Aktashit

Mineral, Sulfosalz aus der Nowackiit-Gruppe

Aktashit ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Sulfide und Sulfosalze“ mit der chemischen Zusammensetzung Cu6Hg3[AsS3]4[4] und damit chemisch gesehen ein Kupfer-Quecksilber-Sulfoarsenid.

Aktashit
Aktashit (grauer Anflug) auf mintgrünem, faserigem Emmonsit aus Moctezuma, Municipio Moctezuma, Sonora, Mexiko (Gesamtgröße: 2,2 cm × 2,2 cm × 0,9 cm)
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

2008 s.p.[1]

IMA-Symbol

Ats[2]

Andere Namen

Aktašit[3]

Chemische Formel Cu6Hg3[AsS3]4[4]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Sulfide und Sulfosalze
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

II/C.12
II/C.12-030

2.GA.30
03.04.13.02
Kristallographische Daten
Kristallsystem trigonal
Kristallklasse; Symbol trigonal-pyramidal; 3[5]
Raumgruppe R3 (Nr. 146)Vorlage:Raumgruppe/146[4]
Gitterparameter a = 13,73 Å; c = 9,33 Å[4]
Formeleinheiten Z = 3[4]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte ≈ 3,5 (VHN50 = 300–346; durchschnittlich 313)[6]
Dichte (g/cm3) gemessen: 5,5; berechnet: 5,72[6]
Spaltbarkeit fehlt[7]
Bruch; Tenazität uneben bis muschelig; spröde[6]
Farbe grauschwarz
Strichfarbe schwarz
Transparenz undurchsichtig
Glanz Metallglanz
Weitere Eigenschaften
Chemisches Verhalten empfindlich gegen Salpetersäure

Mit dem Sulfoantimonid Gruzdevit (Cu6Hg3[SbS3]4) bildet Aktashit eine Mischkristallreihe.[6]

Aktashit kristallisiert im trigonalen Kristallsystem, entwickelt aber nur selten gut ausgebildete, pyramidale Kristalle bis 0,2 mm Größe, die zonar mit Gruzdevit verwachsen sein können. Meist findet er sich in Form von xenomorphen Körnern und körnigen Mineral-Aggregaten.

Etymologie und Geschichte Bearbeiten

Erstmals entdeckt wurde Aktashit in der Antimon-Quecksilber-Lagerstätte Aktashskoye in der russischen autonomen Republik Altai (südwestliches Sibirien) und beschrieben 1968 durch Vladimir I. Vasil'ev, der das Mineral nach dessen Typlokalität benannte. Vasil'ev publizierte seine Forschungsergebnisse zu dem neu entdeckten Mineral zunächst ohne Prüfung durch die IMA/CNMNC. Die Anerkennung erfolgte jedoch nachträglich 2008 durch das Sulfosalze-Subcommittee.[8]

Typmaterial des Minerals wird im Geologischen Museum in Nowosibirsk (Russland) unter der Inventar-Nr. III-14/1 sowie im Mines ParisTech (École des mines) in Paris (Frankreich) aufbewahrt.[6]

Klassifikation Bearbeiten

In der veralteten, aber teilweise noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Aktashit zur Mineralklasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort zur Abteilung der „Sulfide mit dem Stoffmengenverhältnis Metall : S,Se,Te ≈ 1 : 1“, wo er zusammen mit Gruzdevit, Nowackiit, Sinnerit und Watanabeit die unbenannte Gruppe II/C.12 bildete.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Aktashit dagegen in die Abteilung der „Sulfoarsenide, Sulfoantimonide und Sulfobismuthide“ ein. Diese ist weiter unterteilt nach der Kristallstruktur und der möglichen Anwesenheit von zusätzlichem Schwefel, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Insel-Sulfarsenide (Neso-Sulfarsenide) usw., ohne zusätzlichen Schwefel (S)“ zu finden ist, wo es nur noch zusammen mit Gruzdevit und Nowackiit die „Nowackiitgruppe“ mit der System-Nr. 2.GA.30 bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Aktashit in die Klasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort in die Abteilung der „Sulfosalze“ ein. Hier ist er in der unbenannten Gruppe 03.04.13 innerhalb der Unterabteilung „Sulfosalze mit dem Verhältnis 3 > z/y und der Zusammensetzung (A+)i (A2+)j [ByCz], A = Metalle, B = Halbmetalle, C = Nichtmetalle“ zu finden.

Kristallstruktur Bearbeiten

Aktashit kristallisiert trigonal in der Raumgruppe R3 (Raumgruppen-Nr. 146)Vorlage:Raumgruppe/146 mit den Gitterparametern a = 13,73 Å und c = 9,33 Å sowie 3 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[4]

Die Kristallstruktur von Aktashit besteht aus einem Gerüst von eckenverknüpften HgS4- und CuS4-Tetraedern mit Kanälen parallel zur Z-Achse.[9][4]

Eigenschaften Bearbeiten

Aktashit ist unempfindlich gegenüber Standard-Ätzmitteln. Er reagiert allerdings auf Salpetersäure (HNO3) zunächst, indem er braun wird und anschließend eine blau bis violett gefärbte Lösung bildet.[10]

Aktashit ist ein guter elektrischer Leiter.[10]

Bildung und Fundorte Bearbeiten

Aktashit bildet sich durch hydrothermale Vorgänge in komplexen polymetallischen arsen- und quecksilberhaltigen Lagerstätten. Naturgemäß treten in solchen Lagerstätten eine Vielzahl von Begleitmineralen auf, so unter anderem die Arsen- und Quecksilberminerale Auripigment, Cinnabarit, Enargit, Luzonit, Realgar und Tennantit; die Antimonminerale Chalkostibit, Stibnit und quecksilberhaltiger Tetraedrit sowie die als „Durchläufe-“ bekannten Minerale Chalkopyrit, Pyrit und Sphalerit. Hinzu treten noch gesteinsbildende Minerale wie Calcit und Quarz. Gelegentlich ist auch Dickit anzutreffen.

Als seltene Mineralbildung konnte Aktashit nur an wenigen Fundorten nachgewiesen werden, wobei bisher (Stand 2016) rund 20 Fundorte als bekannt gelten. Neben seiner Typlokalität Aktashskoye in Südwestsibirien trat das Mineral in Russland noch in der Arsen-Quecksilber-Antimon-Lagerstätte Gal-Khaya in Sacha (Jakutien) in Ostsibirien, in der Gold-Lagerstätte Vorontsovskoe bei Turinsk in der Oblast Swerdlowsk im Ural sowie in Saranovskii Mine bei Gornosawodsk in der Region Perm auf.

In Europa fand man Aktashit in der hydrothermalen, stratiformen Lagerstätte Jas Roux im Gemeindeverband Valgaudemar (Département Hautes-Alpes) in Frankreich und in der Miniera di Monte Arsiccio bei Sant’Anna di Stazzema in der italienischen Region Toskana.

Weitere Fundorte liegen unter anderem bei Bomby im Thunder Bay District (Ontario) in Kanada, in der Erz-Lagerstätte Lianhecun im Kreis Jiuzhaigou in der chinesischen Provinz Sichuan, in der Arsenlagerstätte Lukhumi nahe Mestia (Ratscha-Letschchumi und Niederswanetien) in Georgien, die Grube Zareh Shuran bei Takab in West-Aserbaidschan, die Antimon-Quecksilber-Lagerstätten im Ferghanatal und im Alaigebirge in Kirgisistan, die Goldmine Moctezuma am gleichnamigen Ort im mexikanischen Bundesstaat Sonora sowie in den Erzgruben bei Lynn im Eureka County und Adam Peak im Humboldt County im US-Bundesstaat Nevada.[11]

Siehe auch Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • V. I. Vasil'ev: New ore minerals of the mercury deposits of Gornyi Altai and their parageneses. In: Voprosy metallogenii rtuti (Problems of mercury metallogeny). Izdatelstvo "Nauka", Moskau 1968, S. 111–129 (englisch).
  • Michael Fleischer: New mineral names. In: American Mineralogist. Band 56, 1971, S. 358–362 (englisch, minsocam.org [PDF; 335 kB; abgerufen am 26. Dezember 2018]).
  • Vladimir I. Vasil’ev, Natalie V. Pervukhina, Stanislav V. Borisov, Svetlana A. Magarill, D. Y. Naumov, N. V. Kurat’eva: Aktashite Cu6Hg3As4S12 from the Aktash deposit, Altai, Russia: Refinement and crystal chemical analysis of the structure. In: Geology of Ore Deposits. Band 52, 2010, S. 656–661, doi:10.1134/S1075701510070184 (englisch).

Weblinks Bearbeiten

Commons: Aktashite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: January 2023. (PDF; 3,7 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Januar 2023, abgerufen am 26. Januar 2023 (englisch).
  2. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  3. Hans Jürgen Rösler: Lehrbuch der Mineralogie. 4., durchgesehene und erweiterte Auflage. Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie (VEB), Leipzig 1987, ISBN 3-342-00288-3, S. 349.
  4. a b c d e f Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 120 (englisch).
  5. David Barthelmy: Aktashite Mineral Data. In: webmineral.com. Abgerufen am 26. Dezember 2018 (englisch).
  6. a b c d e Aktashite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 61 kB; abgerufen am 26. Dezember 2018]).
  7. Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
  8. Aktashite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 26. Dezember 2018 (englisch).
  9. Vladimir I. Vasil’ev, Natalie V. Pervukhina, Stanislav V. Borisov, Svetlana A. Magarill, D. Y. Naumov, N. V. Kurat’eva: Aktashite Cu6Hg3As4S12 from the Aktash deposit, Altai, Russia: Refinement and crystal chemical analysis of the structure. In: Geology of Ore Deposits. Band 52, 2010, S. 656–661, doi:10.1134/S1075701510070184 (englisch).
  10. a b Michael Fleischer: New mineral names. In: American Mineralogist. Band 56, 1971, S. 358–362 (englisch, minsocam.org [PDF; 335 kB; abgerufen am 26. Dezember 2018] S. 2).
  11. Fundortliste für Aktashit beim Mineralienatlas und bei Mindat