Ölkuchenmühle

Weiler in der Oberpfalz, Ortsteil von Sengenthal

Ölkuchenmühle ist ein Gemeindeteil der Gemeinde Sengenthal im Landkreis Neumarkt in der Oberpfalz in Bayern.

Ölkuchenmühle
Gemeinde Sengenthal
Koordinaten: 49° 14′ N, 11° 27′ OKoordinaten: 49° 14′ 6″ N, 11° 27′ 9″ O
Höhe: 419 m ü. NHN
Einwohner: 16 (25. Mai 1987)[1]
Postleitzahl: 92369
Vorwahl: 09181
Ölkuchenmühle
Ölkuchenmühle

Lage Bearbeiten

Ölkuchenmühle liegt westlich vor dem Albrand des Oberpfälzer Jura am Wiefelsbach, der das Mühlrad für den einen Mahlgang der Mühle (so 1836)[2] antrieb und nach weiteren Mühlen in die Sulz mündet. Der Weiler ist über einen Anliegerweg von Sengenthal aus („Hirtenweg“) zu erreichen. Vom König-Ludwig-Kanal führt ein Weg zum Campingplatz.

Geschichte Bearbeiten

Ölkuchenmühlen dienten der tierischen Futtermittel- oder (seit Mitte des 18. Jahrhunderts) der Düngerherstellung, indem die Rückstände bei der Ölmittelproduktion, der Ölkuchen, zerkleinert wird.[3]

In den Protokollen des eichstättischen Visitators Johannes Vogt wird 1480 berichtet, dass sich bei der Ölkuchenmühle eines gewissen Christoph, dem „molendinum Christofori Olkuch“, eine Kapelle oder ein Bildstock zum hl. Leonhard befand, zu der die Leute wallfahrten.[4] Erst nach dem Dreißigjährigen Krieg gibt es über die Mühle wieder Nachrichten. So besagt eine Zehentbeschreibung von 1670, dass die Mühle den Groß- und Kleinzehent dem Kurfürsten gibt.[5] 1675 ging die Mühle von Margaretha Feßmann auf Georg Kemnather aus Buchberg über.

Am Ende des Alten Reiches, um 1800, gehörte die Ölkuchenmühle zur Oberen Hofmark Berngau und unterstand hochgerichtlich dem herzoglich-baierischen Schultheißenamt Neumarkt. Zu dieser Zeit saß die Müllerfamilie Sippl/Sippel auf der Mühle.[6]

Im Königreich Bayern wurde zwischen 1810 und 1820 der Steuerdistrikt Forst, dann die gleichnamige Ruralgemeinde gebildet, die aus Forst selber, Braunshof, Rocksdorf und Stadlhof bestand. In diese Gemeinde wurde vor 1867 die Gemeinde Wiefelsbach mit ihren zehn Einöden integriert, nämlich die Ölkuchenmühle die Birkenmühle, die Braunmühle, der Dietlhof, die Gollermühle, die Kastenmühle, die heute nicht mehr existierenden Kindlmühle und Schmidmühle, die Schlierfermühle und die Seitzermühle.[7] Nach anderer Lesart war die Ölkuchenmühle bereits vor 1858 in die Gemeinde Sengenthal integriert.[8]

1839 besaß die Ölkuchenmühle Johann Sippel, 1859 Conrad März, 1870 ein Herr Schlierf, der zunächst die Guggersmühle erworben hatte. 1873 ist ein einer königlichen Verfügung von einer „neuen“ Ölkuchenmühle bei Sengenthal die Rede, wobei nicht ersichtlich ist, ob es sich um einen Neubau der alten Mühle oder um eine zweite Ölkuchenmühle handelt.[9] Gemäß der Volkszählung vom 1. Dezember 1875 bestand die Ölkuchenmühle zu dieser Zeit aus vier Gebäuden und hatte sieben Einwohner, an Großvieh zwei Pferde und 13 Stück Rindvieh.[10]

Im 19. Jahrhundert befand sich eine von vier hölzernen Brücken über den Wiefelsbach bei der „Oehlkuchenmühle“.[11]

1920 besaß Theresia Schlierf die Ölkuchenmühle und danach durch Erbfall auch die Guggersmühle, so dass beide Mühlen für längere Zeit miteinander verbunden waren. Der Mahlbetrieb wurde aufgegeben, auf der Ölkuchenmühle wurde eine Geflügelfarm eingerichtet. 1950 besaß Lucie Melzer die Mühle, 1958 Josef König, der auf dem Mühlenareal einen noch heute bestehenden Campingplatz errichtete.[12]

Einwohnerzahlen Bearbeiten

  • 1830: 05 (1 Haus)[13]
  • 1836: 07 („Gugges- oder Ölkuchenmühle“, 1 Haus)[14]
  • 1861: 12 (3 Gebäude)[15]
  • 1871: 07[16]
  • 1900: 11 (2 Wohngebäude)[17]
  • 1937: 02 (Protestanten)[18]
  • 1961: 07 (2 Wohngebäude)[19]
  • 1987: 16 (4 Wohngebäude, Wohnungen)[1]

Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Ölkuchenmühle – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, OCLC 231287364, S. 260 (Digitalisat).
  2. Repertorium des topographischen Atlasblattes Neumarkt, 1836, S. 23, 53
  3. C. Brahm und andere: Nährstoffe und Futtermittel, Berlin: Julius Springer, 1929, S. 459
  4. Buchner I, S. 100, II, S. 451; Klerus, Kirche und Frömmigkeit im spätmittelalterlichen Bistum Eichstätt. Ausgewählte Aufsätze von Franz Xaver Buchner, St. Ottilien 1997, S. 179
  5. Buchner I, S. 102
  6. Heinloth, S. 273
  7. Heinloth, S. 322 f. (dort falsch „Wieselsbach“)
  8. Jakob Heinrich Schwarz: Adreß-Handbuch für den Regierungsbezirk der Oberpfalz und von Regensburg im Königreiche Bayern, 2. Auflage, Regensburg 1858, S. 132
  9. Ministerialblatt für Kirchen- und Schul-Angelegenheiten im Königreiche Bayern, 9. Jahrgang 1873, S. 74
  10. Kgl. Statistisches Bureau in München (Bearb.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern... nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Decbr. 1875, München 1876, Spalte 885
  11. Repertorium Atlasblatt Neumarkt, S. 52
  12. Kurt Romstöck (Text) und Alfons Dürr (Zeichnungen): Die Mühlen im Landkreis Neumarkt i. d. Opf., Neumarkt i. d. Opf. 2004, S. 163
  13. Karl Friedrich Hohn: Der Regenkreis des Königreichs Bayern, geographisch und statistisch beschrieben, Stuttgart und Tübingen: Cotta, 1830, S. 141
  14. Popp, Th. D. (Hg.): Matrikel des Bissthumes Eichstätt, Eichstätt: Ph. Brönner, 1836, S. 41
  15. Joseph Heyberger: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon, München 1867, Spalte 710
  16. Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern... nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Decbr. 1875, Spalte 885
  17. Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern... [nach dem Ergebnis der Volkszählung vom 1. Dez. 1900], Spalte 869
  18. Buchner II, S. 453
  19. Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961, München 1964, Spalte 553