Wartenberg (Oberbayern)

Markt im Landkreis Erding

Wartenberg ist ein Markt im oberbayerischen Landkreis Erding und ein Mitglied der gleichnamigen Verwaltungsgemeinschaft. Wartenberg liegt zwischen Erding (13 km) und Moosburg (8 km) am Ostrand der Münchener Schotterebene.

Wappen Deutschlandkarte
Wartenberg (Oberbayern)
Deutschlandkarte, Position des Marktes Wartenberg hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 48° 24′ N, 11° 59′ OKoordinaten: 48° 24′ N, 11° 59′ O
Bundesland: Bayern
Regierungsbezirk: Oberbayern
Landkreis: Erding
Verwaltungs­gemeinschaft: Wartenberg
Höhe: 430 m ü. NHN
Fläche: 17,88 km2
Einwohner: 5749 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 322 Einwohner je km2
Postleitzahlen: 85456, 85447
Vorwahl: 08762
Kfz-Kennzeichen: ED
Gemeindeschlüssel: 09 1 77 143
Marktgliederung: 5 Gemeindeteile
Adresse der
Marktverwaltung:
Marktplatz 8
85456 Wartenberg
Website: www.vg-wartenberg.de
Bürgermeister: Christian Pröbst (CSU)
Lage des Marktes Wartenberg im Landkreis Erding
KarteOberdingEittingBerglernLangenpreisingMoosinningErdingBockhorn (Oberbayern)Taufkirchen (Vils)DorfenSankt Wolfgang (Oberbayern)LengdorfWartenberg (Oberbayern)Kirchberg (Oberbayern)HohenpoldingSteinkirchen (Oberbayern)Inning am HolzFraunbergIsenFinsingWalpertskirchenForsternNeuchingOttenhofenPastettenBuch am BuchrainWörth (Landkreis Erding)Landkreis Mühldorf am InnLandkreis EbersbergMünchenLandkreis MünchenLandkreis LandshutLandkreis Freising
Karte
Wartenberg: Burgkapelle auf dem Nikolaiberg

Geographie Bearbeiten

Lage Bearbeiten

Der Markt Wartenberg liegt direkt am Übergang vom Erdinger Moos im Westen zum hügeligen, waldreichen Holzland im Osten. Nach Landshut sind es 22 km, nach Moosburg an der Isar 10 km, zum Flughafen München 20 km, in die Kreisstadt Erding 15 km, nach Dorfen 25 km und in die Landeshauptstadt München rund 52 km. Durch das Gemeindegebiet fließt der Mittlere-Isar-Kanal.

Gemeindegliederung Bearbeiten

Es gibt fünf Gemeindeteile (in Klammern ist der Siedlungstyp angegeben):[2][3]

Es gibt die Gemarkungen Auerbach und Wartenberg.[4]

Geschichte Bearbeiten

Mittelalter Bearbeiten

Um 1105 gelangten die Wittelsbacher Pfalzgrafen in Besitz verschiedener Güter und Ländereien an Strogn und Sempt und errichteten an der Stelle einer wohl schon im 10. oder 11. Jahrhundert bestehenden Befestigungsanlage um 1116/17 eine Burg am „monte Wartenberc“. Dadurch wurde Wartenberg ein bedeutender Zentralort für die Wittelsbacher Besitzungen im Erdinger Raum. Zeitweise benannten sich die Wittelsbacher auch nach ihrem Wartenberger Sitz.

Der zu Beginn des 13. Jahrhunderts noch als „Dorf“ bezeichnete Ort erhielt vermutlich bereits 1290, sicher jedoch mit der belegten Bestätigung 1329 das Marktrecht. Im 14. Jahrhundert verlor die Burg Wartenberg zunehmend ihre militärische Notwendigkeit und wurde um 1370 abgetragen; heute kann man auf dem Nikolaiberg die mittelalterliche St. Nikolaus-Kapelle besuchen. Wegen der waldreichen, schönen Gegend kamen die Wittelsbacher nach wie vor gerne nach Wartenberg und errichteten unweit der ehemaligen Burganlage ein Jagdhaus (urkundlich erwähnt 1409) am Nikolaiberg. Es steht als ältestes profanes Gebäude noch an der ursprünglichen Stelle und wurde bis heute verschiedentlich genutzt (Firmensitz, Schulhaus, Künstlerhaus).

Ab 16. Jahrhundert Bearbeiten

Ferdinand von Bayern, der nachgeborene Sohn des Herzogs Albrecht V. heiratete am 26. Dezember 1588, gegen den Widerstand seiner Familie, in morganatischer Ehe Maria von Pettenbeck, die 15-jährige Tochter des Haager Landrichters Georg von Pettenbeck. Wegen des niedrigen Adelsstands seiner Frau, der von den Hausgesetzen nicht als ebenbürtig anerkannt wurde, entsagte Ferdinand für sich und seine Nachkommen auf die bayerische Thronfolge, erhielt jedoch Schloss und Gut Wartenberg, jährliche Apanagezahlungen, zwei Rittergüter, sowie die vertragliche Zubilligung der Sukzession in Bayern bei einem eventuellen Aussterben der Nachkommen seines älteren Bruders Wilhelm V. Dieser schenkte dem Paar bei der Hochzeit zusätzlich die Grafschaft Haag, wo die Braut herstammte. 1602 erhob er die Kinder zu Gräfinnen und Grafen von Wartenberg. Jene Seitenlinie der Wittelsbacher, auch die sogenannte „Ferdinandinische Linie“ genannt, erlosch 1736 im Mannesstamm, sonst hätte sie 1777, beim Aussterben der bayerischen Wittelsbacher – neben den pfälzischen Familienzweigen Sulzbach bzw. Zweibrücken, wovon alle heutigen Wittelsbacher abstammen – einen Rechtsanspruch auf die Nachfolge gehabt.

Neuzeit Bearbeiten

Im Zuge der Gebietsreform in Bayern wurde am 1. Januar 1972 die Gemeinde Auerbach eingegliedert.[5]

Einwohnerentwicklung Bearbeiten

Gemäß Bayerischem Landesamt für Statistik haben sich die Einwohnerzahlen jeweils zum 31. Dezember eines Jahres wie folgt entwickelt[6]:

Jahr Einwohner
1960 2093
1970 2469
1980 2853
1990 3450
1995 4142
2000 4356
2005 4612
Jahr Einwohner
2006 4646
2007 4646
2008 4706
2009 4743
2010 4783
2011 4865
2012 4868
Jahr Einwohner
2013 4917
2014 5009
2015 5085
2016 5286
2017 5396
2018 5461
2019 5577
  • Seit 1972, dem Jahr der Gemeindereform, hat sich die Einwohnerzahl bis 2015 um 2501 Personen erhöht. Das entspricht einem Wachstum von 96,79 Prozent.
  • Zwischen 1988 und 2018 wuchs der Markt von 3214 auf 5461 um 2247 Einwohner bzw. um 69,9 %.

Politik Bearbeiten

Wahlbeteiligung: 61,8 % (2014: 54,0 %)
 %
50
40
30
20
10
0
43,0 %
16,5 %
10,9 %
4,5 %
12,9 %
12,3 %
 
Paul Weber (1823–1916): Mühle bei Wartenberg, Privatbesitz

Marktgemeinderat Bearbeiten

Dem Marktgemeinderat gehören 20 hierfür gewählte Bürger an (2014: 16 Sitze). Seit der Kommunalwahl vom 15. März 2020 setzt er sich wie folgt zusammen (mit Vergleich zur Wahl 2014):

Partei/Liste CSU Grüne SPD FDP FWG Neue Mitte Gesamt
Sitze 2020 9 3 2 1 3 2 20
Sitze 2014 5 3 1 4 3 16

Verwaltungsgemeinschaft Bearbeiten

Der Verwaltungsgemeinschaft Wartenberg gehören dieser Markt und die Gemeinden Berglern und Langenpreising an.

Wappen und Flagge Bearbeiten

 
Blasonierung: „In Rot ein geflügelter goldener Drache mit silberner Pfeilzunge und Stachelschwanz.“[8]

Außerdem führt die Gemeinde eine Flagge mit den Farben Rot-Gelb (früher Grün-Rot).

ÖPNV Bearbeiten

Wartenberg wird durch die MVV-Regionalbuslinie 501 mit Moosburg (Zuganschluss nach Landshut, Freising und München) und Erding (S-Bahn-Anschluss nach München) verbunden. Zusätzlich verkehrt die Linie 502 auf anderem Weg nach Erding. Abends und am Wochenende kommt stattdessen die Ruftaxi-Linie 5010 zum Einsatz (ohne Verbindung nach Moosburg).

Entlang des Mittlere-Isar-Kanals verlief bis 1967 die zu dessen Bau errichtete Bahnstrecke Altenerding–Pfrombach.

Sehenswertes Bearbeiten

 
Blick auf Wartenberg mit Pfarrkirche Mariä Geburt
  • Die Pfarrkirche Mariä Geburt wurde 1719–23 von Anton Kogler erbaut, der Turm wurde 1763 von Johann Baptist Lethner aufgestockt.
  • Auf dem Nikolaiberg steht die ehemalige spätromanische Burgkapelle (herrliche Aussicht)
  • Das ehemalige Wittelsbacher Jagdhaus
  • Der Marktplatz mit Mariensäule
  • die Friedhofskapelle aus dem 15. Jahrhundert wurde im 17. Jahrhundert innen umgebaut.
  • Die Filialkirche St. Ulrich in Pesenlern ist kleiner romanischer Bau vom Ende des 12. Jahrhunderts.

Klinik Bearbeiten

Bedeutung über Wartenberg hinaus hat die Klinik Wartenberg, eine internistische Fachklinik für Akutmedizin und Rehabilitation mit 200 Betten. Sie hat die Rechtsform einer Stiftung. Die Klinik beschäftigt mehr als 300 Mitarbeiter.

Söhne und Töchter der Gemeinde Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Prechtl, J. B.: Kurze Chronik des Marktes Wartenberg Oberbayern, Wartenberg, 1979.
  • Dreier Alfred (Herausg.): „Wartenberg und die Wittelsbacher“, Wartenberg, 1980

Weblinks Bearbeiten

Commons: Wartenberg (Oberbayern) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Genesis Online-Datenbank des Bayerischen Landesamtes für Statistik Tabelle 12411-003r Fortschreibung des Bevölkerungsstandes: Gemeinden, Stichtag (Einwohnerzahlen auf Grundlage des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
  2. Gemeinde Wartenberg in der Ortsdatenbank der Bayerischen Landesbibliothek Online. Bayerische Staatsbibliothek, abgerufen am 14. Mai 2021.
  3. Gemeinde Wartenberg, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 18. Dezember 2021.
  4. Gemarkungs- und Gemeindeverzeichnis. Landesamt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung, 17. Februar 2022, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 2. Februar 2021; abgerufen am 7. Mai 2022.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ldbv.bayern.de
  5. Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S. 458.
  6. Bayerisches Landesamt für Statistik: 12111-101z Volkszählung und Bevölkerungsfortschreibung: Gemeinde, Bevölkerung (Volkszählungen und aktuell), Stichtage. Online auf www.statistikdaten.bayern.de, abgerufen am 5. Juni 20196.
  7. Markt Wartenberg, Wahl des Marktgemeinderats 2020, Gesamtergebnis abgerufen am 9. Juni 2020
  8. Eintrag zum Wappen von Wartenberg (Oberbayern) in der Datenbank des Hauses der Bayerischen Geschichte