Veit Relin

österreichischer Schauspieler, Drehbuchautor und Regisseur

Veit Relin (bürgerlich Josef Pichler; * 24. September 1926 in Linz, Österreich; † 23. Januar 2013 in Ochsenfurt, Unterfranken, Deutschland[1]) war ein österreichischer Schauspieler, Drehbuchautor und Regisseur.

Leben und Wirken Bearbeiten

Der Sohn eines Polizisten stand im Alter von zwölf Jahren als Statist am Landestheater Linz erstmals auf der Bühne. Er besuchte nach dem Realgymnasium das Max Reinhardt Seminar in Wien. Gleichzeitig studierte er Malerei an der Wiener Kunstakademie. Sein Debüt gab er 1945 am Landestheater Innsbruck als Spielansager bei einer Aufführung von Jedermann.

Es folgten Engagements am Landestheater Linz (1945/46), an der Insel in Wien (1946/47), Burgtheater (1947/48), Theater in Chur und Sommertheater in Winterthur (1949/50), Scala Wien (1950 bis 1952), Landestheater Salzburg (1952/53), Bayerisches Staatsschauspiel in München (1953), Staatstheater Kassel (1953 bis 1955) und die Städtischen Bühnen Frankfurt (1956/57), wo er erstmals als Bühnenbildner tätig war.

1960 bis 1962 spielte er wieder am Burgtheater. 1960 gründete er in Wien das Ateliertheater am Naschmarkt, das er bis 1967 leitete. Er inszenierte dort unter anderem Oskar Kokoschkas Orpheus und Eurydike und die Uraufführung in Österreich (1962) von Picassos Wie man Wünsche am Schwanz packt.

Von 1964 an ging Relin mit seiner späteren Frau, der Schauspielerin Maria Schell (1926–2005), auf Tourneen und arbeitete als Schauspieler und Regisseur für das Fernsehen. 1976 übernahm er in Sommerhausen bei Würzburg das 1950 von Luigi Malipiero gegründete Sommerhäuser Torturmtheater in einem kleinen Turm über einem alten Stadttor. Dort inszenierte er einige Uraufführungen wie Fred Viebahns Blutsschwestern und Hans Krendlesbergers Ich hab genug, ich bleib im Bett sowie 1985 die deutsche Erstaufführung von Edward Albees Der Mann, der drei Arme hatte.

1981 hat er Freilichtspiele in Sommerhausen ins Leben gerufen. Weil der Gemeinderat mit seinen Plänen nicht konform ging, zog er mit seinem Theater und seinen Ideen in die damals halb verfallene Burg Brattenstein bei Röttingen. Als erstes Stück führte er dort 1984 in einer Guckkastenbühne das Stück Frühere Verhältnisse auf und spielte darin, wie auch 1985, den Muffl. Bis 1987 war er dort Intendant. Unter seiner Regie wurden Stücke des Wiener Volkstheaters aufgeführt.

Seitdem wohnte er auch vorwiegend in Sommer- sowie Winterhausen. Seit 1950 trat er als Maler hervor, beteiligte sich an Ausstellungen und benutzte das Torturmtheater als Galerie für seine Bilder. Relin war von 1966 bis 1986 in zweiter Ehe mit Maria Schell verheiratet. Dieser Ehe entstammt Marie-Theres Relin (* 1966).

Veit Relin, der am 23. Januar 2013 im Alter von 86 Jahren in Ochsenfurt, nahe Würzburg, verstarb, wurde am 1. Februar 2013 auf dem Friedhof von Sommerhausen zu Grabe getragen.[2]

Filmografie (Auswahl) Bearbeiten

Schauspieler

  • 1947: Macht im Dunkel
  • 1950: Eroica
  • 1958: Ein gewisser Judas
  • 1960: Das weite Land (Aufzeichnung aus dem Akademietheater)
  • 1960: Gustav Adolfs Page
  • 1961: Familienpapiere
  • 1962: Der Himmel kann warten (TV)
  • 1963: Die Unzufriedenen (Regie)
  • 1965: Nora oder Ein Puppenheim
  • 1965: Protektionskind
  • 1967: Der Gürtel
  • 1969: Die ungarische Hochzeit
  • 1969: Der Kommissar – Schrei vor dem Fenster (Fernsehserie)
  • 1970: Komm nach Wien, ich zeig dir was!
  • 1970: La provocation
  • 1971: Liebe unter siebzehn (auch Regie und Drehbuch)
  • 1972: Chamsin (Regie und Drehbuch)
  • 1972: Die Pfarrhauskomödie (auch Regie und Drehbuch)
  • 1973: Immobilien
  • 1973: So Long, Charlie (Fernsehserie Assignment Vienna)
  • 1974: Der Kommissar – Jähes Ende einer interessanten Beziehung (Fernsehserie)
  • 1975: So oder so ist das Leben (auch Regie)
  • 1975: Die letzten Ferien
  • 1977: Der Alte – (Folge 1: Die Dienstreise)
  • 1977: Polizeiinspektion 1 – Die Reportage (Fernsehserie)
  • 1977–1979: Die Schönheitsgalerie (historische Fernsehserie)[3]
  • 1980: Derrick – Unstillbarer Hunger (Fernsehserie)
  • 1980: Endstation Freiheit
  • 1980: Und die Tuba bläst der Huber (Fernsehserie)[4]
  • 1982: Familien-Bande (Fernsehserie)
  • 1984: Die Stadtschreiber – Der Muffl oder Frühere Verhältnisse (Fernsehserie, auch Regie)
  • 1995: Unsere Schule ist die Beste – Ein schwerer Weg (Fernsehserie)

Auszeichnungen Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Wilhelm Deutschmann (Red.), Veit Relin (Ill.): Veit Relin. Was er treibt, tut er aus Liebe. Rohrfedertuschbegegnungen einer aufregenden Zeitspanne. Zeichnungen, Aquarelle, Ölbilder, Objekte. Briefe von historischem Wert. Unangenehme Wahrheitsbeweise eines Emigrierten. 21. November 1991 bis 5. Jänner 1992. Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien, Band 154. Eigenverlag der Museen der Stadt Wien, Wien 1991, OBV.
  • Ödön von Horváth, Veit Relin (Hrsg.), Estella Schmid: Don Juan kommt aus dem Krieg. Schauspiel in 24 Bildern. Programmheft 2/64–65. Atelier Theater am Naschmarkt, Wien 1964, OBV.
  • Hermann J. Huber: Langen Müller’s Schauspielerlexikon der Gegenwart. Deutschland. Österreich. Schweiz. Albert Langen • Georg Müller Verlag GmbH, München • Wien 1986, ISBN 3-7844-2058-3, S. 817.
  • Ernst Kamnitzer, Veit Relin (Hrsg.): Die Nadel. Lustspiel in drei Akten. (Nach Plänen von Carl Sternheim). Programmheft 2/66. Atelier Theater am Naschmarkt, Wien 1966, OBV.
  • Eva-Maria Magel: Genialisch war sie ja sowieso. Wilde Jahre: Das Künstlerpaar Maria Schell und Veit Relin. In: Maja Keppler: Maria Schell. Deutsches Filmmuseum, Frankfurt am Main 2006, OBV, S. 124 ff.
  • Veit Relin: Masai mara, Kenya. Veit Relin porträtiert wilde Tiere in Afrika. Reim, Hamburg 1991, ISBN 3-87950-118-1.
  • Veit Relin (Ill.): Europäische Streichquartette. (Gezeichnet auf Schloss Schwanberg). Nummerierte Auflage. Relin, Sommerhausen 1993, ISBN 3-929998-00-9.
  • Erich Schneider, Veit Relin (Ill.), Lothar Schmidt-Mühlisch: Veit Relin, Akte. Das Japanpapier frisst sinnlich meine Tusche. (Berufsgenossenschaft der Chemischen Industrie (…), Hauptverwaltung, Heidelberg, Haus Maikammer, 24. April bis 27. Juli 2005. Städtische Sammlungen Schweinfurt, Galerie Alte Reichsvogtei, 19. Mai bis 10. September 2006). Vertretung des Freistaates Bayern beim Bund, September/Oktober 2006. Schweinfurter Museumsschriften, Band 129. Städtische Sammlungen, Schweinfurt 2005, ISBN 3-936042-12-8.
  • C. Bernd Sucher (Hrsg.): Theaterlexikon. Autoren, Regisseure, Schauspieler, Dramaturgen, Bühnenbildner, Kritiker. Von Christine Dössel und Marietta Piekenbrock unter Mitwirkung von Jean-Claude Kuner und C. Bernd Sucher. 2. Auflage. Deutscher Taschenbuch-Verlag, München 1999, ISBN 3-423-03322-3, S. 570.

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Veit Relin gestorben (Memento des Originals vom 26. Januar 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.mainpost.de. In: mainpost.de, abgerufen am 24. Januar 2013;
    Linzer Schauspieler Veit Relin 86-jährig gestorben. In: nachrichten.at, abgerufen am 24. Januar 2013.
  2. Ralph Heringlehner: Sommerhausen. Zum Tod von Veit Relin: Der vielseitig Begabte. In: mainpost.de, 25. Januar 2013, abgerufen am 3. Oktober 2013;
    Thomas Fritz, Claudia Schuhmann: Sommerhausen. Veit Relin im Paradies der Künstler. In: mainpost.de, 1. Februar 2013, abgerufen am 3. Oktober 2013.
  3. Die Schönheitsgalerie bei fernsehserien.de.
  4. Dieter Schnabel: Zuweilen muss einer da sein, der gedenkt. Blätter der Erinnerung an Komponisten, Schriftsteller und Theaterleute. Dieter Schnabel, Ditzingen 2003, ISBN 3-8330-0015-5, S. 156 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  5. Eva-Maria Kess: Hochzeit mit Sommerhausen. In: mainpost.de, 17. Dezember 2006, abgerufen am 28. November 2019.