Abertamy (deutsch Abertham) ist eine Stadt im Bezirk Karlsbad in der Karlsbader Region in Tschechien.

Abertamy
Wappen von Abertamy
Abertamy (Tschechien)
Abertamy (Tschechien)
Basisdaten
Staat: Tschechien Tschechien
Region: Karlovarský kraj
Bezirk: Karlovy Vary
Fläche: 869,6119[1] ha
Geographische Lage: 50° 22′ N, 12° 49′ OKoordinaten: 50° 22′ 7″ N, 12° 49′ 6″ O
Höhe: 900 m n.m.
Einwohner: 896 (1. Jan. 2023)[2]
Postleitzahl: 362 35
Kfz-Kennzeichen: K
Struktur
Status: Stadt
Ortsteile: 2
Verwaltung
Bürgermeister: Jana Rojovská (Stand: 2020)
Adresse: Farní 2
362 35 Abertamy
Gemeindenummer: 554979
Website: www.abertamy.eu
Lage von Abertamy im Bezirk Karlovy Vary

Geographie Bearbeiten

 
Stadtgebiet vom Plešivec (Pleßberg) aus gesehen

Lage Bearbeiten

Die Stadt liegt in Westböhmen im böhmischen Erzgebirge auf einer Höhe von 900 m n.m. über dem Tal der Roten Wistritz. Westlich der Stadt liegt das Quellgebiet des Fischbaches (Rybná). Südöstlich des Orts befindet sich der 1028 Meter hohe Plessberg (Plešivec).

Gemeindegliederung Bearbeiten

Die Gemeinde Abertamy besteht aus den Ortsteilen Abertamy (Abertham) und Hřebečná (Hengstererben)[3], die auch Katastralbezirke bilden.[4]

Nachbarorte Bearbeiten

Boží Dar (Gottesgab)
Pernink (Bärringen)   Jáchymov (St. Joachimsthal)
Merklín (Merkelsgrün)

Geschichte Bearbeiten

 
Stadtpanorama von einer Straße zum Plešivec (Pleßberg) aus gesehen
 
Kirche der Vierzehn Nothelfer im Stadtzentrum
 
Innenraum der Kirche

Abertham wurde 1529[5] von sächsischen Bergleuten, die Graf Stefan Schlick anwarb, gegründet und erhielt 1579 den Status einer königlichen Bergstadt. Die zunächst ertragreichen Zinn- und Silberlagerstätten in der Umgebung der Stadt waren schon bald erschöpft. 1600 brach die Pest aus, anschließend verursachte der Dreißigjährige Krieg große Zerstörungen. Als Folge der habsburgischen Rekatholisierungspolitik wanderten viele Einwohner in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts nach Kursachsen aus. Die Bevölkerung lebte von bescheidenem Hausgewerbe (v. a. Spitzenklöppelei).

1792 erhielt der Ort das Marktrecht, 1876 erfolgte die erneute Erhebung zur Stadt. Seit 1850 entwickelte sich Abertham zum Zentrum der böhmischen Handschuhfertigung, wobei die weitverzweigte Familie Chiba führend war. Auch die Blechwarenerzeugung und Kunstblumenmanufakturen siedelten sich an. Ab dem Jahr 1850 war Abertham eine politische Gemeinde im Gerichtsbezirk Platten und ab 1910 Teil des Bezirks Neudek. In den 1860er Jahren wurde die Albrechtsstollen-Silberzeche geschlossen. Der Bergbau auf Cobalt spielte ebenfalls eine wichtige Rolle in der Geschichte der Stadt.

Mit einem Post-Sonderstempel, der die Silhouette Aberthams und ein Handschuhpaar zeigte, warb die Stadt 1939 und in den Folgejahren bis Kriegsende für ihre „Weltbekannte Lederhandschuhindustrie“.[6] Seit Johann Krakl 1892 seine Fabrik für Glacéhandschuhe gegründet hatte, war die Fabrikation von Handschuhen ein weltweites Aushängeschild für die böhmische Stadt Abertham bei Karlsbad im einstigen Österreich-Ungarn.[7]

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Neudek 1919 der neu geschaffenen Tschechoslowakei zugeschlagen. Aufgrund des Münchner Abkommens, in dem die Integration des Sudetenlandes in das Deutsche Reich vereinbart wurde, gehörte Abertham von 1938 bis 1945 zum Landkreis Neudek, Regierungsbezirk Eger, im Reichsgau Sudetenland.

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs übernahm die Tschechoslowakei den Ort; die deutschsprachige Bevölkerung wurde fast vollständig enteignet und vertrieben. Es wurden Tschechen aus dem Landesinnern sowie Slowaken und Roma angesiedelt. Im Ort besteht noch ein kleiner Friedhof mit deutschsprachigen Grabsteinen. Nach 1945 erfolgte in Abertamy die Förderung von Uran.

Abertamy ist heute ein Wintersportzentrum. Viele Häuser, die nach der Vertreibung leerstanden, wurden abgerissen. In der Stadt befindet sich seit 1946 eine Forstschule, deren Schließung und Zusammenlegung mit dem Beruflichen Schulzentrum in Nejdek im April 2005 beschlossen wurde. Seit dem 22. Juni 2007 besitzt Abertamy – zum dritten Mal in seiner Geschichte – wieder Stadtrechte.

Demographie Bearbeiten

Bevölkerungsentwicklung bis 1945
Jahr Einwohner Anmerkungen
1830 1.619 in 232 Häusern[8]
1847 1.842 in 233 Häusern[9]
1869 2.046
1880 2.149
1890 2.256
1900 2.610 (als Gemeinde 4.004) deutsche Einwohner[10]
1910 2.834
1921 2.404
1930 2.600 als Gemeinde 3.512 Einwohner, davon drei Tschechen[11] und 3484 deutsche Einwohner[12]
1939 2.937 [11]
Einwohnerzahlen seit Ende des Zweiten Weltkriegs[13]
Jahr 1950 19611 19701 19801 19911 20011 20111
Einwohner 1.595 1.715 1.145 1.156 1.052 1.197 1.213
1 
Abertamy (Abertham) mit Hřebečná (Hengstererben)

Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

Abertamy (Albertham) und sein Stadtteil Hřebečná (Hengstererben) vom Plešivec (Pleßberg) aus gesehen

Persönlichkeiten Bearbeiten

Ehrenbürger Bearbeiten

  • 2004: Ehrenfried Zenker (1934–2016), geb. in Abertham, erwarb sich Verdienste für Erhalt und Renovierung der Kirche
  • vor 1875: Karl Viktor Ritter von Hansgirg (1823–1877); er stiftete den Erlös seines Buches Orient und Occident. Epische Dichtungen für den Bau des Krankenhauses[14]

Söhne und Töchter der Stadt Bearbeiten

Personen mit Bezug zum Ort Bearbeiten

Trivia Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Abertamy – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. http://www.uir.cz/obec/554979/Abertamy
  2. Český statistický úřad – Die Einwohnerzahlen der tschechischen Gemeinden vom 1. Januar 2023 (PDF; 602 kB)
  3. http://www.uir.cz/casti-obce-obec/554979/Obec-Abertamy
  4. http://www.uir.cz/katastralni-uzemi-obec/554979/Obec-Abertamy
  5. Johannes Mathesius: Sarepta oder Bergpostill/ Sampt der Joachimßthalischen kurtzen Chroniken. (Jahr 1529), Freyberg, 1679, (Digitalisat).
  6. Stempel-Datenbank, Abruf am 4. März 2015
  7. Abertham. In: Meyers Großes Konversations-Lexikon. Band 1: A bis Astigmatismus. 6., gänzlich neubearbeitete und vermehrte Auflage, neuer Abdruck. Bibliographisches Institut, Leipzig u. a. 1905, S. 30, Spalte 2.
  8. Jahrbücher des böhmischen Museums für Natur- und Länderkunde, Geschichte, Kunst und Literatur. Band 2, Prag 1831, S. 200, Ziffer 2).
  9. Johann Gottfried Sommer: Das Königreich Böhmen. Band 15: Elbogner Kreis, Prag 1847, S. 79, Ziffer 1).
  10. Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Auflage, Band 14, Leipzig und Wien 1908, S. 542.
  11. a b Michael Rademacher: Landkreis Neudek. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com., 2006.
  12. Genealogie-Netz Sudetenland
  13. Historický lexikon obcí České republiky - 1869-2015. (PDF) Český statistický úřad, 18. Dezember 2015, abgerufen am 21. Januar 2016 (tschechisch).
  14. Über die näheren Umstände siehe Vorwort (S. V–VIII) sowie das allegorische Gedicht Haideröslein. Prolog (S. IX–XIII; Digitalisat bei Google Books).