Valeraldehyd

chemische Verbindung, Aldehyd, chemisches Zwischenprodukt, Duftstoff

Valeraldehyd (nach IUPAC-Nomenklatur: Pentanal, seltener auch als Amylaldehyd bezeichnet) ist eine organisch-chemische Verbindung aus der Stoffgruppe der Aldehyde. Mit seinen isomeren Verbindungen Isovaleraldehyd, 2-Methylbutyraldehyd und Pivalaldehyd bildet er die Stoffgruppe der Pentanale.

Strukturformel
Strukturformel von Valeraldehyd
Allgemeines
Name Valeraldehyd
Andere Namen
  • Pentanal (IUPAC)
  • n-Pentanal
  • Amylaldehyd
  • VALERALDEHYDE (INCI)[1]
Summenformel C5H10O
Kurzbeschreibung

farblose Flüssigkeit mit stechendem Geruch[2]

Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 110-62-3
EG-Nummer 203-784-4
ECHA-InfoCard 100.003.442
PubChem 8063
ChemSpider 7772
DrugBank DB01919
Wikidata Q420652
Eigenschaften
Molare Masse 86,13 g·mol−1
Aggregatzustand

flüssig[2]

Dichte

0,81 g·cm−3 (20 °C)[2]

Schmelzpunkt

−92 °C[2]

Siedepunkt

103 °C[2]

Dampfdruck

36 hPa (20 °C)[2]

Löslichkeit

schlecht löslich in Wasser (14 g·l−1 bei 20 °C)[2]

Brechungsindex

1,3944 (20 °C)[3]

Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung[2]
Gefahrensymbol Gefahrensymbol

Gefahr

H- und P-Sätze H: 225​‐​332​‐​317​‐​319​‐​335
P: 210​‐​233​‐​280​‐​303+361+353​‐​304+340+312​‐​305+351+338[2]
MAK

Schweiz: 50 ml·m−3 bzw. 175 mg·m−3[4]

Toxikologische Daten

4580 mg·kg−1 (LD50Ratteoral)[2]

Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen. Brechungsindex: Na-D-Linie, 20 °C

Vorkommen Bearbeiten

 
Sojabohnen enthalten natürlicherweise Pentanal

Natürlich kommt Pentanal in Färberdisteln,[5] Sojabohnen,[5] Echtem Lorbeer,[5] Luzerne,[5] Arabischem Bergkraut,[5] Reis (Oryza sativavor),[5] Schwarzen Johannisbeeren,[5] Rosa damascena,[5] Sesam[5] und Kartoffeln[6] vor.

Gewinnung und Darstellung Bearbeiten

Valeraldehyd wird großtechnisch durch Hydroformylierung von But-1-en bei Temperaturen von 70 – 150 °C und Drücken von 10 – 200 bar hergestellt. Als Katalysatorsysteme werden meist Rhodium-Bisphosphitkomplexe mit sterisch gehinderten organischen sekundären Aminen, die eine Selektivität für n-Pentanal von mindestens 90 % aufweisen, verwendet. Die komplette Reaktion läuft dabei in Blasensäulen- oder Rührkesselreaktoren ab. Als Ausgangsmaterial können auch C4-Gemische wie das beim Steamcracken anfallende sogenannte Raffinat II verwendet werden.[7][8]

 
Hydroformylierung von But-1-en zu Valeraldehyd

Eigenschaften Bearbeiten

Valeraldehyd bildet leicht entzündliche Dampf-Luft-Gemische. Die Verbindung hat einen Flammpunkt von 6 °C.[2] Die untere Explosionsgrenze (UEG) liegt bei 1,1 Vol.‑% (50 g·m−3).[2][9] Die Zündtemperatur beträgt 205 °C.[2][9] Der Stoff fällt somit in die Temperaturklasse T3.

Verwendung Bearbeiten

Valeraldehyd wird in verschiedenen Aromen (z. B. Früchtearomen) sowie als Vulkanisationsbeschleuniger verwendet. Aus Valeraldehyd erhält man durch Aldolkondensation 2-Propyl-2-heptenal, das zum gesättigten verzweigten Alkohol 2-Propylheptanol (2-PH) hydriert wird. Dieses dient als Edukt für den PVC-Weichmacher Di-2-propylheptyl-phthalat und nach Ethoxylierung mit 5 bzw. 7 EO-Einheiten für nichtionische APEO (alkylphenolethoxylat)-freie Detergentien.

Sicherheitshinweise Bearbeiten

Die Dämpfe reizen die Augen, die Atemwege und die Haut. Zu lange Exposition kann zu Lungenödemen führen. Mit Aminen, Ammoniak, alkalischen Stoffen erfolgt eine Polymerisation.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Eintrag zu VALERALDEHYDE in der CosIng-Datenbank der EU-Kommission, abgerufen am 6. Mai 2020.
  2. a b c d e f g h i j k l m Eintrag zu Valeraldehyd in der GESTIS-Stoffdatenbank des IFA, abgerufen am 3. Januar 2023. (JavaScript erforderlich)
  3. David R. Lide (Hrsg.): CRC Handbook of Chemistry and Physics. 90. Auflage. (Internet-Version: 2010), CRC Press / Taylor and Francis, Boca Raton FL, Physical Constants of Organic Compounds, S. 3-414.
  4. Schweizerische Unfallversicherungsanstalt (Suva): Grenzwerte – Aktuelle MAK- und BAT-Werte (Suche nach 110-62-3 bzw. Valerianaldehyd), abgerufen am 30. September 2019.
  5. a b c d e f g h i PENTANAL (engl., PDF) In: Dr. Duke's Phytochemical and Ethnobotanical Database, Hrsg. U.S. Department of Agriculture, abgerufen am 25. Juli 2023.
  6. N-PENTANAL (engl., PDF) In: Dr. Duke's Phytochemical and Ethnobotanical Database, Hrsg. U.S. Department of Agriculture, abgerufen am 25. Juli 2023.
  7. Patentanmeldung WO2009146985A1: Verfahren zur Herstellung von C5-Aldehydgemischen mit hohem N-Pentanalanteil. Angemeldet am 28. April 2009, veröffentlicht am 10. Dezember 2009, Anmelder: Evonik Oxeno GmbH, Erfinder: Hans-Gerd Lüken et al.
  8. Patent EP2802550B1: Langzeitstabiles Verfahren zur Herstellung von C5-Aldehyden. Angemeldet am 27. September 2013, veröffentlicht am 13. Januar 2016, Anmelder: Evonik Degussa GmbH, Erfinder: Dirk Fridag, Robert Franke, Dieter Hess, Markus Schwarz, Katrin Marie Dyballa, Hans-Gerd Lueken, Bart Hamers, Uwe Ernst.
  9. a b E. Brandes, W. Möller: Sicherheitstechnische Kenngrößen – Band 1: Brennbare Flüssigkeiten und Gase, Wirtschaftsverlag NW – Verlag für neue Wissenschaft GmbH, Bremerhaven 2003.