Adolf von Rauch (Offizier)

preußischer Kavallerieoffizier, Kammerherr und Hofmarschall der Prinzessin Luise von Preußen

Gustav Adolf von Rauch (* 25. August 1805 in Potsdam; † 26. Juni 1877 in Baden-Baden) war ein preußischer Kavallerieoffizier im Regiment der Gardes du Corps, Kammerherr und Hofmarschall der Prinzessin Luise von Preußen, Tochter des Kaiserbruders Prinz Carl von Preußen und geschiedene Ehefrau von Alexis Landgraf von Hessen-Philippsthal-Barchfeld.[1] Rauch zählte zu den gelehrten Privatsammlern antiker griechischer und römischer Münzen und war Vorsitzender der Numismatischen Gesellschaft zu Berlin.[2]

Kammerherr Adolf von Rauch (1805–1877), Vorsitzender der Numismatischen Gesellschaft zu Berlin

Leben Bearbeiten

Herkunft Bearbeiten

Adolf von Rauch entstammte der preußischen Adelsfamilie Rauch und war der Sohn des preußischen Kriegsministers und Ehrenbürger Berlins, von General der Infanterie Gustav von Rauch, und dessen erster Ehefrau Caroline von Rauch, geborene Freiin von Geusau. Seine Großväter waren der Generalmajor Bonaventura von Rauch und der Generalleutnant Levin Freiherr von Geusau.

Seine Brüder waren der General der Kavallerie Gustav Waldemar von Rauch, der General der Infanterie Albert von Rauch und der preußische Oberstallmeister Fedor von Rauch. Seine Schwester war Rosalie Gräfin von Hohenau, geborene von Rauch, in morganatischer Ehe mit Prinz Albrecht von Preußen verheiratet, dem jüngsten Bruder König Friedrich Wilhelms IV. und Kaiser Wilhelms I.

Gardes du Corps und Hofmarschall Bearbeiten

Adolf von Rauch besuchte das Joachimsthalsche Gymnasium in Berlin. Von 1822 bis 1854 gehörte Rauch als preußischer Kavallerieoffizier dem Regiment der Gardes du Corps an. Seit 1842 Chef von dessen Charlottenburger Eskadron gegenüber dem königlichen Schloss, schied er 1854 im Rang eines Majors aus dem militärischen Dienst aus.[3] Bildung und Sprachkenntnisse ließen König Friedrich Wilhelm IV. auf Rauch aufmerksam werden.[4]

So wurde er 1854 für Jahrzehnte diensttuender Kammerherr der Prinzessin Luise von Preußen[5] und Chef ihres Hofstaats in Schloss Monbijou im Zentrum Berlins und in seinen letzten Dienstjahren während der Sommermonate in Schloss Montfort am Bodensee. Luise von Preußen war die ältere Tochter des Prinzen Carl von Preußen und seiner Ehefrau Marie, Prinzessin von Sachsen-Weimar-Eisenach, Schwester der Kaiserin Augusta. Luises 1854 geschlossene Ehe mit Alexis Landgraf von Hessen-Philippsthal-Barchfeld wurde 1861 geschieden.

Numismatiker und Privatsammler Bearbeiten

Adolf von Rauch war ein namhafter und kenntnisreicher Sammler antiker griechischer und römischer Münzen. Rauch galt als „gelehrter Alterthümler und Numismatiker“.[6] Als Seconde-Lieutenant beim Regiment der Gardes du Corps hatte er sich an archäologischen Grabungen in der Gemarkung Großbeuthen bei Trebbin beteiligt, um dann seine Urnenfunde 1839 dem Berliner Königlichen Museum zu übergeben.[7] Vor allem aber ließ er sich von dem Privatgelehrten und Sammler Benoni Friedländer in die numismatische Wissenschaft einführen.[8]

Es gelang ihm, neben seinem Dienst als Gardeoffizier eine bedeutende numismatische Privatsammlung aufzubauen. Rauch hatte in Rom die Münzsammlung des früheren preußischen Gesandten beim Vatikan Wilhelm Uhden erwerben können und in Konstantinopel die von Maria Joseph Graf von Brassier de St. Simon de Vallade, des Gesandten Preußens bei der Hohen Pforte. Auf Reisen nach Italien konnte Adolf von Rauch seine Sammlung antiker Münzen zusätzlich erweitern. 50 ausgewählte Münzen aus Rauchs Sammlung stellte 1843 der Numismatiker Bernhard von Koehne, bald darauf Direktor an der Eremitage in St. Petersburg, in einer Sonderpublikation vor. Zu dieser Zeit hatte Rauch seine Sammlung auf 6000 römische und 3000 griechische antike Münzen vergrößert.[9]

Mehr als fünfzig Jahre stand Rauch im engen, fachlichen Austausch mit Julius Friedländer, dem Sohn von Benoni Friedländer und später ersten Direktor des Münzkabinetts im Königlichen Museum in Berlin.[10] Friedländer konnte Adolf von Rauch 1853 dafür gewinnen, 4000 seiner griechischen Münzen dem Münzkabinett im Alten Museum zu veräußern. Friedländer hob später in einem Nekrolog hervor: „Seine Kaisermünzen griechischer und kleinasiatischer Städte vervollständigten unsere Reihen aufs ansehnlichste.“ Von nun an konzentrierte sich Rauch auf das Sammeln seltener römischer Goldmünzen. Nach seinem Tod 1877 kaufte Julius Friedländer für das Berliner Münzkabinett weitere Teile der Sammlung Adolf von Rauchs an, darunter vor allem seine Goldmünzen.[11] Das Münzkabinett gehört heute zu den Staatlichen Museen zu Berlin im Museumsverbund der Stiftung Preußischer Kulturbesitz.

Privaten Sammeln und numismatische Forschung bedeuteten für Adolf von Rauch eine Einheit. Vorträge und Aufsätze in den führenden Fachzeitschriften begleiteten beständig seine sammlerische Tätigkeit.[12][13][14][15]

1843/44 zählte Rauch zu den Gründern der Numismatischen Gesellschaft zu Berlin, der ältesten numismatischen Vereinigung in Deutschland. Im Vorstand der Gesellschaft bekleidete er lange Jahre das Amt des Vizepräsidenten und Schriftführers. Von 1870 bis zu seinem Tod 1877 wirkte Adolf von Rauch als Präsident bzw. Vorsitzender der Numismatischen Gesellschaft, nachdem sein Vorgänger, der Gründungspräsident der Gesellschaft, General Wilhelm Fürst von Radzwill, gestorben war. Als Vorsitzender folgte ihm 1877 Hermann Dannenberg.[16]

Der Verein für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung und die Antiquarische Gesellschaft in Zürich hatten Rauch die Ehrenmitgliedschaft verliehen. Außerdem war er Mitglied des Vereins für Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung.

In seiner Zeit als Kammerherr lebte Adolf von Rauch mit seiner Familie in der Berliner Dorotheenstadt (heute Berlin-Mitte) in der Dorotheenstraße 51.

Nach langer Krankheit starb Adolf von Rauch 1877 in Baden-Baden. Der Besuch von Kaiser Wilhelm I. und des damaligen Kronprinzen Friedrich Wilhelm an seinem Krankenlager unterstrich die Verbundenheit des Hauses Hohenzollern gegenüber Rauch.

Ehe und Nachkommen Bearbeiten

Adolf von Rauch heiratete am 1. Februar 1836 in Berlin Therese von Ziegler (* 19. Mai 1817 in Stralsund; † 13. August 1857 in Bad Soden), die Tochter des Obersten a. D. Friedrich August von Ziegler und seiner Ehefrau Philippine Amalie, geborene Kypke.

Aus der Ehe gingen sieben Kinder hervor:

Zu Adolf von Rauchs Enkelkindern zählte auch Maria Angelika Krevet, geborene von Rauch (1894–1983), die mit ihrem Ehemann Oberstleutnant a. D. Bodo Krevet das Unternehmen F.T.B.Krevet in Saarlouis gründete.

Schriften Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Königlich-preußischer Staatskalender. 1856 (google.de).
  2. Bernd Kluge/Alexa Küter (Redaktion): Die Numismatische Gesellschaft zu Berlin - gegründet 1843. Geschichte. Fundus. Dokumente. Festgabe zum 175. Gründungsjubiläum am 22. Dezember 2018. Hrsg.: Numismatische Gesellschaft zu Berlin. Berlin 2018, S. 18, 32, 39 ff., 54 ff.
  3. Ferdinand Graf von Brühl: Übersicht der Geschichte des Regiments der Gardes du Corps von 1740 bis 1890.Verlag Ernst Siegfried Mittler und Sohn. Berlin, 1890. S. 34*.
  4. Albert Freiherr von Seld: Sechzig Jahre. Ein Leben an Bauern- und Fürstenhöfen. Hrsg.: Wilhelm Vogt. Vandenhoeck&Ruprecht, 1926, S. 243.
  5. Praktiken der Monarchie. Abgerufen am 8. August 2023.
  6. Der Salon für Literatur, Kunst und Gesellschaft Bd. II. Julius Rodenberg, 1873, abgerufen am 6. April 2021.
  7. Leopold Freiherr von Ledebur: Die heidnischen Alterthümer des Regierungsbezirks Potsdam. Gebauersche Buchhandlung (J.Petsch). Berlin, 1852. S. 59.
  8. Bernhard Weisser: Im Königlichen Museum bis zur Gründung des Münzkabinetts als eigenständiges Museum (1830–1868). In: Bernhard Weisser (Hrsg.): Münzkabinett. Menschen Münzen Medaillen. Battenberg Gietl Verlag GmbH, Regensburg 2020, ISBN 978-3-86646-202-1, S. 33.
  9. Bernhard von Koehne: Fünfzig antike Münzen der v. Rauchschen Münzsammlung. Verlag Ernst Siegfried Mittler. Berlin, 1843.
  10. Bernhard Weisser: Julius Friedländer als Direktor (1868–1884). In: Bernhard Weisser (Hrsg.): Münzkabinett. Menschen Münzen Medaillen. Battenberg Gietl Verlag GmbH, Regensburg 2020, ISBN 978-3-86646-202-1, S. 75.
  11. H. Walte, Max Bahrfeldt: Numismatisch-sphragistischer anzeiger: Zeitung für münz-, siegel- u. wappenkunde. C. Meyer (G. Prior), 1878 (google.com [abgerufen am 6. April 2021]).
  12. Zeitschrift für Münz-, Siegel-und Wappen-Kunde. 1847 (google.com [abgerufen am 6. April 2021]).
  13. Ludwig Christian Zimmermann: Zeitschrift für die Alterthumswissenschaft. Heyer, 1847 (google.com [abgerufen am 6. April 2021]).
  14. Neue jenaische allgemeine Literatur-zeitung. F.A. Brockhaus, 1847 (google.com [abgerufen am 6. April 2021]).
  15. Archaeologische Zeitung. Reimer, 1873 (google.com [abgerufen am 7. April 2021]).
  16. Numismatische Gesellschaft zu Berlin. Numismatische Kommission der Länder der Bundesrepublik Deutschland, abgerufen am 6. April 2021.
  17. Friedrich Wilhelm von Varchmin: Walhalla: Deutschlands Opfer aus den Feldzügen der Jahre 1870 und 1871. Die Namen der gebliebenen und an Wunden gestorbenen Officiere und Officier-Aspiranten der Linie und Landwehr, [etc.] Im Selbstverlage des Verfassers, 1872 (google.com [abgerufen am 23. November 2023]).
  18. Rudolf Maria Bernhard von Stillfried-Alcantara: Die Krönung Ihrer Majestäten des Königs Wilhelm und der Königin Augusta von Preussen zu Königsberg am 18. October 1861. Kgl. Geh. Ober-Hofbuchdr., 1873 (google.de [abgerufen am 18. Februar 2021]).