17. SS-Panzergrenadier-Division „Götz von Berlichingen“

Division der Waffen-SS im 2. Weltkrieg
(Weitergeleitet von 17. SS-Panzergrenadier-Division)

Die 17. SS-Panzergrenadier-Division „Götz von Berlichingen“ war eine Panzergrenadier-Division der Waffen-SS im Zweiten Weltkrieg. Sie war nach dem Reichsritter Götz von Berlichingen benannt.

17. SS-Panzergrenadier-Division „Götz von Berlichingen“

Truppenkennzeichen der 17. SS-Panzergrenadier-Division „Götz von Berlichingen“
Truppenkennzeichen:
Eiserne Hand
Aktiv Oktober 1943 bis Mai 1945
Staat Deutsches Reich NS Deutsches Reich
Streitkräfte Waffen-SS
Truppengattung Panzergrenadiere
Typ Division
Gliederung Siehe Gliederung
Motto "Drauf, dran und durch!"
Schlachten Partisanenkrieg in Jugoslawien
Deutsche Westfront 1944/1945
Abwehr der Operation Overlord
Schlacht um Saint-Lô
Schlacht um Metz
Unternehmen Nordwind
Führung
Liste der Kommandeure

Geschichte Bearbeiten

Aufstellung Bearbeiten

Im Spätherbst des Jahres 1943 wurden die bisherigen SS-Panzergrenadier-Brigaden 49 und 51 und weitere Einheiten aus dem Deutschen Reich, darunter die 10. Panzer-Division, zusammengezogen. Sie bildeten in Südwestfrankreich gemeinsam die neue 17. SS-Panzergrenadier-Division „Götz von Berlichingen“.

Einsatz Bearbeiten

Im Dezember des Jahres 1943 kam sie im Zuge des Krieges gegen die Jugoslawische Volksbefreiungsarmee zusammen mit dem V. SS-Gebirgskorps auf dem Balkan zum Einsatz. Wenige Wochen später wurde sie letztlich als OKW-Reserve nach Südfrankreich abgezogen. Da die Invasion der Alliierten in der Normandie im Juni 1944 für die deutschen Truppen überraschend kam, verlegte man die 17. SS-Panzergrenadier-Division nach Saint-Lô. Um den vordringenden alliierten Truppen Einhalt zu gebieten, zog man die Division südlich von Carentan in die Front. Hier griff die 17. SS-Panzergrenadier-Division drei US-Divisionen an. Nach schweren Verlusten im Kampf um die Stadt Saint-Lô, die am 20. Juli 1944 durch US-Truppen befreit wurde, zog sich die Division in die Champagne und den Großraum Paris zur „Auffrischung“ zurück. Die „Auffrischungsphase“ währte aber nicht lange, da Mitte September 1944 die 3. US-Armee eine Großoffensive gegen den Moselabschnitt begann. Daraufhin begab sich die Division in den Raum von Metz und besetzte die Front in der Festung Metz und nördlich davon; diese wurde bis Mitte November 1944 gehalten. Einige Tage später startete ein erneuter Großangriff der Amerikaner, worauf sich die 17. SS-Panzergrenadier-Division bis zur Reichsgrenze zurückziehen musste.

Das „Unternehmen Nordwind“ im Elsass und in Lothringen war die letzte Offensive deutscher Streitkräfte an der Westfront. Die 17. SS-Panzergrenadier-Division griff dabei am 1. Januar 1945 Wœlfling-lès-Sarreguemines, Bining und Achen am rechten Flügel der deutschen 1. Armee an, blieb aber am zweiten Tag in der Maginot-Linie hängen. Ein anschließender Rückzug folgte im Februar 1945, der sich durch Baden, Nordwürttemberg und Bayern zog, über den Raum Mannheim bis zum Odenwald. Die Division kämpfte erfolgreich gegen die Umzingelung durch die US-Truppen. Ende März 1945 starb der Kommandeur Fritz Klingenberg durch eine amerikanische Panzergranate. Im April 1945 erreichte sie das bayerische Voralpenland und kämpfte in der Schlacht um Schloss Itter gegen Soldaten der Wehrmacht. Im Tegernseer Tal war der Krieg für die 17. SS-Panzergrenadier-Division „Götz von Berlichingen“ endgültig beendet.

Nach Kriegsende erwog der Vier-Sterne-General George Patton, das aufgelöste XIII. Armeekorps der Wehrmacht im Zuge der geplanten Operation Unthinkable dem Offizierskorps der Division „Götz von Berlichingen“ zu unterstellen, um die sowjetische Armee aus Europa zu „vertreiben“. Patton war so beeindruckt von der Disziplin innerhalb der Truppe, dass er sie zusammen mit den amerikanischen Einheiten kämpfen lassen wollte. Allerdings wurde der Plan niemals realisiert und General Patton wenige Monate später abgesetzt.[1]

Einsatzgebiete Bearbeiten

  • Dezember 1943: Balkan
  • Januar 1944 bis Mai 1944: Südfrankreich
  • Juni 1944 bis Juli 1944: Normandie
  • August 1944: Champagne
  • September 1944 bis November 1944: Lothringen
  • Dezember 1944 bis Februar 1945: Saarpfalz
  • März bis Mai 1945: Württemberg, Franken und Alpenvorland

Kriegsverbrechen Bearbeiten

Durch Angehörige der Division Bearbeiten

Ebenso wie andere SS-Divisionen war auch die 17. SS-Panzergrenadier-Division an Kriegsverbrechen beteiligt. In der Endphase des Krieges wird ihr Misshandlung von Zivilisten, die sich abwertend gegenüber Hitler geäußert hatten, und die Erschießung einiger ausländischer und deutscher Konzentrationslager-Häftlinge in Ellwangen zur Last gelegt.

Fritz Swoboda, einer ihrer Angehörigen, erzählte seinem Zellengenossen im US-amerikanischen Abhörlager für Kriegsgefangene in Fort Hunt bei Washington von einer Erschießung amerikanischer Kriegsgefangener an der Westfront im Jahr 1944, an der er selbst beteiligt war. Diesem nicht mehr genau datierbaren Kriegsverbrechen, für das Wut über die vorangegangene Tötung eines Vorgesetzten als Grund genannt wurde, fielen offenbar neun amerikanische Soldaten zum Opfer.[2]

Auch bei anderen Vorfällen töteten Angehörige der Division nachweislich Kriegsgefangene und Zivilisten. So fanden SS-Angehörige des SS-Panzergrenadier-Regiment 37 in der Nacht vom 11. auf den 12. Juni 1944 im nordfranzösischen Graignes 20 verwundete US-Fallschirmjäger vor. Diese Angehörigen der 82nd Airborne Division, zwei Zivilistinnen sowie zwei Geistliche, die die Verwundeten versorgt hatten, wurden daraufhin getötet und das Dorf niedergebrannt.[3]

Im Juli 1944 kam es in der französischen Gemeinde Bonneuil-Matours ebenfalls zur Ermordung alliierter Soldaten und französischer Zivilisten. So sollen Angehörige der Division u. a. an der Tötung von 33 gefangenen Angehörigen des britischen Special Air Service beteiligt gewesen sein. Als Vergeltung bombardierten De Havilland DH.98 Mosquitos der Royal Air Force am 14. Juli 1944 die Stellungen der Division mit Napalm.[4]

Ein anderer Angehöriger der Division erschoss im Frühjahr 1945 in der Gemeinde Burgthann den Bürgermeister, nachdem dieser weiße Fahnen als Zeichen der Kapitulation hissen ließ. Diese Hinrichtung soll damals geltendem Recht (dem sogenannten Flaggenbefehl) entsprochen haben, weshalb der nachfolgende Prozess 1958 eingestellt wurde.[5][6][7][Anm 1]

Außerdem wird heute von wissenschaftlicher Seite die Meinung vertreten, das Massaker von Maillé sei durch das Feldersatz-Bataillon der 17. SS-Panzergrenadier-Division begangen worden.[8]

Am 1. April 1945, Ostersonntag, beschoss ein versprengter Rest unter Führung von Rudolf Klaphake den Ort Rot bei Heidelberg, heute St. Leon-Rot, mit einer Kanone, die sich Klaphake von einer Einheit der Wehrmacht unter Führung von Keitel ausgeliehen hatte. Der Dauerbeschuss konnte unterbrochen werden durch das Eingreifen eines Zivilisten, der die Telefonleitung zwischen Beobachtungsposten und Geschützstandort unterbrach.

Grund für den Beschuss war, dass der Bürgermeister und der Pfarrer des Ortes den Resthaufen von Klaphake aufgefordert hatte, den Ort vor den anrückenden Alliierten zu räumen. Es gab 32 Tote im Ort. In der Folge kam es aus nicht erklärbaren Gründen nie zu einer Ermittlung, obwohl der Sachverhalt klar dokumentiert ist.

Einige Tage davor hatte die gleiche Gruppe einen 19-jährigen Versprengten aus der Trierer Gegend, der nach der Zerstörung der Speyerer Rheinbrücke seinen Verband verloren hatte und allein bei Walldorf von Klaphake aufgegriffen worden war, als Fahnenflüchtigen erhängt. Ein Verfahren in dieser Sache wurde von der StA Heidelberg 1968 eingestellt.

Weitere Verbrechen der Gruppe "Götz von Berlichingen" sind im Bundesarchiv Außenstelle Ludwigsburg dokumentiert.

Rudolf Klaphake geb. 10. April 1907 in Hannover, starb am 7. Mai 1975 in Seeshausen/Murnau, wo er nach seiner Pensionierung im Polizeidienst in Düsseldorf lebte. Ein Angehöriger seiner Einheit kam aus diesem Ort.

An Angehörigen der Division Bearbeiten

  • Am 18. April 1945 ergab sich eine Gruppe von Divisionsangehörigen in Nürnberg auf dem Gelände der Brauerei Lederer in amerikanische Gefangenschaft. Die Soldaten wurden zum israelitischen Friedhof in der Bärenschanzstrasse geführt und dort erschossen. Der Fall ist durch mehrere Polizeiberichte dokumentiert, die von acht toten SS-Männern sprechen[9] und wird auch bei Kunze[10] und Günther[11] beschrieben. Bei beiden Autoren finden sich weitere Belege für illegitime Tötungen von Angehörigen der Division durch US-Truppen.
  • Am 28. April 1945 ergaben sich in Eberstetten bei Pfaffenhofen an der Ilm 15 Soldaten der Waffen-SS den Amerikanern. Die Gefangenen wurden auf Fahrzeugen zu einer Wiese am Ortsrand gefahren und dort durch Schüsse in den Rücken getötet. Die Amerikaner konfiszierten später die von Zivilisten eingesammelten Papiere der Toten, daher blieb deren Identität unbekannt. Bei einer Umbettung in den 50er Jahren wurden zwei der Toten als Angehörige der 17. SS-Panzergrenadier-Division identifiziert, daher geht man davon aus, dass alle Opfer dieser Einheit angehörten.[12][13][14]

Gliederung Bearbeiten

  • SS-Panzergrenadier-Regiment 37
  • SS-Panzergrenadier-Regiment 38
  • SS-Artillerie-Regiment 17
  • SS-Panzer-Abteilung 17
  • SS-Sturmgeschütz-Abteilung 17
  • SS-Flak-Abteilung 17
  • SS-Pionier-Bataillon 17
  • SS-Panzer-Aufklärungs-Abteilung 17
  • SS-Nachrichten-Abteilung
  • Kommandeur der SS-Divisions-Nachschubtruppen 17
  • SS-Sanitäts-Abteilung 17
  • SS-Panzer-Instandsetzungs-Abteilung 17
  • SS-Wirtschafts-Bataillon 17
  • SS-Feldpostamt 17
  • SS-Kriegsberichter-Zug 17
  • SS-Feldgendarmerie-Kompanie 17
  • SS-Feldersatz-Bataillon 17

Kommandeure Bearbeiten

Bekannte Divisionsangehörige Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Günther, Helmut (1991). Die Sturmflut und das Ende – Band 3, Mit dem Rücken zur Wand – Geschichte der 17.SS-Panzergrenadierdivision "Götz von Berlichingen". Schild Verlag. ISBN 3-88014-103-7.
  • Rolf Stoves: Die gepanzerten und motorisierten deutschen Großverbände 1935-1945. Nebel Verlag, Eggolsheim 2003, ISBN 3-89555-102-3.
  • Georg Tessin: Verbände und Truppen der deutschen Wehrmacht und Waffen-SS im Zweiten Weltkrieg 1939–1945. 2. Auflage. Band 4: Die Landstreitkräfte 15–30. Biblio-Verlag, Osnabrück 1976, ISBN 3-7648-1083-1.

Weblinks Bearbeiten

Anmerkungen Bearbeiten

  1. Im April 1945 erließ Himmler den sogenannten Flaggenbefehl, nachdem jede männliche Person aus einem Haus, an dem eine weiße Fahne hänge, unverzüglich zu erschießen sei. Dies erlaubte es Angehörigen von Wehrmacht und SS, Zivilisten auch ohne Standgericht und in Selbstjustiz schlicht zu exekutieren. Siehe Elisabeth Kohlhaas: »Aus einem Haus, aus dem eine weiße Fahne erscheint, sind alle männlichen Personen zu erschießen«. Durchhalteterror und Gewalt gegen Zivilisten. In: Cord Arendes, Edgar Wolfrum, Jörg Zedler (Hrsg.): Terror nach innen: Verbrechen am Ende des Zweiten Weltkrieges (= Dachauer Symposien zur Zeitgeschichte. Band 6). Wallstein-Verlag, Göttingen 2006, ISBN 3-8353-0046-6, S. 65 (online in der Google-Buchvorschau).

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Vgl. Merkur Online: Pattons wahnwitziger Plan., 24. April 2009, abgerufen am 28. Februar 2015.
  2. Vgl. dazu Felix Römer: Kameraden. Die Wehrmacht von innen. Piper, München 2012, ISBN 978-3-492-05540-6, S. 407 f.
  3. Jens Westemeier: Himmlers Krieger: Joachim Peiper und die Waffen-SS in Krieg und Nachkriegszeit. Verlag Ferdinand Schöningh, 2013, ISBN 3-506-77241-4, S. 304.
  4. Paul McCue: SAS Operation Bulbasket: Behind the Lines in Occupied France. Pen and Sword Books Ltd, 2009, ISBN 978-1-84884-193-2, S. 104.
  5. Stephen G. Fritz: Endkampf: Soldiers, Civilians, and the Death of the Third Reich. University of Kentucky Press, 2004, ISBN 978-0-8131-2325-7, S. 130–31 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche ).
  6. Verfahren Lfd.Nr.466, in: Justiz und NS-Verbrechen Band XV, C.F. Rüter, D.W. de Mildt (Memento vom 17. August 2017 im Internet Archive)
  7. Bundesgerichtshof Urt. v. 22.10.1957, Az.: 1 StR 116/57 auf wolterskluwer-online.de, abgerufen am 4. Juni 2019, LG Nürnberg-Fürth vom 1.10.1958.
  8. Peter Lieb: Konventioneller Krieg oder NS-Weltanschauungskrieg?: Kriegführung und Partisanenbekämpfung in Frankreich 1943/44. Oldenbourg Wissenschaftsverlag, München 2007, ISBN 3-486-57992-4, S. 465–6 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche ).
  9. Stadtarchiv Nürnberg: C 31 Polizeipräsidium; C 31/I Kriminalpolizei, Nr. 20–22.
  10. Karl Kunze: Kriegsende in Franken und der Kampf um Nürnberg. Verlag Edelmann, Nürnberg 1995, ISBN 3-87191-207-7.
  11. Helmut Günther: Die Sturmflut und das Ende, Bd.3. Schild-Verlag, München 1991, ISBN 3-88014-103-7.
  12. Heinrich Streidl: Stadt Pfaffenhafen a. d. Ilm – Ein Heimatbuch. 2. Auflage. W. Ludwig, Pfaffenhofen 1980, ISBN 3-7787-3149-1.
  13. Reinhard Haiplik: Pfaffenhofen unterm Hakenkreuz – Stadt und Landkreis zur Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft. 2. Auflage. Stadt Pfaffenhofen, Pfaffenhofen 2005, ISBN 3-9805521-6-0.
  14. Blutige Kämpfe und Exekutionen. In: Pfaffenhofener Kurier. 29. April 2005.