Agnieszka Holland

polnische Filmregisseurin und Drehbuchautorin

Agnieszka Holland (* 28. November 1948 in Warschau) ist eine polnische Filmregisseurin und Drehbuchautorin.

Agnieszka Holland auf der Berlinale 2017
Agnieszka Holland (2014)

Leben und Werk Bearbeiten

Holland studierte Filmregie an der Prager Filmfakultät. Ihre Karriere begann sie als Regieassistentin von Krzysztof Zanussi und Andrzej Wajda. Für Wajda schrieb sie einige Drehbücher, unter anderem nach der gleichnamigen Novelle von Rolf Hochhuth für Eine Liebe in Deutschland, und arbeitete mit Jean-Claude Carrière an Wajdas Film Danton.

Mit ihrer Regiearbeit Fieber (Gorączka) gewann sie 1981 den Hauptpreis beim Polnischen Filmfestival und war sie im Wettbewerb der Berlinale 1981 vertreten. Ihre Hauptdarstellerin Barbara Grabowska gewann den Silbernen Bären als beste Darstellerin. Kurz vor der Verhängung des Kriegsrechts in Polen 1981 emigrierte Agnieszka Holland nach Paris, wo sie bis heute lebt. Ihre erste Regiearbeit nach der Emigration, die deutsche Produktion Bittere Ernte mit Armin Mueller-Stahl in der Hauptrolle, war 1986 als bester fremdsprachiger Film für einen Oscar nominiert. Ihr in Deutschland wohl bekanntester Film ist Hitlerjunge Salomon, der ihr einen Golden Globe als bester fremdsprachiger Film sowie eine Oscar-Nominierung für das beste Drehbuch einbrachte. Als die Jury, die die deutschen Nominierungen für den Oscar vornimmt, sich weigerte, den Film zu nominieren, löste dies in Deutschland eine Kontroverse aus; sie wurde vom Produzenten Artur Brauner sogar des Antisemitismus bezichtigt.

1993 gelang Holland der Sprung in die USA, als Francis Ford Coppola ihren Film Der geheime Garten nach dem gleichnamigen Kinderbuch von Frances Hodgson Burnett produzierte. Seitdem dreht sie dort mit amerikanischen Schauspielern, aber wie bei The Healer mit europäischem Produktionskapital.

2014 inszenierte sie mit Rosemary’s Baby eine Fernsehneuverfilmung des Filmklassikers Rosemaries Baby.

Für den Spielfilm Die Spur, eine Verfilmung des Romans Der Gesang der Fledermäuse von Olga Tokarczuk, erhielt Holland 2017 eine Einladung in den Wettbewerb der 67. Internationalen Filmfestspiele Berlin. Der Film stellt eine frühere Ingenieurin und passionierte Astrologin (dargestellt von Agnieszka Mandat) in den Mittelpunkt, die in ihrem Dorf in den Sudeten eigenständig Nachforschungen zu einer Mordserie an lokalen Jägern anstellt.[1] Holland erhielt dafür auf der Berlinale den Alfred-Bauer-Preis zuerkannt.

Ihr 2023 veröffentlichter Film Zielona granica, der das verhärtete polnische Grenzregime gegenüber Migranten darstellt, führte in Polen zu einer politischen Kampagne gegen Film und Regisseurin, bis hin zu Hass, der ihr vor allem im Internet begegnete. Ihr wird eine antipolnische Position unterstellt, Hollands Film sei Propaganda im Stile des Nationalsozialismus. Diese Reaktionen sind auch vor dem Hintergrund der Wahlen in Polen im Oktober 2023 zu sehen.[2]

Agnieszka Holland ist die Schwester der Regisseurin Magdalena Łazarkiewicz. Ihr Vater Henryk Holland war ein sozialistischer Soziologe und Publizist. Sie ist verheiratet mit dem slowakischen Film- und Theaterregisseur Laco Adamík. Ihre gemeinsame Tochter Katarzyna Adamik (* 1972) ist ebenfalls Filmregisseurin.

Filmografie (Auswahl) Bearbeiten

 
Hollands Stern auf dem Walk of Fame in Łódź
 
Bei der Vorstellung des Films Die Spur

B = Drehbuch, R = Regie, D = Darsteller

Auszeichnungen Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Agnieszka Holland – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Filmbeschreibung bei filmweb.pl (polnisch; abgerufen am 16. Dezember 2016).
  2. Gerhard Gnauck: Überlebenskämpfe in Europas Urwäldern. In: faz.net. 26. September 2023, abgerufen am 2. Oktober 2023.
  3. Andrzej Wajda odznaczony Orderem Orła Białego.@1@2Vorlage:Toter Link/wiadomosci.gazeta.pl (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im März 2018. Suche in Webarchiven.)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Gazeta.pl, 21. März 2011.
  4. Berlinale Archiv 2017. Abgerufen am 17. Januar 2020.