Alpa ist die Markenbezeichnung einer Schweizer Kamera.

ALPA Capaul & Weber AG

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Rechtsform Aktiengesellschaft[1]
Gründung 1996 als
ALPA Capaul Weber, vormals 1. Februar 1918 als Pignons SA
Sitz Zürich, vormals Ballaigues, Schweiz
Leitung
  • Ursula Capaul
  • Thomas Weber
  • André Oldani
Mitarbeiterzahl 8
Website www.alpa.ch

Die aktuellen Alpa-Kameras sind Systemkameras für die digitale und analoge Mittelformat-Fotografie. Sie bestehen aus einem gefrästen, rahmenartigen Zentralteil, welches durch sein niedriges Auflagemass erlaubt, Weitwinkelobjektive mit symmetrischem Aufbau wie z. B. Zeiss Biogon, Schneider Super-Angulon und Rodenstock zu verwenden.

ALPA bietet zurzeit Objektive von 23 mm bis 250 mm Brennweite an. Diese sind in Halterungen mit Schneckentrieb zur Fokussierung montiert und können direkt oder mit Zwischenadapter an der Frontseite arretiert werden. Auf der Rückseite können verschiedene analoge Filmmagazine bis zum Format 6 × 9 cm und Digitalrückteile verschiedener Hersteller angesetzt werden. Die Anschlüsse für Objektive und Rückteile sind gleich, dies erlaubt bestimmte Kombinationen bei denen das (digitale) Rückteil vorn montiert wird und dadurch der vordere Verstellweg umgekehrt werden kann. Darüber hinaus umfasst das Kamerasystem montierbare Handgriffe, aufsteckbare Sucher und diverses anderes Zubehör.

Geschichte Bearbeiten

Die Marke steht für zwei voneinander wirtschaftlich und zeitlich getrennte Unternehmen:

  • Die ursprüngliche Alpa geht auf eine Zusammenarbeit der Firma Pignons SA mit Jacques Bogopolsky (dem Entwickler der Bolex) in Ballaigues zurück. Die 1942 erstmals hergestellte Kleinbildspiegelreflexkamera war von ausgezeichneter mechanischer Ausführung (bis auf die letzten Modelle, die OEM-Produkte japanischer Hersteller waren), mit einem Zubehör- und Objektivprogramm ("Switar"). Pignons SA ging 1990 Konkurs und stellte ihren Geschäftsbetrieb ein.
  • Die weltweiten Markenrechte an der Bezeichnung Alpa wurden nach einem sechs Jahre andauernden Rechtsfall von der 1996 neu gegründeten Firma ALPA Capaul & Weber in Zürich übernommen. Diese begann ab 1996 in Zusammenarbeit mit der Firma Seitz Phototechnik AG in Lustdorf die Herstellung von verschiedenen Kameras unter der Marke Alpa of Switzerland.
 
Alpa Reflex
 
Alpa Alnea Modell 6

1918 – 1990 Bearbeiten

  • 1918: Die Firma Pignons SA wird im Schweizer Jura gegründet. In der lokalen Tradition konzentriert sie sich zunächst auf die Produktion von Einzelteilen für die Uhrenindustrie.
  • 1944: Pignons SA stellt ihre erste Kamera vor, die „ALPA-Reflex, Modell C“.
  • 1949: Die ALPA Prisma Reflex als eine der ersten SLR-Kameras mit Pentaprisma wird vorgestellt.
  • 1964: Ständige Weiterentwicklung führt zu technischen Meisterleistungen, wie zum Beispiel zum Modell 9d, eine der ersten Kameras der Welt mit Belichtungsmessung hinter dem Objektiv.
  • 1965: Die ALPA-Produktion erreicht mit rund 1300 Kameras pro Jahr ihren Höhepunkt. Danach folgt der zuerst sanfte, dann zunehmend steile Abstieg.
  • 1979: In Zusammenarbeit mit Hermann Seitz (Lustdorf, Schweiz) wird die ALPA Roto SM60/70 entwickelt und produziert.
  • 1990: Die Firma kann dem Konkurrenzdruck aussereuropäischer Hersteller nicht mehr standhalten. Den Rest besorgen firmeninterne Probleme. Pignons SA geht in Konkurs. Das letzte von Pignons SA hergestellte Modell ist die ALPA 11.

1996 – heute Bearbeiten

  • 1996: Capaul & Weber, Zürich, erwerben die weltweiten Rechte an der Marke ALPA. Ziel ist es, mit grundlegend neuen Konstruktionen am Qualitätsniveau der klassischen Kleinbild-ALPA Spiegelreflexkameras anzuknüpfen.
  • 1998: Bei der Photokina 98 werden die zwei ersten ALPA-12-Modelle vorgestellt. Beide für das Mittelformat: ALPA 12 WA (Wide Angle) und ALPA 12 SWA (Shift Wide Angle).
  • 2000: Die kompromisslose Ausrichtung auf höchste Präzision beginnt sich voll auszuzahlen. Das Erscheinen von digitalen Backs in professioneller Qualität macht minimale mechanische Toleranzen zur Notwendigkeit. Die ALPA-12-Kameras sind seit ihrem Erscheinen genau darauf ausgerichtet.
  • 2005: ALPA stellt die kleine ALPA 12 TC (Travel Compact) vor. Damit werden die Konturen einer zusammenhängenden Plattform sichtbar. Es wird klar, dass ALPA nicht nur ein oder zwei Modelle, sondern ein komplettes, modulares System bedeutet.
  • 2006: Die ALPA-Plattform wird um die ALPA 12 XY erweitert. Mit dieser reinen Stativkamera werden im Bereich der Kameraverstellung Genauigkeiten möglich, die mit anderen Konstruktionen nicht erreichbar sind.
  • 2007: Für die Photogrammetrie entsteht die ALPA 12 METRIC, eine Spezialkamera auf der Basis der ALPA 12 WA. Sie wird ausschliesslich auf Bestellung gefertigt.
  • 2008: Die „Lücke“ zwischen der ALPA 12 SWA und der ALPA 12 XY wird geschlossen: Die neue ALPA 12 MAX vereinigt viele der technischen Möglichkeiten der XY mit Handlichkeit.
  • 2010: Einführung der ALPA 12 STC, einer kompakten, verstellbaren Kamera primär für Stitching (±18 mm) oder Hoch-/Tiefshift.
  • 2012: Einführung der ALPA 12 FPS, welche als eigenständige Kamera mit Schlitzverschluss für diverse Objektive (ALPA, Canon, Hasselblad, Nikon etc.) oder als Verschlussmodul zusammen mit einer traditionellen ALPA-12-Kamera verwendet werden kann.
  • 2014: Einführung der neuen Adapter zur Steuerung von Hasselblad H-Objektiven und Contax 645. Einführung Kooperation mit Phase One: A-Series. Einführung hochpräzise Stackinglösung und erste Serienprodukte in Additive Manufacturing.
  • 2016: Einführung des ALPA GON, des ersten modularen Stativkopfes und weiterer neuer Produkte und Lösungen, Einführung Steuergerät ALPA Silex. Kooperation mit Hasselblad u. a. für Austausch Objektivprotokoll der Hasselblad H-Objektive.
  • 2017: Einführung des ALPA Objektivmoduls für alte ALPA 35 mm Objektive, Start der ALPA Bewegtbildlösungen (Projekt Platon).
  • 2018: Einführung ALPA add|metric: Photogrammetrische Vermessungskamera auf Basis der ALPA 12 FPS mit individualisierter Verbauung, Andruckplatten und -Elementen komplett in Additive Manufacturing.

Aktuelle Modelle Bearbeiten

 
Eine aktuelle Alpa-Kamera
Modelle der ALPA 12 Serie
Modell Einführungsjahr Beschreibung
12 FPS 2012 Focal Plane Shutter; Schlitzverschluss-Kamera und -Verschlussmodul, je nach Konfiguration, Adapter für ALPA-Objektive, Canon EF, Nikon F, Hasselblad C/F, Mamiya 645 und mehr. 735 g
12 TC 2005 Travel Compact; Leichteres Modell mit dünnerem Rahmen, nur einem Handgriff. 216 g
12 STC 2010 Stitch/Shift Travel Compact; Die Travel Compact für Shiften und Stichen, nur einem Handgriff. 578 g
12 WA 1998 Wide Angle; Standardmodell mit zwei Handgriffen und Haltern für Sucher etc. 760 g
12 SWA 1998 Shift/Wide Angle; Basierend auf 12 WA, aber zusätzlich max. 25 mm vertikaler Verschiebbarkeit von Objektiv. 770 g
12 MAX 2008 Handkamera mit maximalen Verstellwegen (vertikal +25/−18 mm) und horizontal (±18 mm), 1180 g
12 XY 2006 Stativkamera mit grossen Verstellwegen (vertikal: +45/−25 mm und ±25 mm horizontal) ermöglichen das digitale „Kacheln“ (stiching); 2600 g
12 Metric 2007 Spezialkamera, basierend auf der 12 WA für die photogrammetrische Vermessung.
12 ST Prototyp (2002) 4 Ex. Shiftkamera mit vertikal ±25 mm Verstellweg
12 SST Prototyp (2002) 5 Ex. Stativkamera mit grossen Verstellwegen (vertikal & horizontal ±25 mm) und horizontalem Verstellschlitten
12 WA special 10 Ex. Sonderserie; Silber-(champagner farbend)-eloxiert einer 12 WA
The One 1 Ex. Sonderanfertigung einer 12 WA silber-eloxiert mit goldenem Typenschild.

Objektive Bearbeiten

Eine grössere Anzahl Digital- und Grossformatobjektive ist oder war im Brennweitenbereich von 23 bis 250 mm lieferbar:

Objektive für die ALPA 12
Brennweite Name Bildkreis bei f 11 Bemerkung
5.6/23 mm Rodenstock HR Alpagon 70 mm
5.6/24 mm Schneider Apo-Digitar XL 60 mm
4.5/28 mm Rodenstock HR Digaron-S 70 mm
5.6/28 mm Schneider ALPA Apo-Helvetar 90 mm
4.5/35 mm Rodenstock ALPA AAA Apo-Alpar 105 mm
5.6/35 mm Schneider Apo-Digitar XL 90 mm
5.6/36 mm Schneider ALPA Apo-Switar 90 mm
4.0/35 mm Rodenstock HR Digaron-S 70 mm
4.5/38 mm Zeiss Biogon T* 80 mm Ausverkauft
5.6/38 mm Schneider Super-Angulon XL 140 mm
4.0/40 mm Rodenstock HR Alpagon 90 mm LB und SB34
4.5/45 mm Apo-Alpar Rodenstock ALPA AAA 115 mm
5.6/47 mm Schneider Apo-Digitar XL 115 mm
5.6/47 mm Schneider Super-Angulon XL 165 mm
5.6/48 mm Apo-Helvetar Schneider ALPA 115 mm
4.0/50 mm Rodenstock HR Alpagon 90 mm LB und SB34
4.5/55 mm Rodenstock ALPA AAA Apo-Alpar 115 mm
5.6/58 mm Schneider Super-Angulon XL 165 mm
4.0/60 mm Schneider Apo-Digitar N 60 mm
5.6/60 mm Schneider ALPA Apo-Helvetar 120 mm LB und SB17
4.0/60 mm Rodenstock HR Digaron-S 70 mm LB und SB17
5.6/70 mm Rodenstock HR Alpagon 100 mm LB und SB17
5.6/72 mm Schneider Apo-Digitar L 90 mm
5.6/75 mm Schneider Apo-Helvetar 90 mm LB und SB17
4.0/80 mm Schneider Apo-Digitar L 90 mm SB34
4.5/80 mm Schneider Super-Symmar Aspheric XL 210 mm SB34
4.5/90 mm Schneider Apo-Digitar N 90 mm SB34
5.6/90 mm Rodenstock HR Digaron-W 125 mm SB34
5.6/90 mm Rodenstock HR Alpagon 120 mm SB34
3.5/95 mm Linhof Rodenstock/ALPA Technikar 95 mm Einfachvergütetes Objektiv für die S/W Fotografie
5.6/100 mm Schneider Apo-Digitar N 100 mm SB34
4.0/100 mm Rodenstock HR Digaron-S 70 mm
5.6/120 mm aspheric Schneider ALPA Apo-Helvetar 120 mm SB34
5.6/120 mm Schneider Apo-Digitar N 110 mm
5.6/120 mm Schneider Apo-Digitar M 110 mm SB34
5.6/120 mm Schneider Apo-Symmar L 189 mm SB34
5.6/150 mm Schneider Apo-Digitar N 110 mm SB34
5.6/180 mm Schneider Apo-Digitar T 120 mm SB34
5.6/180 mm Rodenstock HR Digaron-S 80 mm LB und SB34
5.6/180 mm Schneider Apo-Symmar L 277 mm SB34
6.8/210 mm Schneider Apo-Digitar T 120 mm SB34
5.6/250 mm Schneider Apo-Tele-Xenar 190 mm SB34
  • (SB17 und SB34) auch als sog. „Short Barrel“-Version verfügbar für die Benutzung eines Tilt-/Swingadapters oder 17/34 mm Makro-Tubus für Unendlicheinstellung

Mit dem Rollei-Objektiv-Adapter ist zudem die Verwendung von Rollei 6xxx-Objektiven möglich.

Makroadapter dienen einer Auszugsverlängerung um 6, 17, 34, und 52 mm.

Kamerazubehör Bearbeiten

  • Alpa Sucher
  • Masken für den Sucher
  • Mattscheibenhalter für Rückseite
  • Verschiedene Mattscheiben für den Halter
  • Balgen mit Vergrösserungslupe zur Scharfeinstellung mit dem Mattscheibenhalter
  • Zubehöradapter (wird auf Sucherhalterung geschraubt)
  • Wasserwaagen und Sucherabstandshalter etc.
  • Tragegurte und Handschlaufe
  • Stative und Stativköpfe
  • Balgengeräte

Rückteile Bearbeiten

  • Alpa/Linhof Rollfilmmagazine für 6×6, 6×7, und 6×9 cm
  • Alpa/Mamiya Motorisiertes Rollfilmmagazin für 6×9 cm
  • Adapter für Hasselblad V, Hasselblad H, Mamiya 645 AFD/Phase One XF, Contax 645 und Sinar/Leaf Hy6 Digitalrückteile
  • Adapter für Mamiya RB67 und Horseman Filmmagazine
  • Polaroid-Sofortbild-Filmmagazin

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Eintrag der «ALPA Capaul & Weber AG» im Handelsregister des Kantons Zürich (Memento vom 29. November 2015 im Internet Archive)

Weblinks Bearbeiten

Commons: Alpa cameras – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur Bearbeiten

  • Lothar Thewes: ALPA – Always Different from the Rest. HOGYF EDITIO, Budapest 2003. ISBN 963-8484-60-8
  • Alfred Columberg: Ein Schweizer Photoapparat Engadin Press, Samedan 2004
  • Shigeo Toyota: „ ALPA – Complete Collectors Guide“. Bea+Poly Publishers Ltd., Switzerland (1998) 2004. ISBN 3-905177-50-1