Fassmer BL 44 ist die Werftbezeichnung einer Baureihe von Tonnenlegern der Fassmer-Werft in Berne. Von dem Typ wurden drei Einheiten für die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes gebaut.

Fassmer BL 44
Amrumbank
Amrumbank
Schiffsdaten

zugehörige Schiffe

Amrumbank
Nordergründe
Schillig

Schiffsart Tonnenleger
Bauwerft Fr. Fassmer, Berne/Motzen
Bauzeitraum 2010 bis 2013
Gebaute Einheiten 3
Schiffsmaße und Besatzung
Vermessung 494 BRZ / 148 NRZ
(Amrumbank)

499 BRZ / 149 NRZ
(Nordergründe)
444 BRZ / 133 NRZ
(Schillig)

 
Besatzung 6–7
Maschinenanlage
Maschine 2 × MAN-Dieselmotor
Propeller 2 × Voith-Schneider-Propeller
Transportkapazitäten
Tragfähigkeit 149 t (Amrumbank)

164 t (Nordergründe)
430 t (Schillig) tdw

Sonstiges
Klassifizierungen Lloyd’s Register

Geschichte Bearbeiten

Die Schiffe wurden 2009 von der Fachstelle Maschinenwesen Nord in Auftrag gegeben.[1] Sie wurden auf der Werft Fr. Fassmer in Berne gebaut. Das Auftragsvolumen betrug rund 40 Millionen Euro.[2]

Einsatz Bearbeiten

Die Hauptaufgabe der Schiffe sind das Auslegen, Einholen und die Kontrolle von Seezeichen. Die Schiffe können auch für Verkehrssicherungsaufgaben, zur Bergung von Hindernissen und als Hilfsschiff bei Havarien eingesetzt werden.[3]

Die Nordergründe kann auch für die Brandbekämpfung eingesetzt werden. Hierfür befinden sich zwei um 300 Grad drehbare Feuerlöschmonitore mit einer Wurfweite von 115 Metern an Bord.[4] Einer der Löschmonitore befindet sich oberhalb des Peildecks, der andere auf einem 10 Meter ausfahrbaren Hydraulikmast im hinteren Bereich der Decksaufbauten. Für den Einsatz in gefährlicher Atmosphäre können die Decksaufbauten gegen die Außenluft abgeschottet werden.[5]

An Bord der Schillig befindet sich ein Labor für die Durchführung gewässerkundlicher Aufgaben.[6][7]

Technische Daten und Ausstattung Bearbeiten

Die Abmessungen und Ausstattungen der Schiffe unterscheiden sich etwas. Die Amrumbank ist 44,5 m lang (41,49 m zwischen den Loten) und 10,5 m breit. Die Seitenhöhe beträgt 3,3 m, der maximale Tiefgang 1,8 m. Die Nordergründe ist 43,12 m lang (41 m zwischen den Loten) und 10,65 m breit. Die Seitenhöhe beträgt 3,8 m, der maximale Tiefgang 2,4 m. Die Schillig ist 43,85 m lang und 9,56 m breit. Die Seitenhöhe beträgt 3,2 m, der maximale Tiefgang 1,6 m.

Die Schiffe werden von zwei MAN-Dieselmotoren des Typs D2842 angetrieben. Bei der Amrumbank und der Schillig wurden Motoren mit jeweils 375 kW Leistung verbaut, die Antriebsmotoren der Nordergründe haben jeweils 588 kW Leistung. Die Motoren wirken über Untersetzungsgetriebe auf jeweils einen Voith-Schneider-Propeller. Die Schiffe erreichen eine Geschwindigkeit von rund 11 bis 12 kn. Die Schiffe sind mit einem mit 200 kW (Amrumbank / Schillig) bzw. 300 kW (Nordergründe) Leistung angetriebenen Bugstrahlruder ausgerüstet.

Für die Stromversorgung stehen zwei von MAN-Dieselmotoren angetriebene Generatoren zur Verfügung. Auf den Schiffen wurden teilweise Motoren mit unterschiedlichen Leistungen – 345 bzw. 244 kW Leistung – verbaut. Als Notstromaggregat steht ein von einem Deutz-Dieselmotor mit 77 kW Leistung angetriebener Generator zur Verfügung.[7] An Bord der Nordergründe wurde für den Betrieb der beiden Feuerlöschpumpen ein separates MAN-Aggregat verbaut.[5]

Der Rumpf der Schiffe ist eisverstärkt.[8] Die Schiffe verfügen über ein offenes Arbeitsdeck im Achterschiffsbereich. Für das Aussetzen und Einholen von schwimmenden Seezeichen steht ein mit einer Seegangsnachfolgeeinrichtung ausgerüsteter Arbeitskran zur Verfügung. Der Kran ist direkt hinter den Decksaufbauten installiert. Die Kapazitäten der Krane unterscheiden sich auf den Schiffen etwas und liegen zwischen 8,5 und 12 t.

Die Decksaufbauten befinden sich im Vorschiffsbereich. An Bord der Schiffe befinden sich sechs Kammern sowie eine Kapitänskabine. In den Mannschaftsunterkünften können sieben bzw. zehn Personen untergebracht werden.[7][5]

Schiffe Bearbeiten

Fassmer BL 44
Bauname Baunummer IMO-Nummer Kiellegung
Stapellauf
Ablieferung
Amrumbank 5010 9627851 10. November 2010
November 2011
17. November 2011
Nordergründe 5011 9641778 6. Oktober 2011
14. August 2012
1. November 2012[9]
Schillig 5012 9652454 23. April 2012
 
22. Februar 2013

Die Amrumbank wurde für das damalige Wasser- und Schifffahrtsamt Tönning gebaut. Taufe und Übergabe erfolgten am 17. November 2011.[10][11] Das Schiff ist dem Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Elbe-Nordsee unterstellt und in erster Linie vor der schleswig-holsteinischen Westküste eingesetzt. Es wurde nach der Amrumbank genannten Untiefe vor Amrum benannt und ersetzt den Tonnenleger Johann Georg Repsold, der am 17. November 2011 außer Dienst gestellt wurde.[12][13]

Die Nordergründe wurde für das damalige Wasser- und Schifffahrtsamt Bremerhaven gebaut. Das Schiff wurde am 29. August 2012 in Berne getauft. Taufpatin war Heike Grantz, Ehefrau des Bremerhavener Oberbürgermeisters Melf Grantz.[4] Das Schiff ersetzte die bisherigen Tonnenleger Bruno Illing und die im Sommer 2012 außer Dienst gestellte Eversand sowie das Motorboot Imsum des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes in Bremerhaven.[5] Das Schiff ist dem Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Weser-Jade-Nordsee unterstellt und wird von diesem in erster Linie auf Außen- und Unterweser eingesetzt. Namensgeber des Schiffes ist das gleichnamige Seegebiet in der Wesermündung.[14] Die Baukosten des Schiffes beliefen sich auf rund 15 Millionen Euro. Es ist damit das teuerste der drei Schiffe des Typs.[4]

Die Schillig wurde für das damalige Wasser- und Schifffahrtsamt Wilhelmshaven gebaut. Die Baukosten betrugen rund 11,9 Millionen Euro.[7] Die Indienststellung des Tonnenlegers erfolgte am 11. März 2013 im Beisein vom Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium Enak Ferlemann. Taufpatin des Schiffes war Ulrike Wagner, die Frau des Wilhelmshavener Oberbürgermeisters Andreas Wagner.[6] Das nach dem Ort an der Jademündung benannte Schiff ist dem Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Weser-Jade-Nordsee unterstellt und wird im Bereich von Jade und Jadebusen und dem ostfriesischen Wattenmeer eingesetzt. Es ersetzte die Namensvorgängerin Schillig und das bereits 2012 außer Dienst gestellte, gewässerkundliche Messschiff Minseneroog sowie das Motorboot Blaue Balje.[7]

Siehe auch Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Fassmer BL 44 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Wasserfahrzeuge, Fachstelle Maschinenwesen Nord. Abgerufen am 23. Mai 2022.
  2. Fassmer liefert Tonnenleger „Amrumbank“, NWZ Online, 18. November 2011. Abgerufen am 23. Mai 2022.
  3. Tonnenleger Amrumbank, Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Elbe-Nordsee. Abgerufen am 23. Mai 2022.
  4. a b c Hannelore Johannesdotter: Mehr als nur ein Tonnenleger, Weser-Kurier, 30. August 2012. Abgerufen am 23. Mai 2022.
  5. a b c d Kraftpaket für die Weser (Memento vom 5. Januar 2016 im Internet Archive), Presseinformation der Fassmer-Werft und der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes, 29. August 2012 (PDF, 272 kB).
  6. a b Der neue Tonnenleger kann noch mehr, Wilhelmshavener Zeitung, 12. März 2013, Seite 5.
  7. a b c d e Ein Tonnenleger mit Mehrwert (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive), Presseinformation der Fassmer-Werft und der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes, 11. März 2013 (PDF, 412 kB).
  8. 44 m Buoy Layer (BL 44) (Memento vom 7. Juni 2013 im Internet Archive), Fassmer.
  9. Erster Arbeitstag für die „Nordergründe“ (Memento vom 14. März 2019 im Internet Archive), Pressemitteilung, Wasser- und Schifffahrtsamt Bremerhaven, 2. November 2012 (PDF, 600 kB).
  10. Neuer Tonnenleger für Amrum, THB – Deutsche Schiffahrts-Zeitung, 21. November 2011.
  11. Taufe und Indienststellung Tonnenleger „Amrumbank“ (Memento vom 14. April 2014 im Internet Archive), Fachstelle Maschinenwesen Nord, 17. November 2011.
  12. „Johann Georg Repsold“ geht in Rente, Der Insel-Bote, 5. November 2011. Abgerufen am 23. Mai 2022.
  13. Peter Lückel: Tonnenleger Johann Georg Repsold verließ Amrum, AmrumNews, 6. Februar 2012. Abgerufen am 23. Mai 2022.
  14. Marco Butzkus: High-Tech-Tonnenleger für Bremerhaven: „Nordergründe“ ab November im Einsatz (Memento vom 27. August 2012 im Internet Archive), Stadt Bremerhaven, 23. August 2012.