Abd al-Aziz ibn Uthman

arabischer Astrologe

Abū s-Saqr ʿAbd al-ʿAzīz ibn ʿUthmān al-Qabīsī (arabisch عبد العزيز بن عثمان أبو الصقر القبيصي, DMG Abū ṣ-Ṣaqr ʿAbd al-ʿAzīz ibn ʿUṯmān al-Qabīṣī; gestorben 967 in Aleppo; latinisiert: Alcabitius, Alkabitius oder Alchabitius) war ein arabischer Astrologe und Mathematiker des 10. Jahrhunderts.

Opus ad scrutanda stellarum magisteria isagogicum, 1521

Weiterhin ist mit dem Namen Alcabitius eine Methode zur Bestimmung der Häuser des Horoskops verbunden, er war es nämlich, der Al-Battanis Tagbogen-Methode im Abendland bekannt machte. Dieses Verfahren ist heute als Alcabitius-Häusersystem geläufig.

Leben Bearbeiten

Ein Geburtsdatum ist nicht überliefert. Der Name Al-Qabīṣī deutet darauf hin, dass er entweder aus Qabīṣa bei Al-Mawsil (heute Mossul) oder Qabīṣa bei Samarra stammt, beide im heutigen Irak. Er studierte in Al-Mawsil Astrologie bei ʿAlī ibn Aḥmad al-ʿImrānī (gest. 955/956) und wurde bald ein anerkannter Experte für das Almagest des Ptolemäus. Al-ʿImrānī erwähnt Al-Qabīṣī in seiner Schrift De electionibus horarum.[1] Zuletzt hielt Al-Qabīṣī sich anscheinend am Hof des Emirs von Aleppo Saif ad-Daula auf, dem er vier seiner Werke widmete. 967 ist Al-Qabīṣī in Aleppo gestorben.

Al-Qabīṣī, who came from either the Qabīṣa near Al-Mawsil (Mosul) or that near Sāmarrā’ (both are in Iraq), studied under ‘Alī ibn Aḥmad al-’Imrānī in Al-Mawsil and became a recognized authority on Ptolemy’s Almagest (according to Ibn al-Qiftāī, in 980/981). Al-’Imrānī, who died in 955/956, does in fact refer to al-Qabīṣī in his De electionibus horarum ().

Libellus isagogicus: Die Einführung in die Astrologie Bearbeiten

Er hat eine Reihe von Werken über Astrologie und Mathematik verfasst. Bedeutung erlangt hat allerdings nur seine Einleitung in die Kunst der Sterndeutung (Kitāb al‐mudkhal ilā ṣināʿat aḥkām al‐nujūm). Das Saif ad-Daula gewidmete Werk wurde frühestens 948/949 verfasst, was aus einem der Beispielhoroskope hervorgeht. Das Werk wurde von 1142 Johannes Hispalensis ins Lateinische übersetzt und 1331 von Johann Dank aus Sachsen kommentiert, dem Rektor der Pariser Universität. Dieser Kommentar begleitete die Druckausgaben gewöhnlich ab der Radtolt-Ausgabe (Venedig 1485). Es sind von der Einleitung 24 arabische Manuskripte bekannt, datierende von 1191 bis 1754, außerdem 3 hebräische, sowie über 200 lateinische. Zwischen 1473 und 1521 wurde das Werk 12 mal gedruckt. Zudem sind auch (drei) deutsche Übertragungen aus dem 14. und 15. Jahrhundert nachweisbar.[2] Neben dem Introductorium in astronomiam von Albumasar war das Libellus isagogicus des Alcabitius während der ganzen Frühen Neuzeit das maßgebliche Lehrbuch zur Astrologie, die seinerzeit an den Universitäten als Teil der Medizin unterrichtet wurde.

Die heutige Bedeutung des Werkes liegt vor allem in den von ihm zitierten Autoren, darunter sassanidische und indische Literatur, al-Kindī, Masha'allah, Ptolemäus, Dorotheos von Sidon, Vettius Valens und Hermes Trismegistos. 2004 erschien in einer Reihe von Arbeiten des Warburg Institutes eine von Charles Burnett, Keiji Yamamoto und Michio Yano herausgegebene Edition der Einführung mit arabischen Quellen, dem Text der lateinischen Übersetzung und einer englischen Übersetzung.

Werke Bearbeiten

Kitāb al‐mudkhal ilā ṣināʿat aḥkām al‐nujūm
Al-Qabīsīs bekanntestes Werk. Eine Einführung in die Astrologie in 5 Kapiteln.
Druckausgaben:
Kitāb fī jawāmiʿ ʿilm al‐nujūm
Ein Kommentar zu Farghānīs Kitāb al‐fuṣūl.
Risāla fī al‐abʿād wa‐ʾl‐ajrām
Eine Abhandlung über die Entfernung und Größe der Planeten.
Risāla fī imtiḥān al‐munajjimīn
Abhandlung zur Prüfung von Astrologen. Enthält 30 astronomische oder astrologische Fragen mit Antworten. Aufgrund der Antworten könnten Astrologen nach ihren Kenntnissen in 4 Klassen geordnet werden.

Eine Reihe weiterer Werk sind dem Titel nach aus Al-Qabīsīs Schriften bekannt, aber nicht überliefert.

Literatur Bearbeiten

  • Charles Burnett, Keiji Yamamoto, Michio Yano (Hrsg.): The Introduction to Astrology : Editions of the Arabic and Latin texts and an English translation. Warburg Institute Studies and Texts 2. Warburg Institute, London 2004, ISBN 0-85481-132-X.
  • Charles Burnett: The Certitude of Astrology : The Scientific Methodology of Al-Qabīsī and Abū Ma‘shar. In: Early Science and Medicine Bd. 7, Nr. 3 (2002), S. 198–213.
  • Charles Burnett: Al-Qabīī Introduction to Astrology : From Courtly Entertainment to University Textbook. In: Resianne Fontaine, Gad Freudenthal (Hrsg.): Studies in the History of Culture and Science: A Tribute to Gad Freudenthal. Brill, Leiden 2011.
  • Darrelyn Gunzburg: Al-Qabīsī (d. 967). In: William E. Burns: Astrology Through History : Interpreting the Stars From Ancient Mesopotamia to the Present. ABC-CLIO, 2018, ISBN 978-1-4408-5143-8.
  • David Pingree: Al-Qabīṣī, Abū Al-Ṣaqr 'Abd Al-'Azīz Ibn 'Uthmān Ibn 'Alī. In: Complete Dictionary of Scientific Biography. Encyclopedia.com, 2008.
  • David Pingree: Al‐Kabīsī. In: Encyclopaedia of Islam. 2. Aufl. Bd. 4. Brill, Leiden 1978, S. 340f.
  • Sibylle Schadl: Alkabitius: „Libellus isagogicus“. Ein Lehrbuch der Astrologie. Philosophische Dissertation Heidelberg 1987 (mit Edition der altdeutschen Alkabitius-Fassung II).
  • Jacques Sesiano: A Treatise by al‐Qabīsī (Alchabitius) on Arithmetical Series. In: David A. King. George Saliba (Hrsg.): From Deferent to Equant: A Volume of Studies in the History of Science in the Ancient and Medieval Near East in Honor of E. S. Kennedy. Annals of the New York Academy of Sciences, Vol. 500. New York Academy of Sciences, New York 1987, S. 483–500.
  • Kocku von Stuckrad: Geschichte der Astrologie. C.H.Beck, München München 2007, ISBN 978-3-406-54777-5, S. 178–180.
  • Keiji Yamamoto: Qabīṣī: Abū al‐Ṣaqr ʿAbd al‐ʿAzīz ibn ʿUthmān ibn ʿAlī al‐Qabīṣī. In: Thomas Hockey et al. (Hrsg.): The Biographical Encyclopedia of Astronomers. Springer. New York 2007, ISBN 978-0-387-31022-0, S. 941 (PDF).

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. J. M. Millás-Vallicrosa: Las traducciones orientales en los manuscritos de la Biblioteca Catedral de Toledo. Madrid 1942, S. 338.
  2. Gundolf Keil: Der anatomei-Begriff in der Paracelsischen Krankheitslehre. Mit einem wirkungsgeschichtlichen Ausblick auf Samuel Hahnemann. In: Hartmut Boockmann, Bernd Moeller, Karl Stackmann (Hrsg.): Lebenslehren und Weltentwürfe im Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1989, ISBN 3-525-82463-7, S. 342f.