Zeltweg

Stadtgemeinde im Bezirk Murtal, Steiermark

Zeltweg ist eine österreichische Stadtgemeinde mit 7114 Einwohnern (Stand 1. Jänner 2023) im oberen Murtal in der Steiermark im Bezirk Murtal (Gerichtsbezirk Judenburg).

Stadtgemeinde
Zeltweg
Wappen Österreichkarte
Wappen von Zeltweg
Zeltweg (Österreich)
Zeltweg (Österreich)
Basisdaten
Staat: Österreich
Bundesland: Steiermark
Politischer Bezirk: Murtal
Kfz-Kennzeichen: MT (ab 1.7.2012; alt: JU)
Fläche: 8,67 km²
Koordinaten: 47° 11′ N, 14° 45′ OKoordinaten: 47° 11′ 26″ N, 14° 45′ 4″ O
Höhe: 659 m ü. A.
Einwohner: 7.114 (1. Jän. 2023)
Bevölkerungsdichte: 820 Einw. pro km²
Postleitzahl: 8740
Vorwahl: 03577
Gemeindekennziffer: 6 20 38
Adresse der
Gemeinde­verwaltung:
Hauptplatz 8
8740 Zeltweg
Website: www.zeltweg.at
Politik
Bürgermeister: Günter Reichhold (SPÖ)
Gemeinderat: (Wahljahr: 2020)
(25 Mitglieder)
18
1
2
3
1
18 
Insgesamt 25 Sitze
Lage von Zeltweg im Bezirk Murtal
Lage der Gemeinde Zeltweg im Bezirk Murtal (anklickbare Karte)FohnsdorfGaalLobmingtalHohentauernJudenburgKnittelfeldKobenzMaria Buch-FeistritzObdachPöls-OberkurzheimPölstalPusterwaldSankt Georgen ob JudenburgSankt Marein-FeistritzSankt Margarethen bei KnittelfeldSankt Peter ob JudenburgSeckauSpielbergUnzmarkt-FrauenburgWeißkirchen in SteiermarkZeltwegSteiermark
Lage der Gemeinde Zeltweg im Bezirk Murtal (anklickbare Karte)
Vorlage:Infobox Gemeinde in Österreich/Wartung/Lageplan Imagemap
Rathaus
Rathaus
Quelle: Gemeindedaten bei Statistik Austria

Geografie Bearbeiten

Geografische Lage Bearbeiten

Die Gemeinde Zeltweg befindet sich im Aichfeld auf 659 m ü. A. Der größte Fluss ist die Mur.

Gemeindegliederung Bearbeiten

Das Gemeindegebiet umfasst folgende fünf Ortschaften (in Klammern Einwohnerzahl), Gesamt: 7114 (1. Jänner 2023)[1]

  • Farrach (1082)
  • Neufisching (286)
  • Neuzeltweg (756)
  • Pfaffendorf (513)
  • Zeltweg (4477)

Die Gemeinde besteht aus zwei Katastralgemeinden (Fläche Stand 2015[2]):

  • Farrach (451,73 ha)
  • Zeltweg (418,63 ha)

Eingemeindungen Bearbeiten

1874 wurden die Katastralgemeinden Zeltweg und Farrach von der Gemeinde Fohnsdorf abgetrennt und zur neu geschaffenen Gemeinde Zeltweg vereinigt. Der erste Bürgermeister war Heinrich Dillinger.

Klima Bearbeiten

Zeltweg
Klimadiagramm
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_ Temperatur (°C)   _ Niederschlag (mm)
Quelle: Klimadaten von Österreich 1971–2000. In: zamg.ac.at, abgerufen am 11. Mai 2023.
Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Zeltweg
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Mittl. Tagesmax. (°C) 0,8 4,2 9,3 13,4 18,6 21,7 23,9 23,6 19,8 14,1 6,5 1,4 13,2
Mittl. Tagesmin. (°C) −9,2 −6,7 −2,4 1,1 5,7 9,1 10,9 10,7 7,1 2,5 −2,8 −7,0 1,6
Niederschlag (mm) 26,5 26,9 39,5 51,6 78,8 116,2 124,4 109,1 82,0 63,4 48,0 33,1 Σ 799,5
T
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Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
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63,4
48,0
33,1
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Quelle: Klimadaten von Österreich 1971–2000. In: zamg.ac.at, abgerufen am 11. Mai 2023.

Geschichte Bearbeiten

Das früheste Schriftzeugnis ist von 1149 und lautet „Celcuic“. Der Name geht auf den slawischen Personennamen Sedlъkъ zurück.[3] Bereits im 13. Jahrhundert bestanden einige Bauernhöfe im heutigen Zeltweg. Im 15. Jahrhundert hatte man jedoch mit Hungersnöten, Missernten und unheilbaren Krankheiten zu kämpfen. Ab 1569 ließ Erzherzog Karl II. die Murflößerei betreiben, die eine sehr bedeutende Rolle in der Geschichte Zeltwegs spielte. In den folgenden Jahrzehnten wurde Zeltweg größer und die Zuwanderung setzte ein.

Im 18. Jahrhundert sank die Einwohnerzahl wegen des Ausbaus der Verkehrswege wieder stark ab. 1848 entschloss sich der aus Schlesien stammende Graf Hugo Henckel von Donnersmarck, in der Umgebung ein Hüttenwerk zu errichten. Diese industrielle Revolution brachte auch für Zeltweg großen Aufschwung. 1868 wurde in Zeltweg der Bahnhof im Zuge der Rudolfsbahn eröffnet. Der Bahnhof wurde 1870 mit der Eröffnung der Fohnsdorfer Bahn zum Eisenbahnknotenpunkt; 1900 kam als weitere Strecke die Lavanttalbahn dazu.

Während des Zweiten Weltkriegs arbeiteten viele Zwangsarbeiter aus Frankreich, Italien (IMIs), aus der Sowjetunion, Polen und anderen Nationen in den „Hermann Göring Werken“, wie die VAE (VOEST-Alpine Eisenbahntechnik) damals genannt wurde. Als Freizeitgestaltung gingen sie zum Baden an die Mur. Die Italiener wurden gleich schlecht wie die Russen behandelt. In den Jahren 1944 und 1945 wurde Zeltweg mehrmals von britischen und amerikanischen Bombenflugzeugen bombardiert, was wohl auf die kriegswichtige Industrie und auf den Eisenbahnknotenpunkt zurückzuführen war. Zu Kriegsende wurde Zeltweg zuerst von den Russen und dann von den Briten besetzt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es in Zeltweg einen Aufschwung im schulischen und im industriellen Bereich.

Auf dem Fliegerhorst Zeltweg-Hinterstoisser fand 1963 der erste Große Preis von Österreich statt, der jedoch keinen Weltmeisterschaftsstatus hatte.[4] Nur 1964 zählte das Rennen in Zeltweg zur Automobil-Weltmeisterschaft.

Mit 1. Jänner 1966 erfolgte die Stadterhebung von Zeltweg. Der Landtagsabgeordnete Josef Schlager hat das Anliegen im Dezember 1965 im Landtag vorgetragen. Das Stadterhebungsfest erfolgte am 18. September 1966 mit Bundespräsident Franz Jonas und Landeshauptmann Josef Krainer senior.[5]

Am 4. November 2015 wurde der ehemalige Bürgermeister Kurt Haller (SPÖ) zu viereinhalb Jahren, ein ehemaliger Stadtamtsdirektor und ein Finanzstadtrat zu jeweils mehrmonatiger Haft verurteilt. Insgesamt sollen diese einen Schaden von mehr als 1,5 Mio. Euro verursacht haben, die Vorwürfe lauteten auf Untreue, Betrug und Amtsmissbrauch.[6]

Bevölkerungsentwicklung Bearbeiten


Kultur und Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

Bauwerke Bearbeiten

 
Schloss Farrach um 1820, Lith. J.F. Kaiser

Sport Bearbeiten

Regelmäßige Veranstaltungen Bearbeiten

Alle drei Jahre findet auf dem Fliegerhorst Hinterstoisser die „AirPower“ statt. Diese Flugschau zählt zu den größten ihrer Art in Europa und lockt mehr als 200.000 Besucher in zwei Tagen an.

Wirtschaft und Infrastruktur Bearbeiten

Verkehr Bearbeiten

 
Blick auf Zeltweg und Umgebung von Norden

Das Zentrum Zeltwegs war durch den LKW-Verkehr stark belastet, denn der Großteil des aus dem Raum Wolfsberg und Obdach kommenden Verkehrs (unter anderem Rundholz, Hackgut und Stückguttransporte) musste durch das Ortsgebiet geleitet werden. Aus diesem Grund wurde am 3. November 2004 eine Umfahrung eröffnet. Sie ist 4,5 km lang, hat 11 Mio. Euro gekostet und entlastet auch Judenburg und Fisching.

Der Bahnhof Zeltweg liegt an der Rudolfsbahn und ist Beginn der Fohnsdorfer Bahn und der Lavanttalbahn.

Ansässige Unternehmen Bearbeiten

Bedeutendster Wirtschaftszweig ist die Industrie (Maschinenbau, Verpackungsindustrie, Holzindustrie).

Die Gemeinde bildet gemeinsam mit mehreren umliegenden Gemeinden den „Tourismusverband Murtal“. Dessen Sitz ist in Spielberg.[7][8]

Öffentliche Einrichtungen Bearbeiten

In Zeltweg liegt der größte Militärflugplatz Österreichs (Fliegerhorst Hinterstoisser), welcher 1937 erbaut wurde.

Bildung Bearbeiten

  • Volksschule
  • Mittelschule, zuvor Hauptschule (2002 aus den beiden bisherigen Hauptschulen zusammengelegt) bzw. Neue Mittelschule
  • Höhere Technische Lehranstalt (HTBLA) für Maschinenbau und Bauwesen

Politik Bearbeiten

Der Gemeinderat hat 25 Mitglieder.

Bürgermeister Bearbeiten

In Zeltweg wirkten folgende Bürgermeister:[13]

  • 1874–1878 Heinrich Dillinger
  • 1878–1884 Georg Temmel
  • 1884–1901 Karl Jungwirth
  • 1901–1903 Josef Stanek
  • 1903–1919 Josef Schuller
  • 1919–1934 Julius Fasser
  • 1934–1938 Hans Will
  • 1938–1938 Franz Tarmann
  • 1938–1945 Josef Tschernatsch
  • 1945–1947 Josef Snieder
  • 1947–1950 Johann Aichwalder
  • 1950–1959 Ferdinand Samsinger (SPÖ)
  • 1959–1971 Josef Linauer (SPÖ)
  • 1971–1987 Josef Prommer (SPÖ)
  • 1987–1997 Paul Dounik (SPÖ)
  • 1998–2008 Kurt Leitner (SPÖ)
  • 2008–2010 Kurt Haller (SPÖ)
  • 2010–2019 Hermann Dullnig (SPÖ)
  • seit 2019 Günter Reichhold (SPÖ)

Wappen Bearbeiten

 
Blasonierung: „In einem von Grün und Silber gespaltenen Schild ein silbernes, fünfspeichiges Zahnrad im rechten und zwei schwarze Schrägrechtsbalken im linken Felde.“[14]

Die Verleihung des Gemeindewappens erfolgte mit Wirkung vom 1. Mai 1961.

Persönlichkeiten Bearbeiten

Söhne und Töchter der Gemeinde Bearbeiten

  • Deni Alar (* 1990), Fußballspieler
  • Franz Böhme (1885–1947), General der Gebirgstruppe
  • Reinhard Gerer (1953–2023), Koch
  • Stefan Haider (* 1972), Theologe und Kabarettist
  • Bernd Jeschek (* 1949), Schauspieler, Regisseur, Drehbuchautor und Musiker
  • Ludwig Krall (1888–1943) Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus
  • Margit Kraker (* 1960), Präsidentin des Österreichischen Rechnungshofs
  • Carmen Kreuzer (* 1973), Model; zur Ehrenbürgerin ernannt
  • Gisela Laferl, verheiratete Wozniczak (1884–1968), Politikerin, Hotelfachfrau, Gründungsobfrau des 1911 gegründeten „Verbundes der weiblichen und männlichen Hausangestellten Österreichs“ „Einigkeit“.
  • Thomas Mülner (* 1976), Musicaldarsteller
  • Helga Pohl (1921–1963), österreichische Philologin und Schriftstellerin; lebte hier mit ihrem Mann, dem damaligen Direktor der Alpine Stahl AG, und der gemeinsamen Tochter
  • Mario Schaden (* 1972), Eishockeyspieler und -trainer
  • Friedrich Stadler (* 1951), Wissenschaftshistoriker und Universitätsprofessor
  • Peter Umundum (* 1964), Informatiker und Vorstandsmitglied der Österreichischen Post AG

Literatur Bearbeiten

  • Gernot Fournier: 125 Jahre Eisenbahnsysteme, 1866–1991. Voest-Alpine, [Wien] 1991, ISBN 3-950-0067-0-2.
  • Gernot Fournier mit Alexandra Köck: Zeltweg. Stadtgemeinde Zeltweg, Zeltweg 1999 (Titelaufnahme im Österreichischen Bibliothekenverbund).
  • Reinhard Möstl: Cosimo Colucci – Ein italienischer Militärinternierter und Zivilarbeiter in den Hermann Göring Werken Zeltweg. Graz 1999 (Unveröffentlichte Seminararbeit der Universität Graz).[15]
  • Rainer Puschnig: Zeltweg. 100 Jahre Gemeinde. Geschichte der Stadt. Stadtgemeinde Zeltweg, Graz 1974, DNB 209620129.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Zeltweg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Statistik Austria – Bevölkerung zu Jahresbeginn nach administrativen Gebietseinheiten (Bundesländer, NUTS-Regionen, Bezirke, Gemeinden) 2002 bis 2023 (Gebietsstand 1.1.2023) (ODS)
  2. Katastralgemeinden Stmk. 2015. (Memento vom 26. Juni 2015 im Internet Archive) (XLSX; 128 KB); abgerufen am 29. Juli 2015.
  3. Fritz Frhr. Lochner von Hüttenbach: Zum Namengut des Frühmittelalters in der Steiermark. In: Zeitschrift des Historischen Vereines für Steiermark. Band 99. Böhlau Verlag, Wien 2008, S. 34–69, hier S. 38, 58 (historischerverein-stmk.at [PDF; 16,4 MB]).
  4. Internationales Auto- und Motorradrennen am Flugplatz Zeltweg 1963. Technisches Museum Wien, archiviert vom Original am 30. März 2013; abgerufen am 8. Juni 2015.
  5. Zeltweg und die Stadterhebung, 1966–2016, 50-Jahr-Feier. In: zeltweg.at, abgerufen am 11. Mai 2023.
  6. Zeltweg-Prozess: 4,5 Jahre für Ex-Bürgermeister. In: orf.at, 4. November 2015, abgerufen am 4. November 2015.
  7. Homepage des „Tourismusverbands Murtal“. In: murtal.at, abgerufen am 11. Mai 2023
  8. Grazer Zeitung, Amtsblatt für die Steiermark. 210. Jg., 52. Stück, Nr. 325, 30. Dezember 2014, ZDB-ID 1291268-2, S. 631 (zum vormaligen Tourismusverband „Tourismus am Spielberg“).
  9. Wahlergebnis Gemeinderatswahl 2005 in Zeltweg, Bezirk Judenburg. Land Steiermark, 13. März 2005, abgerufen am 20. Juli 2020.
  10. Wahlergebnis Gemeinderatswahl 2010 in Zeltweg, Bezirk Judenburg. Land Steiermark, 21. März 2010, abgerufen am 20. Juli 2020.
  11. Wahlergebnis Gemeinderatswahl 2015 in Zeltweg. Land Steiermark, 22. März 2015, abgerufen am 20. Juli 2020.
  12. Wahlergebnis Gemeinderatswahl 2020 in Zeltweg. Land Steiermark, 28. Juni 2020, abgerufen am 20. Juli 2020.
  13. Die Geschichte Zeltwegs. In: zeltweg.at, abgerufen am 11. Mai 2023.
  14. Mitteilungen des Steiermärkischen Landesarchivs. Folge 12, 1962, ZDB-ID 510427-0, S. 46 (steiermark.at [PDF; 2,0 MB]).
  15. Zit. n. Stefan Karner, Peter Ruggenthaler unter Mitarbeit von Harald Knoll [et al.]: Zwangsarbeit in der Land- und Forstwirtschaft auf dem Gebiet Osterreichs 1939–1945 (= Veröffentlichungen der Österreichischen Historikerkommission: Vermögensentzug während der NS-Zeit sowie Rückstellungen und Entschädigungen seit 1945 in Österreich. Band 26; Zwangsarbeit auf dem Gebiet der Republik Österreich. 2. Teil). Oldenbourg, Wien/München 2004, ISBN 3-7029-0532-4, S. 592, s. a. S. 218 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).