Zico

brasilianischer Fußballspieler und -trainer

Zico (* 3. März 1953 in Rio de Janeiro; eigentlich Arthur Antunes Coimbra) ist ein ehemaliger brasilianischer Fußballspieler und derzeitiger -trainer.

Zico
Zico (2012)
Personalia
Voller Name Arthur Antunes Coimbra
Geburtstag 3. März 1953
Geburtsort Rio de JaneiroBrasilien
Größe 172 cm
Position Mittelfeld
Junioren
Jahre Station
1967–1971 Flamengo Rio de Janeiro
Herren
Jahre Station Spiele (Tore)1
1971–1983 Flamengo Rio de Janeiro 635 (476)
1983–1985 Udinese Calcio 39 0(22)
1985–1989 Flamengo Rio de Janeiro 97 0(33)
1991–1994 Kashima Antlers 45 0(35)
Nationalmannschaft
Jahre Auswahl Spiele (Tore)
1976–1986 Brasilien 71 0(48)
Stationen als Trainer
Jahre Station
1999–2000 Kashima Antlers
2002–2006 Japan
2006–2008 Fenerbahçe Istanbul
2008–2009 Bunjodkor Taschkent
2009 ZSKA Moskau
2009–2010 Olympiakos Piräus
2011–2012 Irak
2013–2014 al-Gharafa Sports Club
2014–2017 FC Goa
2018– Kashima Antlers (Technischer Direktor)
1 Angegeben sind nur Ligaspiele.

Zico wurde der „weiße Pelé“ genannt und war einer der populärsten Spieler Brasiliens der 1970er- und 1980er-Jahre. In 71 Länderspielen schoss der beidfüßig gleich stark spielende Zico 48 Tore. Er spielte von 1971 bis 1983 und 1985 bis 1989 bei Flamengo Rio de Janeiro in seiner Geburtsstadt Rio de Janeiro. Zwischenzeitlich war er in Italien bei Udinese Calcio unter Vertrag. Wie Pelé trug er im Verein wie in der Nationalmannschaft die Nummer 10.

Seine Spezialität waren Freistöße aus 18 bis 30 Metern. Er gilt noch heute als einer der besten Freistoß-Schützen überhaupt. Von Pelé wurde er 2004 in die FIFA 100 aufgenommen, einer Liste mit den 125 besten noch lebenden Fußballspielern.

Karriere als Spieler Bearbeiten

Verein Bearbeiten

 
Zico im Trikot von Flamengo Rio de Janeiro

Flamengo Bearbeiten

Zico spielte fast seine gesamte Karriere bei Flamengo Rio de Janeiro. Er schoss dabei 568 Tore in 765 Spielen, was einem Durchschnitt von 0,74 Toren pro Spiel entspricht. Er trug seit Beginn seiner aktiven Zeit die legendäre Nummer 10. Mit Flamengo wurde er drei Mal brasilianischer Fußballmeister (1980, 1982, und 1983). Zudem gewann er 1981 den ersten und bisher einzigen Weltpokal für Flamengo; bei diesem Spiel wurde er auch zum besten Spieler gewählt. Die Prämie dafür teilte er in der Mannschaft auf. 1974 und 1982 wurde er mit der Bola de Ouro ausgezeichnet, der jährlichen Ehrung für den besten brasilianischen Spieler.

Udinese Calcio Bearbeiten

Als Zico 1983 nach Italien zu Udinese Calcio wechselte, brachte er dem Verein viel Qualität. Die Stadt Udine, die Region Friaul und der gesamte Verein bekamen mit seiner Ankunft einen Riesenschub. Zeuge dieser Veränderung war der italienische Journalist Luigi Maffei, der für den „Il Gazzettino de Veneza“ arbeitete: „Für uns Friauler ist Zico ein Ferrari-Motor in einem VW Käfer. Wir sind die einzigen auf der Welt, die ein so tolles und fast schon unmögliches Auto besitzen“.

Fans forderten Zico vehement auf und drohten sogar, lieber unter österreichische Herrschaft zu kommen (das Friaul war bis 1866 unter österreichischer Herrschaft), als ohne Zico zu spielen. Bei seiner Ankunft in Udine warteten ca. 2.000 Menschen am Flughafen. Michel Platini kritisierte später Zicos Wechsel dorthin, da der Verein Zico keine ausreichenden Möglichkeiten für Titelgewinne bot.

Zico war bei Udinese Calcio als Torjäger aktiv. In der Saison 1983/84 blieb er mit 19 Treffern nur ein Tor hinter Platini, der Torschützenkönig wurde und zehn Partien mehr als Zico bestritten hatte.

Kashima Antlers Bearbeiten

Der neben Michel Platini, Falcão und Diego Maradona weltbeste Mittelfeldspieler seiner Zeit beendete seine Karriere ohne Weltmeistertitel 1990 zum ersten Mal, organisierte 1990 den dritten Pelé-Cup und wurde 1990 sowie 1991 bester Spieler dieses Turniers. Dann arbeitete er für kurze Zeit im brasilianischen Sportministerium, um kurz darauf als Aktiver zu den Kashima Antlers in die japanische J. League zu gehen.

Nationalmannschaft, Weltmeisterschaften Bearbeiten

Sein internationaler Stern ging bei der Fußball-Weltmeisterschaft 1978 in Argentinien auf, jedoch stand er hier noch im Schatten seines Vorgängers in der zentralen Mittelfeldposition, Roberto Rivelino. Das Turnier verlief für Brasilien insgesamt glücklos. Im Gruppenspiel gegen Schweden bekam Brasilien kurz vor Schluss eine Ecke. Der Ball wurde in den Strafraum geflankt und Zico köpfte den Ball ins Tor, der Treffer zählte jedoch nicht, denn der Schiedsrichter hatte abgepfiffen, als sich der Ball in der Luft befand.[1] Brasilien belegte in der Gruppe nur den zweiten Platz und kam in die zweite Finalrundengruppe mit Gastgeber Argentinien. Im ersten Spiel der Zwischenrunde gegen Peru erzielte Zico kurz nach seiner Einwechslung ein Elfmetertor. Nach einem Unentschieden gegen Argentinien entschied das Torverhältnis, wer ins Finale einziehen sollte. Argentinien besiegte Peru mit 6:0. Den Peruanern, deren Torhüter aus Argentinien stammte, wurde vorgeworfen, das Spiel verschoben zu haben. Jahre später erwähnte ein peruanischer Senator, dass man absichtlich in der Höhe verloren habe.[2][3] Brasilien wurde unter Trainer Cláudio Coutinho – der Zico später auch erfolgreich bei Flamengo trainieren sollte – WM-Dritter, doch Zico saß im Spiel um den dritten Platz nur auf der Ersatzbank.

Zur Fußball-Weltmeisterschaft 1982 in Spanien fuhr er als weltbester Mittelfeldregisseur der damaligen Zeit und Brasilien galt als klarer WM-Favorit, obwohl die eigentlich vorgesehenen Stürmer Careca und Reinaldo verletzt waren. Zico war neben Sócrates, Falcão und Toninho Cerezo einer der „Fantastischen Vier“, die den Ausfall der etatmäßigen Stürmer durch viele Tore aus dem Mittelfeld kompensierten. Zico selbst erzielte im Turnierverlauf vier der 15 brasilianischen Tore. Brasilien erreichte erwartungsgemäß souverän die zweite Finalrunde. Dort bezwang die Seleção den Titelverteidiger Argentinien um den jungen Diego Maradona klar mit 3:1, doch im entscheidenden Spiel der zweiten Finalrunde war Brasilien mit 2:3 sensationell dem späteren Weltmeister Italien unterlegen, der bis dahin eher enttäuschend aufgetreten war und sich nur durch drei Unentschieden für die Finalrunde qualifiziert hatte. Diese Niederlage gilt in Brasilien seitdem als Tragödie von Sarrià. Das Auftreten Brasiliens in diesem klassischen Spiel sorgte danach für heftige Diskussionen: ein Unentschieden hätte bereits genügt, um weiterzukommen und das Halbfinale zu erreichen; beim Stand von 2:2 spielte die brasilianische Nationalmannschaft, auch ermuntert von der offensiven Philosophie ihres Trainers Telê Santana, jedoch weiterhin auf Sieg. Trotz der Niederlage wird das Team von 1982 neben der Mannschaft von Fußball-Weltmeisterschaft 1970, die in Mexiko den dritten WM-Titel für Brasilien gewann, immer noch als die beste brasilianische Nationalmannschaft aller Zeiten angesehen. Zico selbst äußerte sich mehrfach bedauernd über das Scheitern gegen Italien, „dem Tag, an dem der Fußball starb“[4] und die nachfolgende Entwicklung hin zum taktisch orientierten Kraftfußball: „Das Dream Team war die beste brasilianische Seleção aller Zeiten. Unser Scheitern war schlecht für den Weltfußball, weil der sich in die falsche Richtung entwickelt hat. … Wenn Brasilien 1982 gewonnen hätte, hätte sich der Fußball verändert“.[5]

Bei der Fußball-Weltmeisterschaft 1986 in Mexiko gehörte Zico zwar noch zu den besten Spielern der Welt, hatte seinen Zenit jedoch überschritten. Nach einer Knieoperation noch nicht wieder völlig fit und konditionell zurückgeworfen, fehlte er in den meisten Spielen und wurde nur in der zweiten Hälfte eingewechselt und konnte auch im Viertelfinalspiel gegen Frankreich keine Wende herbeiführen. In der 72. Minute für Müller eingewechselt, scheiterte er in der 82. Minute per Elfmeter am französischen Torhüter Joël Bats und schied mit der Seleção erneut vorzeitig aus – wenn auch erst im Elfmeterschießen, in dem er seinen Elfmeter verwandelte. Frankreich siegte 5:4 n. E. in einem Spiel, das ebenfalls als eines der besten der WM-Geschichte gilt.

Statistiken Bearbeiten

Mannschaft Tore Spiele Durchschnitt
Brasilien  Flamengo Rio de Janeiro 568 765 0,74
Italien  Udinese Calcio 57 79 0,72
Japan  Kashima Antlers 54 88 0,61
Brasilien  Brasilianische Nationalmannschaft 66 88 0,75
Brasilien  Brasilianische Nationalmannschaft Masters 8 16 0,50
Andere 44 49 0,90
Total 800 1091 0,73

Karriere als Trainer Bearbeiten

Kashima Antlers Bearbeiten

1994 wechselte er auf die Trainerbank und wurde Technischer Direktor von Kashima. Mit Zico schaffte Kashima dauerhaft den Aufstieg von der zweiten in die erste japanische Liga, weshalb diese kleine Stadt schließlich auch ein Austragungsort der Fußball-Weltmeisterschaft 2002 wurde.

Brasilien Bearbeiten

1998 war Zico Assistent und sportlicher Direktor bei der brasilianischen Nationalmannschaft.

Japan Bearbeiten

Nach der WM 2002 übernahm Zico den Trainerposten der japanischen Nationalmannschaft vom Franzosen Philippe Troussier, der das vorher drittklassige Team bis ins Achtelfinale geführt hatte. Zico, der kein Japanisch spricht, konnte den hohen Erwartungen der japanischen Öffentlichkeit zunächst dennoch gerecht werden, unter anderem mit mehreren Kantersiegen in der asiatischen Qualifikation für die Fußball-Weltmeisterschaft 2006. Das Turnier selbst verlief jedoch für Japan enttäuschend.

Fenerbahçe Istanbul Bearbeiten

Am 4. Juli 2006 wurde Zico Trainer von Fenerbahçe Istanbul. In der Saison 2006/07 wurde er mit Fenerbahçe Meister und erreichte in der Saison 2007/08 mit dem Verein das Viertelfinale der europäischen Champions League. Der brasilianische Ex-Nationalspieler gab seinen Posten nach gescheiterten Verhandlungen mit Fenerbahçe am 10. Juni 2008 wieder auf.

Bunjodkor Taschkent Bearbeiten

Von September 2008 bis Januar 2009 war Zico Trainer von Bunjodkor Taschkent.

ZSKA Moskau Bearbeiten

Im Januar 2009 wurde Zico Trainer des russischen Vereins, blieb aber nur bis September 2009.

Olympiakos Piräus Bearbeiten

Ab September 2009 war Zico Trainer der griechischen Fußballmannschaft Olympiakos Piräus. Neben der Meisterschaft spielte Olympiakos 2009/2010 auch in der Champions League. Am 19. Januar 2010 wurde er jedoch von Olympiakos entlassen.

Irak Bearbeiten

Im August 2011 übernahm er die irakische Fußballnationalmannschaft, er schloss einen Ein-Jahres-Vertrag mit dem Fußballverband des Landes ab. Am 27. November 2012 erklärte Zico seinen Rücktritt als irakischer Nationaltrainer.[6]

al-Gharafa Bearbeiten

Von August 2013 bis 2014 war Zico Trainer des al-Gharafa Sports Club, einem katarischen Klub.

FC Goa Bearbeiten

Ab dem 12. Oktober 2014, dem Saisonstart der reformierten indischen Indian Super League, betreute Zico den eigens für die Liga neugegründeten FC Goa. Hier blieb er bis zum 13. Januar 2017.[7]

Kashima Antlers Bearbeiten

2018 ging Zico erneut nach Japan, wo er Sportdirektor bei Kashima Antlers wurde.[8]

Erfolge Bearbeiten

Als Spieler Bearbeiten

Nationalmannschaft

  • WM-Dritter 1978

Flamengo

Auszeichnungen Bearbeiten

  • 1974 Bola de Ouro
  • 1977 Südamerikas Fußballer des Jahres
  • 1980 Brasilianischer Torschützenkönig
  • 1981 Südamerikas Fußballer des Jahres
  • 1981 Weltbester Spieler
  • 1982 Südamerikas Fußballer des Jahres
  • 1982 Bola de Ouro
  • 1982: Wahl zum Torschützen des Monats für sein Tor gegen Neuseeland im WM-Gruppenspiel durch die Zuschauer der Sportschau.
  • 1983 Weltfußballer des Jahres (inoffiziell)
  • 1984 Chevron Award für das beste goal-per-match-Verhältnis in der italienischen Serie A
  • 1995 Bester Spieler der FIFA-Beachsoccer-Weltmeisterschaft
  • Nummer 9 der Liste der Weltfußballer des Jahrhunderts von France Football
  • Nummer 14 der Liste der Weltfußballer des Jahrhunderts von IFFHS
  • FIFA 100
  • International Football Hall of Champions
  • Torschützenkönig:
    • 1970 Campeonato Carioca de Escolinha – 26 Tore
    • 1971 Campeonato Carioca Infantil 1 – 9 Tore
    • 1975 Campeonato Carioca Profissional – 30 Tore
    • 1975 Taça Guanabara – 10 Tore
    • 1977 Campeonato Carioca – 27 Tore
    • 1978 Campeonato Carioca – 19 Tore
    • 1979 Campeonato Carioca – 26 Tore
    • 1979 Campeonato Especial – 34 Tore
    • 1979 Turnier Ramón de Carranza – 3 Tore
    • 1980 Turnier Ramón de Carranza – 2 Tore
    • 1980 Turnier in Santander (Spanien) – 3 Tore
    • 1980 Brasilianische Meisterschaft – 21 Tore
    • 1981 Copa Libertadores – 11 Tore
    • 1981 Turnier in Neapel (Italien) – 4 Tore
    • 1982 Brasilianische Meisterschaft – 21 Tore
    • 1982 Taça Guanabara – 12 Tore
    • 1982 Campeonato Carioca – 21 Tore
    • 1983 Italienische Meisterschaft – 19 Tore
    • 1992 Japanische Meisterschaft – 21 Tore
    • 1992 Japanische Liga: Rekord – 11 Tore in zehn aufeinanderfolgenden Spielen
    • 1995 FIFA-Beachsoccer-Weltmeisterschaft – 12 Tore
    • Torschützenkönig für Flamengo – 508 Tore
    • Torschützenkönig im Maracanã Stadion – 333 Tore

Als Trainer Bearbeiten

Auszeichnungen als Trainer Bearbeiten

  • 2007 Bester Türkischer Trainer des Jahrhunderts mit Fenerbahçe Istanbul

Politik Bearbeiten

Von 1990 bis 1991, während der Präsidentschaft von Fernando Collor, war Zico Sportminister.

Zitate Bearbeiten

Muricy Ramalho, Trainer des FC São Paulo 2006: Zico war der beste und kompletteste Spieler, den ich jemals auf einem Fußballfeld gesehen habe.[9]

Zico: Ein schöner Freistoß ist wie ein schönes Bild von einem großartigen Maler.[10]

Trivia Bearbeiten

Der frühere Tischtennis-Olympiasieger und Weltmeister Zhang Jike sollte nach dem Willen seines Vaters Zhang Chuanming ursprünglich Fußballprofi werden, weshalb dieser seinen Sohn nach Zico benannte.

Bei den Olympischen Spielen 2020 in Tokio wurde seine langjährige Tätigkeit in und für Japan geehrt, indem er als Fackelläufer auftreten durfte.[11]

Weblinks Bearbeiten

Commons: Zico – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Teil 11: Die WM 1978 in Argentinien (Memento vom 18. Februar 2011 im Internet Archive) Ereignis wird im Kapitel „Referee Thomas sorgt für Verwirrung“ erwähnt
  2. http://www.11freunde.de/artikel/1978-wm-argentinien
  3. Matt Roper: Argentina cheated during World Cup 1978, says Peru senator. In: dailymail.co.uk. 9. Februar 2012, abgerufen am 9. März 2024.
  4. Brazil now has flair for the effective (Memento vom 8. Juni 2010 im Internet Archive)
  5. Süddeutsche Zeitung WM-Bibliothek: 1982, München: Süddeutsche Zeitung, 2006 ISBN 978-3-86615-162-8
  6. Zico tritt als Irak-Teamchef zurück
  7. Trainr FC Goa, Bericht auf estadao.com.br vom 13. Januar 2017, Seite auf portug., abgerufen am 5. August 2021
  8. Sportdirektor Kashima Antlers, Bericht auf weltfussball.de vom 5. Juli 2021, abgerufen am 5. August 2021
  9. https://www.terra.com.br/, Interview vom 3. März 2006
  10. [1]
  11. Fackelläufer Olympia 2020, Bericht auf weltfussball.de vom 5. Juli 2021, abgerufen am 5. August 2021