Das Amt Jöllenbeck war ein Amt im Kreis Bielefeld in Nordrhein-Westfalen. Es existierte von 1843 bis 1972. Sein Gebiet liegt heute im Bielefelder Stadtbezirk Jöllenbeck.

Wappen Deutschlandkarte
Amt Jöllenbeck
Deutschlandkarte, Position des Amtes Jöllenbeck hervorgehoben
Basisdaten (Stand 1972)
Koordinaten: 52° 6′ N, 8° 31′ OKoordinaten: 52° 6′ N, 8° 31′ O
Bestandszeitraum: 1843–1972
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Regierungsbezirk: Detmold
Kreis: Bielefeld
Fläche: 29,6 km2
Einwohner: 13.410 (31. Dez. 1966)
Bevölkerungsdichte: 453 Einwohner je km2
Amtsgliederung: 3 Gemeinden

Nach Einweihung des neuen Amtshauses (16. Februar 1936) genehmigte der Oberpräsident der Provinz Westfalen am 31. Oktober 1936 die Führung eines Wappens, welches der Grafiker Waldemar Mallek in Münster entworfen hatte. Es zeigt im Hintergrund die drei Sparren der Grafschaft Ravensberg und eine Garnhaspel, wie sie von den Jöllenbecker Leinewebern verwendet wurde.

Geschichte Bearbeiten

Bis 1806 gehörten die beiden Dörfer Niederjöllenbeck und Oberjöllenbeck, die zusammen das Kirchspiel Jöllenbeck bildeten, zur Vogtei Schildesche im Amt Sparrenberg der Grafschaft Ravensberg.[1] Die Grafschaft Ravensberg gehörte seit dem 17. Jahrhundert zu Preußen.

In der napoleonischen Zeit gehörte das Kirchspiel Jöllenbeck zunächst zum Kanton Werther im Distrikt Bielefeld des Königreichs Westphalen.[2] 1811 kam es zu umfangreichen Änderungen der Verwaltungsgliederung im Raum Bielefeld, da das Gebiet nördlich des Johannisbachs vom Königreich Westphalen nach Frankreich umgegliedert wurde. Während der folgenden zwei Jahre gehörten Niederjöllenbeck und Oberjöllenbeck zum Kanton Enger des Distrikts Minden im französischen Departement der Oberen Ems und bildeten zusammen die Mairie Jöllenbeck.[3]

Nach dem Ende der Franzosenzeit fiel das Ravensberger Land 1813 wieder an Preußen. Im Rahmen einer großen Verwaltungsreform wurde Preußen in neu eingerichtete Provinzen, Regierungsbezirke und Kreise gegliedert. 1816 wurde im Regierungsbezirk Minden der Provinz Westfalen der Kreis Herford gebildet, zu dem zunächst auch die Bürgermeisterei Jöllenbeck, bestehend aus Niederjöllenbeck und Oberjöllenbeck, gehörte.[4] Zum 1. Januar 1832 wurde die Bürgermeisterei Jöllenbeck in den Kreis Bielefeld umgegliedert.[5]

Im Rahmen der Einführung der Westfälischen Landgemeindeordnung wurde im Dezember 1843 im Kreis Bielefeld aus der Bürgermeisterei Jöllenbeck das Amt Jöllenbeck gebildet, das aus den beiden eigenständigen Gemeinden Niederjöllenbeck und Oberjöllenbeck bestand.[6][7] Bis 1922 wurde das Amt Jöllenbeck vom Amtmann des benachbarten Amtes Schildesche mitverwaltet.[8]

 
Das Amt Jöllenbeck im Kreis Bielefeld in den Grenzen von 1969

1930 kam es zu einer umfangreichen kommunalen Neuordnung des Raums Bielefeld.[9] Das Amt Schildesche wurde aufgelöst, da ein großer Teil von ihm nach Bielefeld eingemeindet wurde. Theesen und Vilsendorf aus dem aufgelösten Amt Schildesche kamen neu zum Amt Jöllenbeck. Nieder- und Oberjöllenbeck wurden am 10. August 1952 zur Gemeinde Jöllenbeck zusammengeschlossen.[5] Das Amt bestand seitdem aus drei Gemeinden:

  1. Jöllenbeck (Amtssitz)
  2. Theesen
  3. Vilsendorf

Durch das Gesetz zur Neugliederung des Raumes Bielefeld wurden zum 31. Dezember 1972 die drei Gemeinden des Amtes Jöllenbeck nach Bielefeld eingemeindet und das Amt aufgelöst. Rechtsnachfolger des Amtes wurde die vergrößerte Stadt Bielefeld. Jöllenbeck, Theesen und Vilsendorf bilden heute den Bielefelder Stadtbezirk Jöllenbeck.

Einwohnerentwicklung Bearbeiten

Jahr Einwohner
1843 4.403[10]
1864 3.838[11]
1885 3.745[12]
1910 4.409[13]
1925 4.599[12]
1939 8.836[12]
1966 13.410[5]

Kirchliche Zugehörigkeit Bearbeiten

Das Amt Jöllenbeck war bis 1930 weitgehend deckungsgleich mit dem evangelischen Kirchspiel Jöllenbeck.[10] Die Jöllenbecker Marienkirche war die Pfarrkirche des Kirchspiels.

Literatur Bearbeiten

  • Manfred Nolte: Jöllenbecker Kommunalpolitik zwischen Kaiserreich und Kommunaler Neuordnung. Bielefeld 2013 (Eigenverlag). Zum Wappen vgl. dort S. 53–54

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Peter Florenz Weddigen: Topographie der Amtsdistrikte Schildesche und Werther. (Digitalisat) In: Westphälisches Magazin zur Geographie, Historie und Statistik. 1788, S. 236 f, abgerufen am 22. April 2010.
  2. Eintheilung derjenigen Cantons des Districtes Bielefeld, im Weser-Departement, enthält, in welchen zwei Municipalitäten seyn sollen. 18. Mai 1808, S. 140 f, abgerufen am 23. April 2010 (Digitalisat).
  3. Albrecht Lasius: Der französische Kayserstaat unter der Regierung des Kaysers Napoleon des Großen. (Digitalisat) 1812, S. 204, abgerufen am 21. April 2010.
  4. Alfred Bruns (Hrsg.): Westfalenlexikon 1832-1835. (Nachdrucke zur westfälischen Archivpflege). Westfälisches Landesamt für Archivpflege, Münster 1978.
  5. a b c Landkreis Bielefeld (Hrsg.): 150 Jahre Landkreis Bielefeld. 1966.
  6. Verordnung Nr. 22. (Digitalisat) In: Amtsblatt der Regierung Minden. 3. Januar 1844, S. 360, abgerufen am 22. April 2010.
  7. Landgemeindeordnung für die Provinz Westfalen. (Digitalisat; PDF; 1,6 MB) In: Gesetz-Sammlung für die Königlichen Preußischen Staaten. 31. Oktober 1841, abgerufen am 14. April 2010.
  8. Rolf Jehke: Territoriale Veränderungen in Deutschland. Abgerufen am 22. April 2010.
  9. Gesetz über die Erweiterung des Stadtkreises Bielefeld. (pdf; 7 kB) In: Gesetz-Sammlung für die Königlichen Preußischen Staaten. 11. Juni 1930, S. § 1, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 18. Juli 2011; abgerufen am 14. April 2010.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.bielefeld.de
  10. a b Seemann: Geographisch-statistisch-topographische Übersicht des Regierungsbezirks Minden. (pdf; 802 kB) 1845, S. 52-57, abgerufen am 23. April 2010.
  11. Topographisch-statistisches Handbuch des Regierungs-Bezirks Minden. (Digitalisat) 1866, S. 10, abgerufen am 22. April 2010.
  12. a b c Michael Rademacher: Bielefeld. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  13. Uli Schubert: Deutsches Gemeindeverzeichnis 1910. Abgerufen am 22. Mai 2009.