Abdinghofer Blutsegen

althochdeutscher Zauberspruch

Der sogenannte Abdinghofer Blutsegen (Ad restringendum sanguinem) ist ein zu den Longinussegen gehörender spätalthochdeutscher Zauberspruch aus der ersten Hälfte bis Mitte des 12. Jahrhunderts. Benannt ist das Schriftstück nach dem Fundort/Niederschriftort dem ehemaligen Kloster Abdinghof bei Paderborn.

Hintergrund Bearbeiten

Der Spruch ist in Prosaform am Ende eines lateinischen Aderlasstraktats in rheinfränkischem Dialekt angefügt. Vom Typus her gehört der Spruch zu den Longinussegen, das heißt in der Funktion eine blutende Wunde zu stillen. Im Mittelalter wurde diese Sorte in Anlehnung an den neutestamentlichen Passus aus der Passion Christi und dessen Verwundung am Kreuz durch den Lanzenstich des blinden römischen Legionärs Longinus, der durch das Blut von Jesus sehend geworden war,[1] als Vorbildhandlung zur Beschwörung einer Blutstillung benutzt. Insofern weist der Spruch Parallelen zum lateinisch-althochdeutschen (alemannischen) Longinussegen in der Zürcher Handschrift HS. Rh. 51, 23r aus dem 10. Jahrhundert auf und findet weitere Anklänge in den deutschen Blutsegen wie dem Bamberger Blutsegen,[2] dem Straßburger Blutsegen und dem Trier Blutsegen.[3]

Der Abdinghofer Blutsegen befindet sich heute in der Handschrift MS M.863, 5v der Morgan Library & Museum in New York.[4]

Text Bearbeiten

„Ad restringend sanguine.
Longin(us) stach den eiligen christ mit einimo spere in sine cesewen sidin
dan uz ran wascer unde bluot. mit dem bluodet der aberlost wart al manekun ne
middemo wascere da abege wascen wart al menischlich sunda
dannen abege bidnen ich dir lichama daz du me mer ne bluo des Pat(er) no(ste)r.“

Siehe auch Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

Ausgaben
  • Carol Lynn Miller: The Old High German and Old Saxon Charms. Text, Commentary, and Critical Bibliography. Dissertationsschrift. Washington University, St. Louis 1963 (Ann Arbor, Michigan 1984) S. 110f., 115.
  • Jörg Riecke: Die Frühgeschichte der Mittelalterlichen Medizinischen Fachsprache im Deutschen. Band 1, de Gruyter, Berlin/New York 2004, ISBN 978-3-11-017828-9, S. 99.
  • Carl Selmer: An Unpublished Old German Blood Charm. In: Journal of English and Germanic Philology. 51, 1952, S. 345–354. (Eintrag im OPAC der Regesta Imperii)
Rezeption
  • Sabina Foidl: Abdinghofer Blutsegen. In: Wolfgang Achnitz (Hrsg.): Deutsches Literatur-Lexikon — Das Mittelalter. Band 1: Das geistliche Schrifttum von den Anfängen bis zum Beginn des 14. Jahrhunderts. De Gruyter, Berlin/New York 2011, ISBN 978-3-598-24991-4, Sp. 285–286. (teilweise identisch (Abschrift) mit Steinhoff, aber mit weiterer Literatur).
  • Hans Hugo Steinhoff: Abdinghofer Blutsegen. In: Kurt Ruh (Hrsg.): Verfasserlexikon – Die deutsche Literatur des Mittelalters. Band 1, de Gruyter, Berlin/New York 1978, ISBN 978-3-11-084880-9, Sp. 6. (Nachdruck 2010).
  • Elias von Steinmeyer: Die kleineren althochdeutschen Sprachdenkmäler. Wiedemannsche Buchhandlung, Berlin 1916, S. 378–380, DNB 368311511. Volltext online

Weblinks Bearbeiten

Anmerkungen Bearbeiten

  1. Wolf-Dieter Müller-Jahncke: Longinussegen. In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. De Gruyter, Berlin/New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 863.
  2. Hans Hugo Steinhoff: ‚Bamberger Blutsegen Crist unte iudas spiliten mit spieza‘. In: Verfasserlexikon. 2. Auflage. Band 1, Sp. 593 f.
  3. Sabina Foidl: Abdinghofer Blutsegen. Sp. 285/286.
  4. Handschriftencensus. auf paderborner-repertorium.de, abgerufen am 4. April 2013.