Vagina dentata

Motiv der bezahnten Vagina, besonders in Volkserzählungen und Mythen

Vagina dentata ist lateinisch für „bezahnte Vagina“. Der Mythos der Vagina dentata wurde in der westlichen Welt hauptsächlich durch Sigmund Freud bekannt gemacht. Nach seiner Meinung passte der Mythos gut mit seinen Theorien der Kastrationsangst zusammen.

Entstehung des Mythos Bearbeiten

Freud gab dem Phänomen diesen Namen. Angeregt wurde er dazu durch zahlreiche Legenden über Frauen mit bezahnten oder anderweitig mit Waffen besetzten Vaginen, die sie angeblich in die Lage versetzten, ihre Sexualpartner zu ermorden oder zu kastrieren. Dieses Motiv findet sich in verschiedenen asiatischen Mythen (insbesondere in Südostasien) wieder, wo verschiedene Formen von Penisangst (z. B. Koro) beheimatet sind.

Die feministische Autorin Barbara Walker nimmt an, dass dieser Mythos sich im Europa des Mittelalters zu dem Bild des gigantischen Mundes als Eingang zur Hölle entwickelte. Diese warnende Sage wurde oft erzählt, um vor den Gefahren des sexuellen Kontaktes mit fremden Frauen zu warnen.

Die Kulturhistorikerin Camille Paglia schreibt den Mythos den nordamerikanischen Ureinwohnern zu. Sie sieht ihn als „schaurig direktes Sinnbild weiblicher Macht und männlicher Angst“ vor „physischer und geistiger Kastration“ beim Geschlechtsakt, einem Vorgang des „Gefressen“-werdens, bei dem das Männliche mit „weniger aus der Vagina heraus“ komme, als es beim Eintritt hatte.[1]

Der Maler und Bildhauer Volker Bartsch, der mehrmals den Mythos darstellte, nennt als eine seiner Quellen den griechischen Dichter Hesiod, dem zufolge im Schoß der göttlichen Urmutter Gaia die scharfe metallene Sichel gebildet worden sei, mit der ihr Sohn Kronos später seinen Vater Uranos entmannt habe.[2]

Aus gynäkologischer Sicht gibt es keine wissenschaftliche Dokumentation einer vagina dentata. Jedoch könnte die Bildung von nebeneinander liegenden Zysten im Vaginalbereich ein Ursprung dieses Mythos sein.

Vagina dentata in der Populärkultur Bearbeiten

In Neal Stephensons Roman Snow Crash trägt die Figur Y.T. eine Dentata zum Schutz gegen Vergewaltigungen. Im Jahre 2003 wurde der Mythos im Trash-Horror-Film Penetration Angst verarbeitet, der von einer Frau handelt, deren Vagina die den Beischlaf ausübenden Männer verspeist.

Im Film Teeth – Wer zuletzt beißt, beißt am besten von 2007 entdeckt eine Schülerin, dass sie eine Vagina Dentata hat.

Der deutsche Rapper Schwartz brachte im Jahr 2012 das Album Hurensohn Holocaust Chroniken 2 heraus, in dem sich der Titel Vagina Dentata mit dem Mythos befasst.

Die Formation Grausame Töchter benannte ihr 2016 erschienenes Album und einen enthaltenen Titel mit Vagina dentata. Hier werden die Texte größtenteils dem Bereich BDSM angelehnt.

Im Roman Vagina dentata von Luci van Org wird Sexismus anhand einer Umkehrung der Machtverhältnisse behandelt. Hier weisen alle Frauen weltweit plötzlich ein Gebiss am Vaginaleingang auf.

In der gesellschaftskritischen Animationsserie South Park von Trey Parker und Matt Stone wird in Staffel 6, Folge 8 behauptet, die katholische Kirche müsse die Vergewaltigung kleiner Jungen zulassen, da die Frauen der ebenfalls gläubigen Aliens namens Gelgameks alle Vaginae dentata hätten.[3]

Siehe auch Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Camille Paglia: Sexualität und Gewalt oder: Natur und Kunst. Entnommen aus Die Masken der Sexualität. DTV, München 1992, S. 43–44.
  2. Volker Bartsch: Mythos Vagina dentata. volker-bartsch.de, abgerufen am 23. März 2017.
  3. Trey Parker, Matt Stone: Season 6 E 8 - Red Hot Catholic Love. In: southpark.de. South Park Digital Studios LLC, 3. Juli 2002, abgerufen am 10. Januar 2024 (englisch, deutsch).