Al Khamsa

die fünf folgsamen Stuten Mohammeds
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Al Khamsa sind die fünf folgsamen Stuten Mohammeds, auch arabisch الخمسة al-Chamsa ‚die fünf‘ genannt. Sie sind eine Legende aus dem Islam.

Der Geschichte zufolge gerieten 622 der Prophet Mohammed und seine Begleiter während der Auswanderung Hidschra von Mekka nach Medina in einen Sandsturm. Seine Karawane gelangte am Abend an einen Brunnen, doch als die erschöpften und durstigen Pferde losstürzten, rief sie Mohammed zurück. Nur fünf Stuten kehrten pflichtbewusst um,[1] worauf Mohammed sie segnete und jeder den Daumen in den Nacken legte, wo sich daraufhin kleine Haarwirbel bildeten.

Jene Haarwirbel werden noch heute Daumenzeichen des Propheten genannt und die Pferde, die es besitzen, sollen besonders edel sein. Mohammed begründete mit jenen fünf Pferden eine von religiösen Anschauungen durchsetzte Zucht, von der bei den edelsten Linien gesagt wird, dass sie auf die Al Khamsa („die Fünf“) zurückgehen.[2]

Nach einer Variante der Legende ließ Mohammed absichtlich mit dem gleichen Ergebnis eine Herde von Stuten tagelang dursten, ehe er den Pferch öffnete. Die fünf Stuten, die auf seinen Befehl hörten und nicht zur Wasserstelle galoppierten, erhielten besondere Namen und begründeten der Legende nach die Zuchtlinien der Al Khamsa.[3][4]

Zuchtlinien Bearbeiten

Der Legende zufolge gehen fünf Stutenlinien des Arabischen Vollbluts auf Al Khamsa zurück. Auf arabischen Webseiten sind die Stämme nur als Zuchtlinien verifizierbar, nicht aber als Stuten zur Zeit der Hidschra.[5][6][7]

Für jede Stutenlinie, auch Stamm genannt, gibt es jeweils mehrere Schreibweisen, je nach dem welchen Weg der Name zu uns genommen hat.

Stamm
(arabisch)
Stutenlinie Synonyme Herkunft Merkmale abstammende
Rassen
Bild
كحيلان Kuhailan Koheilan, Kuhaylah Saudi-Arabien, Iran, eine Stutenlinie heißt Haifi eher groß und kräftig, bis 152 cm, verdankt angeblich ihren Namen ihren Augen, die aufgrund der schwarzen Haut wie mit Kôhl nachgezogen wirken, es kommen jedoch Füchse, Schimmel und Braune vor Shagya, Tersker
 
Kuhailan-Stutenlinie, 2006
عبيان Abeya ʿAbyan, Abayyah, Obeya, Abéyeh Jemen klein, um 147 cm, meist Schimmel mit Abzeichen
 
Bestätigung, dass die verkaufte Stute eine Abeya ist
صقلاوي Saqlawiyah Saqlawi, Saglawi, Siglavy, Seglawi, Seglawie, Seklavi, Saklawiyah, сиглави[8] Gezüchtet von den Ruwallah (Stamm aus Nordarabien und der Syrischen Wüste) und den `Anizah, eine wichtige Linie wird Saqlawi-Jedran (auch Gidran) genannt eher klein (147–152 cm), meist braun, sehr edel und ausdauernd Lipizzaner, Shagya, Gidran
 
Hamrah aus der Linie Saqlawi-Jedran, gezogen von den `Anizah, erworben in der Nähe des Euphrat, vor 1909
حمداني Hamdaniyah Hamdani, Hamdaniyya, Hamdanieh Syrien, heute auch: Tunesien, Iran groß und sportlich, 148 bis 157 cm, gerader Kopf, Schimmel und Braune
هدبان Hadbah Hadba, Hedban, Hadban Gezüchtet von den Ruwallah (Stamm aus Nordarabien und der Syrischen Wüste) und den `Anizah, heute vor allem Iran um 150 cm, starke Knochen, gut bemuskelt, Braune und Schwarzbraune, wenig Abzeichen, ruhiger Charakter

Carl Raswan, Schriftsteller und Förderer des arabischen Pferdes Mitte des 20. Jahrhunderts, war überzeugt, dass es nur drei Stutenstämme gibt: Koheilan, Saglawi und Muniqi. Wobei Raswan den Koheilan-Stamm als maskulin wirkend, Saglawi als feminin wirkend und Muniqi als besonders schnell beschreibt. Es gibt weitere weniger bekannte Linien.[9] Die Linienreinheit wurde von den Beduinen sehr ernst genommen.[10]

Literatur Bearbeiten

  • Henrietta Siksek: The Gallant Five. R. B. Luce 1963.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Jean Power: Sons of the Desert. The Arab Horse in History, Mythology, Poetry, and Pictures. Delta Books 1980, S. 32 (books.google.de).
  2. Hedvig Ujvári: Zwischen Bazar und Weltpolitik. Die Wiener Weltausstellung 1873 in Feuilletons von Max Nordau im „Pester Lloyd“. Frank & Timme, Berlin 2011, ISBN 978-3-86596-336-9, S. 230, Anm. 208.
  3. Fire in the Heart, Culture Magazine (Memento vom 29. Mai 2013 im Internet Archive)
  4. Carl Reinhard Raswan, Hans Seydel: Der Araber und sein Pferd. Olms, Hildesheim 1998, ISBN 3-487-08234-9, S. 27.
  5. Al Khamsa Organization: The Horse of the Bedouin. (Memento vom 19. November 2010 im Internet Archive)
  6. Derry Bred for Perfection. S. 104–105.
  7. Arabian Horse Association: Arabian Horse History & Heritage – Horse of the Desert Bedouin. (Memento vom 22. April 2006 im Internet Archive)
  8. Some ways of the English-language horse breeding and equestrian sports terms translation into the Russian language (Memento vom 20. Dezember 2016 im Internet Archive) Autoren: Раздуев Алексей Валерьевич und Мамина Анастасия Владимировна, 2015, Wien, S. 15.
  9. Al Khamsa Organization: The Bedouin Concept of Asil (Memento vom 19. November 2010 im Internet Archive)
  10. The Arabian: War Horse to Show Horse, Gladys Brown Edwards, 1973, Rich Publishing, Covina, Kalifornien