Abraham von Worms

jüdischer Autor

Unter dem Autorennamen des Abraham von Worms (* um 1362; † unbekannt) wird ein umfangreicher magischer Text eines jüdischen Mannes des 15. Jahrhunderts aus Worms in deutscher Sprache überliefert. Der Autor stellt sich im ersten Satz von Buch I selbst als Abraham ben Rabbi Shimon bar Jehuda ben Rabbi Shimon vor.[1]

Nachdruck der Erstausgabe Peter Hammer 1725
bei Scheible in Stuttgart 1853
Inhalt
  1. Buch : Magischer Lebensweg
  2. Buch : Die magisch-sympathetische
    Rezeptsammlung
  3. Buch : Der magische Ritus
  4. Buch : Magische Buchstabenquadrate

Der Titel der ersten gedruckten Edition lautet:

Des Juden Abraham von Worms Buch der wahren Praktik in der uralten göttlichen Magie und in erstaunlichen Dingen, wie sie durch die heilige Kabbala und durch Elohym mitgetheilt worden sammt der Geister- und Wunder-Herrschaft, welche Moses in der Wüste aus dem feurigen Busch erlernet, alle Verborgenheit der Kabbala umfassend. – Aus der hebräischen Pergament-Handschrift von 1387 im XVII. Jahrhundert verteutscht und wortgetreu herausgegeben. Köln am Rhein, bei Peter Hammer 1725.

In Buch I veranschaulicht Abraham seinen magischen Lebensweg als Reisegeschichte der Jahre 1383 bis 1404 (Böhmen, Österreich, Ungarn, Griechenland, Konstantinopel, die Wüste Sinai, das südwestliche Palästina, ein Ort namens Araki[2] in Oberägypten nördlich Luxor, in direkter Nachbarschaft zu Nag Hammadi, Italien und Frankreich). Seine Suche führt ihn nach Araki, wo er kabbalistische Unterweisung erhält. Buch I auf der Suche nach wahrer „Kabbala und Magia“ schildert im Detail Magier unterschiedlicher Nationen in ihrer magischen Ausübung und beurteilt ihr Handeln. Die magisch-sympathetische Rezeptsammlung von Buch II diente im 18. Jahrhundert als Vorlage für Das sechste und siebente Buch Mosis. Buch III dokumentiert den ersten vollständig erhaltenen Ritus der Bändigung dienstbarer Geister zur höheren Ehre Gottes unter dem Patronat des Schutzengels. Abraham bezeichnet diese Magie selbst als „göttliche Weisheit und Kabbala“.[3] Buch IV besteht aus magischen Buchstabenquadraten. Sie sind für alle möglichen praktischen und phantastischen Zwecke systematisch gegliedert. Der ethische Anspruch dieser göttlichen Magie, die der Magia naturalis entspricht, wird im Buch III und I verdeutlicht.

Leben Abrahams Bearbeiten

Die Geburt des Abraham von Worms schätzt Georg Dehn, Herausgeber einer textvergleichenden Ausgabe, zwischen 1355 und 1363. Dehn nimmt an, es handelt sich um den Gelehrten Jacob Molin (oder Mölln) ben HaLevi (Akronym MaHaRil), der bis 1427 lebte. Sicher ist, dass Abraham aus dem Herkunftsgebiet der Aschkenasim stammt, dem sogenannten SchUM (nach den Anfangsbuchstaben Speyer, Worms, Mainz) der Juden.

Teile von Abrahams Leben werden in Buch I, Kapitel 1–12 in Form einer komplett erhaltenen Reisegeschichte geschildert. Danach bereiste Abraham ab 1387 viele europäische und orientalische Länder auf der Suche nach göttlicher Weisheit. In seinen Erlebnisse überliefert er einen Selbstversuch mit Hexensalbe[4] sowie einen Augenzeugenbericht über den berühmten Schneezauber des Mittelalters: Einer, Philonion, zeigte, dass er bei klarem Sonnenschein mittags so finstere Nacht machte, mit Blitz und Donnerwetter, dass mir der Angstschweiß ausbrach. Und es fiel Schnee, trotz Sommerzeit, eine halbe Wade hoch. Dies hielt an, bis mich der Alte bei der Hand nahm und mich sechs Schritt fort führte aus dem Schnee. Als ich mich umdrehte, war aber alles verschwunden und der Himmel heiter wie zuvor.[5] Schließlich begegnet er in der Nähe des Wüstendorfes Araki dem Weisen Abramelin. Ob Abramelin Abraham die Tora lehrte, bleibt ungewiss. Man erfährt lediglich, dass er den Autor für ein Jahr unterweist. Allein der Hinweis Abrahams, dass Abramelin ihn freundlich aramäisch begrüßte (Buch I, Kapitel IV), gibt einen Wink auf Abramelins jüdische Herkunft.

Nach seiner Rückkehr im Jahre 1404 begann Abraham sein Leben so einzurichten, dass er die 18-monatige Selbsteinweihung beginnen konnte. Die praktischen Ergebnisse dieses langwierigen Ritus' dauern etwa von 1410 bis zu seinem Tod. Rätselhaft bleibt, wie es ihm gelang, Berater der Schisma-Päpste und Vertrauter des römisch-deutschen Königs Sigismund zu werden. Dessen Hofschreiber Eberhard Windeck erwähnt Abraham, geschweige denn den MaHaRil, mit keinem Wort. Jedoch taucht der Jude Abraham in den Regesten König Sigismunds 1418 und 1426 auf. Zum Dank für treue Dienste nimmt er ihn und „seine Familie samt Habe in des Reiches Schutz“.[6] Bekannt ist, dass von einem der beratenen Päpste Judenfreundlichkeit überliefert ist, auch gab es eine jüdische Delegation auf dem Konzil von Konstanz. Die Einlassungen in Abrahams „Großen Offenbarungen“ sind insgesamt nicht aufschneiderisch und zudem realistisch. Er beweist mit seiner Rezeptsammlung (Buch II) Genauigkeit und Bemühen, vom Vergessen bedrohte Gebräuche zu überliefern.

Nach seinem genannten Werk gibt es keine weiteren Daten. Einen Hinweis auf den Untergang des byzantinischen Reiches im Jahr 1453 bezeichnet er als eine Prophezeiung, die weiteren geschichtlichen Ereignisse spielen in den Hussitenkriegen der 1420er Jahre.

Der MaHaRil (Jakob ben Moses haLevi Molin) kehrte wenige Jahre vor seinem Tod nach Worms zurück. Testamentarisch bestimmte er einen Umkreis von vier Fuß, in dem kein weiteres Grab stehen sollte, und starb 1427. Sein Grabstein ist beschädigt. Die oberen Zeilen fehlen. Die ersten Buchstaben der Zeilen in der Grabinschrift enthalten den Namen seiner Frau Gimchen. Ob von seinen Söhnen weitere Nachkommen lebten, ist unbekannt. Sicher ist jedoch, dass der genannte Erbsohn sein Hauptschüler Salman von St. Goarshausen war. Die erste Buchveröffentlichung des hebräischen, jüdisch-theologischen Werkes Girona erfolgte im Jahre 1554.

Textgeschichte Bearbeiten

Sämtliche Manuskripte Bearbeiten

Sämtliche Manuskripte von Abrahams Buch der wahren Praktik in der uralten göttlichen Magie… befinden sich in Dresden, Wolfenbüttel, Wien, Paris und Oxford. Die aramäische Version,[7] Oxford, Bodleian Library, beschränkt sich auf Buch I ohne Hinweis auf weitere Bücher.[8] Es handelt sich nach Gershom Scholem bei der Handschrift in Oxford um eine Rückübersetzung des 17. Jahrhunderts:

The Book of the Sacred Magic of Abra-Melin (London, 1898), das angeblich eine englische Übersetzung eines hebräischen Textes sein soll, der im 15. Jahrhundert von einem gewissen „Abraham, dem Juden aus Worms“ verfasst worden sei und in modernen europäischen Okkultistenkreisen weithin als klassischer Text der praktischen Kabbala angesehen wurde, ist in Wirklichkeit nicht von einem Juden geschrieben, obwohl sein anonymer Autor aus dem 16. Jahrhundert über ungewöhnliche Kenntnisse des Hebräischen verfügte. Das Buch war ursprünglich auf Deutsch geschrieben, und das in Oxford gefundene hebräische Manuskript (Neubauer 2051) ist einfach eine schlechte Übersetzung. In der Tat zirkulierte das Buch in verschiedenen Ausgaben in mehreren Sprachen. Es zeigt den teilweisen Einfluss jüdischer Ideen, hat aber keine exakte Entsprechung in der kabbalistischen Literatur.“[9]

Scholem hat seine Einschätzung der Autorschaft im Laufe der Zeit geändert. So vertrat er noch 1927 eine jüdische Autorschaft. Er änderte diese Einschätzung später, nachdem er klare Hinweise für den Einfluss Pico della Mirandolas im Text gefunden hatte.[10]

Die Wolfenbütteler Manuskripte vermutet Dehn als Quelle der französischen Handschrift in der Bibliotheque de l'Arsenal.[11] Bisher in der Forschung unberücksichtigt blieben zwei mit ungenauen Angaben möglicherweise in Wien befindliche Manuskripte.[12]

Die Herausgeber Bearbeiten

Peter Hammer Bearbeiten

Die erste bekannte Druckausgabe erschien 1725 mit der Verlagsangabe Peter Hammer, Köln am Rhein unter dem Titel:

Die egyptischen großen Offenbarungen, in sich begreifend die aufgefundenen Geheimnißbücher Mosis; oder des Juden Abraham von Worms Buch der wahren Praktik in der uralten göttlichen Magie und in Erstaunlichen Dingen, wie sie durch die heilige Kabbala und durch Elohym mitgetheilt worden. Sammt der Geister- und Wunder-Herrschaft, welche Moses in der Wüste aus dem feurigen Busch erlernet, alle Verborgenheiten der Kabbala umfassend. Aus einer hebräischen Pergament-Handschrift von 1387 im XVII. Jahrhundert verteutscht und wortgetreu herausgegeben.

Sie wird von Georg Dehn als maßgeblich angesehen. Um 1850 erschien bei Johann Scheible in Stuttgart ein Druck dieser Ausgabe, weshalb vermutet wird, dass Scheible der eigentliche Herausgeber der auf 1725 vordatierten Buchdruck-Veröffentlichung war, der auch andere okkultistische Bücher erfolgreich publizierte. „Peter Hammer, Cölln“ bzw. die französische Form „Pierre Marteau, Cologne“ war eine im 17. und 18. Jahrhundert häufig verwendete fingierte Verlagsadresse.

Übersetzung einer Übersetzung einer Übersetzung Bearbeiten

Vor der textkritischen Edition durch Georg Dehn im Jahr 1995[13] war die für den deutschsprachigen Raum wichtigste Quelle mittelalterlicher Magie die dreifach rückübersetzte Ausgabe des Samuel Liddell MacGregor Mathers bei Schikowski 1957.[14]

MacMathers Bearbeiten

Zunächst übertrug Mathers 1897 eine französische Handschrift[15] des 18. Jahrhunderts (Bibliothek de l'Arsenal, Paris) ins Englische.[16] Dieser Text wurde vordem von einem unbekannten Interessenten des späten 17. Jahrhunderts aus dem Deutschen ins Französische übersetzt. Am 2. Juli 1897 stellte Mathers das englische Manuskript fertig und veröffentlichte es 1898 beim Watkins Verlag London.[17]

Johann Richard Beecken Bearbeiten

Mathers englische Übersetzung, durch die Abrahams Buch im englischen Sprachraum bekannt wurde, brachte der Niederländer Johann Richard Beecken 1957 für Schikowski vom Englischen zurück ins Deutsche. Das fragwürdige französische Manuskript berichtet von Abrahams vollendeten 98 Jahren. Das Manuskript weist darüber hinaus viele Transkriptionsfehler auf sowie Lücken wegen unverstandener Abkürzungen. In anderen, älteren und nachweislich ursprünglicheren Handschriften ist vom Alter Abrahams keine Rede. Mathers Übersetzung ins Englische aus dem Französischen enthält nur drei Bücher. Deutlich unterscheidet sich die Dauer der Einweihung bei Mathers in sechs Monaten von allen deutschen Texten, die achtzehn Monate vorgeben.

Jürg von Ins Bearbeiten

Erste textvergleichende und interdisziplinäre Versuche unternahm der Schweizer Theologe und Religionswissenschaftler Jürg von Ins (* 1953) mit seinem 1988 herausgegebenen Band unter dem Titel Abraham von Worms: Das Buch der wahren Praktik in der göttlichen Magie. Er bringt vom Text Abrahams eine massiv gekürzte Auswahl nach verschiedenen Handschriften und Drucken. Bemerkenswert neben einer bisher unerreicht vollständigen Wirkungsgeschichte bleibt an dieser thematisch vielfältigen fehlerhaften Arbeit im Anhang ein Exkurs durch ein Tagebuch eines schizophren Erkrankten, wodurch sich evokationsmagische Phänomene ansatzweise interpretieren lassen.[18]

Oskar Rudolf Schlag Bearbeiten

Das nach Jürg von Ins fälschlich als aus Carl Gustav Jungs Nachlass bezeichnete Schreibmaschinenskript stellt tatsächlich ein vom Zürcher Ingenieur Traugott Egloff vor 1969 abgetipptes Exemplar aus dem Besitz Oskar Rudolf Schlags dar.[19] Dieses Schreibmaschinenskript ist eine Abschrift der ersten gedruckten Version Peter Hammers 1725.[20] Laut Peter-Robert König kam von Ins über Robert Möller an eine ohne Schlags Einverständnis weitergegebene Egloffsche Kopie des Abrahamtextes, worüber Schlag sehr erbost war. Dadurch erklärt sich König die Mär vom Jungschen Ursprung, die demnach Schlag selbst in die Welt setzte.[20] Peter-Robert König veröffentlichte diese Schreibmaschinenversion vollständig in den Originaltexten seiner Wirkungsgeschichte von Crowley bis zur Gegenwart unter dem Titel Abramelin & Co. 1995.

Peter-R. König Bearbeiten

Der Ethnologe und Psychologe Peter-Robert König (* 1959) aus Zürich publiziert seit vielen Jahren ausschließlich über den Ordo Templi Orientis und verwandte Gruppen. Dabei wurde er fast überall deren Mitglied (Aktionsforschung).[21] Sein Abramelin & Co. (1995) enthält ein vom Zürcher Ingenieur Traugott Egloff vor 1969 abgeschriebenes Schreibmaschinenskript der ersten gedruckten Version Peter Hammers von 1725. Eine mit dieser Arbeit schwerpunktmäßig verbundene Wirkungsgeschichte, wie bei Königs Arbeiten üblich, mit vielen Brief-, Mail- und Manuskript-Reprints diversester Okkultisten, rundet diese Edition ab. Größere Teile daraus bietet seine Website.[22]

Georg Dehn Bearbeiten

Erste textkritische Forschungen des in Eich (Rheinhessen) aufgewachsenen und heute in Leipzig beheimateten Autodidakten Georg Dehn (* 1954) über das Buch des Abraham beginnen um 1981 in Alexandria. Bereits Dehns vollständige und kritisch überarbeitete Ausgabe 1995 unter dem Titel Buch Abramelin orientiert sich an wissenschaftlichen Editionen. Sie bietet bereits eine synoptische Rekonstruktion des Urtextes mit größtmöglicher Annäherung aufgrund Berücksichtigung der ältesten Handschriften und Drucke. Zu diesem Zeitpunkt hatte Dehn noch nicht die älteste deutsche Handschrift in Wolfenbüttel von 1608 entdeckt.[23] Die aramäische Version von Buch I aus Oxford wurde bereits als Reprint der Ausgabe 1995 beigefügt, konnte aber damals nicht editorisch näher berücksichtigt werden.[7] Erst in der stark überarbeiteten gleichnamigen Zweitauflage 2001 wird die aramäische Version verbunden mit ihrem erneuten Reprint auch inhaltlich mit Rat und Übersetzung Rabbi Salomon Almekias-Siegls (* 1946)[24], des ehemaligen Landesrabbiners von Sachsen, in den Text eingearbeitet.[25] Dabei wird der deutsche Text erstmals in Fußnoten näher erläutert. Auch Dehns Entdeckung und Auswertung zwei der ältesten deutschen Abraham von Worms-Handschriften in Wolfenbüttel verbessert diese wesentlich genauere Edition. Dehns Abramelin-Expedition im Februar/März 1999 lässt ihn nach Sichtung alter Karten den Ort Araki in Oberägypten, zwischen Nag Hammadi und Luxor, wiederentdecken.[2] Ihre bebilderte Reisebeschreibung findet Platz in Dehns Einführung der Zweitauflage.[26] Die magisch-sympathetische Rezeptsammlung von Buch II, die viele biblische Gebete und Wortmagie[27] zur Krankenheilung enthält, wird, soweit möglich, um eine Bibelkonkordanz erweitert.[28] In Edition 2001 kündigt Dehn einen zweiten Band über die Praxis der Magie des Abraham von Worms an.[29] 2006 erschien eine englische Übersetzung.[30]

Deutsch Bearbeiten

Im Gegensatz zur Angabe des Buchtitels der Edition Peter Hammer 1725, die lautet: Aus der hebräischen Pergament-Handschrift von 1387 im XVII. Jahrhundert verteutscht und wortgetreu herausgegeben, schrieb Abraham nach eigenen Worten (Buch II, 10. Kapitel) sein Buch auf Deutsch. Dies erklärt Abraham seinem Sohn Lamech,[31] der sich damals noch im Kleinkinderalter befunden haben muss, schriftlich: „Wer weiß, ob du noch dazu [zum Hebräischen] gelangst? Drum habe ich dir dieses ganze Buch in einfacher Alltagssprache geschrieben.“[32] Die Genauigkeit der deutschen Handschriften in Dresden und Wolfenbüttel wird durch spätere Abschriften vom deutschen Urtext Abrahams verständlich. Sämtliche deutsche Texte enthalten vier Bücher. Auch die Edition Peter Hammer ist sehr exakt und nach Georg Dehn mit dem ältesten bisher bekannten deutschen Text aus Wolfenbüttel (1608) fast übereinstimmend.

Wirkungsgeschichte Bearbeiten

Abrahams Werk prägte in Teilaspekten den Hermetic Order of the Golden Dawn und den Ordo Templi Orientis mit. Aleister Crowley experimentierte damit zur Anrufung seines Schutzengels.[33] Eine aus dem ersten Buch im elften Kapitel stammende Sentenz des Abraham „Willst du Biene sein und Honig saugen, so findest du bei mir Überfluss, willst du aber mutwillig zur Spinne werden, so kannst du auch aus einem Kieselstein Gift locken.“[34] illustriert vielfältige praktische Verwendungsmöglichkeiten und denkbare Zielrichtungen dieser Form mittelalterlicher Ritualmagie, was Crowley wohl besonders angesprochen haben dürfte.

Religionswissenschaftlich gehört der Text des Abraham zur Theurgie (auch weiße Magie) oder praktischen Kabbala.

George Chevalier Bearbeiten

Ab dem 21. März 1973 zeichnet ein Mann unter dem Pseudonym George Chevalier seine Erfahrungen mit dem Text des Abraham von Worms in einem magischen Tagebuch auf.[35] Am 25. September 1973 erwähnt er: „Eben war ich im Oratorium, um die Asche wegzutragen und die Lampe vorzubereiten. Ich hätte noch sagen sollen, dass die Dämonen im Sand Spuren hinterlassen haben. Das erregt überraschenderweise mein Aufsehen. Es ist eine reale Sache…“.[36] Der Text endet am 27. September 1973 mit den Worten: „Ich werde nun sieben Tage lang danken und drei Tage lang fasten … Abraham rät dazu, sich zu erinnern, dass man zunächst Lehrling, erst später Meister ist. So werde ich meine Zeit dazu nutzen, diese Kunst zu erlernen.
Es ist tatsächlich ein Wunder…: Die ganze Zeit über ging nichts schief… Dafür danke ich. Und etwas hochgestochen – denn ich lerne noch immer die Wahrheit des Satzes – möchte ich sagen, dass Vertrauen etwas Wunderbares ist.“[37] Dieses Dokument über die magische Praxis des Abraham ist bis auf Abrahams eigenes die einzige Aufzeichnung, die vom unbeschadeten Gelingen dieser Magie berichtet.

Literatur Bearbeiten

Primärliteratur Bearbeiten

Manuskripte
Druckausgaben
  • Die egyptischen großen Offenbarungen, in sich begreifend die aufgefundenen Geheimnißbücher Mosis; oder des Juden Abraham von Worms Buch der wahren Praktik in der uralten göttlichen Magie und in Erstaunlichen Dingen, wie sie durch die heilige Kabbala und durch Elohym mitgetheilt worden. Sammt der Geister und Wunder-Herrschaft, welches Moses in der Wüste aus dem feurigen Busch erlernet, alle Verborgenheiten der Kabbala umfassend. Aus einer hebräischen Pergament-Handschrift von 1387 im XVII. Jahrhundert verteutscht und wortgetreu herausgegeben. Peter Hammer, Köln 1725. Ein Nachdruck dieser Ausgabe erschien bei Johann Scheible, Stuttgart ca. 1850.
  • Samuel Liddell MacGregor Mathers: The Book of the Sacred Magic of Abra-Melin the Mage as delivered by Abraham the Jew unto his Son Lamech – A Grimoire of the Fifteenth Century. Watkins, London 1898 (Übersetzung der französischen Übersetzung MS 2351 der Bibliothek des Arsenal).
  • Johann Richard Beecken (Hrsg.): Die heilige Magie des Abramelin von Abraham. Schikowski, 1957, DNB 450015319.
  • Jürg von Ins (Hrsg.): Das Buch der wahren Praktik in der göttlichen Magie. (= Diederichs Gelbe Reihe 77). 1988, ISBN 3-424-00927-X.
  • Georg Dehn (Hrsg.): Buch Abramelin. 1. Ausgabe, 2. Auflage. Araki Verlag, 2001, ISBN 3-936149-00-3. Englische Übersetzung: Georg Dehn: The Book of Abramelin : A New Translation. Übersetzt von Steven Guth. Red Wheel Weiser, 2006, ISBN 0-89254-127-X.

Sekundärliteratur Bearbeiten

  • George Chevalier: The Sacred Magician. Paladin, Frogmore 1976, ISBN 0-586-08239-5.
  • Carlos Gilly: Cimelia Rhodostaurotica – Die Rosenkreuzer im Spiegel der zwischen 1610 und 1660 entstandenen Handschriften und Drucke. Amsterdam, In de Pelikan 1995, S. 18–19 (über die Manuskripte der Schrift des Abraham von Worms in der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel)
  • Geoffrey James: Engelszauber – Die verbotene Kunst. Heyne Verlag, 1999, ISBN 3-89631-184-0.
  • Peter-Robert König (Hrsg.): Abramelin & Co. Hiram-Edition, 1995, ISBN 3-927890-24-3.[22]
  • Jason Augustus Newcomb: 21st Century Mage: Bring the Divine Down to Earth. Red Wheel/Weiser, USA 2002, ISBN 1-57863-237-4.

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Georg Dehn (Hrsg.): Buch Abramelin. 1. Ausgabe, 2. Auflage. Edition Araki, 2001, S. 48, 2. Anmerkung 96.
  2. a b Geografische Lage: Araki || 26° 1′ N, 32° 10′ O
  3. Georg Dehn (Hrsg.): Buch Abramelin. 1. Ausgabe, 2. Auflage. Edition Araki, 2001, S. 78.
  4. Abraham von Worms: Das Buch der wahren Praktik in der göttlichen Magie. Hrsg. von Jürg von Ins, München 1988, S. 88.
  5. Georg Dehn (Hrsg.): Buch Abramelin. 1. Ausgabe, 2. Auflage. Edition Araki, 2001, Buch I, VI. Kapitel, S. 72.
  6. Reg.imp.XI: Altmann, Reg. Sigmunds 2. Bd; Sigmund. 1426. Ungar.40. Böm. 7. Nr. 6726 sowie Sigmund 1418. Ungar. 32 Röm. 8 Nr. 3156
  7. a b Sefer Segullot Melachim. Anonymus. MS. OPP. 594, Oxford Bodleian Library.
  8. Davon ein kompletter Reprint in: Georg Dehn (Hrsg.): Buch Abramelin. Verlag Neue Erde, 1995, S. 464–501.
  9. Gershom Scholem: Kabbalah. Meridian, New York 1978, S. 186: The Book of the Sacred Magic of Abra-Melin (London, 1898), which purported to be an English translation of a Hebrew work written in the 15th century by a certain "Abraham the Jew of Worms" and was widely regarded in modern European occultist circles as being a classical text of practical Kabbalah, was not in fact written by a Jew, although its anonymous 16th century author had an uncommon command of Hebrew. The book was originally written in German and the Hebrew manuscript of it found in Oxford (Neubauer 2051) is simply a bad translation. Indeed, the book circulated in various editions in several languages. It shows the partial influence of Jewish ideas but does not have any strict parallel in kabbalistic literature. Vgl. auch: Gershom Scholem: Von der mystischen Gestalt der Gottheit. stw 209. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1972, S. 309, Fn. 23.
  10. Gerhard Scholem: Alchemie und Kabbala. Ein Kapitel aus der Geschichte der Mystik. (Schluß). In: Monatsschrift für Geschichte und Wissenschaft des Judentums, Jahrg. 69 (N. F. 33), H. 3/4 (März/April 1925), S. 95f. Hier vertritt er eine jüdische Autorschaft. Ebenso in: Gerhard Scholem: Bibliographia Kabbalistica. Drugulin, 1927, S. 2, Nr. 8 und 9. In einer späteren Ausgabe von Alchemie und Kabbala geht er von einem christlichen Autor aus. Vgl. Gershom Scholem: Alchemy and Kabbalah. Spring Publications, 2006, ISBN 0-88214-566-5, S. 28, Fn. 40.
  11. Georg Dehn (Hrsg.): Buch Abramelin. 1. Ausgabe, 2. Auflage. Edition Araki, 2001, S. 39.
  12. „In Wien sollen sich eine deutsche und eine italienische Handschrift des Buches befinden. Dieser Hinweis Steinschneiders ließ sich bis dahin nicht verifizieren.“ Jürg von Ins: Das Buch der wahren Praktik in der göttlichen Magie. 1988, S. 49.
  13. Georg Dehn (Hrsg.): Buch Abramelin. 1. Ausgabe, 2. Auflage. Edition Araki, 2001, Verlag Neue Erde, 1995.
  14. Johann Richard Beecken (Hrsg.): Die heilige Magie des Abramelin von Abraham. Schikowski (1957)
  15. Hs.Nr. 2351, »La sacrée Magie que Dieu donna à Moyse, Aaron, David, Salomon, e à d'autres saints patriarches et prophètes, qui enseigne la vraye sapience divine, laisée par Abraham à Lamech son fils, traduite de l'hebreu 1458«
  16. S.L. MacGregor-Mathers: The Book of the Sacred Magic of Abra-Melin the Mage as delivered by Abraham the Jew unto his Son Lamech – A Grimoire of the Fifteenth Century. Watkins, London 1898.
  17. Jürg von Ins: Das Buch der wahren Praktik in der göttlichen Magie. 1988, S. 55 f.
  18. Jürg von Ins (Hrsg.): Das Buch der wahren Praktik in der göttlichen Magie. (= Diederichs Gelbe Reihe). 1988, Selbstschilderung eines von Dämonen Heimgesuchten (248-262); Vertiefung dazu: Eugen Bleuler: Dementia praecox oder Gruppe der Schizophrenien. F. Deuticke, Leipzig/Wien 1911.
  19. Peter-R. König (Hrsg.): Abramelin & Co. 1995, S. 8.
  20. a b Peter-R. König: Abramelin & Co. 1995, S. 9.
  21. „Korrektes ethnologisches Arbeiten verlangt Einbeziehung der eigenen Person. Der wissenschaftliche Ausdruck dafür lautet Aktionsforschung. Die praktischen und theoretischen Ansprüche verlangen vom Forscher eine zumindest vorübergehende Aufgabe der grundsätzlichen Distanz zum Forschungsobjekt zugunsten einer bewusst Einfluss nehmenden Haltung, die von teilnehmender Beobachtung bis hin zur Interaktion mit den Beteiligten reicht.“ Peter-Robert König in: Andreas Huettl, P.-R. König: Satan – Jünger, Jäger und Justiz. Kreuzfeuer Verlag, 2006, ISBN 3-937611-01-0, S. 146. (online) (Memento vom 5. Oktober 2008 im Internet Archive)
  22. a b Abramelin & Co. Archiviert vom Original am 4. August 2010; abgerufen am 4. Juli 2010.
  23. Abraham ben Simon bar Juda ben Simon: Das Buch der wahren Praktik von der alten Magia. Anno 1608. Wolfenbüttel, Codex Guelfibus 47.13 Aug. 4°
  24. Lessing-Gymnasium Döbeln: Jüdische Geschichte und Kultur: Vortrag Salomon Almekias-Siegl. Judentum-projekt.de, abgerufen am 4. Juli 2010.
  25. Mittlerweile hat Dehn den Araki Verlag gegründet und die Zweitauflage selbst herausgegeben. http://www.araki.de/
  26. Georg Dehn (Hrsg.): Buch Abramelin. 1. Ausgabe, 2. Auflage. Edition Araki, 2001, S. 40–44.
  27. Wird auch als „Psalmenmagie“ bezeichnet. Sie tauchte seit dem 10. Jahrhundert in griechischen, syrischen und hebräischen Werken auf.
  28. Georg Dehn (Hrsg.): Buch Abramelin. 1. Ausgabe, 2. Auflage. Edition Araki, 2001, S. 402–403.
  29. „Bei dieser Gelegenheit sei darauf hingewiesen, dass die Masse an Material einen zweiten Band notwendig machte. Alles, was mit der Praxis der Abramelin-Magie zu tun hat, werde ich darin besprechen. Hier beschränke ich mich auf die Textkritik, die Vollendung der Rekonstruktion des Urtextes und die Beweisführung.“ Georg Dehn (Hrsg.): Buch Abramelin. 1. Ausgabe, 2. Auflage. Edition Araki, 2001, S. 11 f.
  30. Georg Dehn: The Book of Abramelin : A New Translation. Übersetzt von Steven Guth. Red Wheel Weiser, 2006, ISBN 0-89254-127-X.
  31. Abrahams Sohn Lamech wird in Buch I, nur im 10. Kapitel Buch II, in Buch III, nicht jedoch in Buch IV in Form einer Unterweisungsrede häufig namentlich angesprochen.
  32. Georg Dehn (Hrsg.): Buch Abramelin. 1. Ausgabe, 2. Auflage. Edition Araki, 2001, S. 179, 2. Absatz
  33. „„1898 wurde Crowley durch den Mitbegründer des GD, McGregor Mathers auf ein Buch aufmerksam gemacht: „Das Buch der heiligen Magie des Abramelin, dem Magus“. 127* Teil der magischen Operation ist die Anrufung eines Wesens, das als der Heilige Schutzengel bezeichnet wird. 128* Als er sich in dem im August 1899 eigens für diese Operation gekauften und eingerichteten Haus in Boleskine/Schottland 129* auf diese Anrufung längere Zeit vorbereitete, wurde er dringend nach Paris gerufen und musste seine Arbeit abbrechen.“ 130* In Paris spielt sich der Streit mit McGregor Mathers um den Golden Dawn ab.“ Peter-R. König. Mehr dazu: Abramelin & Co. Archiviert vom Original am 4. August 2010; abgerufen am 4. Juli 2010.
  34. Georg Dehn (Hrsg.): Buch Abramelin. 1. Ausgabe,2. Auflage. Edition Araki, 2001, S. 89.
  35. George Chavalier: The Sacred Magician. Paladin, USA, Frogmore 1976.
  36. Zitiert nach Jürg von Ins: Das Buch der wahren Praktik in der göttlichen Magie, 1988, S. 245.
  37. Zitiert nach Jürg von Ins: Das Buch der wahren Praktik in der göttlichen Magie. 1988, S. 246.
  38. Die bei den Manuskripten der Herzog-August-Bibliothek angegebenen Heinemann-Nummern beziehen sich auf: Otto von Heinemann: Die Augusteischen Handschriften. 1890ff.