Warszkowo (Sławno)

Siedlung in Polen

Koordinaten: 54° 21′ 57″ N, 16° 42′ 49″ O Warszkowo (deutsch Alt Warschow) ist ein Dorf in der Landgemeinde Sławno (Schlawe) im Powiat Sławieński (Schlawer Kreis) der polnischen Woiwodschaft Westpommern.

Geographische Lage Bearbeiten

Das Dorf liegt in Hinterpommern, etwa 22 Kilometer südöstlich der Ostsee-Hafenstadt Darłowo (Rügenwalde) und zwei Kilometer östlich der Kreisstadt Sławno (Schlawe). Nachbarorte sind im Westen Sławno, im Norden Sławsko (Alt Schlawe) und Wrześnica (Freetz), im Osten Warszkówko (Neu Warschow) und Tychowo ((Wendisch) Tychow) und im Süden, jenseits der Wieprza (Wipper), Pomiłowo (Marienthal).

Die flachwellige Landschaft liegt meist auf einer Höhe von 35 Metern über NN. Das Urstromtal der Wipper (Wieprza) schließt von Südwesten nach Nordwesten den OrtUnter polnischer Verwaltung ein und bildet im Süden wie im Norden streckenweise die Ortsgrenze.

 
Warschow, südöstlich der Ostsee-Hafenstadt Rügenwalde und östlich der Kreisstadt Schlawe auf einer Landkarte von 1793

Ortsname Bearbeiten

Als frühere Ortsbezeichnungen kommen Warskow und Warschowe vor, danach Warschow und seit der Verselbständigung der ehemals zur Gemeinde gehörenden Siedlung Neu Warschow dann Alt Warschow. Der Name soll vom Gründer des Dorfes herrühren und Sitz des Wars bedeuten.

Geschichte Bearbeiten

Die erste urkundliche Erwähnung von Alt Warschow erfolgte am 28. März 1301, als Fürst Sambor III. von Rügen den Burggrafen Mattheus in Zlawena, der auf der Burg Alt Schlawe residierte, mit einigen Dörfern belehnte, darunter aus dem Gebiet Schlawe Pustamin, Kuhtz, Sellen und Warschow. Im Jahre 1330 verlieh der Swenzone Jasco von Schlawe das Dorf der Stadt Schlawe. 1333 erfolgte der Brückenbau über die Wipper unterhalb der Kuckucksmühle. Warschow war und blieb bis zu den Stein-Hardenbergschen Reformen zu Anfang des 19. Jahrhunderts ein Stadtdorf, nämlich ein Dorf im Lehnsbesitz der Stadt Schlawe.

Im Jahre 1677 wohnten in Warschow 31 Familien mit 99 Personen. 1784 gab es im Ort 1 Ackerwerk mit Schäferei, 1 Krug, 1 unterschlägige Wassermühle („Kuckucksmühle“), 1 Vorwerk („Hästerkathen“), 21 Bauern, 4 Kossäten, 1 Büdner und 1 Schulmeister mit zusammen 32 Feuerstellen. Der Ort wurde durch seine Imkerei berühmt, 1777 wurden 140 Bienenstöcke gezählt.

1818 lebten in Alt Warschow 372 Einwohner, 1864 waren es bereits 1064, deren Zahl 1895 bereits 1154 erreichte und 1939 schließlich 1186 umfasste.

Am 7. März 1945 wurde Alt Warschow im Zuge der Einnahme der Stadt Schlawe von der Roten Armee besetzt. Anschließend wurde Alt Warschow zusammen mit ganz Hinterpommern von der sowjetischen Besatzungsmacht gemäß dem Potsdamer Abkommen der Volksrepublik Polen zur Verwaltung unterstellt. Bereits im Oktober 1945 erfolgten die ersten „wilden“ Vertreibungen der einheimischen Bevölkerung durch das kommunistische polnische Regime. Im Herbst 1946 waren die meisten ehemaligen Einwohner vertrieben. Unter polnischer Verwaltung erhielt Alt Warschow die polnische Ortsbezeichnung Warszkowo. Der Ort ist heute ein Teil der Gmina wiejska Sławno im Powiat Sławieński der Woiwodschaft Westpommern. Bis 1998 gehörte er zu der damaligen Woiwodschaft Stolp.

Demographie Bearbeiten

Bevölkerungsentwicklung bis 1945
Jahr Einwohner Anmerkungen
1818 362 Dorf und Vorwerk, in königlichem Besitz[1]
1852 815 [2]
1864 1064 am 3. Dezember, einschließlich des Vorwerks, auf einer Gesamtfläche von 4974 bzw. 2413 Morgen[3]
1867 1141 am 3. Dezember[4]
1871 1128 am 1. Dezember, sämtlich Evangelische[4]
1895 1154
1910 1189 am 1. Dezember[5][6]
1925 1184 [7]
1933 1195 [7]
1939 1186 [7]

Amtsbezirk Warschow Bearbeiten

Alt Warschow bildete, als bevölkerungsmäßig zweitgrößte Gemeinde des Kreises, vor 1945 den eigenen Amtsbezirk Warschow mit dem Standesamt Warschow. Es war dem Amtsgericht Schlawe zugeordnet. Das Dorf lag im Landkreis Schlawe i. Pom. im Regierungsbezirk Köslin der preußischen Provinz Pommern.

Ortsgliederung bis 1945 Bearbeiten

Das Gemeindegebiet von Alt Warschow umfasste vor 1945 neun Wohnplätze bzw. Ortschaften:

  1. Abdeckerei (polnisch: Mokra), Gehöfte, 1,5 Kilometer nördlich des Dorfes
  2. Anlage (polnisch: Okole, heute: Warszkowo-Kolonia), Siedlung, die nach 1945 ausgebaut wurde, 1 Kilometer südlich von Warszowo, nördlich des früher so genannten Großen Kuhmoors, an der Straße, die aus dem Dorf südlich abzweigt und in einem Bogen zur Woiwodschaftsstraße 209 führt.
  3. Fuchsberg (Kłodno), Bauerngehöft, 2 Kilometer südlich des Dorfes, mit Schneidemühle
  4. Grünhof (Oleszno), Bauerngehöft, 400 Meter nördlich des Ortsausganges Richtung Hästerkathen
  5. Hästerkathen (Podlaski), Bauernhof, ehemaliges Vorwerk der Stadt Schlawe seit etwa 1527, zwischen 1820 und 1920 beliebtes Ausflugslokal
  6. Kuckucksmühle (Kukułka), alte Wassermühle am Mühlenbach (Ściegnica), der extra für diesen Zweck in 4 Kilometer Länge auf Tychower Gebiet aus der Wipper abgeleitet ist, stammt wohl aus dem Mittelalter
  7. Rotes Haus (Uliszki), Bauernhof und Imkerei
  8. Schützenhaus, 1928/1929 errichtetes Gebäude mit Saal bis zu 2500 Personen, mit 38 Ständern bei 150 Metern Länge der größte Schießstand Pommerns
  9. Windmühle, an der Chaussee nach Tychow (Tychowo), 500 Meter östlich des Ortsausgangs vor dem Abzweig nach Neu Warschow (Warszkówko), außerdem zwei Bauerngehöfte

Kirche Bearbeiten

Evangelische Kirche Bearbeiten

Trotz der großen Einwohnerzahl hatte Alt Warschow vor 1945 keine eigene Kirche, sondern war mit Neu Warschow, Alt Bewersdorf, Neu Bewersdorf und Coccejendorf nach Schlawe eingepfarrt. Damit gehörte der Ort zum Kirchenkreis Schlawe der Kirchenprovinz Pommern der Evangelischen Kirche der Altpreußischen Union.

Römisch-katholische Kirche Bearbeiten

Heute ist die Bevölkerung überwiegend römisch-katholischer Konfession. Der kirchliche Bezug nach Sławno bestand weiterhin bis zum Jahre 1998. Am 28. August 1998 wurde Warszkowo eine selbständige Pfarrei, in die die Filialgemeinde Wrześnica (Freetz) mit Noskowo (Notzkow) einbezogen wurde. Die Parochie mit ca. 2600 Gemeindegliedern gehört zum Dekanat Sławno im römisch-katholischen Bistum Köslin-Kolberg.

Schule Bearbeiten

Schulgeschichte Bearbeiten

In der vierklassigen Volksschule wurden vor 1945 240 Kinder unterrichtet. Das Schulhaus mit Lehrerwohnung war das ehemalige Gutshaus des städtischen Ackerhofes. Seit 1928 gab es im Schulgebäude noch einen Kindergarten. Die Namen der letzten deutschen Lehrer sind Ginow und Georg Küsel.

Verkehr Bearbeiten

Warszkowo liegt an der polnischen Landesstraße 6 (ehemals deutsche Reichsstraße 2, heute auch Europastraße 28) DanzigStettin nahe dem Abzweig der Woiwodschaftsstraße 209 nach Bytów (Bütow). Die nächste Bahnstation ist Sławno an den PKP-Linien Nr. 202 (Danzig–Stargard) und Nr. 418 (Darłowo–Korzybie (Rügenwalde–Zollbrück)).

Literatur Bearbeiten

  • Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königl. Preußischen Herzogthums Vor- und Hinter-Pommern. II. Teil, 2. Band (S. 461–1120): Beschreibung der zu dem Gerichtsbezirk der Königl. Landescollegien in Cößlin gehörigen Hinterpommerschen Kreise. Stettin 1784, S. 841, Ziffer 3).
  • Manfred Vollack (Hrsg.): Der Kreis Schlawe. Ein pommersches Heimatbuch. 2 Bände. Husum, 1988/1989.

Weblinks Bearbeiten

Fußnoten Bearbeiten

  1. Alexander August Mützell und Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preußischen Staats, Band 5: T–Z, Halle 1823, S. 105, Ziffer 729.
  2. Topographisch-statistisches Handbuch des Preußischen Staats (Kraatz, Hrsg.). Berlin 1856, S. 658.
  3. Preußisches Finanzministerium: Die Ergebnisse der Grund- und Gebäudesteuerveranlagung im Regierungsbezirk Köslin (9. Kreis Schlawe). Berlin 1866, S. 34–41, Ziffern 212 und 213.
  4. a b Preußisches Statistisches Landesamt: Die Gemeinden und Gutsbezirke des Preußischen Staates und ihre Bevölkerung (VIII. Kreis Schlawe). Berlin 1873, S. 136–137, Ziffer 128.
  5. Alt Warschow, Kreis Schlawe, in: Meyers Gazetteer (mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Alt Warschow)
  6. Kreis Schlawe - gemeindeverzeichnis.de (U. Schubert, 2021)
  7. a b c Michael Rademacher: Schlawe. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.