André Bastian

deutscher Theaterregisseur, Übersetzer, Dramaturg und Autor

André Bastian (* 1. Juni 1969 in Hamburg) ist deutscher Theaterregisseur, Dramaturg, Übersetzer, Lehrer und Autor.

Leben Bearbeiten

Nach Abitur (1988) und Zivildienst nahm Bastian 1991 in seiner Geburtsstadt Hamburg das Studium der Geschichte, Philosophie und Romanistik auf und wechselte 1992 an die Universität Granada (Spanien), an der er 1998 seinen Magister Artium in Spanischer Sprache und Literatur, Philosophie und Kunstgeschichte absolvierte.

Während seines Studiums in Spanien begann er mit ersten Inszenierungen beim Centro Dramático Elvira.[1] Zurück in Deutschland führten ihn Regieassistenzen an die Westfälischen Kammerspiele Paderborn und an die Landesbühne Hannover (Gerhard Weber, Rolf Heiermann, Hartmut H. Forche u. a.). Dort inszenierte er sechs Produktionen, u. a. Yasmina Rezas Kunst (2002) in Zusammenarbeit mit dem Sprengel-Museum (Hannover) und die Rap-Bearbeitung eines modernen Wedekindklassikers als Frühlings Erwachen 2003 (2003) mit Freestyle-Rapper Spax.[2]

Von 2003 bis 2006 war Bastian als Spielleiter und Dramaturg am Theater Reutlingen Die Tonne beschäftigt. In dieser Zeit lieferte er Inszenierungen zahlreicher Stücke von Beckett bis Shakespeare ab[3] und weckte im Jahr des Nobelpreises für die österreichische Schriftstellerin Elfriede Jelinek mit einer Inszenierung des Dreiteilers Prinzessinnendramen I–III bei Kritik wie Publikum besondere Aufmerksamkeit.[4]

Während seiner Zeit in Reutlingen übersetzte und inszenierte André Bastian ebenfalls das spanische Barockdrama Mit Frauen ist nicht zu scherzen von Antonio Mira de Amescua[5] und initiierte ein interdisziplinäres Theaterprojekt zum Thema Judendkultur und Authentizität. Als Ergebnis dieser Kooperation aus einem Autorenteam (André Bastian, Jörg Schade und Spax), dem Institut für Erziehungswissenschaft der Universität Tübingen, dem Friedrich-List-Gymnasium Reutlingen und dem Theater Reutlingen entstand die Produktion faker – Ein Jugendstück mit Rap (2006).[6][7]

Zwischen 2006 und 2020 lebte André Bastian als freier Regisseur, Übersetzer und Autor in Melbourne (Australien). Zudem unterrichtete er seit 2007 an der University of Melbourne und an der Monash University in den Bereichen Spanisch, Deutsch, Pädagogik und Dramaturgie. 2014 wurde er an der Monash University mit einer Arbeit zum Thema „Recovering Jelinek for the English-Speaking Stage -- Problems of Intercultural Transfer in Elfriede Jelinek's Plays and Theatrical Strategies to Fill the 'Gap of Translation'“ promoviert. Im Rahmen dieses Projekts inszenierte Bastian 2011 Princess Dramas: Snow White (I). Sleeping Beauty(II). Jackie (IV) von Elfriede Jelinek als erstes Werk der österreichischen Autorin in Australien. Seit 2020 lebt Bastian als Gymnasiallehrer in Mecklenburg-Vorpommern und unterrichtet an der KGS Altentreptow Spanisch, Darstellendes Spiel und Englisch.[8]

Inszenierungen Bearbeiten

La Mama Theatre, Melbourne (Australien) Bearbeiten

  • Samuel Beckett: Beckett’s Shorts – Five Short Plays by S. Beckett. Ausstattung: Peter Mumford. Prem.: 14. April. 2009
  • Werner Schwab: Holy Mothers (Die Präsidentinnen) (AUE). Ausstattung: Peter Mumford. Prem.: 20. Februar 2019

Schlosstheater Celle Bearbeiten

Red Stitch Actors Theatre, Melbourne (Australien) Bearbeiten

  • Elfriede Jelinek: Princess Dramas: Snow White (I), Sleeping Beauty (II), Jackie (IV) (AUE). Ausstattung: Peter Mumford. Prem.: 10. Juni 2011
  • Christian Lollike: The Work of Wonder or The Re-Mohammed-Ty Show (AUE). Ausstattung: Peter Mumford. Prem.: 21. Nov. 2008

Theater Reutlingen Die Tonne Bearbeiten

Landesbühne Hannover Bearbeiten

Centro Dramático Elvira Bearbeiten

Übersetzungen Bearbeiten

Stücke Bearbeiten

Veröffentlichungen (Bücher) Bearbeiten

  • André Bastian (Hg.): Elfriede Jelinek Goes Australia – Indigenising an Austrian Nobel Prize Winner. North Melbourne: Australian Scholarly Publishing, 2017.
  • André Bastian: Staging Elfriede Jelinek in Australia – Poetics, Ethics, Politics. St. Ingbert: Röhrig Universitätsverlag, 2016.

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Agustín de la Granja u. Juan Antonio Martínez Berbel (Eds.): Mira de Amescua en el Candelero. Actas del Congreso Internacional sobre Mira de Amescua y el teatro español del siglo XVII (Granada, 27-30 octubre de 1994). Granada 1996, S. 309.
  2. Ludwig Zerull: „’Kunst’ für Kenner“ in: Hannoversche Allgemeine Zeitung, 16. April 2002 u. Stefan Gohlisch: „Spax rappt Wedekinds Frühling wach“ in: Neue Presse, 24. September 2003
  3. siehe u. a.: Ekkehard Böhm: „Friede, Freude, Kriegslegenden“ in: Hannoversche Allgemeine Zeitung, 12. Januar 2004; Siegfried Barth: „Zauberhaft entzauberte ’Helden’“ in Neue Presse, 10. Januar 2004; Monique Cantré: „Sie sind ja ein Tier, Herr Prinz“ in: GEA, 16. April 2005; Kathrin Kipp: „An den Thron gekettet: Die Fesseln der Macht“ in: Reutlinger Nachrichten, 22. Oktober 2005 u. Monique Cantré: „Jugendszene auf der Bühne“ in: GEA, 20. März 2006.
  4. Monique Cantré: „Sie sind ja ein Tier, Herr Prinz“ in: GEA, 16. April 2005, Kathrin Kipp: „Die Königin der Welt bin ich“ in: Reutlinger Nachrichten, 16. April 2005 u. Matthias Reichert: „Und ewig jauchzen die Klostertaler“ in: Schwäbisches Tagblatt, 16. April 2005.
  5. Monique Cantré: „Gefochten wird auch mit geschliffenen Worten“ in: GEA, 21. Mai 2004.
  6. faker! (Memento vom 12. Februar 2008 im Internet Archive)
  7. Monique Cantré: „Jugendszene auf der Bühne“ in: GEA, 20. März 2006.
  8. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 21. Dezember 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.redstitch.net.