Aglaia chittagonga

Art der Gattung Aglaia

Aglaia chittagonga ist eine über weite Teile Süd- und Südostasiens verbreitete Art der Gattung Aglaia in der Familie Mahagonigewächse. Aglaia chittagonga ist ein kleiner bis mittelgroßer Baum, dessen Blätter und Rinde in der Ethnomedizin genutzt werden und der von der IUCN in seinem gesamten Verbreitungsgebiet als gefährdet (VU – Vulnerable) eingestuft wird.

Aglaia chittagonga
Systematik
Ordnung: Sapindales
Familie: Mahagonigewächse (Meliaceae)
Unterfamilie: Melioideae
Tribus: Aglaieae
Gattung: Aglaia
Art: Aglaia chittagonga
Wissenschaftlicher Name
Aglaia chittagonga
Miq.

Beschreibung Bearbeiten

Aglaia chittagonga ist ein kleiner bis mittelgroßer, immergrüner Baum der 7 bis 10 Meter Höhe erreicht. Die jungen Pflanzenteile, die Kelchblätter und die Früchte von Aglaia chittagonga haben eine geschuppte Oberfläche.

Die gestielten, unpaarig gefiederten Laubblätter sind 15 bis 30 Zentimeter lang und etwas breiter als lang. Sie haben bis zu sieben fast gegenständige, schmal-elliptische und zugespitzte bis spitze Blättchen mit fast kahler Oberfläche und einer Länge von bis zu 20 Zentimeter. Die Blättchen sind ganzrandig und kurz gestielt.[1]

Aglaia chittagonga ist zweihäusig diözisch. Die kurzen, achselständigen, rispigen, lockeren Blütenstände sind aus traubigen Teilblütenständen zusammengesetzt und enthalten viele Blüten. Die weiblichen sind weniger verzweigt und kleiner. In den kurz gestielten, kleinen und dreizähligen, funktionell eingeschlechtlichen Blüten sind bei den männlichen Blüten sechs, in einer Röhre verwachsene Staubblätter enthalten sowie ein Pistillode. In den weiblichen Blüten befindet sich ein oberständiger, zweikammeriger Fruchtknoten mit fast sitzender Narbe sowie eine unfruchtbare Staubblattröhre. Der becherförmige Kelch ist schuppig, die dachigen Petalen sind dick und bootförmig.

Die essbaren, verkehrt-eiförmigen, ledrigen und bis zweisamigen, schuppigen Kapselfrüchte haben eine Länge von etwa 2 Zentimeter. Sie haben Längsrillen und die Samen sind von einem Arillus bedeckt.[1]

Verbreitung Bearbeiten

Aglaia chittagonga wird innerhalb ihres Verbreitungsgebiets im Flachland an Flüssen in der Nähe der Ufer gefunden. Als Terra typica wurde in der Erstbeschreibung nur Chittagong angegeben, wobei unklar ist, ob die Stadt oder die Provinz Chittagong gemeint war. Da eine Höhenangabe von 0 bis 1000 Fuß erfolgte scheint es mehrere Fundorte gegeben zu haben, zudem deutet die Höhenangabe auf die Provinz als Namensgeber hin, da die Stadt an der Küste liegt. Die Art ist für weitere Staaten Süd- und Südostasiens belegt, so für Indochina, Thailand, Karnataka, Philippinen, Sumatra, Myanmar, östlicher Himalaya, Südchina (Hainan, Guangdong, Guangxi, Yunnan und Guizhou) und Taiwan (nur auf der Insel Lan Yu).[2][3]

Gefährdung und Schutz Bearbeiten

Etwa 100 Arten der Gattung Aglaia werden in der Roten Liste der IUCN als gefährdet oder vom Aussterben bedroht aufgeführt.[4] Aglaia chittagonga wurde bereits 1998 in der Liste bedrohter Bäume der IUCN als global gefährdet (VU – Vulnerable) aufgeführt, diese Einstufung ist weiterhin gültig. Als Grund für den Bestandsrückgang wurde die Zerstörung der geeigneten Lebensräume genannt.[3][5] In der Roten Liste der Gefäßpflanzen Taiwans aus dem Jahr wird Aglaia chittagonga als gefährdet (VU – Vulnerable) bezeichnet, das ist die niedrigste Gefährdungskategorie. Die Einstufung wurde mit der geringen Populationsgröße von weniger als 1000 Individuen begründet.[6]

Systematik Bearbeiten

Die Gattung Aglaia ist mit mehr als 120 Arten die umfangreichste Gattung der Familie Mahagonigewächse (Meliaceae). Sie ist von den Westghats in Indien bis Samoa und von Südchina bis zum tropischen Australien verbreitet. Ihren größten Artenreichtum hat sie in Malesien. Sie wird in vier Sektionen unterteilt. Die Samen von Aglaia sectio Aglaia werden in Südostasien endochorisch durch Affen verbreitet, insbesondere von Orang-Utans, Siamangs und Gibbons. Diese Sektion ist auch in Neuguinea verbreitet, dort sind die Verbreiter der Samen noch unbekannt. Die Arten der Sektionen Amoora, zu denen auch Aglaia chittagonga gehört, und Neoaglaia werden durch Vögel verbreitet.[7][8]

Die Gattung Aglaia zeichnet sich durch nur geringe morphologische Unterschiede zwischen ihren Arten aus, die eine sichere Unterscheidung im Herbarium erschweren. Die Entwicklung der Molekulargenetik hat in den letzten Jahrzehnten entscheidend zur Abgrenzung der Arten und zur Klärung ihrer verwandtschaftlichen Beziehungen beigetragen. Dennoch muss davon ausgegangen werden, dass noch einige der Arten mit einem großen Verbreitungsgebiet, wie Aglaia chittagonga, eine oder mehrere kryptische Arten enthalten.[8]

Erstbeschreibung Bearbeiten

Die Erstbeschreibung erfolgte 1868 als Aglaia chittagonga durch den deutsch-niederländischen Botaniker Friedrich Anton Wilhelm Miquel im vierten Jahrgang der Annales Musei Botanici Lugduno-Batavi Seite 44. Der Artname chittagonga bezieht sich auf die Stadt Chittagong, in deren Umgebung das von Miquel beschriebene Exemplar aufgesammelt wurde.[3][9]

Synonyme Bearbeiten

Ethno- und Komplementärmedizin Bearbeiten

Wie bei vielen anderen Pflanzen werden Blätter und andere Teile von Aglaia chittagonga in der Ethnomedizin genutzt. Eine Studie über die Zytotoxizität von Extrakten der Rinden von Aglaia chittagonga und Aglaia rohituka zeigte für Aglaia chittagonga eine Toxizität gegenüber Zelllinien aus menschlichem Brustkrebs und Pankreastumoren.[12][13]

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c William Philip Hiern: Order XXXVII. Meliaceae. In: Joseph Dalton Hooker: The Flora of British India. Vol. 1. Ranunculaceae to Sapindaceae. L. Reeve & Co., London 1875, S. 540–569, hier S. 559–560, archive.org.
  2. a b c Ching-en Chang: The Meliaceae of Taiwan: its taxonomy and floristic relationships. In: Korean Journal of Plant Taxonomy. Band 18, Nr. 1, 1988, S. 1–7, PDF.
  3. a b c Sara Oldfield, Charlotte Lusty, Amy MacKinven: The World List of Threatened Trees. World Conservation Press, Cambridge 1998, ISBN 1-899628-10-X, S. 40, archive.org.
  4. Alexandra N. Muellner, Caroline M. Pannell: Genetic diversity and distribution patterns of Aglaieae (Meliaceae) in Malesia. In: Flora Malesiana Bulletin. Band 14, Nr. 3, 2008, S. 198–201.
  5. Aglaia chittagonga in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN.
  6. Editorial Committee of the Red List of Taiwan Plants (Hrsg.): The Red List of Vascular Plants of Taiwan, 2017. Endemic Species Research Institute, Forestry Bureau, Council of Agriculture, Executive Yuan und Taiwan Society of Plant Systematics, Taipeh 2017, ISBN 978-986-05-5021-4, S. 34 und 89.
  7. Caroline M. Pannell, M. J. Koziol: Ecological and phytochemical diversity of arillate seeds in Aglaia (Meliaceae): a study of vertebrate dispersal in tropical trees. Philosophical Transactions of the Royal Society B. Band 316, Nr. 1178, 1987, S. 303–333, doi:10.1098/rstb.1987.0029.
  8. a b Caroline M. Pannell: Reproductive biology, morphological taxonomy, biogeography and molecular phylogeny of Aglaia Lour. (Meliaceae): the monographic approach to a large genus of tropical trees. In: Sibbaldia. The Journal of Botanic Garden Horticulture. Nr. 16, 2018, S. 87–97, doi:10.24823/Sibbaldia.2018.249, PDF.
  9. Friedrich Anton Wilhelm Miquel: Monographia Meliacearum Archipelagi Indici. In: Annales Musei Botanici Lugduno-Batavi. 1868, Band 4, Nr. 2, archive.org (Erstbeschreibung, in lateinischer Sprache).
  10. M. Enamur Rashid, M. Atique Rahman: Updated nomenclature and taxonomic status of the plants of Bangladesh included in Hook. f., the Flora of British India: Volume-I. In: Bangladesh Journal of Plant Taxonomy. Band 18, Nr. 2, 2011, S. 177–197, doi:10.3329/bjpt.v18i2.9305, PDF.
  11. K. Haridasan, R. R. Rao: Forest Flora of Meghalaya. Vol. 1, Bishen Singh and Mahendrapal Singh, Dehradun 1985.
  12. Leo L. Chan et al.: Cytotoxicity Effects of Amoora rohituka and chittagonga on Breast and Pancreatic Cancer Cells. In: Evidence-Based Complementary and Alternative Medicine 2011, Artikel ID 860605, doi:10.1155/2011/860605.
  13. Rhapeepon Girdwichai: Phytochemical study of Aglaia chittagonga leaves. M.Sc. thesis, Chulalongkorn University, Bangkok 1999, ISBN 974-332-943-9.