Viöl (dänisch Fjolde, nordfriesisch Fjåål, niederdeutsch Viööl) ist eine Gemeinde im Kreis Nordfriesland in Schleswig-Holstein. Die Gemeinde ist Verwaltungssitz des gleichnamigen Amtes. Die schleswig-holsteinische Raumordnung stuft die Gemeinde als Ländlichen Zentralort ein.

Wappen Deutschlandkarte
Viöl
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Viöl hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 54° 34′ N, 9° 11′ OKoordinaten: 54° 34′ N, 9° 11′ O
Bundesland: Schleswig-Holstein
Kreis: Nordfriesland
Amt: Viöl
Höhe: 22 m ü. NHN
Fläche: 18,96 km2
Einwohner: 2225 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 117 Einwohner je km2
Postleitzahl: 25884
Vorwahl: 04843
Kfz-Kennzeichen: NF
Gemeindeschlüssel: 01 0 54 144
Adresse der Amtsverwaltung: Westerende 41
25884 Viöl
Website: www.vioel.de
Bürgermeister: Telse Dierks (CDU)
Lage der Gemeinde Viöl im Kreis Nordfriesland
KarteAchtrupAhrenshöftAhrenviölAhrenviölfeldAlkersumAlmdorfArlewattAventoftBargumBehrendorfBohmstedtBondelumBordelumBorgsumBosbüllBraderupBramstedtlundBredstedtBreklumDagebüllDrageDrelsdorfDunsumElisabeth-Sophien-KoogEllhöftEmmelsbüll-HorsbüllEnge-SandeFresendelfFriedrich-Wilhelm-Lübke-KoogFriedrichstadtGalmsbüllGardingGarding  KirchspielGoldebekGoldelundGrödeGrothusenkoogHallig HoogeHaselundHattstedtHattstedtermarschHögelHolmHörnum (Sylt)HorstedtHudeHumptrupHumptrupHusumImmenstedtJoldelundKampen (Sylt)KarlumKatharinenheerdKlanxbüllKlixbüllKoldenbüttelKolkerheideKotzenbüllLadelundLangeneßLangenhornLeckLexgaardList auf SyltLöwenstedtLütjenholmMidlumMildstedtNebelNeukirchenNieblumNiebüllNorddorf auf AmrumNorderfriedrichskoogNordstrandNordstrandNorstedtOckholmOevenumOldenswortOldersbekOlderupOldsumOldsumOstenfeld (Husum)Oster-OhrstedtOsterheverPellwormPellwormPellwormPoppenbüllRamstedtRantrumReußenkögeRisum-LindholmRodenäsSankt Peter-OrdingSchwabstedtSchwabstedtSchwesingSeethSimonsbergSollwittSönnebüllSprakebüllStadumStedesandStruckumSüderendeSüderhöftSüderlügumSüdermarschSyltTatingTetenbüllTinningstedtTönningTümlauer KoogUelvesbüllUphusumUtersumViölVollerwiekVollstedtWeltWenningstedt-Braderup (Sylt)Wester-OhrstedtWesterheverWestreWinnertWischWitsumWittbekWittdün auf AmrumWitzwortWobbenbüllWrixumWyk auf Föhr
Karte
Luftbild von Viöl

Geographie Bearbeiten

Geographische Lage Bearbeiten

Das Gemeindegebiet von Viöl erstreckt sich im Naturraum Bredstedt-Husumer Geest (Haupteinheit Nr. 691) nordöstlich der bezeichneten nordfriesischen Kreisstadt am Oberlauf des Flusses Arlau sowie dem orographisch linken Zufluss Imme.[2][3]

Ortsteile Bearbeiten

Die Gemeinde Viöl umfasst eine größere Zahl an Siedlungsplätzen, auch als Wohnplätze bezeichnet. Neben dem namenstiftenden Kirchdorf liegen ebenfalls die weiteren Dörfer Boxlund (dänisch Bokslund), Eckstock (dänisch Egstok[4][5] oder auch Ekstok), Hochviöl (dänisch Højfjolde), Hoxtrup (dänisch Hokstrup) und Kragelund, die Häusergruppe Ackebroe (dänisch Agebro) und die Höfesiedlung Lurup im Gemeindegebiet.[6]

Nachbargemeinden Bearbeiten

Das Gemeindegebiet von Viöl wird unmittelbar eingegrenzt von den Gebieten der Gemeinden:[3]

Norstedt Haselund Sollwitt
Ahrenshöft   Behrendorf
Olderup Immenstedt

Geschichte Bearbeiten

Der Ort Viöl wurde erstmals um 1389 dokumentiert und geht auf das altdänische Fialdæ (mdän. Fjåld) zurück, wobei sich das altdän. -ja- im Viöler Dänisch zu -jå- und -jo- weiterentwickelt hat und später entsprechend ins Deutsche als Viol übernommen wurde. Weiterhin wurde das /o/ vor einem /l/ im Niederdeutschen des 16. Jh. gerundet (ndt. Fjöl, neundt. Viöl), im Nordfriesischen dagegen nicht (nordfr. Fjåål). Der Ortsname gleicht der Ortsbezeichnung Fjeld in Djursland, welches eine Waldbezeichnung ist. Die Bedeutung ist Außenmark, unkultiviertes Feld (vgl. altnord. fjall für Hochland, Berg[7]) und als solche verwandt mit dem dt. Feld[8]. Der Name kann sich unter Verweis auf ähnliche Namen in der Umgebung (wie Ostenfeld) nicht nur auf den Ort, sondern auch auf den Landstrich beziehen[9].

Der Ortsname Eckstock (Egstok) ist erstmals 1483 dokumentiert worden und bedeutet Eichenstock, Eichenpfahl, Eichenstamm (Bauchstumpf der Eiche) zu dän. eg und ndt. eek für Eiche[10]. Hoxtrup wurde 1483 erwähnt und bedeutet Dorf des *Hok (letzteres eine Nebenform zu hokki, -trup zu altdän. thorp und mndt. dorp für Dorf, Siedlung)[11]. Kragelund wurde im 15. Jh. als Kraalund erwähnt und geht auf dän. krage für Krähe (vgl. altnord. kráka) und lund für Hain, Gehölz in der Bedeutung Krähengehölz bzw. Krähenhain zurück[12].

Die Feldsteinkirche des Ortes wurde um 1100 auf dem Geestrücken als Wehrkirche errichtet. Heute ist jedoch nur noch das Portal original erhalten, der heutige Backsteinbau stammt größtenteils aus der Zeit um 1200, der Westturm wurde 1450 erbaut.

Im Jahr 1713, während des Großen Nordischen Krieges. führte Zar Peter der Große seine Truppen persönlich und kam hierbei durch Viöl, wo er mit der Zarin im Pastorat nächtigte.

Im Jahr 1750 wurde an der Arlau westlich der heutigen B 200 eine Wassermühle errichtet. Die Windmühle, die bis 1951 im Betrieb war, stand seit 1870 an der 1842 erbauten Landstraße Husum-Flensburg. Sie wurde im September 2006 abgerissen, da das Gebäude baufällig war und nicht mehr genutzt werden konnte.

Bis um 1900 war der Ort von Heide und Wiesen umgeben, mit dem Bau der Eisenbahnstrecke von Husum nach Bredstedt und Flensburg wuchs er jedoch schnell. Aufgrund des zunehmenden motorisierten Individualverkehrs wurde die Strecke Husum-Flensburg 1959 stillgelegt.

Bei der Reichstagswahl 1933 hatte Viöl von allen Gemeinden im Deutschen Reich mit 93,1 Prozent das höchste Ergebnis für die NSDAP.[13]

Das Kirchspiel Viöl war Teil der Nordergoesharde, welche bis 1785 vom Amt Flensburg verwaltet wurde, danach vom Amt Bredstedt. Nach der Gründung der preußischen Provinz Schleswig-Holstein 1866 wurde aus dem Gebiet des Kirchspiels Viöl eine Kirchspielslandgemeinde gebildet. Sie umfasste die sechzehn Dorfschaften Behrendorf, Bondelum, Boxlund, Brook, Eckstock, Haselund, Hoxtrup, Kragelund, Kollund, Löwenstedt, Norstedt, Ostenau, Pobüll, Sollwitt, Spinkebüll und Viöl. Am 1. April 1934 kam es zur Auflösung der Kirchspielslandgemeinde und ihre Dorfschaften, darunter auch Viöl, wurden zu Gemeinden.[14] Am 1. Dezember 1934 wurde Viöl mit den Nachbargemeinden Boxlund und Eckstock zu einer neuen Gemeinde Viöl zusammengeschlossen.[15]

In den Jahren nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wuchs der Ort vor allem durch Zuzug von Heimatvertriebenen, und der Strukturwandel weg von der Landwirtschaft veränderte seinen Charakter.

Am 1. Juli 1976 wurden die damaligen Gemeinden Hochviöl und Hoxtrup eingegliedert.[16]

Sprachen Bearbeiten

Bis ins 20. Jahrhundert wurde in Viöl und Umgebung noch eine abgesonderte Variante des südjütischen Dialektes gesprochen. Die letzte Sprecherin dieser Mundart, des Viöl-Dänischen, Viölsch oder Fjoldemål, starb 1937. Andere Formen des Südjütischen werden noch in Nordschleswig und in grenznahen Gemeinden zwischen Flensburg und Niebüll gesprochen.

Religion Bearbeiten

In Viöl gibt es eine evangelisch-lutherische Kirchengemeinde. Ihre Kirche ist die St.-Christophorus-Kirche, die im 12. Jahrhundert, zunächst als Feldsteinkirche, errichtet wurde.[17] Auf dem Dachboden wurde als Zufallsfund die Viöler Madonna entdeckt, die im Original im Stadtmuseum von Flensburg steht. In der Viöler Kirche wurde sie durch eine Kopie ersetzt.

Politik Bearbeiten

Gemeindevertretung Bearbeiten

Wahlbeteiligung: 56,2 Prozent
 %
60
50
40
30
20
10
0
52,5 %
47,5 %
AWVb
Vorlage:Wahldiagramm/Wartung/Anmerkungen
Anmerkungen:
b Aktive Wählergemeinschaft Viöl

Bei der Kommunalwahl am 14. Mai 2023 wurden insgesamt 13 Sitze vergeben. Von diesen erhielt die CDU 7 Sitze und die Aktive Wählergemeinschaft Viöl 6 Sitze.

Bürgermeister Bearbeiten

Für die Wahlperiode 2013–2018 wurde Heinrich Jensen (CDU) zum Bürgermeister gewählt. Er folgte damit auf Hans Jes Hansen (CDU), der das Amt 31 Jahre innehatte.[19] In der Wahlperiode 2018–2023 war Heinrich Schmidt-Durdaut (CDU) Bürgermeister der Gemeinde.[20] Für die Wahlperiode 2023–2028 wurde Telse Dierks (CDU) zur neuen Bürgermeisterin gewählt.[21]

Wappen Bearbeiten

Blasonierung: „Von Silber und Gold durch einen blauen Wellenbalken schräglinks geteilt. Oben ein rotes Prankenkreuz, unten sechs rote sechsstrahlige Sterne.“[22]

Kultur und Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

Wirtschaft und Infrastruktur Bearbeiten

Allgemeines Bearbeiten

Als ländlicher Zentralort verfügt Viöl über ein umfangreiches Angebot an Dienstleistungs- und Einzelhandelsbetrieben.

Öffentliche Einrichtung Bearbeiten

Die Gemeindefeuerwehr Viöl[23] gliedert sich in zwei Ortswehren. Es handelt sich hierbei um die Freiwillige Feuerwehr Viöl[24] und ebensolche von Hoxtrup[25]. Es besteht auch eine Jugendfeuerwehr.[26] Die Gemeindewehr bildet einen wichtigen Bestandteil der Feuerwehren im Amt Viöl. Neben den „normalen“ Aufgaben wird in Viöl auch die Grundausbildung der Feuerwehrangehörigen durchgeführt.[27] Es werden der Amtswehrführer und ein Zugführer sowie der stellvertretende Bereitschaftsführer der Feuerwehrbereitschaft gestellt.

Bildung Bearbeiten

Die Gemeinde ist Sitz des gleichlautenden Schulverbands. Dieser ist Schulträger der Grund- und Gemeinschaftsschule Viöl – Ohrstedt – Haselund.[28]

Verkehr Bearbeiten

Durch die Dorflage der Gemeinde verläuft die Bundesstraße 200 von Husum nach Flensburg. In Viöl wird sie (seitlich versetzt) gekreuzt von der schleswig-holsteinischen schleswig-holsteinischen Landesstraße 28 von Bredstedt nach Böel bei Süderbrarup.

Im Öffentlichen Personennahverkehr ist Viöl über die Buslinie R14 mit Husum und Flensburg verbunden. Die Linie nach Husum verkehrt von Montag bis Freitag tagsüber vollständig im Stundentakt; nach Flensburg ist dieser vormittags auf einen Zweistundentakt reduziert.[29] Ausgehend von der zentralen Umsteigehaltestelle Viöl ZOB verkehrt der Rufbus in die benachbarten Gemeinden des Amtes Viöl.[30]

Persönlichkeiten Bearbeiten

Söhne und Töchter der Gemeinde

Literatur Bearbeiten

  • Sonja Wenzel: Viöl. Verkehrsgünstige Lage sorgt für Wachstum. In: Schleswig-Holstein-Topographie. Timmaspe – Ziethen. Band 10. Flying-Kiwi-Verl. Junge, Flensburg 2008, ISBN 978-3-926055-92-7, S. 98–100.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Viöl – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Statistikamt Nord – Bevölkerung der Gemeinden in Schleswig-Holstein 4. Quartal 2022 (XLSX-Datei) (Fortschreibung auf Basis des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
  2. Liste: Zuordnung der Gemeinden zu den Naturräumen. (PDF) S. 20, abgerufen am 15. Dezember 2022.
  3. a b Relation: Viöl (1406978) bei OpenStreetMap (Version #9). Abgerufen am 15. Dezember 2022.
  4. Johannes Kok: Det danske folkesprog i Sønderjylland, Band 2, København 1867, S. 118
  5. Poul Kürstein: Nørre og Sønder Gøs Herred, Flensburg 1969, S. 246
  6. Statistisches Landesamt Schleswig-Holstein (Hrsg.): Wohnplatzverzeichnis Schleswig-Holstein 1987. 1992, S. 45 (statistischebibliothek.de [PDF; abgerufen am 15. Dezember 2022]).
  7. Johannes Kok: Det danske folkesprog i Sønderjylland, Band 2, København 1867, S. 131
  8. Wolfgang Laur: Historisches Ortsnamenlexikon von Schleswig-Holstein. 2. Auflage, Neumünster 1992, S. 251 und 668
  9. Wolfgang Laur: Historisches Ortsnamenlexikon von Schleswig-Holstein. 2. Auflage, Neumünster 1992, S. 504
  10. Wolfgang Laur: Historisches Ortsnamenlexikon von Schleswig-Holstein. 2. Auflage, Neumünster 1992, S. 226
  11. Wolfgang Laur: Historisches Ortsnamenlexikon von Schleswig-Holstein. 2. Auflage, Neumünster 1992, S. 350
  12. Wolfgang Laur: Historisches Ortsnamenlexikon von Schleswig-Holstein. 2. Auflage, Neumünster 1992, S. 405
  13. Arbeitskreis zur Erforschung des Nationalsozialismus in Schleswig-Holstein e. V.
  14. Statistisches Landesamt Schleswig-Holstein (Hrsg.): Die Bevölkerung der Gemeinden in Schleswig-Holstein 1867–1970. Statistisches Landesamt Schleswig-Holstein, Kiel 1972, S. 251.
  15. Historisches Gemeindeverzeichnis Schleswig-Holstein: Anmerkungen zur Gemeinde Viöl (Fußnote). (Digitalisat).
  16. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 183.
  17. Kurt Peter: St. Christophorus – Geschichte einer Kirche. 2002.
  18. wahlen-sh.de
  19. Wachwechsel nach 31 Jahren, Husumer Nachrichten vom 9. Juli 2013
  20. Viöl: CDU stellt Kandidaten auf – Bürgermeister Durdaut tritt nicht wieder an abgerufen am 28. Juni 2023
  21. Viöl hat eine neue Bürgermeisterin abgerufen am 28. Juni 2023
  22. Kommunale Wappenrolle Schleswig-Holstein
  23. Home:Gemeindefeuerwehr Viöl. Abgerufen am 15. Oktober 2019.
  24. Über die Freiwillige Feuerwehr Viöl: Feuerwehr Viöl. Abgerufen am 15. Oktober 2019.
  25. Freiwillige Feuerwehr Hoxtrup:Feuerwehr Hoxtrup. Abgerufen am 15. Oktober 2019.
  26. Über Uns: Jugendfeuerwehr Viöl. Abgerufen am 15. Oktober 2019.
  27. Ausbildung der Freiwilligen Feuerwehr Viöl
  28. Homepage der Gemeinschaftsschule. Abgerufen am 15. Oktober 2019.
  29. Kursbuch Buslinie R14. (PDF) Abgerufen am 15. Oktober 2019.
  30. Flyer Rufbusgebiet Viöl. (PDF) Abgerufen am 13. November 2019.