Voute

konstruktive Formänderung an einem ausgedehnten Bauteil (Bauwesen)

Eine Voute [vut] (von frz. voûte = Gewölbe) bezeichnet allgemein eine Ausrundung und wird fachsprachlich in verschiedenen Bereichen verwendet: 1) In der Innenarchitektur bei Deckenkehlen, 2) im Brückenbau bei der bogenartigen Vergrößerung der Konstruktionshöhe, 3) beim Fahrzeugbau als Verbindung der Seitenwände mit dem Fahrzeugdach und 4) in Fotostudios bei abrollbaren Kartonbahnen als Hintergrund.

Vouten als stuckierte Deckenkehlen mit Voutengsimsen in zwei Sälen eines Barockpalais (Lehrbuchzeichnung von Johann Friedrich Penther, 1744[1])

Innenarchitektur Bearbeiten

In der historischen Architektur ist eine Voute eine Deckenkehle, die als Hohlkehle den konkav ausgerundeten Übergang zwischen Wand und Decke bildet.[2][3] Baukonstruktiv ist sie in der Regel eine schlichte Auffüllung der Ecke mit Mörtel oder Stuck oder ein Lattengerüst, dessen Stucküberzug mit einem Profilbrett gleichförmig ausgezogen wird. Aufwändigere Vouten werden zur Zierde mit einem profilierten Voutengesims versehen, wobei dann die gesamte Konstruktion als Voute bezeichnet wird. Das vorspringende Voutengesims verdeckt optisch das Deckenauflager, was besonders gerne bei Spiegeldecken oder Spiegelgewölben zur Anwendung kam.

In Anlehnung an historische Deckenkehlen bzw. deren Gesimse werden im modernen Innenausbau auch Schattennuten bei abgehängten Decken als Vouten (Lichtvouten) bezeichnet.[4][5]

In Räumen mit erhöhtem Reinigungsbedarf (Krankenzimmer in Krankenhäusern, Operationsräume etc.) und in Rein- und Reinsträumenwird der Übergang von Wand zu Boden als Reinraumboden zu einer Bodenkehle verrundet (gevoutet). Solche Hohlkehlen lassen sich leichter reinigen als Kanten, in denen sich Schmutz ansammelt.[6]

 
Aufwändig verzierte Stuck-Voute im Neo-Rokoko-Stil[7]

Brückenbau Bearbeiten

 
Vouten als Deckenkehlen mit Voutengesims im Kirchenschiff und Chor einer Barockkirche

Im Stahlbetonbrückenbau ist eine Voute die Krümmung des Untergurts, durch die die Balkenhöhe an den Zwischenpfeilern vergrößert wird, um größere Stützmomente aufnehmen zu können.[8] Bei solchen Brücken ergibt sich gestalterisch der elegante Eindruck einer sehr flachgedrückten Brückenwölbung in Längsrichtung

Auch Im Stahlbau werden Vouten verwendet, doch sind sie dort nicht gekehlt, sondern einzelne Auszugbleche durch einen Flansch ergänzte Auszugblech, die gerade ausgebildet werden.[9]

Fahrzeugbau Bearbeiten

Eine Voute in Fahrzeugen zur Personenbeförderung wie Omnibussen und Schienenfahrzeugen ist die Verbindung der Seitenwände mit dem Fahrzeugdach. Diese üblicherweise separate Baugruppe ist insbesondere aus optischen Gründen von der Fahrzeugaußenseite her für das Design des Fahrzeugs mitbestimmend und dient funktionell der Abdichtung gegen Wasser und Luft. Die Innenseite dient ganz anderen funktionellen Aufgaben, z. B. Beleuchtung, Belüftung, Gepäckablage oder Zugangsöffnung. Zwischen der Außen- und Innenseite ist oft Fahrzeugtechnik installiert, z. B. Druckluftbehälter, Schalttechnik, Leitungen für Druckluft, Wasser und Strom.

 
Bodenkehle in einer ICE-Toilette
 
Autobahnbrücke mit Überbau aus gevouteten Stahlbetonkästen

Fotostudio Bearbeiten

Hintergründe (meist abrollbare Kartonbahnen) in Fotostudios werden regelmäßig so gestaltet, dass der Übergang von der Senkrechten zur Horizontalen (Fußboden) als Hohlkehle ausgeführt wird. So wird die Abbildung einer Kante vermieden. Für diese Hintergrundgestaltung ist neben dem Begriff „Hohlkehle“ auch die Bezeichnung „Voute“ gebräuchlich.

Weblinks Bearbeiten

Wiktionary: Voute – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Johann Friedrich Penther: Ausführliche Anleitung zur bürgerlichen Bau-Kunst (Band 1): Enthaltend ein Lexicon Architectonicum oder Erklärungen der üblichsten Deutschen, Französischen, Italiänischen Kunst-Wörter der Bürgerlichen Bau-Kunst (...). Augspurg 1744, Tafel XV (hier im Ausschnitt).
  2. Hans Koepf, Günther Binding: Bildwörterbuch der Architektur. Mit englischem, französischem, italienischem und spanischem Fachglossar (= Kröners Taschenausgabe. Bd. 194). 4., überarbeitete Auflage. Kröner, Stuttgart 2005, ISBN 3-520-19404-X (Digitalisat auf moodle.unifr.ch, abgerufen am 10. März 2024), S. 126: Deckenkehle; S. 276: Kehle; S. 432: Spiegeldecke; S. 501: Voute.
  3. Oscar Mothes (Hrsg.): Illustrirtes Bau-Lexikon, Band 4: Q bis Z. Leipzig 1884, S. 437: Voute. (Digitalisat)
  4. Lichtvoute selber bauen. In: YouTube. Abgerufen am 10. März 2024.
  5. Voutenleuchten. In: licht.de (im Internet Archive). 18. Juni 2020, abgerufen am 11. März 2024.
  6. Hohlkehle. In: baunetzwissen.de. Abgerufen am 10. März 2024 (Mit Schemaabbildung).
  7. Walsrode (Heidekreis), Lange Straße 29 (heute Amtsgericht Walsrode), sogenanntes Königszimer im ersten Obergeschoss. Vgl. Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Baudenkmale in Niedersachsen, Band 25: Baudenkmale in Niedersachsen: Landkreis Soltau-Fallingbostel. Bearbeitet von Edda Pantel. Braunschweig 2001, S. 338. (Digitalisat auf digi.ub.uni-heidelberg.de, abgerufen am 11. März 2024)
  8. Voute. In: karl-gotsch.de. Abgerufen am 10. März 2024 (Mit Schemazeichnung und Bildern von Brückenbeispielen).
  9. Voute. In: dlubal.com. Abgerufen am 10. März 2024 (Mit Schemaabbildung).