α-Synuclein (auch α-Synuklein, SNCA) ist ein kleines, lösliches Protein im Gehirn von Wirbeltieren, das unter anderem die Dopamin-Ausschüttung reguliert. Es ist in der Lage, Membrankanäle zu bilden und ist daher ein Transportprotein. Mutationen im SNCA-Gen sind verantwortlich für Synucleinopathien, wie die erblichen Formen 1 und 4 der Parkinson-Krankheit und der Lewy-Körperchen-Demenz.[2][3][4][5]

Α-Synuclein
Α-Synuclein

Vorhandene Strukturdaten: 1XQ8

Eigenschaften des menschlichen Proteins
Masse/Länge Primärstruktur 140 Aminosäuren
Sekundär- bis Quartärstruktur Monomer
Isoformen 3
Bezeichner
Gen-Name SNCA
Externe IDs
Transporter-Klassifikation
TCDB 1.C.77.1.1
Bezeichnung Synuclein-Familie
Vorkommen
Homologie-Familie Hovergen
Übergeordnetes Taxon Wirbeltiere[1]

α-Synuclein-Färbung eines Lewy-Körperchens in der Substantia nigra bei Parkinson-Erkrankung.

Funktion Bearbeiten

Wie der Name impliziert, wurde SNCA initial als synaptisches und nukleäres Protein identifiziert.[6] Trotz intensiver Studien ist die genaue Rolle von SNCA noch nicht klar definiert: Es gibt Anzeichen dafür, dass SNCA bei der Aufrechterhaltung des synaptischen Vesikel-Pools eine Rolle spielt und die Dopaminfreisetzung moduliert, aber SNCA-knockout-Mäuse haben keinen offensichtlichen Phänotyp.[7][8]

Primärstruktur Bearbeiten

Die Primärstruktur von α-Synuclein wird in drei verschiedene Domänen unterteilt:[9]

Pathologie Bearbeiten

α-Synuclein wurde im menschlichen Gehirn als Vorstufe des nicht-Amyloid-β-Proteins identifiziert. Wissenschaftler des US-amerikanischen National Human Genome Research Institute (NHGRI) an den National Institutes of Health (NIH) in Bethesda, Maryland haben 1997 herausgefunden, dass es an mehreren pathogenen Prozessen bei neurodegenerativen Erkrankungen wie zum Beispiel dem Morbus Parkinson beteiligt ist. So wurde in den für letztere typischen Lewy-Körperchen eine positive Immunreaktion für Antikörper gegen α-Synuclein gefunden.[10] Diesem Protein wird eine toxische Wirkung auf bestimmte Nervenzellen, vor allem aber auf dopaminerge Neurone der Substantia nigra zugeschrieben, in denen es in Form von Protofibrillen als Mitverursacher oxidativen Stresses und daraus resultierenden neuronalen Zelltodes angesehen wird.[11] Auch eine Bedeutung der α-Synucleine bei der Entstehung von Prionkrankheiten oder der Alzheimerschen Krankheit wird diskutiert.

Die Gruppe neurodegenerativer Erkrankungen, bei denen es zu einer pathologischen Akkumulation von α-Synuclein im zentralen Nervensystem kommt, bezeichnet man als Synucleinopathien.

Die Wiener Firma AFFiRiS AG führt seit dem 5. Juni 2012 eine klinische Studie mit dem gegen α-Synuclein gerichteten Wirkstoff PD01A durch mit dem Ziel, einen Impfstoff gegen die Parkinsonsche Erkrankung zu entwickeln. Durch die Impfung soll das Immunsystem angeregt werden, Antikörper gegen α-Synuclein zu bilden.[12][13]

Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: alpha synuclein – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Quellen Bearbeiten

  1. Homologe zu P37840 bei OMA
  2. Julia M. George: The synucleins. In: Genome Biology. Band 3, Nr. 1, 2002, S. reviews3002.1–reviews3002.6, PMID 11806835, PMC 150459 (freier Volltext).
  3. C. Lavedan: The synuclein family. In: Genome Research. Band 8, Nr. 9, September 1998, S. 871–880, doi:10.1101/gr.8.9.871, PMID 9750188 (genome.org [PDF; 188 kB]).
  4. UniProt P37840
  5. @1@2Vorlage:Toter Link/pid.nci.nih.govPathway DB: Alpha-synuclein signaling. (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  6. L. Maroteaux, J. T. Campanelli, R. H. Scheller: Synuclein: a neuron-specific protein localized to the nucleus and presynaptic nerve terminal. In: The Journal of Neuroscience. Band 8, Nr. 8, August 1988, ISSN 0270-6474, S. 2804–2815, PMID 3411354.
  7. A. Abeliovich, Y. Schmitz, I. Fariñas, D. Choi-Lundberg, W. H. Ho, P. E. Castillo, N. Shinsky, J. M. Verdugo, M. Armanini, A. Ryan, M. Hynes, H. Phillips, D. Sulzer, A. Rosenthal: Mice lacking alpha-synuclein display functional deficits in the nigrostriatal dopamine system. In: Neuron. Band 25, Nr. 1, Januar 2000, S. 239–252, PMID 10707987.
  8. D. D. Murphy, S. M. Rueter, J. Q. Trojanowski, V. M. Lee: Synucleins are developmentally expressed, and alpha-synuclein regulates the size of the presynaptic vesicular pool in primary hippocampal neurons. In: The Journal of Neuroscience. Band 20, Nr. 9, Mai 2000, ISSN 1529-2401, S. 3214–3220, PMID 10777786.
  9. Leonid Breydo, Jessica W. Wu, Vladimir N. Uversky: Α-synuclein misfolding and Parkinson’s disease. In: Biochimica Et Biophysica Acta. Band 1822, Nr. 2, Februar 2012, ISSN 0006-3002, S. 261–285, doi:10.1016/j.bbadis.2011.10.002, PMID 22024360.
  10. A. Brunn: Vorlesung Allgemeine Pathologie. Abteilung für Neuropathologie, Universität zu Köln, Sommersemester 2005. medizin.uni-koeln.de (Memento vom 24. April 2009 im Internet Archive) (PDF).
  11. M. Tolnay: α-Synuclein und Tau: abnorme Proteinablagerungen beim Parkinson-(plus)-Syndrom. In: Schweiz. Arch. Neurol. Psychiatr. Band 151, 2000, S. 136–145 (sanp.ch PDF).
  12. Parkinson-Impfstoff – weltweit erste klinische Studie in Wien. AFFiRiS AG, 5. Juni 2012, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 11. Juni 2012; abgerufen am 11. Juni 2012.
  13. Thomas H. Maugh: First trial of vaccine to treat Parkinson’s disease begins. In: Los Angeles Times. 7. Juni 2012, abgerufen am 11. Juni 2012 (englisch).