Alfred Nawrath

deutscher Gymnasiallehrer, Beamter und Fotograf

Ernst Alfred Nawrath (* 21. Juli 1890 in Karge; † 14. Dezember 1970 in Las Palmas de Gran Canaria) war ein deutscher Gymnasiallehrer und bremischer Beamter, der vor allem als Reisender und Fotograf Bekanntheit erlangte.

Leben Bearbeiten

Alfred Nawrath legte 1909 das Abitur am Städtischen Gymnasium in Liegnitz ab und studierte anschließend von 1909 bis 1913 an der Universität Breslau. Am 27. März 1914 wurde er bei dem Altphilologen Richard Foerster promoviert und legte im Juli und Oktober 1914 die Lehramtsprüfung in Latein, Griechisch und Erdkunde ab. 1914 begann er seine Tätigkeit im Gymnasialdienst in Oppeln und wechselte 1915 nach Breslau.[1] 1918 wurde er zunächst Hilfslehrer, dann Studienrat am Alten Gymnasium in Bremen; dort wurde er im März 1933 „aus politischen Gründen“ als Oberstudienrat beurlaubt, dann entlassen. Die nächsten Jahre war er ohne feste Anstellung. Im Mai 1945 wurde der parteilose Nawrath in Bremen zum Präsidenten der Kampfgemeinschaft gegen den Faschismus gewählt. Am 3. August 1945 wurde er auf Veranlassung der amerikanischen Militärregierung zum Oberregierungsrat ernannt und ihm die Leitung der Behörde für Kunst und Wissenschaft im Geschäftsbereich des Senators für Schulen und Erziehung übertragen, ebenso das Amt als Intendant der bremischen Theater. Am 22. Januar 1946 wurde er unter Entbindung von seinem bisherigen Amt zum Direktor des Städtischen Museums für Natur-, Völker- und Handelskunde ernannt. Dieses Amt muss er am 23. Juni 1947 niederlegen; er ging in Pension.

In seinen frühen Jahren schrieb er 16 Artikel für Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE).[2] Seit den 1920er Jahren, insbesondere aber nach Verlust seiner Anstellung, war seine Leidenschaft das Reisen und Fotografieren. Er unternahm zahlreiche Reisen, auf Grundlage derer er mehrere Bücher mit seinen Fotografien veröffentlichte. 1923 reiste er als einer der ersten westlichen Fotografen nach Georgien. 1935 wurde er Mitglied (Fellow) der Royal Photographic Society.[3] Im Sommer 1947 machte er in Bremen mehr als 200 Aufnahmen mit einer Plattenkamera, die eine einmalige Dokumentation der zerstörten Stadt darstellen; seit 2015 befinden sich diese im Staatsarchiv Bremen. 1949 reiste er nach Indien.[4]

Nawrath blieb unverheiratet und kinderlos. Er starb 1970 auf dem Weg nach Marokko in Las Palmas de Gran Canaria und wurde dort auf dem Cemeterio del Puerto de la Luz bestattet. Das Grab wurde 1983 auf Veranlassung des damaligen Bundespräsidenten Karl Carstens, der in Bremen sein Schüler gewesen war, erneuert und unbefristet erworben.[5]

Veröffentlichungen (Auswahl) Bearbeiten

  • De Graecorum ritibus nuptialibus e vasculis demonstrandis. Dissertation Breslau 1914 (Digitalisat).
  • Mit Voigtländer-„Bergheil“-Kamera kreuz und quer im Kaukasus. Eine Reise in Bildern. Voigtländer, Braunschweig 1924.
  • Im Reiche der Medea. Kaukasische Fahrten und Abenteuer. F. A. Brockhaus, Leipzig 1924.
  • Arabische Miniaturen. In: Die Woche 31. März 1928, S. 402–404.
  • Hans von der Gabelentz: Steinerne Wunder. Erlebnisse einer Indienfahrt. Mit eigenen Aufnahmen von Alfred Nawrath. Heling, Leipzig 1935.
  • Indien und China. Meisterwerke der Baukunst und Plastik. Schroll, Wien 1938.
  • Das Nordmeer und seine Gestade. Heling, Leipzig 1941.
  • Ludwig Curtius: Das antike Rom. Aufnahmen von Alfred Nawrath. Schroll, Wien 1944.
  • Heinrich M. Schwarz: Sizilien. Kunst, Kultur, Landschaft. Mit 220 Abbildungen nach Aufnahmen von Alfred Nawrath u. a. Schroll, Wien 1945.
  • Unsterbliches Indien. Landschaft, Volksleben, Meisterwerke der Baukunst und Plastik aus Indien und Pakistan, Burma und Ceylon. Schroll, Wien 1956.
  • Island. Impressionen einer heroischen Landschaft. Kümmerly & Frey, Bern 1959.
  • Land der Mitternachtssonne. Andermann, München/Wien 1959.
  • Ägypten. Land zwischen Sand und Strom. Kümmerly & Frey, Bern 1963.
  • Norwegen. Kümmerly & Frey, Bern 1964.
  • Aegaeis. Peloponnes – Sporaden – Cypern. Kümmerly & Frey, Bern 1966.

Literatur Bearbeiten

  • Neuanfang auf Trümmern. Die Tagebücher des Bremer Bürgermeisters Theodor Spitta 1945–1947 (= Quellen zur Zeitgeschichte Band 13). München 1992, S. 553 (Register s. v.).

Weblinks Bearbeiten

Anmerkungen Bearbeiten

  1. Archivdatenbank preußischer Lehrer.
  2. Liste der Artikel beim Digitalisierungsprojekt zur RE auf Wikisource.
  3. The British Journal of Photography 82, 1935, S. 814.
  4. Nach Der Spiegel, Nr. 34, 1949, S. 24 auf Einladung des damaligen Ministerpräsidenten Jawaharlal Nehru.
  5. Bundesarchiv BArch N 1337/147 Erneuerung der Grabstätte von Alfred Nawrath, Las Palmas, 1983; Kevin Kyburz: Das Grab von Alfred Nawrath (Memento des Originals vom 28. September 2022 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/kevinkyburz.de.