Viruslast

die Menge eines im Blutserum, Blutplasma Sputum oder Rachenabstrich gefundenen Virus

Die Viruslast (englisch viral load) ist die Menge eines im Blutserum, Blutplasma, Sputum oder Rachenabstrich gefundenen Virus; sie wird z. B. als Konzentration der Genome (bei DNA-Viren) oder Genomäquivalente (bei RNA-Viren) pro Milliliter angegeben.[1] Bei vielen klinisch wichtigen Viren existieren internationale Standardpräparate zur Kalibrierung der quantitativen Testverfahren. Die Konzentrationsangabe erfolgt als einheitlich, jedoch für das jeweilige Virus zufällig festgelegte IU (International Unit) oder IE (Internationale Einheit) pro Milliliter. Internationale Einheiten können für ein bestimmtes Virus in Genome bzw. Genomäquivalente mit einem fixen Faktor umgerechnet werden.[2]

Die Bezeichnung Viruslast entstammt ursprünglich der HIV-Therapie, bei der erstmals die Bestimmung der Konzentration entscheidend für den weiteren Therapieverlauf war und anfänglich eben die "Belastung" der zellulären Immunität mit infektiösen Viren gemeint war. Mit der Zeit wurde der Begriff zum Teil auch auf das Hepatitis-B-Virus und Hepatitis-C-Virus übertragen.[3] Durch die Bestimmung der Viruslast können teilweise Patienten mit mangelnder Compliance identifiziert werden.[4] Mittlerweile wird die Bezeichnung Viruslast fälschlicherweise für jegliche Blutkonzentration viraler Erreger verwendet, korrekter ist der Begriff Viruskonzentration (viral concentration).[5]

Die Viruslast wird durch quantitative Nachweisverfahren der viralen Nukleinsäure bestimmt, z. B. durch so genannte real-time-PCR, bei RNA-Viren mit einer vorangehenden reversen Transkription. Die Feststellung und Überprüfung der Viruskonzentration sowie ihr zeitlicher Verlauf (Viruskinetik) sind ein wichtiger Bestandteil der Therapiewahl und -überwachung bei chronischen viralen Infektionen sowie bei Patienten mit durch Krankheit, Organtransplantation oder genetisch bedingt geschwächtem Immunsystem.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. B. Gärtner, J. K. Preiksaitis: EBV viral load detection in clinical virology. In: Journal of clinical virology : the official publication of the Pan American Society for Clinical Virology. Band 48, Nummer 2, Juni 2010, S. 82–90, ISSN 1873-5967. doi:10.1016/j.jcv.2010.03.016. PMID 20395167.
  2. Roberta M. Madej et al.: International Standards and Reference Materials for Quantitative Molecular Infectious Disease Testing. J. Mol. Diagn. (2010) 12(2): S. 133–143 PMID 20075208
  3. G. L. Wong, V. W. Wong: Risk prediction of hepatitis B virus-related hepatocellular carcinoma in the era of antiviral therapy. In: World journal of gastroenterology : WJG. Band 19, Nummer 39, Oktober 2013, S. 6515–6522, ISSN 1007-9327. doi:10.3748/wjg.v19.i39.6515. PMID 24151375. PMC 3801362 (freier Volltext).
  4. K. Bonner, A. Mezochow, T. Roberts, N. Ford, J. Cohn: Viral load monitoring as a tool to reinforce adherence: a systematic review. In: Journal of acquired immune deficiency syndromes (1999). Band 64, Nummer 1, September 2013, S. 74–78, ISSN 1944-7884. doi:10.1097/QAI.0b013e31829f05ac. PMID 23774877.
  5. H. Amdiouni, L. Maunula, K. Hajjami, A. Faouzi, A. Soukri, J. Nourlil: Recovery comparison of two virus concentration methods from wastewater using cell culture and real-time PCR. In: Current microbiology. Band 65, Nummer 4, Oktober 2012, S. 432–437, ISSN 1432-0991. doi:10.1007/s00284-012-0174-8. PMID 22767318.