ZDFkultur (auch ZDF Kultur) war ein aus dem ZDFtheaterkanal entstandener, von 2011 bis 2016 existierender Fernsehkanal des ZDF und Teil des digitalen Fernsehprogramm-Angebots ZDFvision. Der Sendebetrieb wurde am 7. Mai 2011 aufgenommen und am 30. September 2016, 24:00 Uhr zugunsten des Onlineangebots Funk eingestellt.

ZDFkultur
Fernsehsender (Öffentlich-rechtlich)
Programmtyp Spartenprogramm (Darstellende Künste und Musik)
Empfang DVB-C, DVB-S, DVB-S2, IPTV
Bildauflösung 576i (SDTV)
720p (HDTV) (ZDFkultur HD)
Betrieb 7. Mai 2011 bis 30. Sep. 2016
Sprache Deutsch
Sitz Mainz, Deutschland Deutschland
Sendeanstalt Zweites Deutsches Fernsehen
Intendant Thomas Bellut
Marktanteil 0,4 % (2015)[1]
Liste von Fernsehsendern
Website
Logo des HD-Simulcasts vom 30. April 2012 bis zum 30. September 2016

Anfang 2019 wurde der Sender ZDFkultur als digitales Angebot wiederbelebt.

Geschichte Bearbeiten

ZDFkultur ersetzte am 7. Mai 2011 den ZDFtheaterkanal und sendete ganztägig ein Programm, das sich an die Zielgruppe der 20- bis 40-Jährigen richtete.[2] Im Sommer 2008 wurden die Pläne für die Umwandlung des Theaterkanals in den Kulturkanal vorgestellt.[3][4]

Am 22. Februar 2013 wurde bekannt, dass ZDF-Intendant Thomas Bellut ZDFkultur, zumindest „in seiner derzeitigen Form“, einstellen will. Bis zur Einstellung sollten so schnell wie möglich nur noch Wiederholungen ausgestrahlt werden.[5][6][7][8] Am 8. März 2013 stimmte der Fernsehrat des Senders dem Vorschlag von Intendant Thomas Bellut zu.[9] Am 17. Oktober 2014 wurde auf der Ministerpräsidentenkonferenz in Potsdam beschlossen, dass der Sender des ZDF ebenso eingestellt werden soll, wie EinsPlus von der ARD.

 
Logo von ZDFkultur

Während im Rundfunkstaatsvertrag vom 1. April 2015 noch keine Einstellung des Senders, dafür aber seine ordnungsgemäße Weiterfinanzierung erwähnt wurde, unterzeichneten die Ministerpräsidenten der Bundesländer in der ersten Dezemberwoche 2015 einen neuen Rundfunkstaatsvertrag, der dem „jungen Angebot“ nun mehr Spielraum im Onlinebereich eröffnete.[10] Am 15. August 2016 wurde dann die Einstellung von ZDFkultur innerhalb von anderthalb Monaten, d. h. für den 30. September des Jahres bestätigt.[11] Stattdessen gibt es seit dem 1. Oktober 2016 im Internet funk, das „Junge Angebot von ARD und ZDF“.[12][13]

Am 13. Februar 2019 wurde ZDFkultur als Unterbereich der ZDF Mediathek wiederbelebt. Unter der Marke werden die Kulturinhalte der Sender ZDF, 3sat und arte gebündelt.[14][15] Der Netzsender betreibt den Instagram-Kanal Around the Word, der sich mit der Vielfalt von Sprache beschäftigt.[16]

Programm Bearbeiten

Überblick Bearbeiten

Im Programm sollten zum Sendestart die Themenbereiche Musik, Darstellende Künste, Filmkultur, Netzkultur und Gaming abgedeckt werden.[17] Kernstück war eine dreimal täglich ausgestrahlte sechsstündige Programmschiene.[18] Die Programmplanung endete am 30. September 2016.

Serien, Shows und Magazine Bearbeiten

Ebenso wurden einige Programmpunkte des ZDFtheaterkanals übernommen, wie beispielsweise: die BBC-Popshow Later with Jools Holland, auch das Musikmagazin on Tape und die Talkshow TV Noir. Dazu kamen eigenproduzierte Konzertreihen wie Berlin live, London live sowie die Unplugged-Reihe zdf@bauhaus. Ab 20 Uhr prägten das Popkulturformat Der Marker das Senderimage mit wechselnden Moderatoren, unter anderem mit Rainer Maria Jilg und Nina Sonnenberg.[19] Ab 18. Juni 2011 zeigte der Sender in einer Kooperation die Festivals von Hurricane, Glastonbury, Roskilde und Wacken live.[20] Ebenfalls liefen die aktuellen Staffeln der Konspirativen Küchenkonzerte ab August 2011 freitags um 22 Uhr. 2012 strahlte der Sender die erste Staffel der Religionssatire Götter wie wir aus, was für vergleichsweise hohe Einschaltquoten sorgte.[21]

Tagsüber wurden bis zur Einstellung unter dem Motto KULT ältere Sendungen und Serien aus dem ZDF-Archiv wiederholt. Darunter beispielsweise Spielshows wie Dalli Dalli, Musiksendungen wie die ZDF-Hitparade, disco oder die Starparade sowie Serien wie Der Bastian, Forsthaus Falkenau, Hotel Paradies, Unser Lehrer Doktor Specht und Lukas. Das Abendprogramm am Montag bot noch ausreichend Platz für Wiederholungen von Show-Produktionen mit längerer Spielzeit, wie Melodien für Millionen, Musik liegt in der Luft, Showpalast oder Sonderausgaben der ZDF-Hitparade.

Spielfilme Bearbeiten

Das Spielfilmprogramm von ZDFkultur bestand bis zum Schluss aus einer Reihe von deutschen Free-TV-Premieren aus dem Bereich von von der Filmkritik gelobten Arthouse- und Independentfilmen und der Wiederholung anspruchsvoller Filmklassiker und Kultfilme, die bis dahin oft Jahrzehnte nicht im Free-TV zu sehen gewesen waren. Zu den deutschen Free-TV-Premieren zählten u. a. Dogtooth (2009), Adams Äpfel (2005), Buffalo ’66 (1998), Amer (2009), Jimmy P. – Psychotherapie eines Indianers (2013), Excision (2012) von Richard Bates, jr., oder Ich und du und alle, die wir kennen (2005) von Miranda July. Zu den von ZDFkultur erstmals wieder gezeigten Filmklassikern gehörten z. B. Five Easy Pieces – Ein Mann sucht sich selbst (1970), Walkabout (1971), Alice in den Städten (1974), Film ohne Titel (1948), Valerie – Eine Woche voller Wunder (1970), Die Stunde des Wolfs (1968), Das schwarze Loch (1979), Dark Star – Finsterer Stern (1974) oder Zardoz (1974).

Retro-Präsentationsrahmen Bearbeiten

Die Entscheidung, einen Retro-Präsentationsrahmen als künstliche Bildmaskierung auszusenden, „der an einen Fernseher aus den 70er und 80er Jahren“ erinnern solle, sorgte für herbe Kritik verärgerter Zuschauer in Onlineforen sowie Social-Media-Plattformen; per Petitionen und Beschwerdebriefen vor allem von Besitzern von Breitbildfernsehern, auf denen sich der gewünschte Effekt nicht einstellte. Ein Sprecher des ZDF rechtfertigte den Retro-Präsentationsrahmen anfangs als „Teil eines Gesamtdesignkonzepts“ damit, den „Zuschauern die Betrachtungswirklichkeit damaliger TV-Geräte simulieren zu wollen, die neben der röhrenbedingten Wölbung noch eine verhältnismäßig große Bildmaskierung an den Rändern (Safe Action Area) hatten“.[22] Zum 1. Januar 2014 wurde der Rahmen im Zuge der Umstellung auf ein reines Schleifen- und Wiederholungsprogramm nach fast drei Jahren nicht abklingender Beschwerden ohne offizielle Begründung wieder abgeschafft.[23]

Empfang Bearbeiten

ZDFkultur war täglich 24 Stunden lang über Satellit und Kabel im ZDFvision-Paket empfangbar. Zudem wurde es über IPTV und Streamingdienste wie Zattoo verbreitet.

ZDFkultur HD Bearbeiten

Seit dem 30. April 2012 wurde ZDFkultur in HD-720p ausgestrahlt.[24] Das Programm wurde anfangs lediglich von 576i hochskaliert, da ZDFkultur damals keine HD-fähige Sendeabwicklung besaß. Seit Mitte Mai 2015 wurde das Programm in nativer HD-Qualität gesendet.

Siehe auch Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Zuschaueranteile. KEK-online.de, 2015, abgerufen am 18. März 2016.
  2. ZDF.Kultur: Das Zweite will jünger werden. (Memento vom 27. Dezember 2011 im Internet Archive) auf: meedia.de, 4. Mai 2011.
  3. Michael Hanfeld: ZDF plant Kulturkanal: Darf’s etwas mehr sein? In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 10. Juni 2008, abgerufen am 15. Oktober 2010.
  4. ZDF will sein Senderrepertoire aufstocken. kress.de, 2. September 2008, abgerufen am 15. Oktober 2010.
  5. unternehmen.zdf.de
  6. DWDL.de: So schnell wie möglich: Bellut will ZDFkultur einstellen
  7. kress.de: Intendant Bellut will ZDFkultur abschaffen
  8. digitalfernsehen.de: Sparmaßnahmen: ZDF-Intendant Bellut will ZDFkultur einstellen
  9. Homepage ZDF-Fernsehrat Presse und Publikationen Pressemitteilungen zum Unternehmen 2013 vom 8. März 2013 Perspektive der ZDF-Programmfamilie, abgerufen am 9. März 2013.
  10. Jugendkanal von ARD und ZDF-Vorbereitungen laufen an. digitalfernsehen.de
  11. DWDL.de: ZDFkultur: Ende September ist endgültig Schluss; 15. August 2016
  12. Alexander Krei: EinsPlus muss neuem Online-Jugendkanal weichen. DWDL.de vom 17. Oktober 2014.
  13. Endlich jung: Viele Chancen und ein neuer Zombie? DWDL.de
  14. Timo Niemeier: Comeback im Digitalen: Das kann das neue ZDFkultur. In: DWDL.de. 12. Februar 2019, abgerufen am 29. November 2020.
  15. Christian Meier: Das ZDF lässt seinen toten Kultursender im Netz auferstehen. In: Welt.de. 13. Februar 2019, abgerufen am 29. November 2020.
  16. Philipp Bovermann: Die ganze Affenbande brüllt. In: Süddeutsche Zeitung, 19. Januar 2022, abgerufen am 18. April 2023.
  17. Alexander Krei: Popkultur und Spiel: ZDFkultur startet 2011. DWDL.de, 15. Oktober 2010, abgerufen am 15. Oktober 2010.
  18. Programmschema von zdf.kultur. 23. März 2011 auf DWDL.de
  19. TV Today. Heft 8/11, S. 17.
  20. TV Today. Heft 8/11, S. 17.
  21. «Götter wie wir» mit göttlichen Quoten Quotenmeter.de, abgerufen am 6. November 2012.
  22. ZDFkultur: Ein grüner Rahmen verärgert Zuschauer DWDL.de vom 11. Mai 2011.
  23. wunschliste.de
  24. Astra-Transponderdaten für neue ZDF HD-Sender ab 30. April 2012 stehen fest auf infosat.de vom 6. Dezember 2011, abgerufen am 24. Januar 2013.