Alsatites

ausgestorbene Gattung der Kopffüßer

Alsatites ist eine Gattung stark evoluter Ammoniten aus dem Hettangium.[2]

Alsatites

Alsatites proaries

Zeitliches Auftreten
Hettangium
200,3 bis 199,6 Mio. Jahre
Fundorte
Systematik
Kopffüßer (Cephalopoda)
Ammoniten (Ammonoidea)
Ammonitida
Psiloceratoidea
Arietitidae
Alsatites
Wissenschaftlicher Name
Alsatites
Haug, 1894

Erstbeschreibung und Benennung Bearbeiten

Das Typusfossil der Gattung Alsatites war ursprünglich von Alcide Dessalines d’Orbigny im Jahr 1844 noch als Ammonites liasicus ausgewiesen worden. Erst Émile Haug führte im Jahr 1894 die heute übliche Bezeichnung ein, mit der er zweifellos seine Heimat – das Elsass, lateinisch alsatius (elsässisch) plus Nachsilbe -ites (gehörig zu) – ehren wollte.

Lebensweise Bearbeiten

Die Individuen der Gattung Alsatites waren schnellschwimmende marine Karnivoren. Sie bevölkerten das randmarine, flache Subtidal, waren aber auch in siliziklastischen Becken im offen-marinen Bereich sowie bis hinunter zur Schelframpe im tiefen Subtidal anzutreffen.

Systematik Bearbeiten

Die Gattung Alsatites gehört zur Familie der Arietitidae (Unterfamilie Alsatitinae) innerhalb der Überfamilie der Psiloceratoidea. Sie enthält folgende Taxa:

Schwestergattungen sind Canavarites, Gonioptychoceras, Pseudaetomoceras und Tipperoceras.

Als Synonyme sind für Alsatites in Verwendung:

Phylogenese Bearbeiten

Die Überfamilie der Arietitidae, zu denen die Gattung Alsatites gehört, hat sich laut Guex zu Beginn des mittleren Hettangiums vor 200,2 Millionen Jahren von den Psiloceratoidea abgetrennt. Letztere waren bereits zu Beginn des Hettangiums vor 201,3 Millionen Jahren aus den Phylloceratoidea hervorgegangen, den Durchläufern des Massensterbens an der Trias-Jura-Grenze.

Die Abspaltung der Lytoceratoidea von den Psiloceratoidea war bereits etwas früher, nämlich im unteren Hettangium erfolgt.[5]

Genauer betrachtet war die Gattung Alsatites zu Beginn des mittleren Hettangiums vor 200,2 Millionen Jahren aus der Gattung Caloceras hervorgegangen. Die Gattung Caloceras hatte sich ihrerseits bereits in der Mitte des unteren Hettangiums vor zirka 201,0 Millionen Jahren von der Gattung Psiloceras getrennt. Folgende Gattungen haben sich sodann aus der Gattung Alsatites weiter entwickelt:[6]

  • Mullerites – ab mittlerem Mittelhettangium vor 200,1 Millionen Jahren
  • Sunrisites – ab spätem Mittelhettangium vor 199,9 Millionen Jahren
  • Paracaloceras – ab Ende des Mittelhettangiums vor 199,7 Millionen Jahren
  • Pseudaetomoceras – ab Ende des Mittelhettangiumsvor 199,7 Millionen Jahren

Ammonitenzone Bearbeiten

Nach dem Taxon Alsatites liasicus ist die dritte (vormals zweite) Ammonitenzone des Hettangiums benannt – die Liasicus-Zone. Sie folgt auf die nach Psiloceras planorbis benannte Planorbis-Zone und wird ihrerseits von der nach Schlotheimia angulata benannten Angulata-Zone überlagert.

Die Liasicus-Zone besteht aus der Portlocki-Subzone (nach Waehneroceras portlocki) im Liegenden und der Laqueus-Subzone (nach Alsatites laqueus) im Hangenden. Die Laqueus-Subzone wird ihrerseits nochmals in drei Horizonte unterteilt, mit Alsatites laqueus im Liegenden, sodann Alsatites liasicus und schließlich Sunrisites hadroptychus im Hangenden. Die Liasicus-Zone wird im Bereich der Alpen von der Megastoma-Zone ersetzt.

Vorkommen Bearbeiten

Vorkommen der Gattung Alsatites finden sich in Deutschland im Schwarzwald-Baar-Kreis in Baden-Württemberg sowie bei Bielefeld in Nordrhein-Westfalen. In Österreich erscheint die Gattung Alsatites in der Schnöll-Formation bei Adnet im Land Salzburg.[7] Fundstätten von Alsatites in Frankreich liegen bei Aubenas und Vinezac am Ostrand des Massif Central (Département Ardèche)[8] und im Oisans im Département Isère.[9] Im Süden Belgiens (Provinz Luxemburg) tritt die Gattung Alsatites bei Fontenoille in der Marnes-de-Jamoigne-Formation auf.[10] Die Blue-Lias-Formation des Vereinigten Königreichs enthält ebenfalls Alsatites, die Gattung tritt ferner im englischen Dorset und in Glamorgan in Wales auf.[11] Auch im westlichen Tethys-Bereich kann die Gattung Alsatites angetroffen werden, und zwar in der Germig-Formation im Süden Tibets. In Japan findet sich Alsatites in der Niranohama-Formation im Nordwesten Honshus.[12]

Literatur Bearbeiten

  • W. J. Arkell u. a.: Mesozoic Ammonoidea. Treatise on Invertebrate Paleontology. Geological Society of America and University of Kansas Press, 1957.
  • Raymond C. Moore: Treatise of Invertebrate Paleontology. The Geological Society of America, University of Kansas, Boulder, Colorado 1957, ISBN 0-8137-3112-7, S. L235.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Jiarun Yin, Paul L. Smith, Jozsef Palfy und Raymond Enay: Ammonoids and the Triassic/Jurassic boundary in the Himalayas of Southern Tibet. In: Palaeontology. Vol. 50, Part 3, 2007, S. 711–737.
  2. Jack Sepkoski: A compendium of fossil marine animal genera (Cephalopoda entry). In: Bulletins of American Paleontology. Band 363, 2002, S. 1–560.
  3. D. G. Taylor: Late Hettangian-early Sinemurian (Jurassic) ammonite biochronology of the western Cordillera, United States. In: Geobios. Band 31, 1998, S. 467–497.
  4. S. Guerin-Franiatte: Ammonites du Lias inférieur de France II: Psiloceratidae, Schlotheimiidae et premiers Arietitidae. Mémoire du Centre d’Etudes et de Recherches Géologiques et Hydrologique. Band 29. Montpellier 1990, S. 1–207.
  5. Jean Guex: Sur la Phylogenese des ammonites du Lias inférieur. In: Bull. Soc. vaud. Se. nat. Band 78.4, 1987, S. 455–469.
  6. Jean Guex, David Taylor, Milos Rakus und Hugo Bucher: New data on the phylogeny of Liassic Ammonites. In: Bull. Soc. vaud. Se. nat. Band 87.2, 2000, S. 109–114.
  7. F. Boehm, O. Ebli, L. Krystyn, H. Lobitzer, M. Rakus und M. Siblik: Fauna, stratigraphy and depositional environment of the Hettangian-Sinemurian (Early Jurassic) of Adnet (Salzburg, Austria). In: Abhandlungen der Geologischen Bundesanstalt. Band 56(2), 1999, S. 143–271.
  8. S. Elmi und R. Mouterde: Le Lias inférieur et moyen entre Aubenas et Privas (Ardèche). In: Trav. lab. géol. Lyon, n.s. Nr. 12, 1965, S. 143–246.
  9. J.-L. Dommergues, A. Guiffray, T. Dumont und F. Chevalier: La lumachelle à Cardinia (Bivalves) et Alsatites (Ammonites) du "Revers de Côte Dure" dans l’Hettangien de la couverture sédimentaire du Massif du Rochail (Oisans, Isère, France). In: Revue de Paléobiologie. Band 30(1). Genève 2012, S. 193–221.
  10. D. Delsate, C. J. Duffin und R. Weis: A new microvertebrate fauna from the Middle Hettangian (Early Jurassic) of Fontenoille (Province of Luxembourg, south Belgium). In: Memoirs of the Geological Survey of Belgium. Band 48, 2002, S. 3–83.
  11. A. Hallam: A sedimentary and faunal study of the Blue Lias of Dorset and Glamorgan. In: Philosophical Transactions of the Royal Society, London. Band 243, 1960, S. 1–44.
  12. Haruyuki Takahashi: Stratigraphy and ammonite fauna of the Jurassic System of the Southern Kitakami Massif, Northeast Honshu, Japan. In: Sci. Rep. Tohoku Univ., 2nd ser. (Geol.). Vol. 41, Nr. 1, 1969, S. 1–93.