Als wir jüngst in Regensburg waren

deutsches Volkslied

Als wir jüngst in Regensburg waren ist ein deutsches Volkslied, das erstmals 1843 in Gustav Brauns Liederbuch für Studenten[1] veröffentlicht wurde und in der Fassung des Liederbuchs der Jugendbewegung von 1910[2] populär geworden ist. Die Urheber von Text und Melodie sind unbekannt. Das Lied beschreibt die Reise schwäbischer und bayerischer Mädchen donauabwärts. In ihrem Verlauf kommen sie an einen Strudel, der nach Aussage des Schiffsmanns nur von sittsamen Jungfrauen gefahrlos befahren werden könne. Historischer Hintergrund ist die Wiederbesiedelung des nach der Vertreibung der Türken entvölkerten Banats im 18. Jahrhundert.

Illustration von Friedrich Kaskeline (1863–1938)

Geschichte Bearbeiten

Die Thematik wurde bereits früher in mehreren meist aus Österreich stammenden ähnlichen Liedern behandelt, insbesondere

Text Bearbeiten

Fassung 1843 Fassung 1910
1. Als wir jüngst in Regensburg waren,
Sind wir über den Strudel gefahren;
Sind noch viele Horden
Übergefahren worden.
Schwäbische, bairische Dirndel juchhe!
Muß der Schiffsmann fahren.

2. Und von ihrem Ahnenschlosse
Kam auf stolzem, hohem Rosse,
Jüngst das Fräulein Kunigund’,
Wollte fahr’n über Strudels Grund.
Schwäbische u.s.w.

3. „Schiffsmann, lieber Schiffsmann mein,
Sollt’s denn so gefährlich sein?
Schiffsmann, sag mir’s ehrlich:
Ist’s denn so gefährlich?“
Schwäbische u.s.w.

4. „Wer sein Kränzlein thät bewahren,
Kann mit über den Strudel fahren,
Wer es hat verloren,
Hat den Tod erkoren.“

5. Als sie in die Mitt’ gekommen,
Kam ein Nixlein angeschwommen,
Riß das Fräulein Kunigund’,
Mit sich in des Strudels Grund.

6. Und ein Mägdlein von zwölf Jahren
Ist mit über den Strudel gefahren;
Weil sie noch nicht lieben kunnt’,
Fuhr sie über Strudels Grund!
1. Als wir jüngst in Regensburg waren,
sind wir über den Strudel gefahren,
da warn viele Holden,
die mitfahren wollten,
Schwäbische, bayrische Dirndel, juchheirassassa,
muß der Schiffsmann fahren!

2. Und vom hohen Bergesschlosse
kam auf stolzem, schwarzen Rosse,
adlig Fräulein Kunigund,
wollt’ mitfahren übers Strudels Grund.

3. „Schiffsmann, lieber Schiffsmann mein,
sollt’s denn so gefährlich sein?
Schiffsmann, sag mir’s ehrlich,
ist’s denn so gefährlich?“

4. Wem der Myrtenkranz geblieben,
landet froh und sicher drüben;
wer ihn hat verloren,
ist dem Tod erkoren.

5. Als sie auf die Mitt’ gekommen,
kam ein großer Nix geschwommen,
nahm das Fräulein Kunigund,
fuhr mit ihr in des Strudels Grund.

6. Und ein Mädel von zwölf Jahren
ist mit über den Strudel gefahren;
weil sie noch nicht lieben kunnt’,
fuhr sie sicher über Strudels Grund.

Melodie Bearbeiten

 

Trivia Bearbeiten

Bei dem im Lied erwähnten Strudel handelt es sich keineswegs, wie naheliegend wäre, um den Regensburger Donaustrudel, sondern um einen unterhalb der österreichischen Ortschaft Grein, wo auf dem Flussgrund liegende Felsblöcke bis ins späte 18. Jahrhundert hinein für Wasserverwirbelungen sorgten.

Literatur Bearbeiten

  • Theo Mang, Sunhilt Mang (Hrsg.): Der Liederquell. Noetzel, Wilhelmshaven 2007, ISBN 978-3-7959-0850-8, S. 488 f.
  • Heinrich Uhlendahl: Als wir jüngst in Regensburg waren. Eine literarhistorische Skizze. Berlin 1924 (Digitalisat).

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. https://www.liederlexikon.de/lieder/als_wir_juengst_in_regensburg_waren/editionf Gustav Brauns Liederbuch für Studenten
  2. https://www.liederlexikon.de/lieder/als_wir_juengst_in_regensburg_waren/editiong Liederbuch der Jugendbewegung
  3. https://www.liederlexikon.de/lieder/als_wir_juengst_in_regensburg_waren/editiona Liederflugschrift von 1780
  4. https://www.liederlexikon.de/lieder/als_wir_juengst_in_regensburg_waren/editionb Reisebericht aus Wien von 1826
  5. https://www.liederlexikon.de/lieder/als_wir_juengst_in_regensburg_waren/editionc Gesellschaftsliederbuch 1833
  6. https://www.liederlexikon.de/lieder/als_wir_juengst_in_regensburg_waren/editiond Anton Wilhelm von Zuccalmaglio
  7. https://www.liederlexikon.de/lieder/als_wir_juengst_in_regensburg_waren/editione August Heinrich Hoffmann von Fallersleben