Das Amtspfortenrott ist eine Institution des Stadthäger Bürgerschützenfestes und wurde 1963 auf Initiative des Stadthäger Fotografen Gustav Klimmer gegründet. Es ging aus dem „2. Rott Obernstraße“ hervor und öffnete sich für alle Bürger der Stadt, zu der Zeit ein Novum. Namensgeber war die Amtspforte, ein 1553 am Südtor der Stadt erbautes Haus, das als Verwaltungs-, Gerichts- und Gefängnisgebäude der Stadt diente. Im Jahr der Gründung des Amtspfortenrotts beherbergte der Fachwerkbau ein Museum. Er wurde von 1987 bis 1992 umfangreich saniert und ist heute mit seiner Holzarchitektur und deren prächtigen Strahlrosetten an den Giebelseiten eines der Wahrzeichen der Stadt.

Die Amtspforte gestern …
… und heute.

Geschichte Bearbeiten

Unter der Bezeichnung Rott oder Rotte ist eine Reihe oder Gruppe von Soldaten zu verstehen. Und da liegt der historische Hintergrund.

Im Jahre 1395 überfielen die Herzöge von Braunschweig-Lüneburg die Stadt Stadthagen. Der Überfall wurde von einer tapferen Bürgerwehr, in Rotts oder Rotten gegliedert und mit langen Schlachtschwertern ausgestattet, in einem Straßenkampf erfolgreich abgewehrt. Dieser Waffenerfolg wurde alljährlich bei der Wiederkehr des ruhmreichen Gedenktages festlich gefeiert und daran erinnert noch heute die Feier des historischen Schützenfestes. Dabei werden die „siegreichen“ Männer von ihren Frauen mit Speis und Trank bewirtet.

 
Das Rott im Gründungsjahr 1963

Rottfrühstück Bearbeiten

Kern des Stadthäger Bürgerschützenfestes ist das Rottfrühstück, eine reine Männerveranstaltung, das in Erinnerung und in Würdigung an die Schlacht von 1395 bis heute als Festmahl an drei Tagen jährlich gefeiert wird. Dazu lädt im jährlichen Wechsel der Rottmeister ein. Im Vordergrund steht dabei neben dem leiblichen Wohl, hergerichtet und serviert durch die Partnerinnen der sogenannten Rottbrüder, das Gespräch und das Kennenlernen von Nachbarn und Freunden. Blasmusik begleitet das Frühstück, durch Männerkehlen fließt nicht nur kühles Bier, sondern aus ihnen erklingen häufig heimatverbundene Lieder. Dieter Geißler, langjähriger Rottbruder, textete ein Rottlied, das nur im Amtspfortenrott gesungen wird, unter dem Titel: „Es war in jenen Tagen, im schönen Stadthagen, da sprach der Liebe Gott: Ich schenke Euch das Amtspfortenrott“. Im Rott sind alle Rottbrüder gleich. Herkunft und Beruf sind ohne Bedeutung. Man duzt sich. Das Rottfrühstück ist gelebte Tradition.

Die Besonderheit: Das Amtspfortenrott ist das einzige Rott, in dem das lokal gebraute Bier des Labels „Amtspforte“ ausgeschenkt wird.

Schützenkönig Bearbeiten

Das Stadthäger Bürgerschützenfest kennt keinen Schützenkönig, sondern nur den „BESTEN SCHUSS“. Jeder Bürger ist aufgefordert, diesen während der Veranstaltung im Schützenhaus zu setzen. Das Amtspfortenrott krönt darüber hinaus seinen eigenen Schützenkönig, der traditionell am Schützenfestfreitag durch Luftgewehrschießen unter den Rottbrüdern ermittelt wird. Den drei besten Schützen wird die Ehre zuteil, beim Rundmarsch mit der jeweiligen Schützenkette um den Hals, in der ersten Reihe zu marschieren.

Rundmarsch Bearbeiten

An das Rottfrühstück schließt sich täglich ein gemeinsamer Rundmarsch aller 15 Rotts durch die Stadt an, die an einer Tribüne mit Bürgermeister und den Honoratioren der Stadt vorbei defilieren. Dem Anlass angemessen ist die feierliche Kleidung der schwarze Anzug, das weiße Hemd, die Schleife in den Schaumburger Farben und der schwarze Zylinderhut. Voran schreitet der Rottmeister und präsentiert würdevoll seine blumengeschmückte Rottlanze.

Manch Gast der Stadt fragt sich verwundert, warum die Rottbrüder bei ihrem Rundmarsch ein Holzgewehr geschultert haben. Dies erinnert an die Schlacht von 1395, in der die Bürger der Stadt diese wehrhaft verteidigten haben. Vor 1922 wurde noch mit richtigen Gewehren marschiert. Heute sind es Holzgewehre.

Aktivitäten Bearbeiten

Auch in der Zeit außerhalb des Historischen Schützenfestes treffen sich die Röttbrüder des Amtspfortenrotts, um z. B. aktiv an lokalen Fußballturnieren als Rottmannschaft teilzunehmen, zum traditionellen Grünkohlessen in jedem Herbst und natürlich auch zu einem Schießwettbewerb, wobei nicht nur mit Kleinkaliber geschossen wird, sondern auch mit der Armbrust.

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  • Heinrich Munk: Oh Hannes, wecken Haut!, 2009