Ein Überhandtuch ist ein dekorativ verziertes Tuch, das ähnlich wie ein Vorhang aufgehängt wird und dazu dient, andere Handtücher, Putzlappen oder auch kleinere Gebrauchsgegenstände zu verdecken, die hinter dem Überhandtuch an Haken hängen.

Meist wird hierzu ein spezieller Halter verwendet, bei dem vor einer Hakenleiste eine Querstange befestigt ist, die zur Befestigung des Überhandtuchs dient. Das Überhandtuch hat zu diesem Zweck oft einen genähten "Tunnel", durch den die herausnehmbare Stange geschoben werden kann. Auch Klammern, die an verschiebbaren Gardinenringen auf der Stange befestigt sind, werden verwendet.

Überhandtücher kamen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Mode und erfreuten sich bis in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg großer Beliebtheit. Sie wurden oft von Frauen oder jungen Mädchen als Handarbeit angefertigt und bildeten einen Bestandteil der Aussteuer. Häufig wurden sie mit Borten und Spitzen verziert, meist auch bestickt. Dabei waren Spruchweisheiten, Pflanzen oder reine Ornamente (etwa im Jugendstil) beliebt. Häufig bezog sich die Dekoration auf den Themenkreis Haushalt und Küche, da Überhandtücher (oft mit passenden Wandbehängen, Vorhängen oder Tischdecken kombiniert) meist in der Küche angebracht wurden. Insofern spiegeln sie in ihren Darstellungen und Sprüchen auch das damalige Rollenverständnis wider, indem die Sorge für den Haushalt als typisch weibliche Aufgabe angesehen und das Ideal der „guten Hausfrau“ als besonders erstrebenswert dargestellt wurde. Bekannte Sinnsprüche auf Überhandtüchern aus diesem Themenkreis sind etwa „Eigener Herd ist Goldes wert!“ oder „Die Gute Hausfrau kocht mit Fleiß des Ehegatten Lieblingsspeis’.“

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden auch Überhandtücher mit gedruckten Dessins oder Sprüchen hergestellt. In den 1980er Jahren wandelten sich Überhandtücher und die dazugehörigen Halter zu beliebten Antiquitäten, auch heute sind sie in manchen Küchen zu finden und werden auch neu hergestellt.

Literatur Bearbeiten

  • Martin Wendl / Detlef Marschall: Urgroßmutters Leib- und Küchenwäsche (Spaß am Sammeln), Rudolstadt 1985.