Amt Blossin

Verwaltungseinheit im Königreich Preußen

Das Amt Blossin war ein königlich-preußisches Amt, das zur Herrschaft Königs Wusterhausen gehörte. 1729 wurde es mit dem Erwerb des Ortes Blossin (Gem. Heidesee, Landkreis Dahme-Spreewald, Brandenburg) geschaffen, 1829 wurde es zum Amt Königs Wusterhausen gelegt und aufgelöst. Der Sitz war im Amtsvorwerk Blossin. Das Amtsgebiet umfasste bis zu fünf Gemeinden sowie einige Vorwerke und Schäfereien und gehört heute zur Gemeinde Heidesee und zur amtsfreien Stadt Storkow (Mark) (Landkreis Oder-Spree). Es wurde 1810 in ein Rentamt Blossin umgewandelt. 1817 hatte es 527 Einwohner.[1]

Gutshaus in Blossin und ehemaliger Sitz des Amtes Blossin

Geographische Lage Bearbeiten

Das Amtsgebiet umfasste drei nicht zusammenhängende Teile, die Dörfer Blossin, Kolberg und Görsdorf mit einigen Vorwerken und Schäfereien, den Ort Schwerin und das auf der Gemarkung Streganz liegende Vorwerk Klein-Eichholz. Das für einige Jahrzehnte dem Amt zugeordnete Gräbendorf lag ebenfalls nicht direkt an das übrige Amtsgebiet anschließend westlich des Hauptkomplexes.

Zugehörige Gemeinden und Siedlungen Bearbeiten

Das Amt Blossin umfasste 1817 vier Dörfer, drei Vorwerke, zwei Schäfereien und eine Wasser- und Schneidemühle.[1]

  • Blossin (1817: Dorf und Amtsvorwerk, inkl. Heideschäferei 169 Einw.) (heute ein Ortsteil der Gem. Heidesee). Wurde am 31. Oktober 1729 vom damaligen preußischen König von dem Präsidenten Friedrich Wilhelm v. Bartholdy, Freiherr v. Micrander für 22.000 Taler[2] (16.000 Taler[3]) gekauft. 1810 wurde das Vorwerk Blossin zu Erbpacht verkauft.
  • Busch (1817: Vorwerk, zu Görsdorf gehörig) (heute ein Gemeindeteil im Ortsteil Görsdorf, Stadt Storkow (Mark))
  • Kolberg (1817: Colberg, Dorf, Vorwerk und Ziegelei, 82 Einwohner) (heute ein Ortsteil der Gem. Heidesee). Wurde am 14. März 1730 zusammen mit Klein-Eichholz dem Adam Christoph von Wins für 14.000 Taler abgekauft.[3]
  • Kurtmühle (1817: Curthmühle, Wasser- und Schneidemühle, zu Schwerin gehörig) (heute ein Wohnplatz im Ortsteil Schwerin der Stadt Storkow (Mark))
  • Klein-Eichholz (1817: Vorwerk, 33 Einw.) (heute ein Gemeindeteil im Ortsteil Streganz der Gem. Heidesee). Wurde am 14. März 1730 zusammen mit Kolberg dem Adam Christoph von Wins für 14.000 Taler abgekauft.[3]
  • Görsdorf b. Storkow (1817: Dorf, inkl. Vorwerk Busch, 151 Einwohner) (heute ein Ortsteil der Stadt Storkow (Mark)). Wurde am 14. März 1730 dem Christian Ernst Steinkeller für 14.000 Taler abgekauft und zum Amt gelegt.[3]
  • Heideschäferei (später auch Bergschäferei genannt) (1817: Schäferei, zu Blossin gehörig) (heute Wohnplatz Bergschäferei im Ortsteil Blossin der Gem. Heidesee)
  • Lippe (1817: Schäferei, zu Schwerin gehörig) (existiert nicht mehr, lag südwestlich vom Ortskern von Schwerin, und südlich vom Dutzend See[4]) (das Areal gehört heute zu Schwerin). Es gab eine zweite Schäferei namens Lippe, die noch etwas weiter südwestlich auf Streganzer Gemarkung lag. Sie wurde zur Unterscheidung Streganz-Lippe genannt.
  • Prierosbrück (1805/1817: Forsthaus und Krug). 1717 zusammen mit Gräben angekauft von den Brüdern Johann und Paul Bergius. Gehörte 1805 noch zum Amt Blossin,[5] 1817 dann zum Amt Königs Wusterhausen[1]
  • Schwerin (1817: Dorf und Gut, inkl. Schäferei Lippe und Kurthmühle 92 Einwohner) (heute ein Ortsteil der Stadt Storkow (Mark)). Das Dorf wurde 1730 den v. Hohnstedt abgekauft. Schon am 18. November 1750 einem NN Zimmermann in Erbpacht gegeben.[6]

Das 1717 für 22.000 Taler von den Brüdern Johann und Paul Bergius erworbene Gräbendorf (heute Ortsteil der Gemeinde Heidesee) gehörte ursprünglich zur Herrschaft Teupitz. Es muss dem Amt Blossin nach 1729/30 zugeordnet worden sein.[7] Wöhner führt Gräbendorf bereits 1801 nicht mehr unter dem Amt Plossin.[8] Dagegen listet es Büsching noch unter dem Amt Blossin,[9] d. h. die Zuordnung von Gräbendorf zum Amt Blossin muss zwischen 1775 und 1801 zugunsten des Amtes Königs Wusterhausen geändert worden sein. 1810 wurden die Vorwerke des Amtes Blossin verpachtet.[10] Das Amt wurde nun in ein Rentamt umgewandelt, d. h. der zuständige Beamte zog nur noch die Renten und Abgaben ein, die zum Amt geleistet werden mussten. Er betrieb keine Eigenwirtschaft mehr auf den Vorwerken. Die Verwaltung der Ämter der Herrschaft Königs Wusterhausen, und damit auch die des Amtes Blossin war an die Königliche Regierung in Potsdam überwiesen worden. 1829 wurde das Amt Blossin aufgelöst und dem Amt Königs Wusterhausen zugewiesen. 1843 wurde die Herrschaft Wusterhausen wieder aus der Verwaltung der Königlichen Regierung in Potsdam gelöst und der Hofkammer der Königlichen Familiengüter zugeteilt. Das Amt Königs Wusterhausen wurde 1872 aufgelöst.

Amtleute (unvollständig) Bearbeiten

  • 1811 bis 1824 Adolph Ferdinand Kiekebusch, Kammerrat und Rentbeamter[11][12][13]

Literatur Bearbeiten

  • Friedrich Beck, Lieselott Enders, Heinz Braun (unter Mitarbeit von Margot Beck, Barbara Merker): Behörden und Institutionen in den Territorien Kurmark, Neumark, Niederlausitz bis 1808/16. Brandenburgisches Landeshauptarchiv Corporation, Böhlau, Weimar 1964 (Übersicht über die Bestände des Brandenburgischen Landeshauptarchivs Potsdam, Teil 1, Schriftenreihe: Veröffentlichungen des Brandenburgischen Landeshauptarchivs Band 4), ISSN 0435-5946.
  • Lieselott Enders, Margot Beck: Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil IV: Teltow. Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar 1976.
  • Francesko Rocca: Geschichte und Verwaltung der Königlichen Familiengüter: nach den Akten und Urkunden der Kgl. Hofkammer in Charlottenburg zusammengestellt. Rohde, Berlin 1913–1914 (Im Folgenden abgekürzt Rocca, Königliche Familiengüter mit entsprechender Seitenzahl)
  • Joachim Schölzel: Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil IX Beeskow-Storkow. Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar 1989, ISBN 3-7400-0104-6.
  • Berthold Schulze: Besitz- und siedlungsgeschichtliche Statistik der brandenburgischen Ämter und Städte 1540–1800. Beiband zur Brandenburgischen Ämterkarte. (Einzelschriften der historischen Kommission für die Provinz Brandenburg und die Reichshauptstadt Berlin, Band 7). Kommissionsverlag von Gsellius, Berlin 1935.
  • Wilhelm Spatz: Der Teltow. Teil 3: Geschichte der Ortschaften des Kreises Teltow. Rohde, Berlin 1912.
  • Paul Gottlieb Wöhner: Steuerverfassung des platten Landes der Kurmark Brandenburg. Band 2, Vossische Buchhandlung, Berlin 1805, S. 190. (online bei Google Books)

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c Ortschafts-Verzeichniß des Regierungs-Bezirks Potsdam nach der neuesten Kreiseintheilung vom Jahre 1817, mit Bemerkung des Kreises, zu welchem der Ort früher gehörte, der Qualität, Seelenzahl, Confession, kirchlichen Verhältnisse, Besitzer und Addreß-Oerter nebst alphabethischem Register. Georg Decker, Berlin (online bei Google Books)
  2. Ernst Heinrich Kneschke: Neues allgemeines Deutsches Adels-Lexikon. 6. Band, Friedrich Voigt’s Buchhandlung, Leipzig 1865, S. 286.
  3. a b c d Rocca, Königliche Familiengüter, S. 4.
  4. Die Schäferei Lippa in der Topographischen Karte des Deutschen Reiches um 1900 im Brandenburg-Viewer (Memento vom 2. Februar 2014 im Internet Archive). Abgerufen am 7. April 2024.
  5. Friedrich Wilhelm August Bratring: Statistisch-topographische Beschreibung der gesammten Mark Brandenburg. Zweiter Band. Die Mittelmark und Ukermark enthaltend. VIII, 583 S., Berlin, Maurer, 1805 Online bei Google Books
  6. Rocca, Königliche Familiengüter, S. 10.
  7. vgl. L. Enders, M. Beck: Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil IV: Teltow. 1976, S. 87/88. und Berthold Schulze: Besitz- und siedlungsgeschichtliche Statistik... 1935, S. 107/108.
  8. Wöhner: Steuerverfassung des platten Landes... Band 2, 1805, S. 190.
  9. Anton Friedrich Büsching: Vollständige Topographie der Mark Brandenburg. Verlag der Buchh. der Realschule, Berlin 1775 (online bei Google Books), S. 103.
  10. Bekanntmachung. (Blossin, Colberg und Klein Eichholz und die Buschmeierei in Görsdorf werden zu Erbpacht ausgetan). In: Annalen des Ackerbaus. 11, Berlin 1810, S. 99–100. (online bei Google Books)
  11. Brandenburgisches Landeshauptarchiv - Online Recherche: Erbpachtvertrag vom 6. Juli 1811 mit dem Kammerrat Adolph Ferdinand Kiekebusch wegen Überlassung des Kützingsees im Amt Blossin. 1811, 1813
  12. Handbuch über den königlich preussischen Hof und Staat für das Jahr 1818. Georg Decker, Berlin 1818, S. 188.
  13. Handbuch über den königlich preussischen Hof und Staat für das Jahr 1824. Georg Decker, Berlin 1824, S. 194.

Koordinaten: 52° 15′ N, 13° 48′ O