Walberberg

Stadtteil der Stadt Bornheim (Rhld.)

Walberberg ist ein Stadtteil von Bornheim im Rhein-Sieg-Kreis in Nordrhein-Westfalen. Er liegt im Vorgebirge zwischen Köln und Bonn, mit jeweils zwölf Kilometern Luftlinienentfernung zu deren Innenstädten, und ist durch die Autobahn 553 sowie die Vorgebirgsbahn gut an diese angebunden.

Walberberg
Stadt Bornheim
Wappen von Walberberg
Koordinaten: 50° 48′ N, 6° 55′ OKoordinaten: 50° 47′ 52″ N, 6° 54′ 44″ O
Höhe: 90 m ü. NHN
Einwohner: 4730 (2. Aug. 2019)[1]
Postleitzahl: 53332
Vorwahl: 02227
Walberberg – Hexenturm und Pfarrkirche
Walberberg – Hexenturm und Pfarrkirche

Geographie Bearbeiten

Walberberg liegt als nordwestlichster Stadtteil von Bornheim an der Grenze zur Stadt Brühl und deren Stadtteil Eckdorf auf einem von Osten nach Westen zum Vorgebirge ansteigenden Gelände zwischen 70 und 140 m ü. NHN, wobei sich der untere Teil Walberbergs naturräumlich innerhalb der Kölner Bucht noch der Brühler Lössplatte, einer lössbedeckten Mittelterrassenplatte zwischen dem Nordwesten Bonns und dem Norden Hürths,[2] zuordnen lässt. Unmittelbar nordöstlich schließt sich der Brühler Stadtteil Schwadorf an.

Im Westen ist der Stadtteil von den Villewäldern umgeben. Entlang des nördlichen Ortsrands verläuft der Holzbach (im Unterlauf auch als Rheindorfer Bach bekannt), der in der Nähe des Berggeistweihers entspringt. Südlich von Walberberg folgt der Ortsteil Trippelsdorf des Bornheimer Stadtteils Merten, von Walberberg durch den Siebenbach sowie Ackerland und Forstflächen getrennt.

Geschichte Bearbeiten

Urkundlich erwähnt wurde der Ortsname von Walberberg erstmals als Mons Sanctae Walburgis in den Annales Rodenses. Anlass war die Schenkung eines in Walberberg angelegten Weinberges an die Abtei Klosterrath.

Allerdings hatte bereits 962 der Kölner Erzbischof Bruno in einer Urkunde unter anderem zwei Hufen in Berge an das Stift der heiligen Caecilia in Köln vermacht. Es ist davon auszugehen, dass mit Berge oder Berech, wie synonym erwähnt wird, das heutige Walberberg gemeint war, da die Reliquien der heiligen Walburga, die nach der Überlieferung der Kirche und der Anhöhe den Namen gegeben haben sollen, erst um 1069 auf Veranlassung des Kölner Erzbischofs Anno II. von Eichstätt nach Walberberg überführt worden waren. Hierbei soll es sich um die Hirnschale und den Stab der heiligen Walburga gehandelt haben.

Ferner wird im Volksmund Walberberg noch heute als Berech bezeichnet. Aber auch die Angaben aus der Schenkungsurkunde von 962 sprechen dafür, dass mit Berge oder Berech die hiesige Ortsansiedlung gemeint war, aus der sich im Lauf der Jahre das heutige Walberberg entwickelte.

In Walberberg steht eine alte Linde, die als Gerichtslinde bekannt ist. Die erste urkundliche Erwähnung einer Linde an diesem Platz ist in einem Vertrag von 1478 zu finden: „Diß ist geschehen in dem Dorfe Walberberg op dem Kirchhoff gegen der Linde“.

Landesherrlich gehörte Walberberg bis Ende des 18. Jahrhunderts zum Kölner Domkapitel in Erzstift und Kurfürstentum Köln und war Sitz der gleichnamigen Herrlichkeit im kurkölnischen Amt Brühl, zu der auch die Kitzburg und die Rheindorfer Burg gehörten.[3]

Nach der Franzosenzeit gelangte Walberberg an das Königreich Preußen und gehörte mit den heutigen Bornheimer Stadtteilen Merten, Rösberg und Sechtem zum Amt Sechtem. Unter den Nationalsozialisten wurde diese 1934 in eine Gemeinde umstrukturiert und Walberberg gemeinsamen mit den anderen Ortschaften dem Amt Bornheim zugeordnet. 1969 wurden alle Ortschaften zur amtsfreien Gemeinde Bornheim zusammengefasst, die 1981 Stadtrechte erhielt.

Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

 
Bornheim-Walberberg
von NW, Wahrzeichen Hexenturm und Pfarrkirche St. Walburga.
 
Pfarrkirche St. Walburga
 mit romanischem Taufbecken aus dem 13. Jahrhundert, älteste Teile aus dem frühen 11. Jahrhundert, Nachfolgebau der Eigenkirche einer fränkischen Grundherrschaft aus dem 8. Jahrhundert. Diese Saalkirche gehörte zu den seltenen ländlichen Sakralbauten, die bereits in dieser Zeit aus Stein und nicht aus Holz errichtet wurden. Im Mittelalter war der Kirchenbau die Klosterkirche für die Zisterzienserinnen, die 250 Jahre lang (von 1197 bis 1447) das Leben in Walberberg prägten. Im Pfarrgarten sind noch heute Mauerreste des ehemaligen Klosters vorhanden, das wahrscheinlich in den Wirren des Truchsess'schen Krieges (1583 bis 1588) bzw. während des Dreißigjährigen Krieges (1618 bis 1648) zerstört worden war.
 
Hexenturm
fünfgeschossiger Rundturm nördlich der Pfarrkirche, wurde Ende des 12. bzw. Anfang des 13. Jahrhunderts errichtet und diente den Besitzern als Wohnturm. Die Bezeichnung Hexenturm tauchte erstmals 1817 auf. Der kreisrunde Turm zeigt bei einer Gesamthöhe von 21 m. Der Turmaußendurchmesser beträgt über alle Geschosse 8,60 m. Die massive Umfassungsmauer weist im Erdgeschoss eine Stärke von 2,20 m auf, die sich geschossweise bis auf eine Stärke von 0,90 m im abschließenden Turmgeschoss verjüngt. Die Rücksprünge der Innenwand bilden das Auflager für die Geschossdecken.[4]
 
Römerkanal
Relikt an der Walburgisstraße (an der Grundschule gegenüber der Pfarrkirche), die lichte Höhe beträgt ca. 120 cm, die lichte Breite ca. 80 cm. Die römische Wasserleitung (Bauzeit zwischen 70 und 90 n. Chr.) ist mit einer Länge von 95,4 km (vom „Grünen Pütz“ im Rosenthal zwischen Nettersheim und Urft bis zur Kölner Stadtmauer) das größte archäologische Baudenkmal nördlich der Alpen und das zweitlängste Aquädukt weltweit.
 
Aldeburg
(von lateinisch „altus“ – hochgelegen), auch Keltenring genannt, eine Ringwallanlage, deren Entstehungszeit noch ungeklärt ist. Die ehemalige Fliehburg hat die Form einer (nach Süden zugespitzten) Ellipse.[5] Die große Halbachse (in NNO-SSW-Richtung) beträgt ca. 55 m, die kleine Halbachse ca. 33 m, das Areal misst demnach ca. 0,6 ha.[6] Die Anlage liegt in einem Buchenwald südwestlich der Kitzburger Mühle (ca. 450 m von ihr entfernt).
 
 
 
Rheindorfer Burg
 mittelalterliche Burganlage aus dem Jahre 1140, am nördlichen Ortsrand von Walberberg.[4] 1925 gründete der Dominikanerorden nach Kauf und Umbau der Burganlage dort das Dominikanerkloster St. Albert, das bis 1975 Sitz der Philosophisch-Theologischen Hochschule der Dominikaner in Deutschland war. Während des Krieges war das Kloster von der deutschen Wehrmacht beschlagnahmt und als Lazarett genutzt worden. Nach Beschluss des Provinz-Kapitels der Dominikaner vom Oktober 2004 wurde das Kloster Ende 2007 aufgegeben. Am 25. November 2007 feierten die Walberberger Dominikaner zusammen mit dem Provinzial P. Hans-Albert Gunk und Brüdern aus allen Niederlassungen der Dominikanerprovinz Teutonia und unter Beteiligung von vielen Gläubigen in der Klosterkirche den letzten Gottesdienst. Mit Schreiben vom 31. Dezember 2007 hat der höchste Obere der Dominikaner, der Ordensmeister Carlos Azpiroz Costa, gemäß den Satzungen der Dominikaner das Kloster ordens- und kirchenrechtlich aufgehoben.[7] Zum 1. März 2008 wurde der Klosterkomplex an eine private Unternehmensgruppe verkauft, die Einrichtungen im Bereich betreutes Wohnen, Pflege, Hotel und Gastronomie betreibt.
 
 
Kitzburg
am südlichen Ortsrand von Walberberg gelegen, Herrensitz (18. Jahrhundert) auf mittelalterlichen Grundmauern (13. Jahrhundert), ehemalige Wasserburg (15. Jahrhundert), heute im Besitz der Familie von Canstein.[4]

Schulen / Bildung Bearbeiten

 
Thomas-von-Quentel-Schule
  • Thomas-von-Quentel-Schule, Grundschule in Walberberg
  • Jugendakademie Walberberg
    In den 1960er Jahren (erster Bauabschnitt 1964–1967 von Felix Stalder und Harald Schmuck) von der Dominikanischen Frauengemeinschaft gegründet. Dort besuchen Jugendliche und junge Erwachsene die Angebote der Jugendakademie Walberberg. Die Akademie liegt an einem Wiesenhang oberhalb von Walberberg. Sie besteht aus mehreren, als Einheit konzipierten Bauteilen, die sich um ein dreigeschossiges Hauptgebäude gruppieren, darunter aus abgetreppten Wohntrakten. Es handelt sich um eine rechteckige Stahlbetonskelettkonstruktion.[8]
  • Walberberger Museumsstube
    Das Walberberger Heimatmuseum im „Haus im Garten“ der katholischen Pfarrgemeinde St. Walburga wird vom Förderkreis Historisches Walberberg eV betrieben. Es vermittelt mit seiner archäologischen Sammlung und den interessanten Exponaten einen anschaulichen Einblick in die frühe Geschichte von Walberberg, von der Steinzeit bis zur Neuzeit.[9]

Vereine Bearbeiten

In Walberberg sind zahlreiche Vereine ansässig. Fußball sowie Tischtennis und Gymnastik werden im breitensportlichen SSV Walberberg 1930 angeboten. Dem Sportschießen widmet sich neben der Schützenbruderschaft Walberberg 1910 auch die Kyffhäuser-Kameradschaft Walberberg 1872. Kulturelle Bedeutung haben auch der Männergesangverein der Chorvereinigung Walberberg 1847/1924 sowie der Junggesellenverein Freundschaftsbund 1898 Walberberg. Der Förderkreis Historisches Walberberg widmet sich wiederum dem Erhalt des kulturellen und architektonischen Vermächtnisses des Ortes.

Sonstiges Bearbeiten

 
360-Grad-Panorama des Ortes mit Hexenturm und Pfarrkirche
Als Kugelpanorama anzeigen

Im Ort wurde teilweise die vierte Staffel der Fernsehserie Stromberg (ProSieben) gedreht. Er diente als Kulisse für das fiktive Finsdorf. Das fiktive Versicherungsbüro des Protagonisten Bernd Stromberg war dabei in der Walberberger Hauptstraße angesiedelt. Auch für die Krimireihe Mord mit Aussicht (ARD) wurde auf das dortige dörfliche Flair zurückgegriffen.

Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Walberberg – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Einwohner in den einzelnen Ortschaften. Abgerufen am 25. März 2020 (Einwohnerzahlen: Stand 2. August 2019).
  2. Bundesforschungsanstalt für Landeskunde und Raumordnung (Hrsg.); Ewald Glässer (Bearb.): Die naturräumlichen Einheiten auf Blatt 122/123. Selbstverlag, Bonn-Bad Godesberg 1978, ISBN 3-87994-328-1, S. 32. (=Geographische Landesaufnahme 1:200.000. Naturräumliche Gliederung Deutschlands)
  3. Wilhelm Fabricius: Erläuterungen zum geschichtlichen Atlas der Rheinprovinz, 2. Band: Die Karte von 1789. Bonn 1898, S. 63/92.
  4. a b c Bernhard Gondorf: Die Burgen der Eifel und ihrer Randgebiete. Ein Lexikon der „festen Häuser“. J. P. Bachem, Köln 1984, ISBN 3-7616-0723-7, S. 51.
  5. Bernhard Gondorf: Die Burgen der Eifel und ihrer Randgebiete. Ein Lexikon der „festen Häuser“. J. P. Bachem, Köln 1984, ISBN 3-7616-0723-7, S. 50 (Motte Aldeburg).
  6. 3,14 × 55 × 33 m²
  7. Rufus Keller, Heribert Dietz, Gerfried A. Bramlage: Dominikaner in Walberberg. Dominikaner-Provinz Teutonia, Köln 2014, ISBN 978-3-00-046593-2.
  8. Ursel und Jürgen Zänker: Bauen im Bonner Raum 49–69. Versuch einer Bestandsaufnahme (= Landschaftsverband Rheinland [Hrsg.]: Kunst und Altertum am Rhein. Führer des Rheinischen Landesmuseums in Bonn. Nr. 21). Rheinland-Verlag, Düsseldorf 1969, S. 82/83.
  9. Homepage Walberberg - Museum