Allgemein bildende Pflichtschule

Schulsparte aller Schulen, die zur Absolvierung der Unterrichtspflicht mindestens notwendig sind

Allgemein bildende Pflichtschule nennt man im Bildungssystem in Österreich die Schulsparte aller Schulen, die zur Absolvierung der Unterrichtspflicht mindestens notwendig sind.

Allgemein bildende Pflichtschule (APS)
Schulsparte
Staat Österreich
Schultyp (allgemein) Schulen zur Absolvierung der Schulpflicht (Unterrichtspflicht), ohne weiterführende Schulen und Statutsschulen
ISCED-Ebene 1+2+3C
Klassifikation (national) Allgemein bildende Schule (1.1)[1]
Voraussetzung keine
Dauer 9 Jahre
Stufen: 1.–9. Schulstufe
Regelalter 6–15
Schulabschluss Pflichtschulabschluss
Schularten Volksschule (VS, 11.1), Hauptschule (HS, 11.2), Polytechnische Schule (PS/PTS, 11.3), Sonderschule (SS, 11.4)
Anzahl 4730 – 76,6 % d.Schulen insg. (2011/12)[2]
Schüler 552.318 – 47,3 % d.Schüler insg. (2011/12)[3]
Sonderregelungen für Vorschulpflicht und vorzeitige Aufnahme

Hauptschule wird bis 2015/18 durch die Neue Mittelschule (NMS, 12.1) ersetzt


Im Unterschied zu den allgemeinbildenden ist die berufsbildende Pflichtschule (Berufsschule) nicht für die Erfüllung der Unterrichtspflicht, sondern der Schulbesuchspflicht im Lehrberuf im Rahmen der dualen Ausbildung Beruf/Schulung verpflichtend.

Schularten der allgemein bildenden Pflichtschulen

Bearbeiten
  • Volksschule (VS, Grundschule; 1.–4. Schulstufe, Normalalter 6.–9. Lebensjahr, ISCED 1; Sonderformen auch mit Grundschule und Oberstufe 1.–8. Schulstufe)
  • Hauptschule (HS, 5.–8. Schulstufe, 10.–14. Lebensjahr, ISCED 2)
  • Neue Mittelschule (NMS, Modellversuche der Ersatzform für die HS mit AHS-Lehrplan, 5.–8. Schulstufe, 10.–14. Lebensjahr, ISCED 2)
  • Polytechnische Schule (PS/PTS, 9. Schulstufe, 14.–15. Lebensjahr, ISCED 3C)
  • Sonderschule (SS, 1.–9. Schulstufe, 6.–15. Lebensjahr, ISCED 1–3)

Diese Klasse der Schularten und -formen stellt die öffentlich-rechtlichen oder privaten Schulen für den minimalen Bildungsweg zur Erfüllung der Unterrichtspflicht dar. Daneben ist auch möglich:

Ein Modellversuch der jüngeren Jahre ist die Kooperative Mittelschule (KMS), kein Schultyp, sondern eine Schulform einer HS und/oder AHS-Unterstufe.

Pflichtschulen und Unterrichtspflicht

Bearbeiten

Unterrichtspflicht besteht für jedes Kind, das sich dauerhaft, also länger als ein Semester (eine Beurteilungsperiode), in Österreich aufhält, unabhängig von der Staatsbürgerschaft: In Österreich besteht keine Schulpflicht; Kinder können auch im häuslichen Unterricht oder privat einzeln oder in organisierten Gruppen unterrichtet werden. Diese Unterrichtsarten müssen aber den gesetzlichen Vorgaben der Bildungsziele der Pflichtschulen entsprechen. Österreichische Kinder, die sich im Ausland aufhalten, unterliegen ebenfalls der Unterrichtspflicht. Dieser kann durch Besuch einer österreichischen Auslandsschule (Schule mit österreichischem Lehrplan) oder durch den Besuch einer ausländischen Schule sowie ebenfalls in Haus-/Privatunterricht erfolgen.[4]

Unterrichtspflicht besteht im Regelfall vom 6. bis zum 15. Lebensjahr.[5] Der Besuch der Pflichtschulen muss in dieser Zeit erfolgen. Wird im Einschulalter eine mangelnde Schulreife festgestellt (seitens der Schulbehörden),[6] ist der Besuch einer Vorschule (oder Vorschulstufe gemeinsam mit den anderen Schulstufen, wenn es keine eigene Vorschule gibt; Grundstufe I) verpflichtend (vorschulpflichtig).[7] Das Vorschuljahr wird für die Erfüllung der gesetzlichen Schulpflicht angerechnet, wenn das 9. Schuljahr in der Pflichtschule oder AHS erfolgreich abgeschlossen wird.[7] Tritt ein Kind vor dem 6. Lebensjahr (Vollendung per 1. März des kommenden Kalenderjahres) in die Pflichtschule ein, spricht man von vorzeitige Aufnahme. Der vorzeitige Schulbesuch wird in die Dauer der allgemeinen Schulpflicht eingerechnet. Stellt sich während des ersten Schuljahres doch mangelnde Schulreife heraus, kann das Kind (seitens des Schulleiters oder der Eltern) abgemeldet oder das Jahr als Vorschule angerechnet werden.[8] Zu beiden Fällen gibt es diverse Schulversuche an den Pflichtschulen.

Die Wahl in der Mittelstufe ab dem 10. Lebensjahr/4. Schulstufe zwischen Pflichtschule und AHS-Unterstufe (weiterführender Bildungsweg) treffen ausschließlich die Erziehungsberechtigten, sofern keine anderweitigen Notwendigkeiten vorliegen. Im 1. Semester der 4. Schulstufe erfolgt aber eine nachweisliche Empfehlung seitens der Schule.[9]

Ab dem auf die Vollendung des 15. Lebensjahres folgenden Tag vor Beginn der Sommerferien besteht keinerlei Unterrichtspflicht mehr.[7]

Übersicht: Pflichtschulen und Schulalter

Bearbeiten
Gliederung der Pflichtschularten nach Altersstufen und ISCED
Level Lebensjahr Schuljahr Pflichtschule Alternativen
ISCED 1 06.–10. 1.–4. Volksschule, Sonderschule Statutsschule, Haus-/Privatunterricht
ISCED 2 11.–14. 5.–8. Hauptschule, Volksschule, Sonderschule Allgemeinbildende höhere Schule, Statutsschule, Haus-/Privatunterricht
15. 9. Polytechnische Schule, Weiterbesuch einer Volks-, Haupt- oder Sonderschule Besuch/Weiterbesuch einer mittleren bzw. höheren Schule, Haus-/Privatunterricht

Der Pflichtschulabschluss im europäischen Vergleich

Bearbeiten

Ein Pflichtschulabschluss ohne weiteren Bildungsabschluss gilt bildungsstatistisch gesehen als geringe Qualifikation, also als Drop-out-Rate aus dem Bildungssystem – nicht erfasst werden so aber innerberufliche Weiterbildung (On-the-Job-Bildung) oder eigenständig im Berufsbild qualifizierte Selbstständige.

Struktur der formalen Bildung der 25- bis 64-jährigen Wohnbevölkerung in ausgewählten Ländern Europas, in % (nach ISCED-Level)
Land ISCED 1–3 ohne Zuordnung ISCED 3B, 3C lang, 4 ISCED 3A ISCED 5B ISCED 5A, 6
(formal gering Qualifizierte) (Berufs-
abschluss
)
(allgemein-
bildender A.
)
(Berufs-
qualifikation
)(1)
(Hochschul-
abschluss
)
Belgien  Belgien 35 10 24 17 13
Danemark  Dänemark 18 45 05 08 20
Deutschland  Deutschland 16 56 02 10 15
Frankreich  Frankreich 35 31 10 10 14
Finnland  Finnland 23 00 43 17 17
Irland  Irland 37 10 24 11 17
Italien  Italien 52 09 28 11
Luxemburg  Luxemburg 37 24 15 09 13
Niederlande  Niederlande 29 20 22 02 26
Norwegen  Norwegen 11 44 12 02 30
Osterreich  Österreich 20 56 06 09 09
Polen  Polen 50 04 31 16
Portugal  Portugal 75 01 12 13
Schweiz  Schweiz 17 48 06 10 18
Slowakei  Slowakei 16 36 36 01 12
Spanien  Spanien 55 06 12 07 19
Schweden  Schweden 17 00 48 15 19
Tschechien  Tschechien 11 43 33 12
Vereinigtes Konigreich  Vereinigtes Kgr. 35 21 15 09 20
Quelle: OECD, Stand 2004.[10]
(1) 
tertiäre, nicht hochschulische Bildung
Nicht erfasst sind in solchen ISCED-Beurteilungen über die Berufsqualifikation Personen, die sich innerberuflich weiterbilden (On-the-job-Bildung), sie stellen nur die Rolle des Schulsystems in der Bildungsqualifikation dar.

Siehe auch

Bearbeiten
Bearbeiten

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Österreichische Schulformensystematik, Stand 2011/12.
  2. Schulen im Schuljahr 2010/11 nach Schultypen, Statistik Austria
  3. Schülerinnen und Schüler 2010/11 nach detaillierten Ausbildungsarten und Geschlecht (Memento vom 13. Mai 2012 im Internet Archive), Statistik Austria (pdf)
  4. vergl. @1@2Vorlage:Toter Link/www.familie.atFernbleiben vom Unterricht (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Juni 2020. Suche in Webarchiven), familie.at (pdf).
  5. seit Schuljahr 2010/11 besteht auch eine Kindergartenpflicht im 5. Lebensjahr
  6. Verfahren zur Ermittlung der Schulreife, help.gv, abgerufen am 4. März 2012.
  7. a b c Besuch der Vorschulstufe bei fehlender Schulreife, help.gv, abgerufen am 4. März 2012; und Schulreife (Memento vom 8. Juni 2013 im Internet Archive), noe.arbeiterkammer.at, abgerufen am 4. März 2012.
  8. Vorzeitige Aufnahme, help.gv, abgerufen am 4. März 2012.
  9. Übertritt in eine weiterführende Schule, help.gv, abgerufen am 4. März 2012.
  10. zitiert nach Arthur Schneeberger: Qualifikationsentwicklung und -forschung für die berufliche Bildung – EQF als Transparenzinstrument und Erfahrungen komparativer statistischer Bildungsforschung. Hrsg.: ibw – Österreichisches Institut für Bildungsforschung der Wirtschaft (= Berufs- und Wirtschaftspädagogik – online. Nr. 11). November 2006, ISSN 1618-8543, Tabelle 1 (online [abgerufen am 8. März 2012]).