Academia Portuguesa das Artes e Ciências Cinematográficas

Die Academia Portuguesa das Artes e Ciências Cinematográficas (Portugiesisch für: Portugiesische Akademie der Kinokünste und -wissenschaften), meist nur kurz Academia Portuguesa de Cinema (APC) ist eine ehrenamtlich arbeitende Organisation in Portugal. Sie wurde 2011 von Filmschaffenden des Portugiesischen Films gegründet, um diesen zu fördern und zu bewahren. Zu ihren Aufgaben und Tätigkeiten gehört u. a. die Vergabe von Filmpreisen in Portugal und die jährliche Auswahl der portugiesischen Vorschläge für die Oscar-Nominierung in der Kategorie bester internationaler Film.

Geschichte Bearbeiten

 
Das Logo der seit 2012 vergebenen Filmpreise Prémios Sophia.

Filmschaffende und Freunde des Portugiesischen Kinos forderten schon länger die Schaffung einer Dachorganisation, die Filmschaffende aus allen Bereichen der Filmproduktion vereint und nationale Filmpreise vergibt, ähnlich den bekannten Preisen Oscar (USA), César (Frankreich), Goya (Spanien) oder Magritte (Belgien).[1]

Im Juli 2011 gründeten Filmschaffende Portugals die APC, um das gewünschte übergeordnete Organ für Filmschaffende aller Bereiche zu schaffen. Nach eigenen, nur von Filmschaffenden entschiedenen Kriterien vergibt die APC seither die Sophia-Filmpreise in Portugal, die damit nun erstmals im Land allein von Aktiven des Filmwesens vergeben werden, unabhängig von Vertretern aus Wirtschaft, Medien, Wissenschaft oder anderen Bereichen. Zu ihren weiteren selbst gestellten Aufgaben und Zielen gehören die Verbreitung der Kenntnis über den Portugiesischen Film mit Ausstellungen und Filmschauen, die Aus- und Weiterbildung in allen Bereichen der Filmproduktion vor und hinter der Kamera, die Förderung des wissenschaftlichen und anderen Nachwuchs, und die Bekanntmachung ihrer Arbeit und technischer Fortschritte.

Die APC trat danach der European Federation of Academies, dem europäischen Dachverband der nationalen Filmakademien bei, und der Federação das Academias Ibero-Americanas, dem Verband der Filmakademien der iberoamerikanischen Länder.[2]

Filmpreise Bearbeiten

Prémios Sophia Bearbeiten

Vergabe Bearbeiten

Die Prémios Sophia sind die öffentlichkeitswirksamsten Auszeichnungen der APC und gelten als wichtigster Filmpreis des Landes. Sie werden jährlich in 22 Kategorien vergeben, dazu werden auch Preise für Laufbahn (Carreira), Lebenswerk (Lifetime Achievement) und Verdienst (Mérito e Excelência) vergeben. Zunächst werden im Frühjahr auf der APC-Website und in sozialen Medien die Nominierungen veröffentlicht, bevor die Gewinner später in einer medial begleiteten Galaveranstaltung bekanntgegeben und die Preise überreicht werden. Seit 2015 wird parallel mit Sophia Estudante auch ein Filmpreis für den Filmnachwuchs vergeben.

Erstmals wurden die Prémios Sophia 2012 vergeben, in dieser ersten Ausgabe zunächst nur für das Lebenswerk. Preisträger waren der Produzent António da Cunha Telles, der Regisseur António de Macedo und die Schauspielerin Isabel Ruth.

Name Bearbeiten

Unter den ursprünglichen Namensvorschlägen für einen neuen nationalen Filmpreis kamen Aurélio, in Gedenken an Portugals Filmpionier Aurélio Paz dos Reis (1862–1931), und Sophia, in Gedenken an die Schriftstellerin Sophia de Mello Breyner Andresen (1919–2004), aber auch unter Bezugnahme auf die altgriechische Bezeichnung für Weisheit, in die Endauswahl. Am Ende entschied sich die neu gegründete APC für Sophia.[3]

Gewinner Bearbeiten

Die bisherigen Gewinner der Kategorie Bester Film waren:

Jahr der Verleihung Gewinner-Film Regisseur des Films Produzent des Films Verleihungsgala
2012 (nur Preise für Lebenswerk vergeben) 26. November 2012 in der Cinemateca Portuguesa
2013 Tabu – Eine Geschichte von Liebe und Schuld (Tabu) Miguel Gomes Sandro Aguilar, Luís Urbano 6. Oktober 2013 im Teatro Nacional de São Carlos
2014 A Última Vez que vi Macau João Pedro Rodrigues João Figueiras, Daniel Chabannes de Sars,
Corentin Dong-Jin Sénéchal
8. Oktober 2014 im Centro Cultural de Belém
2015 Os Gatos não têm Vertigens António-Pedro Vasconcelos Tino Navarro 2. April 2015 im Centro Cultural de Belém
2016 Amor Impossível António-Pedro Vasconcelos Tino Navarro 13. Mai 2016 im Centro Cultural de Belém
2017 Briefe aus dem Krieg (Cartas da Guerra) Ivo Ferreira Sandro Aguilar, Luís Urbano 22. März 2017 im Centro Cultural de Belém
2018 São Jorge Marco Martins Maria João Mayer, François d’Artemare 25. März 2018 im Casino Estoril
2019 Raiva Sérgio Tréfaut (Produzententeam) 24. März 2019 im Casino Estoril
2020 Land im Sturm (A Herdade) Tiago Guedes Paulo Branco 17. September 2020 im Casino Estoril
2021 Listen Ana Rocha Rodrigo Areias 19. September 2021 im Casino Estoril
2022 O Último Banho David Bonneville Joana Ferreira, Isabel Machado 18. Juni 2022 im Casino Estoril

Prémio Bárbara Virgínia Bearbeiten

Der Prémio Bárbara Virginia wird seit 2015 als Preis für Frauen vergeben, die sich im Portugiesischen Film hervorgetan haben. Benannt wurde er nach der Regisseurin, Schauspielerin und Radiosprecherin Bárbara Virgínia, der Künstlername von Maria de Lourdes Dias Costa (1923–2015), die 1946 als erste portugiesische Regisseurin einen Film drehte.

Bisherige Preisträgerinnen:

Prémios Nico Bearbeiten

Seit 2017 werden mit den Prémios Nico jährlich drei junge Nachwuchstalente in verschiedenen Kategorien ausgezeichnet. Benannt ist der Preis nach dem populären Schauspieler und Filmschaffenden Nicolau Breyner (1940–2016), der sich besonders für neue Talente engagierte. Der Preis wird aus den Lotterieeinnahmen der gemeinnützigen Lissabonner Sektion der Santa Casa de Misericórdia finanziert.

Bisherige Preisträger:

Jahr Preisträger (Kategorie) Preisträger (Kategorie) Preisträger (Kategorie)
2017 Igor Ramos (Designer) Miguel Cunha (Schauspieler) Nuno Rocha (Regisseur)
2018 José Pimentão (Schauspieler) Oksana Tkach (Schauspielerin) Pedro Pinho (Regisseur)
2019 Alba Baptista (Schauspielerin) António Pinhão Botelho (Regisseur) Francisco Froes (Schauspieler)
2020 Maria Abreu (Schauspielerin) Gonçalo Almeida (Regisseur) João Nunes Monteiro (Schauspieler)
2021 Bernardo Lopes (Produzent) Laura Dutra (Schauspielerin) Michael Spenser (Schauspieler)

Organisation Bearbeiten

Die APC untergliedert sich in folgende Fachbereiche (Colégios):

  • Colégio de Actores (Schauspiel)
  • Colégio de Realizadores (Regie)
  • Colégio de Produtores (Produzentinnen und Produzenten)
  • Colégio de Argumentistas (Drehbuch)
  • Colégio de Fotografia (Kamera)
  • Colégio de Direcção de Arte (Artdirector, mit Künstlerischer Leitung, Kostümen, Make-up, Frisur)
  • Colégio de Som (Ton inkl. Klangdesign und Spezialeffekte)
  • Colégio de Montagem (Filmschnitt)
  • Colégio dos Compositores (Filmkomposition)
  • Colégio dos Técnicos (Technik inkl. Regieassistenz, Castingleitung, Script Supervision, Produktionsassistenz, Kameraoperateure, Animation, Beleuchtung)
  • Colégio de Curtas-Metragens (Kurzfilm-Regie)

Diese Fachbereiche bestehen, sofern sie jeweils mindestens 12 aktive eingeschriebene Mitglieder des Bereichs vorweisen können. Die Generalversammlung kann darüber hinaus Fachbereiche schließen oder neue eröffnen.

Der APC steht ein Präsidium bzw. eine Direktion (Direcção) vor, das alle drei Jahre von einer Generalversammlung (Assembleia Geral) gewählt wird und vom Kontrollrat (Conselho Fiscal) geprüft wird. Dazu besteht ein beratender Beirat (Conselho Consultivo). Das Präsidium der Generalversammlung und des Kontrollrats werden ebenfalls alle drei Jahre gewählt, der Vorsitz des Beirats wird alle vier Jahre neu gewählt. Amtsträger können wiedergewählt werden.

Präsidium Bearbeiten

Generalversammlung Bearbeiten

Kontrollrat Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Academia Portuguesa de Artes e Ciências Cinematográficas é formalizada seixta-feira - „Portugiesische Filmakademie wird sich am Freitag gründen“, Artikel vom 6. Juli 2011 des, abgerufen am 6. Juni 2022
  2. Eigendarstellung der Academia Portuguesa de Cinema auf der eigenen Website, abgerufen am 6. Juni 2022
  3. Sophia é o nome escolhido para os prémios de cinema português - „Sophia wurde als Name für die portugiesischen Filmpreise ausgewählt“, Artikel vom 20. Dezember 2011 der Zeitung Público, abgerufen am 6. Juni 2022