Altleiningen
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Koordinaten: 49° 30′ N, 8° 4′ O | |
Basisdaten | ||
Bundesland: | Rheinland-Pfalz | |
Landkreis: | Bad Dürkheim | |
Verbandsgemeinde: | Leiningerland | |
Höhe: | 301 m ü. NHN | |
Fläche: | 11,47 km2 | |
Einwohner: | 1716 (31. Dez. 2018)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 150 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 67317 | |
Vorwahl: | 06356 | |
Kfz-Kennzeichen: | DÜW | |
Gemeindeschlüssel: | 07 3 32 001 | |
Adresse der Verbandsverwaltung: | Industriestraße 11 67269 Grünstadt | |
Website: | ||
Ortsbürgermeister: | Gunther Schneider | |
Lage der Ortsgemeinde Altleiningen im Landkreis Bad Dürkheim | ||
Altleiningen ist eine Ortsgemeinde im rheinland-pfälzischen Landkreis Bad Dürkheim. Sie gehört der Verbandsgemeinde Leiningerland an. Altleiningen ist ein staatlich anerkannter Fremdenverkehrsort.[2]
GeographieBearbeiten
LageBearbeiten
Der Ort liegt auf 300 m ü. NHN im nordöstlichen Pfälzerwald größtenteils in dessen Gebirgsvorsprung Leininger Sporn. Nachbargemeinden sind im Uhrzeigersinn – einschließlich Exklaven – Wattenheim und Neuleiningen im Norden, Battenberg im Nordosten, Bobenheim am Berg und Weisenheim am Berg im Osten, Freinsheim, Bad Dürkheim, und Dackenheim im Südosten sowie Kirchheim an der Weinstraße, Carlsberg, Grünstadt und erneut Carlsberg im Westen.
Zu Altleiningen gehören zusätzlich zwei Kilometer südlich liegende Ortsteil Höningen sowie die Wohnplätze Amseltal, Maihof-Drahtzug, Gartenhof, Großsägmühle, Junghof, Kleinsägmühle, Leininger Tal, Hof am Hang, Neuhof, Spechttal, Tränkwoog, Waldheim und Weiherhof.[3]
Erhebungen und GewässerBearbeiten
Im Südwesten des Gemeindegebiets erhebt sich der 424,1 Meter hohe Leuchtenberg und westlich von diesem an der Gemarkungsgrenze einer Exklave von Kirchheim der 432,5 Meter hohe Harsberg.
Die Kerngemeinde befindet sich im Tal des Eckbachs. Nachdem dieser in Südwest-Nordost das Siedlungsgebiet durchflossen hat, nimmt er zunächst von links den Rothbach auf und danach von rechts den Höninger Bach.
GeschichteBearbeiten
NameBearbeiten
Altleiningen, ursprünglich Leiningen, wurde erstmals im Jahr 780 im Lorscher Codex anlässlich einer Schenkung an das Kloster Lorsch urkundlich erwähnt.[4] Die Schenkung betraf ein Waldgebiet „in linunga marca“ (auf leininger Gemarkung). Der Name bezog sich auf den Leinbaum, eine Bezeichnung, die damals in der Gegend sowohl für den Spitzahorn als auch für die Sommerlinde verwendet wurde. Weil beide Baumarten an seinen Ufern häufig vorkamen, führte der Eckbach zu dieser Zeit den Namen Leinbach. Hiervon leitet sich das Adelsgeschlecht der Leininger ab, dem das Leiningerland jahrhundertelang zu Eigen war und das eine Linde im Wappen führte.
ChronikBearbeiten
Seit dem Mittelalter gehörte Altleiningen den Leininger Grafen, deren Stammburg auf einem Bergrücken über dem Dorf liegt. Nachdem die Französische Revolution zum Ende des 18. Jahrhunderts auf die linksrheinischen Gebiete der Kurpfalz übergegriffen hatte, war auch Altleiningen vorübergehend Teil des französischen Departements Donnersberg. Bereits zu diesem Zeitpunkt bildete Altleiningen mit dem südlichen Nachbarort Höningen eine Gemeinde.
Von 1798 bis 1814, als die Pfalz Teil der Französischen Republik (bis 1804) und anschließend Teil des Napoleonischen Kaiserreichs war, war Altleiningen und Höningen in den Kanton Grünstadt eingegliedert und Sitz einer eigenen Mairie. 1815 wurde das Dorf nach dem Wiener Kongress Österreich zugeschlagen. Bereits ein Jahr später wechselte es wie die gesamte Pfalz in das Königreich Bayern. Von 1818 bis 1862 gehörte „Alt-Leiningen“ dem Landkommissariat Frankenthal an; aus diesem ging das Bezirksamt Frankenthal hervor.
Ab 1939 war die Gemeinde Bestandteil des Landkreises Frankenthal (Pfalz). Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Ort innerhalb der französischen Besatzungszone Teil des damals neu gebildeten Landes Rheinland-Pfalz. Im Zuge der ersten rheinland-pfälzischen Verwaltungsreform wechselte der Ort in den neu geschaffenen Landkreis Bad Dürkheim. Drei Jahre später wurde er Bestandteil der ebenfalls neu geschaffenen Verbandsgemeinde Hettenleidelheim. 2018 erfolgte die Zuordnung zur Verbandsgemeinde Leiningerland.
BevölkerungBearbeiten
BevölkerungsentwicklungBearbeiten
Die Entwicklung der Einwohnerzahl von Altleiningen, die Werte von 1871 bis 1987 beruhen auf Volkszählungen:[2][1]
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ReligionBearbeiten
Im etwa 2 Kilometer südlich gelegenen Ortsteil Höningen befinden sich die im romanischen Stil errichtete evangelische Kirche St. Jacob sowie die Überreste des Chorherrenstifts Kloster Höningen. Letztere umfassen den Torbogen am nördlichen Ortseingang, den Westgiebel jeweils von Konventsgebäude und Klosterkirche, die sich beide parallel zur heutigen Hauptstraße befinden. St. Jacob und das Kloster wurden um das Jahr 1120 erbaut. Zwei Schutzbriefe von Papst Innozenz II. beziehungsweise Kaiser Friedrich Barbarossa spiegeln die Bedeutung des Klosters zur Gründungszeit wider.
Ende 2011 waren 43 % der Einwohner evangelisch und 30 % katholisch. 24 % waren konfessionslos und 3 % gehörten einer sonstigen Religion an.[5] Die einst vor Ort ansässige jüdische Gemeinde besaß ab 1834 eine Synagoge, die Anfang des 20. Jahrhunderts profaniert und in der Folgezeit abgerissen wurde.
PolitikBearbeiten
GemeinderatBearbeiten
Der Gemeinderat in Altleiningen besteht aus 16 Ratsmitgliedern, die bei der Kommunalwahl am 26. Mai 2019 in einer personalisierten Verhältniswahl gewählt wurden, und dem ehrenamtlichen Ortsbürgermeister als Vorsitzendem.
Die Sitzverteilung im Gemeinderat:
Wahl | SPD | CDU | FWG | WGD | WGK | Gesamt |
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2019[6] | – | 3 | 5 | 6 | 2 | 16 Sitze |
2014[7] | 2 | 3 | 3 | 7 | 1 | 16 Sitze |
2009 | 3 | 1 | 5 | 6 | 1 | 16 Sitze |
2004 | 2 | 3 | – | 7 | 4 | 16 Sitze |
- FWG = Freie Wählergruppe Leiningerland e. V.
- WGD = Wählergruppe Dennhardt
- WGK = Wählergruppe Köhler
BürgermeisterBearbeiten
Ortsbürgermeister von Altleiningen ist Gunther Schneider (WGD). Bei der Kommunalwahl am 26. Mai 2019 war kein Kandidat angetreten. Schneider wurde im August 2019 einstimmig durch den Gemeinderat gewählt und ist damit Nachfolger von Frank Dennhardt (WGS), der nicht mehr für dieses Amt kandidiert hatte (jetzt Beigeordneter der Gemeinde).[8][9]
Liste der BürgermeisterBearbeiten
seit 2019 Gunther Schneider (WG Dennhardt) |
1910–1931 Karl Heinrich Klein |
WappenBearbeiten
Blasonierung: „In Rot ein schwebendes angetatztes goldenes Kreuz mit eingeschlagenen eichenblattartigen Verzierungen an den Balkenenden, bewinkelt von vier silbernen Adlern“[10] | |
Wappenbegründung: Es wurde 1980 von der Bezirksregierung Neustadt genehmigt und geht zurück auf ein Siegel von 1716. Es entspricht dem Wappen der Grafen von Leiningen-Westerburg, die auf der Altleininger Burg ihren Stammsitz hatten. |
Kultur und SehenswürdigkeitenBearbeiten
KulturdenkmälerBearbeiten
Die Burg Altleiningen ist als Denkmalzone ausgewiesen. Sie wurde auf der Kuppe eines etwa 400 Meter hohen Berges erbaut, der sich über dem linken Eckbachufer erhebt. In die Burg wurden im 20. Jahrhundert eine Jugendherberge und – im Burggraben – ein beheiztes Freibad integriert. In der überdachten „Ehrenhalle“, einem durch Arkaden zum Burghof hin abgetrennten Raum, führen seit 1980 die Burgspiele Altleiningen alljährlich in den Sommermonaten anspruchsvolle Theaterstücke auf – klassische, moderne, häufig auch solche mit historischem Bezug.
Hinzu kommen zahlreiche Einzeldenkmäler, darunter die Inschrifttafel des 20-Röhren-Brunnens, der aus einem Stollen gespeist wird, welcher zur Versorgung der oberhalb gelegenen Burg um das Jahr 1600 tief in den Fels getrieben wurde. Von diesem bezieht der Eckbach inzwischen den größten Teil seiner Wasserführung.
NaturBearbeiten
Vor Ort existieren insgesamt drei Naturdenkmale.
Die Lage im Pfälzerwald begünstigt das Vorkommen seltener Tier- und Pflanzenarten. So wird der Keller der Altleininger Burg von einer großen Fledermaus-Population des Großen Mausohrs zur Aufzucht des Nachwuchses genutzt.[11] Seltene Pflanzen wie die Bienen-Ragwurz und andere Orchideen im Umkreis von Altleiningen zählen zu den botanischen Besonderheiten. Die weitgehend intakte Natur bescherte in den letzten Jahrzehnten auch dem Tourismus einen Aufschwung. Beliebte Ausflugsziele der Region sind zum Beispiel der Kamelkopf, der Ungeheuersee, der Rahnfels und der Isenachweiher.
Wirtschaft und InfrastrukturBearbeiten
Ansässige UnternehmenBearbeiten
Die Industrieniederlassung Maihof-Drahtzug liegt am Eckbach 2 Kilometer nordöstlich des Dorfes und ist benannt nach der Drahtzug Stein GmbH + Co. KG, die dort ihre Produktionsstätte besitzt. Das Unternehmen ist der größte Arbeitgeber im Landkreis Bad Dürkheim.
VerkehrBearbeiten
Altleiningen war ab 1903 Endpunkt einer in Grünstadt beginnenden Nebenbahn. Von 1903 bis 1967 fand auf der Strecke ÖPNV statt, noch bis Ende 2005 wurde die aufrechterhaltene Teilstrecke Grünstadt–Drahtzug für den Güterverkehr des Unternehmens genutzt. Nächstgelegene Bahnstation ist mittlerweile der Bahnhof Eisenberg (Pfalz) an der Eistalbahn.
Der Omnibusverkehr fährt an der Strecke Grünstadt–Altleiningen den Haltepunkt Drahtzug an.
TourismusBearbeiten
Durch die Gemeinde verlaufen der Fernwanderweg Saar-Rhein-Main, der mit einem gelben Kreuz markiert ist sowie ein Wanderweg, der mit einem grün-roten Balken markiert ist und der Eckbach-Mühlenwanderweg.
BildungBearbeiten
An die von 1573 bis 1630 existierende Höninger Lateinschule, in der das Leininger-Gymnasium im nahen Grünstadt seine Wurzeln hat, erinnert das Torhaus am Eingang zur Hintergasse.
PersönlichkeitenBearbeiten
Söhne und Töchter der GemeindeBearbeiten
- Friedrich I. zu Leiningen-Westerburg-Altleiningen (1761–1839), Graf aus dem Adelsgeschlecht Leiningen, Standesherr und Abgeordneter
- Friedrich II. zu Leiningen-Westerburg-Altleiningen (1806–1868), Graf aus dem Adelsgeschlecht Leiningen, Standesherr und Abgeordneter
- Phil Jutzi (1896–1946), Filmregisseur
Weitere PersönlichkeitenBearbeiten
- Silvio Adzic (* 1980), Fußballspieler, ist im Ort aufgewachsen.
- Iris Nieland (* 1960), Politikerin (AfD), lebt im Ort.
- Karl Christian Parcus (1763–1819), 1792/93 für Altleiningen Mitglied des Rheinisch-Deutschen Nationalkonvents
- Theodor Rhodius (~1572–1625), lutherischer Pfarrer und neulateinischer Dramatiker, besuchte als Stipendiat die Höninger Lateinschule
- Winfried Storhas, Professor für Bioreaktionstechnik, Hochschule für Technik und Gestaltung Mannheim, lebt vor Ort
- Norbert Sund (* 1959), Volleyballspieler, wohnt vor Ort
- Otto Wilms (1915–1992), Pfälzer Heimat- und Mundartdichter, machte sich in der Gemeinde 1946 als ambulanter Händler selbständig
- Patrick Wittich (* 1982), Fußballspieler, spielte von 2007 bis 2008 beim TuS Altleiningen
LiteraturBearbeiten
- Literatur über Altleiningen in der Rheinland-Pfälzischen Landesbibliographie
WeblinksBearbeiten
- www.altleiningen.de, private Seite
EinzelnachweiseBearbeiten
- ↑ a b Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz – Bevölkerungsstand 2018, Gemeindeebene (Hilfe dazu).
- ↑ a b Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz – Regionaldaten
- ↑ Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz – Amtliches Verzeichnis der Gemeinden und Gemeindeteile 2010, Seite 87 (PDF; 2,3 MB)
- ↑ Minst, Karl Josef [Übers.]: Lorscher Codex (Band 3), Urkunde 1287, 30. Juni 780 – Reg. 1582. In: Heidelberger historische Bestände – digital. Universitätsbibliothek Heidelberg, S. 184, abgerufen am 17. Februar 2016.
- ↑ ewois, Stand: 31. Oktober 2011
- ↑ Der Landeswahlleiter RLP: Gemeinderatswahl 2019 Altleiningen. Abgerufen am 12. Oktober 2019.
- ↑ Der Landeswahlleiter Rheinland-Pfalz: Kommunalwahl 2014, Stadt- und Gemeinderatswahlen
- ↑ Der Landeswahlleiter RLP: Direktwahlen 2019. siehe Leiningerland, Verbandsgemeinde, erste Ergebniszeile. Abgerufen am 12. Oktober 2019.
- ↑ Joerg Schifferstein: Gunther Schneider einstimmig zum Ortsbürgermeister gewählt. Die Rheinpfalz, 15. August 2019, abgerufen am 12. Oktober 2019.
- ↑ Karl Heinz Debus: Das große Wappenbuch der Pfalz. Neustadt an der Weinstraße 1988, ISBN 3-9801574-2-3
- ↑ Die Rheinpfalz, Lokalausgabe Unterhaardter Rundschau: 400 Weibchen betreiben gemeinsame Wochenstube. Vor allem Große Mausohren fühlen sich in der Altleininger Burg zu Hause. Ludwigshafen, 16. September 2000