Zitwerwurzel

Art der Gattung Curcuma

Die Zitwerwurzel, Zitwer oder Weiße Curcuma (Curcuma zedoaria; synonym: Curcuma zerumbeth) ist eine Pflanzenart aus der Gattung Curcuma in der Familie der Ingwergewächse (Zingiberaceae). Die aus Indien stammende Safranwurz-Art wird vor allem in Ostasien als Heilpflanze verwendet.

Zitwerwurzel

Zitwerwurzel (Curcuma zedoaria), Illustration

Systematik
Monokotyledonen
Commeliniden
Ordnung: Ingwerartige (Zingiberales)
Familie: Ingwergewächse (Zingiberaceae)
Gattung: Curcuma
Art: Zitwerwurzel
Wissenschaftlicher Name
Curcuma zedoaria
(Christm.) Roscoe

Beschreibung Bearbeiten

Die Zitwerwurzel ist eine ausdauernde krautige Pflanze. Die duftende Pflanze bildet oberirdische Blattsprosse, die Wuchshöhen von bis 1 Meter erreichen. Es werden unterirdische, große und mehrmals verzweigte Rhizome als Überdauerungsorgane gebildet. Das essbare Rhizom („Wurzelstock“) ist im Inneren weiß und duftet ähnlich wie Ingwer oder Mango; es hat einen sehr bitteren Nachgeschmack.

Der Blütenstand trägt rote und grüne Hochblätter und gelbe Blüten.

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 66.[1]

 
Zitwerwurzel (Curcuma zedoaria)

Verbreitung Bearbeiten

Die Heimat der Zitwerwurzel liegt in Indien; vermutlich stammte sie ursprünglich aus dem nordöstlichen Indien.[2] Ihren Namen Zitwer erhielt sie über portugiesisch und lateinisch zedoaria aus dem Persischen (dschedwār).[3] Sie wächst im feuchten subtropischen bis tropischen Klima. Nach R. Govaerts kommt sie ursprünglich zwischen Assam und dem östlichen Himalaja vor.[4]

Nutzung Bearbeiten

Aus der Pflanze wird eine Droge gewonnen. Die Droge, „Zedoariae Rhizoma“, besteht aus den getrockneten Rhizom-Wurzeln der Pflanze. Sie ähnelt der Kurkuma sehr und wird als Magen-, Galle- und Lebermittel verwendet.

Bis heute wird der unterirdische Teil der Pflanze in China als 莪朮 / 莪术 (é zhú) und in Japan unter dem Namen ガジュツ (gajutsu) als Arznei benutzt; in Deutschland wurde die Zitwerwurzel als Rhizoma Zedoariae 1926 ins DAB 6 als pflanzliches Arzneimittel aufgenommen. Eine Überprüfung durch die Expertenkommission für pflanzliche Arzneimittel des deutschen Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte kam 1988 zu dem Ergebnis, dass eine Heilwirkung nicht wissenschaftlich ausreichend begründet sei; sie wurde deshalb als Negativmonographie in das DAB 10 ab 1991 nicht mehr aufgenommen. Dagegen ist die ebenfalls zum Pflanzengenus Curcuma Linn. gehörende Curcuma longa L. und Curcuma xanthorrhiza Roxb., seit 1930 (Erg.B. 5) bzw. 1978 (DAB 8) im Deutschen Arzneibuch enthalten.

Das ätherische Öl wird bei der Parfum- und besonders in der Likörherstellung verwendet. Als Gewürz ist Zitwerwurzel heute jedoch nicht mehr bedeutsam: In Indien wird sie gelegentlich zum Einlegen von würzigen Pickles (Gemüse und Obst) und insbesondere in Indonesien auch für Currypasten verwendet. In Thailand werden die jungen Rhizome als sehr geschmackvolles Gemüse gegessen.

Verwechslungsgefahr: Die als Zitwerblüte bezeichnete Droge stammt nicht von Curcuma zedoaria, sondern vom Wurmsamen (Artemisia cina), einem giftigen russischen Beifußgewächs. Sie wurde früher, etwa in der Volksmedizin, auch als Wurmmittel verwendet (Volksname: Wurmsamen). Aus dieser Droge wird der wurmtötende Stoff Santonin gewonnen und in der evidenzbasierten Medizin als Wurmmittel angewandt. Aufgrund ihrer Giftigkeit sollte sie nur in Fertigpräparaten oder äußerlich angewendet werden. Im Mittelalter wurde der Zitwer„wurzelstock“ auch mit dem sogenannten „Deutschen Zitwer“ (Acorus calamus) verfälscht.

Trivialnamen Bearbeiten

Für die Zitwerwurzel (lateinisch zedoaria und rhizoma zedoariae[5]) bestehen bzw. bestanden auch die weiteren deutschsprachigen Trivialnamen: Cedewen, Citawar (althochdeutsch), Czitwar (mittelniederdeutsch), Czyddewar, Czytwar (mittelniederdeutsch), Czytwer (mittelniederdeutsch), Heydens Sedewer (mittelniederdeutsch), Seduar (mittelniederdeutsch), Seduer (mittelniederdeutsch), Seduwer (mittelniederdeutsch), Zedewar (mittelhochdeutsch), Zedewen (mittelhochdeutsch), Zedewer (mittelhochdeutsch), Zedoarwurzel, Zeduer, Zeitwan (mittelhochdeutsch), Zeyterwurzel (mittelhochdeutsch), Zitber (althochdeutsch), Zistwer (mittelhochdeutsch), Zitvar (althochdeutsch), Zitvarn (althochdeutsch), Zitwar (althochdeutsch), Zittewa (mittelhochdeutsch), Zitewar (mittelhochdeutsch), Zitwan (althochdeutsch), Zittwar (mittelhochdeutsch), Zitingeber (mittelhochdeutsch), Zydwein (mittelhochdeutsch), Zydwen (mittelhochdeutsch) und Zydwyn (mittelhochdeutsch).[6]

Geschichte Bearbeiten

Quellen Bearbeiten

Historische Abbildungen Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Curcuma zedoaria bei Tropicos.org. In: IPCN Chromosome Reports. Missouri Botanical Garden, St. Louis
  2. Curcuma zedoaria im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland.
  3. Nabil Osman (Hrsg.): Kleines Lexikon deutscher Wörter arabischer Herkunft. 3. Aufl. München 1992, S. 130.
  4. Curcuma zedoaria. In: POWO = Plants of the World Online von Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew: Kew Science, abgerufen am 13. August 2018..
  5. Wouter S. van den Berg (Hrsg.): Eene Middelnederlandsche vertaling van het Antidotarium Nicolaï (Ms. 15624–15641, Kon. Bibl. te Brussel) met den latijnschen tekst der eerste gedrukte uitgave van het Antidotarium Nicolaï. Hrsg. von Sophie J. van den Berg, N. V. Boekhandel en Drukkerij E. J. Brill, Leiden 1917, S. 278.
  6. Georg August Pritzel, Carl Jessen: Die deutschen Volksnamen der Pflanzen. Neuer Beitrag zum deutschen Sprachschatze. Philipp Cohen, Hannover 1882, S. 122 (online).
  7. Avicenna, 11. Jh.: Kanon der Medizin. Übersetzung und Bearbeitung durch Gerhard von Cremona, Arnaldus de Villanova und Andrea Alpago (1450–1521). Basel 1556, Band II, Kapitel 745: Zedoaria (Digitalisat); im Anschluss an Band V: De viribus cordis: Zedoaria (Digitalisat)
  8. Konstantin der Afrikaner, 11. Jh.: Liber de gradibus simplicium. Druck. Opera. Basel 1536, S. 374: Zedoar (Digitalisat)
  9. Circa instans 12. Jh. Druck. Venedig 1497, S. 211v: Zeduar (Digitalisat)
  10. Pseudo-Serapion 13. Jh., Druck. Venedig 1497, Blatt (No CLXXII): Zedoaria (Digitalisat)
  11. Pseudo-Macer. Edition: Ludwig Choulant. Macer floridus de virtutibus herbarum … Leipzig 1832, Kapitel 71 (S. 117): Zedoar (Digitalisat)
  12. Deutscher Macer. Nach: Bernhard Schnell, William Crossgrove: Der deutsche Macer. Vulgatfassung. Niemeyer, Tübingen 2003, S. 376 (Kapitel 82). --- Cpg 226, Elsaß, 1459–1469, Blatt 204v: Cytwan (Digitalisat). Transkription: ( .lxxix. Cytwan ist gut genuczt wider die vergifft vnd das die nater gestichet ( Gessen stercket er den magen vnd macht gesund rüpßen ( Cytwan stetlich gessen vertribt er geswulst vnd des magen alte sucht ( Nuchtern gessen vnd die speichel lang in dem mund gehalten vnd das gancz verslünden vertribt die spülwurcz ( Cytwan gessen vertribt des knoblauch rauch in dem münd
  13. Charles Victor Daremberg und Friedrich Anton Reuß (1810–1868). S. Hildegardis Abbatissae Subtilitatum Diversarum Naturarum Creaturarum Libri Novem. Physica, Buch I, Kapitel 14: Zituar. Migne, Paris 1855. Sp. 1135 (Digitalisat) – Übersetzung: Herbert Reier: Hildegard von Bingen Physica. Nach der Textausgabe von J. P. Migne, Paris 1882 ins Deutsche übersetzt. Kiel 1980, S. 96: Zituar ist mäßig warm und hat in sich große Wirkungskraft. Ein Mensch, dessen Glieder zittern, soll es trinken, und wer schwach ist, schütte Zitwar in Wein, füge etwas weniger Galgan hinzu und koche dies mit mäßig viel Honig in dem Wein, und trinke diesen „wellich“ so warm, und das Zittern wird von ihm weichen, und er wird seine Kraft wiedererlangen. Wer viel Speichel und Schaum in sich hat, pulverisiere Zituar, binde das Pulver in ein Tuch, lege es mit hineingegossenem Wasser in ein kleines Gefäß, dass das Wasser seinen Geschmack annimmt und lasse es so in Wasser eine Nacht stehen, trinke es morgens oft nüchtern, und Speichel und Schaum werden weichen. Wem sehr der Kopf schmerzt, benetze mit demselben in ein Tuch gebundenen und mit Wasser befeuchteten Pulver Stirn und Schläfen, er wird sich bessern. Wessen Magen mit schlechten Speisen gefüllt und sehr beschwert ist, pulverisiere Zituar und bereite damit, mit mäßig viel Weizenmehl und Wasser, einen kleinen Kuchen und koche ihn in der Sonne oder im lauwarmen Ofen, tue das Küchlein in das Pulver und schlecke das Pulver oft morgens nüchtern, auch wenn er schlafen geht.
  14. Innsbrucker (Prüller) Kräuterbuch, 12. Jh.: . Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Denkmäler deutscher Prosa des 11. und 12. Jahrhunderts. München 1914/16. Abteilung A: Text, S. 44–45 (Digitalisat); Abteilung B: Kommentar, S. 112–113 (Digitalisat)
  15. Konrad von Megenberg, 14. Jh.: Buch der Natur. Ausgabe. Franz Pfeiffer. Aue, Stuttgart 1861, S. 426 (V/87): Zitwar (Digitalisat)
  16. Galgant-Gewürz-Traktat 13. / 14. Jh. – Cpg 620 Nordbayern, um 1450, S. 78r (Digitalisat). Transkrption: Zytber ist warm vnd hais vnd fäwcht von natur vnd wenn man es neusset so rainigtt es aller rotz von der prust vnd vertaut speys in dem magen - Cpg 226 Elsaß 1456–1469, S. 157r (Digitalisat). Transkription: von dem zÿtwen Zytwen ist heyß vnd trucken vnd hat die tugent wer sie frü ysset dem subert sie die flegma vnd die brust / vnd hat der mensch etwas vnverdaütes in dem magen / das dauwet der zÿtwan sere wol vnd fast - Cpg 558 Nordbayern, um 1470 – 1485, S. 78r (Digitalisat). Transkription: Cittwer ist haiß vnd feucht vnd ist allen frauen gut fur alle prechen vnd vertreibt alles das das der mag nit verdeuen mag vnd vertreibt alle ruczikait der prust vnd den posen geschmack dez mundes auch macht es keuschikait - Cpg 583 Südwestdeutschland, 1453–1483, S. 34r (Digitalisat). Transkription: Zittwar ist hiczig vnd trucken darvmb so bechümbt er wal den stucken dÿ hiczig vnd trucken sein Man sal czittwar nüchter essen das verczert dÿ vbrig speÿss in dem magen vnd hilfft der prust von dem vnflat vnd macht den menschen walgemuet vnd den mund walgesmach / vnd zuo welicher czeÿt man czittwar isset so hilft sy dem magen vnd hilft dem hiern vnd macht das frisch vnd ab man czittwar trinckt Das tött dÿ wüerm jm pauch Auch wer offt czyttwar isst der freÿet sich var aller gifft wan sy dem menschen bekümbt
  17. Gart der Gesundheit. Mainz 1485, Kapitel 433: Zeduaria. Zytwan (Digitalisat)
  18. Hortus sanitatis 1491, Mainz 1491, Teil I, Kapitel 524: Zeduar (Digitalisat)
  19. Hieronymus Bock: Teutsche Speißkammer. Straßburg 1550, Blatt 105v–106r: Zitwenwurtz (Digitalisat)
  20. Garcia da Orta Aromatum et Simplicium aliquot medicamentorum apud Indos nascentium historia. Ante biennium quidem Lusitanica lingua per Dialogos conscripta, D. Garcia ab Horto, Proregis Indie Medico auctore. Nunc vero pri,u, Latina facta, & in Epitomen contracta a Carolo Clusio Atrebate. Christoph Plantini, Antwerpen 1567, S. 180–182: De Zedoaria (Digitalisat)
  21. Pietro Andrea Mattioli: Commentarii, in libros sex Pedacii Dioscoridis Anazarbei, de medica materia. Übersetzung durch Georg Handsch, bearbeitet durch Joachim Camerarius den Jüngeren, Johan Feyerabend, Franckfurt am Mayn 1586, Blatt 184r: Zitwar. Zedoaria (Digitalisat)
  22. Pierre Pomet : Histoire générale des drogues, traitant des plantes, des animaux, & des mineraux ; ouvrage enrichy de plus de quatre cent figures en taille-douce tirées d'aprés nature ; avec un discours qui explique leurs differens noms, les pays d'où elles viennent, la maniere de connoître les veritables d'avec les falsifiées, & leurs proprietez, où l'on découvre l'erreur des anciens & des modernes...par le sieur Pierre Pomet.... Jean-Baptiste Loyson & Augustin Pillon Paris 1694, S. 62: Zerumbeth & Zedoaire (Digitalisat)
  23. Nicolas Lémery : Dictionnaire universel des drogues simples. Paris 1699, S. 835–836: Zedoaria (Digitalisat); Übersetzung. Vollständiges Materialien-Lexicon. Zu erst in Frantzösischer Sprache entworffen, nunmehro aber nach der dritten, um ein grosses vermehreten Edition [...] ins Hochteutsche übersetzt / Von Christoph Friedrich Richtern, [...]. Leipzig: Johann Friedrich Braun, 1721, Sp. 1220: Zedoaria (Digitalisat)
  24. Albrecht von Haller (Herausgeber): Onomatologia medica completa oder Medicinisches Lexicon das alle Benennungen und Kunstwörter welche der Arzneywissenschaft und Apoteckerkunst eigen sind deutlich und vollständig erkläret [...]. Gaumische Handlung, Ulm/ Frankfurt am Main/ Leipzig 1755, Blatt 1345–1346: Zedoaria (Digitalisat)
  25. William Cullen: A treatise of the materia medica. Charles Elliot, Edinburgh 1789. Band II, S. 207: Zedoaria (Digitalisat). Deutsch. Samuel Hahnemann. Schwickert, Leipzig 1790. Band II, S. 236: Zitwerwurzel (Digitalisat)
  26. Jean-Louis Alibert: Nouveaux éléments de thérapeutique et de matière médicale. Crapart, Paris Band I 1803, S. 130–131: Zédoaire (Digitalisat)
  27. August Friedrich Hecker’s practische Arzneimittellehre. Revidiert und mit neuesten Entdeckungen bereichert von einem practischen Arzte. Camesius, Wien, Band I 1814 (Digitalisat) Band II 1815, S. 36: Radices Zedoariae (Digitalisat)
  28. Jonathan Pereira’s Handbuch der Heilmittellehre. Nach dem Standpunkte der deutschen Medicin bearbeitet von Rudolf Buchheim. Leopold Voß, Leipzig 1846-48, Band II 1848. S. 143–144: Curcuma Zedoaria (Digitalisat)
  29. Theodor Husemann: Handbuch der gesammten Arzneimittellehre. Springer, Berlin 2. Aufl. 1883, S. 566: Rhizoma Zedoariae (Digitalisat)
  30. Köhler’s Medizinal-Pflanzen, 1887, Band II, No 181: Zitwer Text (Digitalisat) Abbildung (Digitalisat)
  31. Wolfgang Schneider: Lexikon zur Arzneimittelgeschichte. Sachwörterbuch zur Geschichte der pharmazeutischen Botanik, Chemie, Mineralogie, Pharmakologie, Zoologie. Govi-Verlag, Frankfurt a. M. Band 5/1 (1974), S. 403: Curcuma (Zedoaria) (Digitalisat)

Weblinks Bearbeiten

Commons: Zitwerwurzel (Curcuma zedoaria) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien