Alexander Grau (Journalist)

deutscher Philosoph, Journalist, Publizist und Buchautor

Alexander Jürgen Grau (* 1968 in Bonn) ist ein deutscher Publizist, Journalist und Philosoph.

Leben Bearbeiten

Grau wurde in Bonn geboren und wuchs dort und in Wiesbaden auf. 1987 legte er sein Abitur an der Gutenbergschule in Wiesbaden ab. Von 1988 bis 1989 leistete er Wehrdienst in Warburg und Diez/Lahn. Ab dem Wintersemester 1989/90 studierte er Philosophie, Sprachwissenschaften und Neue Geschichte an der Freien Universität Berlin. 1998 wurde er mit seiner Dissertation Ein Kreis von Kreisen. Hegels postanalytische Erkenntnistheorie bei Christian Iber[1] an der FU Berlin promoviert.

Nach seiner Promotion ging er 2002 mit einem Forschungsstipendium der Fritz-Thyssen-Stiftung an das Institut für Medizinische Psychologie der Ludwig-Maximilians-Universität München und arbeitete dort über die Bildrhetorik Bildgebender Verfahren in der Hirnforschung.

Er ist verheiratet, hat zwei Kinder und lebt in München.

Publizistische Tätigkeit Bearbeiten

Seit 2003 arbeitet Grau als freier Journalist und Publizist, unter anderem für das Magazin Cicero. Seit 2015 schreibt er die jeden Samstag erscheinende Kolumne Grauzone für Cicero Online. Er vertritt konservative Positionen.[2] Artikel von Alexander Grau sind darüber hinaus u. a. in den Magazinen Der Spiegel[3], Schweizer Monat[4], Gehirn & Geist, chrismon, epoc und brand eins erschienen sowie in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung und der Neuen Zürcher Zeitung. Neben Themen aus den Bereichen Politik, Kultur und Wissenschaft befasst sich Grau auch mit Aspekten der Alltagskultur, der Mode und des Lifestyles. Seit 2015 schreibt er für das Magazin Tweed unter anderem die Literatur-Kolumne Lesezeichen.

Für die Sendung Tag für Tag des Deutschlandfunks verfasste er mehrteilige Sendungen über die Geschichte der Religionspsychologie, den Theologen Emanuel Hirsch oder das Werk von Ernst Troeltsch. Seit 2005 arbeitet Grau als freier Mitarbeiter für die Freiwillige Selbstkontrolle Fernsehen (FSF) und veröffentlicht seit 2007 regelmäßig medienwissenschaftliche Fachartikel in dem Magazin tv diskurs – Verantwortung in audiovisuellen Medien. 2014 erschien der von ihm zusammen mit Gerson Raabe herausgegebene Sammelband Religion. Facetten eines umstrittenen Begriffs. 2017 erschien sein Essay Hypermoral. Die Lust an der Empörung. 2018 veröffentlichte er seinen Essay Kulturpessimismus. Ein Plädoyer und 2019 Politischer Kitsch. Eine deutsche Spezialität. Im September 2020 war er Erstunterzeichner des Appells für freie Debattenräume.[5] Grau wurde 2023 Visiting Fellow des Deutsch-Ungarischen Instituts für Europäische Zusammenarbeit, Teil der rechtskonservativen Budapester Denkfabrik Mathias Corvinus Collegium.[6] Im selben Jahr fungierte er als Schirmherr des Schreibwettbewerbs „Die Feder“ der Hanns-Seidel-Stiftung.[7]

Hypermoral (2017) Bearbeiten

In seinem Buch Hypermoral setzt sich Grau im Anschluss an Arnold Gehlens Werk Moral und Hypermoral[8] kritisch mit dem Phänomen auseinander, dass Moral bzw. moralische Begründungen des politischen und gesellschaftlichen Handelns in modernen westlichen Gesellschaften eine nie dagewesene Relevanz und Reputation genießen. Moral habe eine meinungsbildende Monopolstellung bekommen, andere rationale Erwägungen (technische, wissenschaftliche, ökonomische) würden diskreditiert (S. 10). Dafür macht Grau vier historische Entwicklungen verantwortlich: die Säkularisierung, die Individualisierung, das Entstehen einer Massengesellschaft und die Massenmedien. Die Moralisierung quasi aller gesellschaftlichen und politischen Fragen diene im Kern der Emotionalisierung und damit der Massenmobilisierung im Kampf um die öffentliche Meinung. Zudem entlaste Moral vom Nachdenken. Moralische Normen bildeten das „Wohlfühlbecken, in dem die Seele des modernen Menschen munter plantscht, den intellektuellen Wellnessbereich, in dem sich das Gemüt beschützt sieht von den kalten Winden rationaler Begründung und Argumentation“ (S. 13). Vor allem aber verschaffe Moral eine wunderbare rhetorische Ausgangsposition, mit der man etwaige Gegenargumente im Keim ersticken könne. Politische Gegner würden so diskreditiert und ausgegrenzt. Der Glaube an das Gute sei die letzte Gewissheit jener, die an gar nichts mehr glauben, Moral unsere letzte Religion (S. 14).

Bücher Bearbeiten

Audio Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Grau 2001, S. 13.
  2. Elsa Koester: Ampel - Mehr Regenbogen ist gut, aber: Wo bleibt die soziale Gerechtigkeit? In: Der Freitag. ISSN 0945-2095 (freitag.de [abgerufen am 8. Juli 2023]).
  3. Artikel. In: Alexander Grau. Abgerufen am 29. November 2023 (deutsch).
  4. Autor: Alexander Grau - Schweizer Monat. Abgerufen am 29. November 2023 (Schweizer Hochdeutsch).
  5. Erstunterzeichner. In: idw-europe.org. 7. Januar 2020, abgerufen am 25. September 2020 (deutsch).
  6. Woke Kapitalismus: Vortrag und Podiumsdiskussion mit Dr. Alexander Grau, Publizist und Philosoph. 18. Mai 2023, abgerufen am 7. Juli 2023 (ungarisch).
  7. Hanns-Seidel-Stiftung e.V: Frei sein. 17. Juli 2023, abgerufen am 29. November 2023.
  8. Jonas Puchta: "Du bist mir noch nicht demüthig genug": Phänomenologische Annäherungen an eine Theorie der Demut. Verlag Herder GmbH, 2021, ISBN 978-3-495-82557-0, S. 278.