zugleich eine poetische Skizze, unbestimmt, dabei aber voll konkreter Ereignisse unseres eigenen Lebens. (Rudolf von Bitter im BR)

In der Jurybegründung des Manuskriptepreises hieß es über Reitzers Prosa sinngemäß, dass es der Autorin gelänge, durch eine präzise Wortwahl alltägliche Szenen auszuleuchten. Damit ließe sich auch das Erzählen in Taghelle Gegend charakterisieren: Es wirke immer wieder überraschend unsentimental im Ton, sei aber dennoch sehr poetisch im Reichtum der Bilder und in der sensiblen Ausgestaltung vieler scheinbar nebensächlicher Details. (Christine Riccabona, Literaturhaus Innsbruck)[5]

Werke Bearbeiten

  • Taghelle Gegend, Roman, Haymon Verlag 2007, ISBN 978-3-85218-523-1
  • Frauen in Vasen. Prosa, Haymon Verlag 2008, ISBN 978-3-85218-569-9
  • unter uns, Roman, Residenz Verlag 2010, ISBN 978-3-7017-1549-7
  • Ein Kind unserer Zeit, Monolog zu Hieronymus Bosch, Kind mit Laufstuhl und Windrad (Kreuztragung Christi), Uraufführung: Ganymed Boarding, KHM Wien 2010, Regie: Jacqueline Kornmüller.
  • Wir Erben, Roman, Jung und Jung Verlag 2014, ISBN 978-3-99027-051-6
  • Der Zuhälter und seine Trophäen, Kurzfilm von Antoinette Zwirchmayr, Off-Text: Angelika Reitzer, Diagonale Preis für den besten Kurzdokumentarfilm 2014.
  • Die Finsternis aufhalten, Monolog, UA: Im Herzen der Demokratie, Österreichisches Parlament, 2016, Regie: Jacqueline Kornmüller.
  • Josef. Täterprofil meines Vaters, Kurzfilm von Antoinette Zwirchmayr, Off-Text: Angelika Reitzer. Diagonale-Preis für Innovatives Kino 2016.
  • Im Schatten der Utopie, Kurzfilm von Antoinette Zwirchmayr, Off-Text: Angelika Reitzer, 2017.
  • Obwohl es kalt ist draußen, Roman, Jung und Jung Verlag 2018, ISBN 978-3-99027-215-2
  • Inventar der Gegend, Lyrik, Komposition, Fotografie, edition kürbis/pumpkin records 2020, ISBN 978-3-900965-57-0
  • Dear Darkness, Kurzfilm von Antoinette Zwirmayr, Drehbuch: Angelika Reitzer u. Antoinette Zwirchmayr, 2022.
  • Regina – Ein Fest, Partizipative Schlossoper, Text/Libretto: Angelika Reitzer, Komposition: Maria Gstättner, Laura Winkler, Regie: Georg Schütky, Uraufführung Oktober 2022, Schloss Pichl i.Mzt., im Rahmen des steirischer herbst 2022.

Essays und Anthologiebeiträge (Auswahl) Bearbeiten

Auszeichnungen Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Quellen Bearbeiten

  1. http://kultur.graz.at/v/reitzer.html
  2. Ex libris, 9. März 2014, Klaus Kastberger
  3. http://www.falter.at/web/shop/detail.php?id=32995@1@2Vorlage:Toter Link/www.falter.at (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im August 2019. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  4. http://www.aurora-magazin.at/literatur/reitzer_sonnenschirm_frm.htm
  5. Angelika Reitzer. Taghelle Gegend (Haymon 2007) (Memento vom 16. September 2007 im Internet Archive)
  6. Otto-Stoessl-Preis 2012 geht an Angelika Reitzer (Memento vom 17. November 2015 im Internet Archive). Artikel vom 9. September 2013, abgerufen am 13. November 2015.
  7. orf.at – Österreichischer Staatspreis an Andrzej Stasiuk. Artikel vom 22. April 2016, abgerufen am 22. April 2016.