Vallendar

Gemeinde in Deutschland

Die Stadt Vallendar ['fa.lɛn.ˌdaːɐ̯] ist ein Mittelzentrum im Landkreis Mayen-Koblenz in Rheinland-Pfalz. Sie ist Verwaltungssitz der Verbandsgemeinde Vallendar, der sie auch angehört.

Wappen Deutschlandkarte
Vallendar
Deutschlandkarte, Position der Stadt Vallendar hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 50° 24′ N, 7° 37′ OKoordinaten: 50° 24′ N, 7° 37′ O
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Landkreis: Mayen-Koblenz
Verbandsgemeinde: Vallendar
Höhe: 99 m ü. NHN
Fläche: 13,22 km2
Einwohner: 9151 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 692 Einwohner je km2
Postleitzahl: 56179
Vorwahl: 0261
Kfz-Kennzeichen: MYK, MY
Gemeindeschlüssel: 07 1 37 226
Adresse der Verbandsverwaltung: Rathausplatz 13
56179 Vallendar
Website: www.vallendar-rhein.de
Stadtbürgermeister: Wolfgang Heitmann (SPD)
Lage der Stadt Vallendar im Landkreis Mayen-Koblenz
Karte
Stadt Vallendar

Geographie Bearbeiten

Geographische Lage Bearbeiten

Die Siedlungsfläche der Stadt Vallendar breitet sich am rechten Ufer des Mittelrheins gegenüber der bewohnten Rheininsel Niederwerth aus, dort, wo mehrere Bachtäler des Westerwaldes auf das Rheintal stoßen. Die Stadt liegt 5,7 km nördlich von Koblenz und 12,3 km südlich von Neuwied im Neuwieder Becken, einem Teil des Mittelrheinischen Beckens. Im Osten steigen die Höhen des Westerwaldes auf, jenseits des Rheins im Westen die Höhen der Eifel.

Gemeindegliederung Bearbeiten

Zu Vallendar gehören die Gemeindeteile (Wohnplätze) Aumühle, Bembermühle, Berg Schönstatt, Haus Schönfels, Kaiser-Friedrich-Höhe, Landhaus Hahn, Mallendar, Hof Mallendarerberg, Tannenhof und Wandhof.[2]

Geschichte Bearbeiten

Die Lage in den Bachtälern ist der Ursprung des Namens, wobei die Silben „val“ und „ndar“ zu unterscheiden sind. Beide Silben besitzen indogermanische Wurzeln: „val“ bedeutet „fließend“, während „ndar“ auf „sumpfiges Gelände“ hinweist. Vallendar wird erstmals um 830/840 als Besitz der Erzbischöfe von Trier erwähnt, es wird jedoch angenommen, dass es keltischen Ursprungs und damit weitaus älter ist (700–600 v. Chr.).

 
Die Marienburg

Die Trierer Kurfürsten ließen ihren Besitz durch Vögte verwalten, die jedoch den Besitz immer mehr dem Zugriff der Kurfürsten entziehen konnten. So sind schließlich seit 1232 die Grafen von Sayn Landesherren und erbauen 1240 am Nordausgang von Vallendar eine Burg, auf deren Grundmauern heute das „Haus d’Ester“, die so genannte „Marienburg“ steht. Zusätzlich erhielt Vallendar zu dieser Zeit Stadtmauern. 1143 kam es zur Gründung des Schönstätter Klosters der Augustinerinnen, das 1567 wieder aufgelöst wurde.

1363 verpfändete Graf Salentin zu Sayn-Wittgenstein die Herrschaft an Kurtrier. Seit dem 14. Jahrhundert war somit der Erzbischof von Trier Mitinhaber der Herrschaft Vallendar. 1681 bzw. 1767 (endgültig) wurde Trier alleiniger Landesherr. Auf diese Territorialgeschichte verweist das Stadtwappen mit dem sayn’schen Löwen und dem kurtrierischen roten Kreuz.

1577 verkaufen Gerhard von Sayn, kurtrierischer Schultheiß zu Vallendar, und seine Ehefrau Walburga der Deutschordenskommende in Koblenz einen Hof auf dem Mallendarer Berg.[3]

1803 gelangte der Ort an das Fürstentum Nassau-Weilburg, 1815 schließlich an das Königreich Preußen. Im 19. Jahrhundert entwickelte sich eine reiche Gewerbetätigkeit, die ein Grund dafür war, dass Vallendar am 2. November 1856 von König Friedrich Wilhelm IV. die Stadtrechte erhielt. Nach dem Ersten Weltkrieg war die Stadt 1919 Ziel einer Militäraktion der 23. US-Infanterie.[4] Seit 1932 war Vallendar anerkannter Luft- und Kneippkurort. 1939 wurde die Gemeinde Mallendar eingemeindet. Ab 1954 bis in die 1970er Jahre entstanden zahlreiche neue Baugebiete. 1958 wurde die Brücke zwischen Vallendar und der Rheininsel Niederwerth eingeweiht. 1973 wurde das ortsbildprägende Hochhaus „Humboldthöhe“ fertiggestellt.

 
Vallendar, Luftaufnahme (2016)

Heute wird das Bild Vallendars stark vom international bekannten Wallfahrtsort im Bezirk Schönstatt geprägt, wo sich die von Josef Kentenich 1914 in einem kleinen verfallenen Marienkapellchen gegründete Schönstatt-Bewegung mittlerweile zu einer regelrechten Wallfahrts-Stadt entwickelt hat. Das Gründungskapellchen gilt als berühmter Wallfahrtsort und ist mittlerweile von zahlreichen Bildungshäusern, Schwesternhäusern, weiteren Kapellchen und der großen Anbetungskirche umgeben.

Einwohnerstatistik Bearbeiten

Die Entwicklung der Einwohnerzahl von Vallendar bezogen auf das heutige Stadtgebiet, die Werte von 1871 bis 1987 beruhen auf Volkszählungen:[5]

Jahr Einwohner
1815 2.544
1835 3.310
1871 3.864
1905 4.778
1939 5.647
1950 6.808
Jahr Einwohner
1961 6.867
1970 7.322
1987 9.490
1997 9.371
2005 8.763
2022 9.151[1]
 
Einwohnerentwicklung von Vallendar von 1815 bis 2017 nach nebenstehender Tabelle

Konfessionsstatistik Bearbeiten

Mit Stand 31. Dezember 2005 waren von den Einwohnern 60,7 % römisch-katholisch, 20,0 % evangelisch und 19,3 % waren konfessionslos oder gehörten einer anderen Glaubensgemeinschaft an.[6] Die Zahl der Protestanten und Katholiken ist seitdem gesunken. Mit Stand 31. Dezember 2023 waren von den Einwohnern 39,5 % katholisch, 14,9 % evangelisch und 45,6 % waren konfessionslos oder gehörten einer anderen Glaubensgemeinschaft an.[7]

Politik Bearbeiten

Stadtrat Bearbeiten

Stadtratswahl 2019 Vallendar
Beteiligung: 64,3 % (+3,9 %)
 %
40
30
20
10
0
34,5
28,0
16,8
13,0
7,7
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 2014
 %p
 12
 10
   8
   6
   4
   2
   0
  -2
  -4
  -6
  -8
-10
-12
-14
-16
−15,0
−5,1
+10,5
+5,6
+3,9

Der Stadtrat in Vallendar besteht aus 24 Ratsmitgliedern, die bei der Kommunalwahl am 26. Mai 2019 in einer personalisierten Verhältniswahl gewählt wurden, und dem ehrenamtlichen Stadtbürgermeister als Vorsitzendem.

Die Sitzverteilung im Stadtrat:

Wahl SPD CDU GRÜNE FDP ULV Gesamt
2019[8] 7 8 4 2 3 24 Sitze
2014[9] 8 12 1 1 2 24 Sitze
2009 8 13 2 1 24 Sitze
2004 7 15 2 24 Sitze
  • ULV = Unabhängige Liste Vallendar e. V.

Bürgermeister Bearbeiten

Stadtbürgermeister von Vallendar ist Wolfgang Heitmann (SPD). Bei einer Stichwahl am 16. Juni 2019 setzte er sich mit einem Stimmenanteil von 62,13 % gegen seit 2014 amtierenden[10] Gerd Jung (CDU) durch, nachdem bei der Direktwahl am 26. Mai 2019 keiner der ursprünglich drei Bewerber die notwendige Mehrheit erreicht hatte.[11] Die Amtseinführung Heitmanns fand im Rahmen einer Stadtratssitzung am 25. Juni 2019 statt.[12]

Unterstützt wird der Stadtbürgermeister von drei ehrenamtlichen Beigeordneten, die vom Stadtrat gewählt werden.

Wappen Bearbeiten

 
Wappen von Vallendar
Blasonierung: „Gespalten von Rot und Silber, vorne ein blaugezungter, hersehender, steigender, goldener Löwe, hinten ein durchgehendes rotes Balkenkreuz.“
Wappenbegründung: Der goldene Löwe ist der saynsche Löwe, das rote Kreuz das Trierer Kreuz (Kurtrier); beide Symbole weisen auf die ehemaligen Territorialherrschaften hin.

Als Stadtwappen oft mit silberner, Zinnenmauerkrone mit drei wachsenden silbernen Zinnentürmen und silbernem, geschlossenem, mittigem Portal auf dem oberen Schildrand dargestellt. Genehmigt vom König von Preußen, Kaiser Wilhelm II., 1909.

Städtepartnerschaften Bearbeiten

  • Seit dem 4. Juli 1977 pflegt Vallendar eine Städtepartnerschaft mit der französischen Gemeinde Cercy-la-Tour (Burgund). Der Verein „Freundschaftskreis Vallendar – Cercy-la-Tour“ organisiert die jährlichen Freundschaftstage, die abwechselnd in Vallendar und in Cercy-la-Tour stattfinden.[13]

Wirtschaft und Infrastruktur Bearbeiten

 
Straßenkarte Raum Koblenz
 
Karte der Bahnanlagen im Großraum Koblenz

Unternehmen Bearbeiten

  • CPS-Datensysteme GmbH ist ein Domain-Registrar.
  • Schneider + Partner ist ein Organisationsberatungsunternehmen.
  • Vredestein hat hier seine Deutschland-Zentrale.[14]

Bildung Bearbeiten

Verkehr Bearbeiten

Vallendar liegt an der B 42 und an der A 48, deren Ausfahrt Bendorf/Neuwied/Vallendar über die B 42 in den Ortskern führt.

Vallendar besitzt einen Bahnhof an der rechten Rheinstrecke. Hier verkehren die Züge der RB 27 zwischen Mönchengladbach und Koblenz täglich im Stundentakt.

Linie Verlauf Takt
RB 27 Rhein-Erft-Bahn:
Mönchengladbach Hbf – Rheydt Hbf – Rheydt-Odenkirchen – Hochneukirch – Jüchen – Grevenbroich – Rommerskirchen – Stommeln – Pulheim – Köln-Ehrenfeld – Köln Hbf – Köln Messe/Deutz – Köln/Bonn Flughafen – Troisdorf – Friedrich-Wilhelms-Hütte – Menden (Rheinl) – Bonn-Beuel – Bonn-Oberkassel – Niederdollendorf – Königswinter – Rhöndorf – Bad Honnef (Rhein) – Unkel – Erpel (Rhein) – Linz (Rhein) – Leubsdorf (Rhein) – Bad Hönningen – Rheinbrohl – Leutesdorf (Rhein) – Neuwied – Engers – Vallendar – Koblenz-Ehrenbreitstein – Koblenz Hbf
Stand: Fahrplanwechsel Dezember 2023
60 min

Verschiedene Buslinien des Verkehrsverbund Rhein-Mosel (VRM) verbinden Vallendar mit seinen Stadtteilen, sowie dem Westerwald, Höhr-Grenzhausen, Bendorf, Weitersburg, Urbar (bei Koblenz), Niederwerth, Koblenz und mit einigen Koblenzer Stadtteilen.

Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

  • Katholische Pfarrkirche St. Marzellinus und St. Petrus (1837–1841 von dem Koblenzer Architekten Johann Claudius von Lassaulx errichtet)
  • Evangelische Lukas-Kirche, 1884–1885 von dem Wiesbadener Architekten Friedrich Lang, typischer evangelischer Kirchenbau des 19. Jahrhunderts nach den Baurichtlinien des sog. Eisenacher Regulativs
  • Ehemaliges St.-Josef-Krankenhaus, 1856–1859 von dem Kölner Architekten Vincenz Statz
  • Wiltberger Hof, 1695–1698 für Freiherr Emmerich Ernst von Wiltberg errichtet
  • Ehemalige Schule (heute Rathaus) in der Eulerstraße, 1844–1845 von dem Koblenzer Landbauinspektor Ferdinand Nebel
  • Haus d’Ester, sog. Marienburg (ehemaliger Sitz der Lederfabrikantenfamilie d’Ester, 1773 von Nikolaus Lauxen) mit stuckiertem Balkonzimmer; heute Sitz der WHU – Otto Beisheim School of Management
 
Kaiser-Friedrich-Turm in Vallendar

Siehe auch:

Sport Bearbeiten

Vallendar ist Heimat des 1878 gegründeten TV Vallendar, der neben Turnen Gesundheitssport, Basketball und Volleyball anbietet. Zahlreiche Deutsche Meister sind aus dem Turnverein Vallendar hervorgegangen. Außerdem gibt es seit 2010 den HV Vallendar, der in der Handball-Oberliga spielt und zuvor die Handballabteilung des TVV ausmachte. Der in Vallendar ansässige 1. SC Mayen-Koblenz spielt seit 2016 in der 1. Snooker-Bundesliga.[15]

Im Bereich Fußball existiert der SC Grün-Weiss Vallendar, der 1908 gegründete wurde. Die Seniorenabteilung besteht aus drei Mannschaften. Die 1. Seniorenmannschaft spielt in der Kreisklasse A in Kreis Koblenz, die 2. Seniorenmannschaft in der Kreisklasse D Kreis Koblenz und die „Alten Herren“ nehmen nur sporadisch an Freundschaftsspielen teil.[16]

Trivia Bearbeiten

Ein Ort namens „Vallendar“ ist ein Schauplatz im Computerspiel Call of Duty 2. Dieser fiktive Ort liegt am Rhein. Aufgabe des Spielers ist es, zurückweichende deutsche Soldaten im Zweiten Weltkrieg zu besiegen. Außer der Lage an einem Fluss hat die dargestellte Stadt keinerlei Ähnlichkeiten mit dem realen Ort.

Persönlichkeiten Bearbeiten

Folgende Personen wurden in Vallendar geboren:

Folgende Personen wirkten bzw. wirken in Vallendar:

Weblinks Bearbeiten

Commons: Vallendar – Sammlung von Bildern
Wikivoyage: Vallendar – Reiseführer

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz – Bevölkerungsstand 2022, Kreise, Gemeinden, Verbandsgemeinden (Hilfe dazu).
  2. Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz (Hrsg.): Amtliches Verzeichnis der Gemeinden und Gemeindeteile. Stand: Februar 2022. S. 41 (PDF; 3,3 MB).
  3. Urkunde: Best. 55 A 2, Deutscher Orden, Ballei Koblenz 198. In: Monasterium.net. ICARUS – International Centre for Archival Research, abgerufen am 28. Januar 2024.
  4. The Twenty Third United States Infantry, 1812–1945. lonesentry.com, 2006, abgerufen am 30. April 2009 (englisch).
  5. Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz: Mein Dorf, meine Stadt. Abgerufen am 8. März 2022.
  6. Gemeindestatistik – Vallendar
  7. Gemeindestatistik Vallendar, abgerufen am 24. Januar 2024
  8. Der Landeswahlleiter Rheinland-Pfalz: Kommunalwahl 2019, Stadt- und Gemeinderatswahlen.
  9. Der Landeswahlleiter Rheinland-Pfalz: Kommunalwahl 2014, Stadt- und Gemeinderatswahlen.
  10. Gerd Jung soll Bürgermeister werden, blick-aktuell.de
  11. Wolfgang Heitmann ist neuer Stadtbürgermeister. In: Blick aktuell. 18. Juni 2019, abgerufen am 10. November 2019.
  12. Tagesordnung der Stadtratssitzung vom 25. Juni 2019 (Memento vom 21. Oktober 2021 im Internet Archive)
  13. Freundschaftskreis Vallendar – Cercy-la-Tour
  14. https://www.vredestein.de/impressum/. Abgerufen am 16. Februar 2024 (deutsch).
  15. Torsten Nenner: Snookern im Schatten der Fernseh-Erfolge. In: swr.de. SWR, 28. April 2016, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 29. August 2016; abgerufen am 29. August 2016.
  16. Website des SC Vallendar, abgerufen am 21. September 2018.