Andrea Bertoletti
Andrea Bertoletti, auch Andrea Bertoleto, Andrea Bertoletto (* um 1540 in Verna; † 1596 in Salzburg[1]) war ein Architekt, kaiserlicher–, ab 1591 Hofbaumeister von Fürsterzbischof Wolf Dietrich von Raitenau.



Leben
BearbeitenAndrea Bertoletti war Sohn des Bartholomeo von Verna, im Bistum Como. Sein Bruder Giovanni Bertoletti (um 1550–1613)[2], war Bildhauer und Baumeister in der Steiermark, wo sie teilweise gemeinsam arbeiteten. Andrea heiratete Lucia, Tochter des Stefano Simonisio aus Verna. Ihr einziger Sohn Johann Jacob / Giacomo Bertoletti lernte beim Vater, nach dessen Tod führte er Arbeiten weiter fort (Mausoleum). Jacob war Schwager von Santino Solari, dem Salzburger Dombaumeister. Andrea hatte drei Töchter, Domenica, Francesca und Simona. Die Familie lebte in einer Salzburger Wohnung.[3][4]
Werke (Auswahl)
BearbeitenDer kaiserliche Baumeister Andrea Bertoletti war seit 1578 im Gebiet des Bistums Salzburg tätig.
Erzherzog Karl von Innerösterreich
Bearbeiten- Schloss Weinburg am Saßbach, in der Südsteiermark an der Grenze zu Slowenien
Im Schloss Weinburg am Saßbach schuf der kaiserliche Baumeister Andrea Bertolotti von 1576 bis 1587 für Erzherzog Karl von Innerösterreich, der Vater Kaiser Ferdinands II. durch weitgehende Umbauten ein Renaissanceschloss.
Im Jänner 1588 bat er den Erzherzog um eine ‚Gnadengabe‘. Er habe ins zehnte Jahr ‚Ihrer fürstlichen Durchlaucht Gebäu‘ hier in Weinburg erpauen helfen, hat nicht allein das Mauerwerk aufs beste verrichtet, sondern auch den Zimmer- und Handwerksleuten Anweisungen gegeben. Er betonte noch einmal, dass er das Mauerwerk ‚im ganzen Gepey‘ ein volles Jahrzehnt zu bestreiten hatte. Im Dezember 1590 richtete er eine neue Supplik an (die Witwe) Erzherzogin Maria, in der er um Entrichtung des Soldes ersuchte.[5]
Georg von Stubenberg
Bearbeiten- Schloss Obermureck / Grad Cmurek in Šentilj (Sankt Egidi) Slowenien
Georg von Stubenberg (1560–1630) übernahm 1587 Schloss Mureck, eine seiner Residenzen. Unter der Leitung des Baumeisters Andrea Bertoletti wurde bis 1591 der romanische Palas im Osten und der Südostflügel der Burg renoviert, sowie auf der Hofseite ein zweistöckiger Arkadengang angebaut, brachte er die Umbauarbeiten im Renaissancestil 1627 zum Abschluss.[6]
Fürsterzbischof Wolf Dietrich von Raitenau
BearbeitenDer Baumeister Johann Baptist Ninguarda[7] war 1591 entlassen worden. Auf Anfrage von Wolf Dietrich empfahl ihm der Viztum in Leibnitz, Hans Jakob von Kuenburg am 6. Feber 1591 Andrea Bertoletti ‚als stillen Mann und frommen Katholiken mit ausreichenden Kenntnissen und Qualitäten als Modellbauer‘. Als Referenz dienten seine in der Steiermark erbauten Schlösser Weinburg und Mureck. So erhielt Bertoletti das Amt des Hofarchitekten[8] von Fürstbischof Wolf Dietrich von Raitenau.
- Salzburger Residenz
Die unterbrochene Arbeit am ‚Neugebäude‘ wurde wieder aufgenommen. Wolf Dietrich ließ einen Verbindungsgang über Friedhofsarkaden zum Bischofshof errichten.[9][10]
- Sebastiansfriedhof
Erzbischof Wolf Dietrich von Raitenau gab 1594 den Sebastiansfriedhof in Salzburg in Auftrag. Sein Mausoleum sollte in der Mitte dieses Friedhofs stehen. Der ausführende Planer und Baumeister war sein Hofarchitekt Andrea Berteleto, er wählte den italienischen Friedhofstyp eines Campo Santo. 84 gewölbte Pfeilerarkaden umgeben auf allen vier Seiten den nahezu quadratischen Platz.
Zwei Jahre nach Fertigstellung des Friedhofs starb Berteleto und bekam das erste Grab am neuen Friedhof, das bis heute erhalten ist. Der nachfolgende Hofbaumeister Elia Castello baute und stuckierte mit seinem Sohn Giacomo Bertoletti von 1597 bis 1602 die Gabrielskapelle im Friedhof, dem Mausoleum des Fürsterzbischofs.
- Wallfahrtskirche Maria Dürrnberg
Der Bau der Wallfahrts- und Pfarrkirche Unser Lieben Frau in Dürrnberg bei Hallein unter Fürstbischof Wolf Dietrich erfolgte 1594 nach Plänen von Andrea Bertoleto. Sie wurde 1612 vollendet.[11][12]
- Kirche Mülln
Die alte Pfarrkirche Mülln von 1460 verfiel, sie wurde erneuert, in den Bauakten wird Hofbaumeister Andrea Bertoleto (nachträglich) genannt, und als neue Klosterkirche 1605 den aus München herbeigeholten Augustiner-Eremiten übergeben.[13]
Literatur
Bearbeiten- Bertoletti, Andrea, Artisti Italiani in Austria, Universität Innsbruck.
- Bertoletti, Andrea. In: Ulrich Thieme, Felix Becker (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 3: Bassano–Bickham. Wilhelm Engelmann, Leipzig 1909, S. 507 (Textarchiv – Internet Archive).
- Kurt Woisetschläger, Peter Krenn: Tade Dionisio, Baumeister. In: Dehio-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs. Steiermark (ohne Graz)D Verlag Anton Schroll & Co, Wien 1982, ISBN 3-85028-439-5, S. 605.
- Die Kunstdenkmäler Österreichs. Dehio Salzburg. Wien 1986. S. 619,
- Bertoleto, Andrea:[14]
- Franco Cavarocchi: Künstler aus dem Valle Intelvi in Salzburg und Österreich. In: Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde. Jahrgang 119, 1979 (PDF).
- Rochus Kohlbach: Steirische Baumeister: tausendundein Werkmann. Grazer Domverlag 1961.
- Süddeutscher Barock. Santino Solari.[7]
- Süddeutscher Barock. Elia Castello.[8]
- Georg W. Seunig, Die städtebauliche Entwicklung der Stadt Salzburg unter Fürsterzbischof Wolf Dietrich von Raitenau (1587–1612), Dissertation ETH Zürich, 1981. S. 203–206, 225.
- Das DomQuartier als Herzstück des UNESCO-Welterbes Salzburg. 1972.[9]
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Ursula Stevens: Bertoletti Andrea. 2017.[1]
- ↑ Bertoletti, Hans, Artisti Italiani in Austria.
- ↑ Angaben aus dem Testament vom 13. März 1596. Salzburger Landesarchiv Hofratstestamente Nr. 13 B 34. Darin sind die Namen der „Magistri Intelvensis“, der Testaments–Kuratoren aufgeschrieben.
- ↑ Testament vom 13. März 1596. Franz Fuhrmann, Der Kapellenbau in Salzburg zur Zeit des Erzbischofs Wolf Dietrich von Raitenau. Andrea Bertoletti. Dissertation, 1943.[2]
- ↑ Rochus Kohlbach: Steirische Baumeister. S. 102.
- ↑ Burg Obermureck.[3]
- ↑ Salzburger Künstler LexikonJohann Baptist Ninguarda
- ↑ Hofbauamt[4]
- ↑ Walter Schlegel, Baumaßnahmen des Fürsterzbischofs Wolf Dietrich von Raitenau. In ÖZKD LXIII. Die Salzburger Residenz (1587–1727). Vision und Realität. 2009 Heft 1/2. S. 27–30–51[5]
- ↑ Salzburg – Neue Residenz. In: burgen-austria.com. Martin Hammerl
- ↑ Saur. Allgemeines Künstler-Lexikon (Künstlerlexikon). Bd. 10, 1995. S. 117.
- ↑ Johannes Neuhardt, Wallfahrtskirche Hallein Dürrnberg.[6]
- ↑ Salzburger Künstler LexikonAndrea Bertoleto
- ↑ Andrea Bertoleto bei Salzburgwiki
Personendaten | |
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NAME | Bertoletti, Andrea |
KURZBESCHREIBUNG | Architekt und Hofbaumeister |
GEBURTSDATUM | um 1540 |
GEBURTSORT | Verna |
STERBEDATUM | 1596 |
STERBEORT | Salzburg |