Universität Bielefeld

Universität in Deutschland

Die Universität Bielefeld ist eine 1969 gegründete deutsche Campus-Universität in Nordrhein-Westfalen und die größte Forschungseinrichtung in der Region Ostwestfalen-Lippe. Sie ist außerdem die nördlichste Universität Nordrhein-Westfalens. Laut internationalem Times-Higher-Education-Ranking 2021 belegt die Bielefelder Universität den 158. Rang der weltbesten Universitäten.[3]

Universität Bielefeld
Gründung 1969
Trägerschaft Land Nordrhein-Westfalen (staatlich)
Ort Bielefeld
Bundesland Nordrhein-Westfalen Nordrhein-Westfalen
Land Deutschland Deutschland
Rektor Angelika Epple[1]
Studierende 24.453 (WS 2022/2023)[2]
Mitarbeiter 3.213 (2022)[2]
davon Professoren
304 (2022)[2]
Jahresetat 383 Mio. € (2021)[2]
Drittmittel: 55 Mio. €
Website www.uni-bielefeld.de
Luftaufnahme der Universität Bielefeld von Juni 2022
Luftaufnahme der Universität Bielefeld von Juni 2022

Überblick Bearbeiten

Die Universität Bielefeld ist mit knapp 25.000 Studierenden (im Wintersemester 2022/23) die größte der sechs Bielefelder Hochschulen. Unter den staatlichen Universitäten in Westfalen liegt sie in Bezug auf Mittel der Deutschen Forschungsgemeinschaft pro Professor auf dem zweiten Platz. Im internationalen THE-Ranking belegte die Universität Bielefeld 2019 den 166. Platz von 1400 Universitäten weltweit.[4] Außerdem war sie unter den Top 20 der jungen Universitäten weltweit.[5] Im Uni-Ranking des Magazins Focus vom September 2005 belegte die Universität Bielefeld den 10. von insgesamt 86 Plätzen. In den Fachbereichen Erziehungswissenschaft und Soziologie belegte sie den ersten Platz.

Da die Universität eine der wenigen Hochschulen ist, die fast alle Fakultäten unter einem Dach vereint, gilt sie als die „Universität der kurzen Wege“.

Panorama der Nordseite der Universität Bielefeld mit Übergangsbrücke zur Stadtbahn

Geschichte Bearbeiten

 
Die Universität Bielefeld liegt am Hang des Teutoburger Waldes.

Der Gründungsausschuss für eine Universität im ostwestfälischen Raum wurde Ende 1965 eingesetzt. Die Universität wurde von dem Soziologen Helmut Schelsky konzipiert und 1969 als sogenannte „Reformuniversität“ gegründet, wobei interdisziplinäres Arbeiten ein erklärtes Ziel war. Das zeigt sich bereits in der Architektur, bei der durch die zentrale Halle alle Fakultäten miteinander auch räumlich verbunden werden. Der Lehrbetrieb begann im November 1969 mit drei Fakultäten – Mathematik, Rechtswissenschaft, Soziologie.

Für den Universitätsbetrieb standen zunächst neu errichtete Gebäude an der Kurt-Schumacher-Straße (nahe Bültmannshof) zur Verfügung, die anschließend von der Hochschule genutzt wurden. Weitere Räumlichkeiten mussten an verschiedenen Stellen im Stadtgebiet angemietet werden.

Bezüglich der endgültigen Bauplanung setzte sich in einem Bauwettbewerb im Mai 1969 und einer anschließenden Überarbeitungsphase der ausgewählten Arbeiten im Sommer 1970 der Entwurf der jungen Berliner Architektengemeinschaft Helmut Herzog, Klaus Köpke, Peter Kulka, Wolf Siepmann und Katte Töpper durch, der in den Augen der Entscheidungsträger von Universität, Stadt und Land die konzeptionellen Vorgaben (interfakultative Zusammenarbeit/Interdisziplinarität, Funktionalität, Flexibilität und Erweiterbarkeit) am besten umsetzte. Nach vier Jahren Bauzeit wurde im September 1976 mit dem letzten Bauabschnitt das Gesamtgebäude seiner Bestimmung übergeben. Es ist gekennzeichnet durch die konzentrierte Zusammenfassung aller Fakultäten und Einrichtungen in einem baulichen Kontinuum entlang einer zentralen, glasüberdachten Halle. Die zweigeschossige Halle, 1979 mit dem BDA-Preis Nordrhein-Westfalen Im Bereich „Soziale Kommunikation“ ausgezeichnet, ist Haupterschließungsweg und zentrale Kommunikationsachse, Forum und Marktplatz der Universität. Das zunächst für maximal 10.000 Studierende geplante und später von mehr als 20.000 Studierenden genutzte Hauptgebäude, das aufgrund seiner Größe, seines „ästhetischen Minimalismus“, seiner nüchternen Funktionalität und seiner geistigen Verwandtschaft zum modernen Industriebau auch immer wieder Kritik erfuhr, umbaut ca. 1,2 Mio. m³ Raum und weist auf einer überbauten Fläche von ca. 62.000 m² eine Nettonutzfläche von ca. 140.000 m² auf.

Als eine der ersten Universitäten bundesweit stellte die Universität Bielefeld ab dem Wintersemester 2002/2003 den überwiegenden Teil des Studienangebots, einschließlich der Lehrerausbildung, auf das Bachelor- und Mastersystem um. Im Rahmen einer Exzellenzinitiative erhielt die Universität Fördergelder für den Aufbau eines Exzellenzclusters zur Mensch-Maschine-Kommunikation mit dem Titel „Cognitive Interaction Technology“ und einer Graduiertenschule, der „Bielefeld Graduate School in History and Sociology“.

Noch vor einer gesetzlichen Regelung für NRW wurde ab dem 1. Mai 2007 in den Räumen der Universität ein umfassendes Rauchverbot eingeführt.

Jeweils am ersten Mittwoch der Vorlesungszeit fand bis zum Umbau des Universitätsgebäudes jedes Semester im Westend der zentralen Unihalle die größte Studentenparty der Universität mit über 10.000 Gästen statt. Sie wurde von Studenten der Fachschaften für Wirtschaftswissenschaften (Wiwi) organisiert.[6]

Anlässlich des 50-jährigen Jubiläums im Jahre 2019 wurde im Rahmen der Feierlichkeiten auch das neue Corporate Design vorgestellt. Damit einhergehend wurde auch ein neues Logo entwickelt, welches symbolhaft die Rolle der Universität Bielefeld in der modernen Forschungslandschaft zum Ausdruck bringt. Innerhalb des bereits weit fortgeschrittenen Erkenntnisstands der heutigen Gesellschaft, macht es sich die Universität Bielefeld zur Aufgabe, letzte noch unbekannte Erkenntnisse zu erforschen. Die fehlende Ecke eines schwarzen Quadrats steht sinnbildlich für diese Auffassung.[7]

Chilenisches Wandgemälde Bearbeiten

Nach dem blutigen Militärputsch Augusto Pinochets in Chile gegen die demokratisch gewählte Volksfrontregierung Salvador Allendes vom 11. September 1973 fanden unter dem Schlagwort „Solidarität mit dem chilenischen Volk“ Diskussionsveranstaltungen, Konzerte und andere Solidaritätsbekundungen in der Universität Bielefeld statt. Die als Informationswand vorgesehene Stirnwand des Audimax in der Universitätshalle des gerade fertiggestellten Hauptgebäudes wurde in 14 Stunden konspirativ mit dem monumentalen Bild in der Tradition des lateinamerikanischen Muralismo versehen. Vorbereitet hatte die Aktion der Bielefelder AStA. Die wandbreite Unterschrift des Murals lautet: „11. September 1973. Faschistischer Putsch: Leid, Kampf, Terror ~ Das Volk kämpft: Widerstand, Kampf, Es bildet sich die Antifaschistische Front, Die Arbeiterklasse: Motor dieser Einheit ~ Die Zukunft wird unser sein: Chile wird siegen!“

Allgemein wurde das Mehr an Farbe in der ansonsten tristen Halle gelobt, die Universitätsleitung aber kritisierte das unrechtmäßige Zustandekommen des Wandbilds und löste damit eine kontroverse Diskussion in den Gremien der Universität aus. Die Lösung dieses Konfliktes ist ein Beispiel für die konstruktive Kommunikationskultur der unterschiedlichen universitären Gruppen und die politische Kultur an der zum damaligen Zeitpunkt gerade erst gegründeten und fertiggestellten „Reformuniversität Bielefeld“. Einhellig vertrat der Senat der Universität die Ansicht, dass das Bild bestehen bleiben solle und damit zum Ausdruck gebracht werde, dass „an der Universität Bielefeld die stillschweigende Duldung des Faschismus keinen Platz“ habe.

Nachdem Universitätsleitung und der Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW den Erhalt des Bildes bei der nahenden Modernisierung des Universitätshauptgebäudes beschlossen hatten, veranlassten Hinweise aus der Bevölkerung die Denkmalbehörden dazu, über eine Unterdenkmalschutzstellung des Mural nachzudenken. Dabei stellte sich heraus, dass das Bielefelder Chile-Wandbild nach Kenntnisstand der Bezirksregierung das einzige Mural dieser Thematik in Deutschland ist, das sich noch an seinem ursprünglichen Entstehungsort befindet. Das Mural wurde am 3. August 2015 in die Denkmalliste der Stadt Bielefeld eingetragen.

Gesamtaufnahme des 16 m breiten und 4 m hohen Murals

Sanierung Bearbeiten

 
Gebäude X

Es fanden umfangreiche Bau- und Sanierungsmaßnahmen mit einem Investitionsvolumen von mehr als einer Milliarde Euro statt.[8] Das Gebäude X – ein Ersatzneubau für die Fachbereiche Soziologie und Geschichte mit Bibliothek und einer neuen Zentralmensa – wurde im Herbst 2013 fertiggestellt. Die Hörsäle werden seit Oktober 2013 genutzt. Die Fachbibliotheken nahmen ihren Betrieb Ende Mai 2014 auf, es folgte der Umzug der Fakultäten. Das Studentenwerk startete den Mensabetrieb am 21. Juli 2014.[9][10][11]

Der „Campus Nord“, in dem neben einem Forschungsbau „Interaktive Intelligente Systeme“ auch die Hochschule Bielefeld ansässig ist, wurde 2015 eröffnet.

 
Gebäude Z

Nach Inbetriebnahme des Gebäudes X begann im Sommer 2014 die Gesamtsanierung des Uni-Hauptgebäudes. Hierfür war zunächst ein Zeitrahmen von 13 Jahren vorgesehen, jedoch wird dieser nicht eingehalten werden können; aktuell wird mit einer Bauzeit von insgesamt 27 Jahren gerechnet. Allein der erste Bauabschnitt (von sechs Abschnitten) rund um das Auditorium Maximum und den alten Standort der Mensa wird voraussichtlich 5 Jahre länger in Anspruch nehmen als zuerst geplant. Die veranschlagten Baukosten erhöhten sich ebenfalls deutlich, von ursprünglich 658 Millionen Euro auf nun 1,17 Milliarden Euro (Stand 2019).[12]

 
Hörsaal-Gebäude Y

Erhalten bleiben soll die zentrale Halle als Kommunikationszentrum und Zugang zu Hörsälen, Bibliothek etc. Fassade und Haupteingang werden neu gestaltet, die einzelnen Gebäudeteile entkernt, Haustechnik und energetische Versorgung komplett erneuert.[13] Das Gebäude gilt derzeit als PCB-belastet, eine Gefährdung gilt allerdings als nicht gegeben, es finden regelmäßig Untersuchungen statt. Zur Verkehrserschließung der Neubauten erfolgte bereits ein Ausbau der Stadtbahnstation Wellensiek.

 
Gebäude R1

Das „Gebäude Z“ wurde 2018 offiziell eingeweiht und wird seitdem von der Fakultät für Erziehungswissenschaften genutzt. Es befindet sich auf dem Campus Süd der Universität Bielefeld. Seit Dezember 2020 ist die Erweiterung des Gebäudes fertig gestellt. Durch den Anbau wurde das Gebäude auf insgesamt 5000 Quadratmeter erweitert und es stehen nun 290 Büroräume zur Verfügung. Die Kosten der Erweiterung belaufen sich auf 12,3 Millionen Euro.[14]

 
Gebäude R2

Mit dem 2021 eingeweihten „Gebäude Y“ wurde ein neues Hörsaalgebäude als zusätzliche Lehrfläche (großer Hörsaal mit 650 Plätzen und drei Seminarräume) errichtet. Das Gebäude dient in erster Linie als Ersatz für das Audimax (bisheriger größter Hörsaal der Universität Bielefeld), da dieser aufgrund der Modernisierungsmaßnahmen (seit Anfang 2020) nicht länger zur Verfügung steht.[15]

In direkter Nachbarschaft der Gebäude Y und Z werden aktuell (Stand Herbst 2023) fünf Gebäude für die neue Medizinische Fakultät OWL errichtet, in denen unter anderem die Anatomie, Büro- und Laborflächen, sowie gastronomische Einrichtungen Platz finden werden. Zusammen mit zwei bereits bestehenden Gebäuden werden diese als „Gebäude R1 - R7“ in das Namenskonzept der Universität eingegliedert. Das aktuelle Gebäude der Verhaltensforschung soll ebenfalls umgebaut werden und der medizinischen Fakultät dann als „Gebäude R8“ zur Verfügung stehen.[16]

Fakultäten Bearbeiten

 
Hauptgebäude
 
Zentrale Halle im Hauptgebäude (2004)
 
Universität von Südwesten aus gesehen, im Vordergrund Gewächshäuser der Fakultät für Biologie.
 
Siegel der Universität Bielefeld

Fakultät für Rechtswissenschaft

Als erste Fakultät wurde am 28. Juni 1969 die Fakultät für Rechtswissenschaft gegründet.[17] Gründungsdekan war Jochen A. Frowein.

Die Fakultät für Rechtswissenschaft entwickelte und führte das Reformmodell der einstigen Juristenausbildung im Wintersemester 1973/74 ein („Bielefelder Modell“), das als wegweisend und aufgrund der Praxisorientierung sehr anerkannt war. Mit einer Änderung von § 5d DRiG wurde 1984 die zweistufige Juristenausbildung wieder verbindlich bundesweit vorgeschrieben, und die teilweise in den Ländern stark abweichenden einstufigen Reformausbildungen mussten auslaufen.

Prominente Vertreter der Fakultät waren u. a. der spätere Bundesinnenminister Werner Maihofer sowie fünf spätere Bundesverfassungsrichter: Dieter Grimm, Ernst-Wolfgang Böckenförde, Udo Steiner, der frühere Präsident des Bundesverfassungsgerichts Hans-Jürgen Papier und Gertrude Lübbe-Wolff.

Zur Durchführung ihrer Forschungsaufgaben ist die Fakultät in verschiedenen Instituten und Zentren organisiert, welche die aktuellen Forschungsschwerpunkte widerspiegeln.[18]

Fakultät für Chemie

Der Bielefelder Chemiker Achim Müller erhielt 2012 für seine Forschungen mit dem „Advanced Grants“ des Europäischen Forschungsrates einen der weltweit wichtigsten Forschungspreise für seine Arbeiten im Bereich künstlich erzeugter radförmiger Riesenmoleküle.[19]

Fakultät für Erziehungswissenschaften

An die Fakultät für Erziehungswissenschaft sind die von Hartmut von Hentig gegründeten Versuchsschulen Oberstufen-Kolleg und Laborschule angeschlossen.

Fakultät für Geschichtswissenschaft, Philosophie und Theologie

Die Geschichtswissenschaft in Bielefeld hat ebenfalls Weltruf, nicht zuletzt durch die von Hans-Ulrich Wehler und Jürgen Kocka mitbegründete „Bielefelder Schule“ der Sozialgeschichte. Ebenso ist hier Reinhart Koselleck zu nennen, der zu den bekanntesten Geschichtswissenschaftlern im Nachkriegsdeutschland gehörte.

Die philosophische Abteilung zählt mit dem Schwerpunkt Analytische Philosophie und bekannten Dozenten (wie Beckermann, von Savigny, Bittner, Carrier und Wolff) zu den bundesweit bedeutsamsten.

Fakultät für Gesundheitswissenschaften

Die 1994 gegründete erste eigenständige Fakultät für Gesundheitswissenschaften in Deutschland ist nach dem Vorbild amerikanischer „professional schools“ aufgebaut. Sie strebt eine interdisziplinäre Arbeitsweise an und legt ihre Betonung auf berufsverwertbare Grundlagenforschung. Die Bielefeld School of Public Health gehört zu den größten Forschungseinrichtungen dieses Fachgebiets in Deutschland.[20] Die Mitglieder der Fakultät sind in zahlreichen Ausschüssen und Kommissionen auf Bundeseben aktiv. Sie stellt u. a. mit Wolfgang Greiner ein Mitglied im Sachverständigenrat zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen.[21]

Angegliedert ist auch das Centre for ePublic Health Research. Die Forschungseinrichtung befasst sich mit der Entwicklung, der Erprobung und der Anwendung von Informations- und Kommunikationstechnologien in Gesundheitsförderung, Prävention und pflegerischer sowie medizinischer Versorgung.

Fakultät für Mathematik

An der mathematischen Fakultät waren mit Bernd Fischer, Friedhelm Waldhausen und Rudolf Ahlswede drei der weltweit herausragenden Vertreter ihrer Spezialdisziplinen (Gruppentheorie, Algebraische Topologie bzw. Informationstheorie) tätig. Reinhard Selten arbeitete am Institut für Mathematische Wirtschaftsforschung und hat die interdisziplinäre Ausrichtung zur Zusammenarbeit mit Biologen und Mathematikern genutzt, um seine spieltheoretischen Arbeiten voranzutreiben. Im Jahre 1994 erhielt Selten den Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften. Ebenfalls an der Fakultät für Mathematik ist der Leibnizpreisträger Thomas Zink tätig.

Fakultät für Wirtschaftswissenschaften

In der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften sind neben wirtschaftsbasierten Arbeitsgruppen auch das Zentrum für Statistik sowie die Bielefeld Graduate School of Economics and Management (BiGSEM).[22][23]

Fakultät für Soziologie

An der Universität existiert seit 1969 die bundesweit erste und bislang einzige Fakultät für Soziologie. Sie ist in der deutschen Hochschullandschaft eine einzigartige Einrichtung, denn an keiner anderen Universität verfügt das Fach Soziologie über die institutionelle Autonomie einer Fakultät. Die Bielefelder Fakultät für Soziologie stellt eine der größten wissenschaftlichen Institutionen des Faches in Europa dar.[24]

Technische Fakultät

Außerdem ist die Technische Fakultät zu nennen, welche sich zum Beispiel durch die Arbeitsgruppe „Wissensbasierte Systeme“ um Ipke Wachsmuth oder die AG Neuroinformatik um Helge Ritter, der unter anderem 2001 den Leibniz-Preis erhielt, auszeichnet. Das 2007 gegründete CoR-Lab (Cognition and Robotics) bekam nicht nur als erste universitäre Forschungseinrichtung Europas von der Firma Honda zwei ASIMO-Roboter zur Verfügung gestellt, sondern fördert auch junge Wissenschaftler mit einer Graduate School im Bereich Cognition and Robotics.

Medizinische Fakultät OWL

Die Medizinische Fakultät OWL an der Universität Bielefeld wurde als letzte Fakultät der Universität Bielefeld im Oktober 2018 errichtet.[25] Gründungsdekanin war Claudia Hornberg.

Die Fakultät hat zum Wintersemester 2021/22 den Lehrbetrieb mit 60 Studierenden im Modellstudiengang Medizin[26] aufgenommen; ab 2025 sollen jährlich 300 Studierende dort studieren können.

Im Modellstudiengang Medizin werden grundlagenwissenschaftliche und klinische Ausbildungsinhalte vom ersten Semester an miteinander vernetzt. Im frühzeitigen Kontakt mit Patientinnen und Patienten sollen den Studierenden praktische Fertigkeiten und kommunikative Skills vermittelt werden. Ein wesentlicher Schwerpunkt ist die ambulante und hausärztliche Versorgung.

Die Universität betreibt keine eigene Universitätsklinik. Sie kooperiert stattdessen mit ausgewählten Fachkliniken der drei Krankenhausträger der Region, die gemeinsam das „Universitätsklinikum OWL der Universität Bielefeld“ bilden: Evangelisches Klinikum Bethel, Klinikum Bielefeld und Klinikum Lippe.

Eingestellte Studienfächer

In den letzten Jahren wurden die Studiengänge Katholische Theologie, Romanistik, Osteuropastudien und Geographie geschlossen, um sich auf drittmittelstarke Fächer zu konzentrieren.

Liste aller Fakultäten

Es gibt 14 Fakultäten:[27]

Zentrale wissenschaftliche Einrichtungen Bearbeiten

Weitere zentrale Einrichtungen Bearbeiten

Bibliothek Bearbeiten

 
Bibliothek X

Die Universitätsbibliothek befindet sich in der kompletten 1. Etage des Uni-Hauptgebäudes (über alle Gebäudeflügel verteilt) und im Gebäude X. Sie ist mit einem Bestand von weit über 2,1 Millionen Büchern überdurchschnittlich ausgestattet.

2008 wurden in einigen Gebäudekomplexen Asbest gefunden. Nach einer Sanierung und zahlreichen Raumluftproben wurden die Bibliotheken wieder freigegeben und Beschränkungen der Öffnungszeiten aufgehoben.[35][36][37]

Zentrum für Ästhetik Bearbeiten

Seit Juli 2003 besteht das Zentrum für Ästhetik (vorher Ästhetisches Zentrum) an der Universität. Es bildet für die vielfältigen künstlerischen und kulturellen Aktivitäten der Universität einen gemeinsamen institutionellen Rahmen. Es ist zum einen ein Dienstleistungszentrum für das Management einzelner Aufgaben und Projekte, zum anderen ein Forum, in welchem das ästhetische Engagement und die kulturelle Identität der Universität konzeptuell bedacht und weiterentwickelt werden.

Sonstige zentrale Einrichtungen Bearbeiten

Die Universität besitzt noch eine Anzahl weitere kleiner zentraler Einrichtungen, diese sind unter anderem:

  • Hertz 87,9, ein eigener Radiosender, welcher rund um die Uhr sendet und in weiten Teilen des Stadtgebietes zu empfangen ist
  • ein Internationales Begegnungszentrum (IBZ), welches Unterkünfte für Gastwissenschaftler zur Verfügung stellt
  • eine Betriebskita für die Kinder der Beschäftigten der Universität

Wissenschaftliche Zeitschriften Bearbeiten

Auswahl:

Sonderforschungsbereiche Bearbeiten

An der Universität gibt und gab es mehrere von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderte Sonderforschungsbereiche (SFB) und Transregio-Programme (TRR), das heißt langfristige Forschungsprojekte, bei denen Wissenschaftler aus mehreren Arbeitsgruppen und Disziplinen zusammenarbeiten, um neue Erkenntnisse zu einem eingegrenzten Thema zu erlangen:

SFB Bearbeiten

SFB 177 Sozialgeschichte des neuzeitlichen Bürgertums (1986–1997)
Sprecher: Peter Lundgreen
Beteiligt: Fakultät für Geschichtswissenschaft und Philosophie
SFB 216 Polarisation und Korrelation in atomaren Stoßkomplexen[38] (1983–1997)
Sprecher: Wilhelm Raith
Beteiligt: Fakultät für Physik
Fakultät für Chemie
Fakultät für Physik der Universität Münster
SFB 223 Pathomechanismen zellulärer Wechselwirkungen (1985–1996)
Beteiligt: Fakultät für Biologie
Fakultät für Chemie
SFB 227 Prävention und Intervention im Kindes- und Jugendalter[39] (1986–1997)
Sprecher: Klaus Hurrelmann
Beteiligt: Fakultät für Pädagogik
SFB 343 Diskrete Strukturen in der Mathematik[40] (1989–2000)
Sprecher: Claus Michael Ringel
Beteiligt: Fakultät für Mathematik
SFB 360 Situierte künstliche Kommunikatoren[41] (1993–2005)
Sprecher: Gert Rickheit
Beteiligt: Technische Fakultät
Fakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft
SFB 549 Prozessierung und Signalwirkung extrazellulärer Makromoleküle[42][43] (1998–2003)
Sprecher: Harald Jockusch
Beteiligt: Fakultät für Biologie
Fakultät für Chemie
SFB 584 Das Politische als Kommunikationsraum in der Geschichte[44] (2001–2012)
Sprecher: Willibald Steinmetz
Beteiligt: Fakultät für Geschichtswissenschaft, Philosophie und Theologie
Fakultät für Soziologie
Fakultät für Rechtswissenschaft
Fakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft
SFB 613 Physik von Einzelmolekülprozessen und molekularer Erkennung in organischen Systemen[45] (2002–2012)
Sprecher: Dario Anselmetti
Beteiligt: Fakultät für Physik
Fakultät für Chemie
Fakultät für Biologie
SFB 673 Alignment in Communication[46] (2006–2015)
Sprecher: Ipke Wachsmuth
Beteiligt: Fakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft
Technische Fakultät
SFB 701 Spektrale Strukturen und Topologische Methoden in der Mathematik[47] (2005–2017)
Sprecher: Friedrich Götze
Beteiligt: Fakultät für Mathematik
SFB 882 Von Heterogenitäten zu Ungleichheiten[48] (2011–2016)
Sprecher: Martin Diewald
Beteiligt: Fakultät für Soziologie
SFB 1283 Taming uncertainty and profiting from randomness and low regularity in analysis, stochastics and their applications[49] (seit 2017)
Sprecher: Sebastian Herr
Beteiligt: Fakultät für Mathematik
Fakultät für Physik
Technische Fakultät
Institut für Mathematische Wirtschaftsforschung
SFB 1288 Praktiken des Vergleichens. Die Welt ordnen und verändern[50] (seit 2017)
Sprecherin: Antje Flüchter
Beteiligt: Fakultät für Geschichtswissenschaft und Philosophie
Fakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft
Fakultät für Rechtswissenschaft
Fakultät für Soziologie

Daneben ist und war die Universität seit 2006 an weiteren Sonderforschungsbereich beteiligt:

SFB 686 Modellbasierte Regelung der homogenisierten Niedertemperatur-Verbrennung[51] (2006–2015)
Federführung: Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen
Beteiligt: Fakultät für Chemie, Katharina Kohse-Höinghaus
SFB 1320 Wissenschaft der Alltagsaktivitäten – Analytische und generative Modellierung[52][53] (seit 2017)
Federführung: Universität Bremen
Beteiligt: Technische Fakultät
SFB 1342 Globale Entwicklungsdynamiken von Sozialpolitik[54][55] (seit 2018)
Federführung: Universität Bremen
Beteiligt: Fakultät für Soziologie
SFB 1450 Darstellung organspezifischer Entzündung durch multiskalige Bildgebung[56][57] (seit 2021)
Federführung: Universität Münster
Beteiligt: Fakultät für Physik
SFB 1535 Mikrobielle Netzwerke – von Organellen bis hin zu Reich-übergreifenden Lebensgemeinschaften[58][59] (seit 2023)
Federführung: Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
Beteiligt: Fakultät für Biologie

TRR Bearbeiten

TRR 211 Stark wechselwirkende Materie unter extremen Bedingungen[60][61] (seit 2017; in Kooperation mit der TU Darmstadt und Goethe-Universität Frankfurt)
Sprecher: Guy Moore (TU Darmstadt)
Beteiligt: Fakultät für Physik
TRR 212 Eine neue Synthese zur Individualisation für die Verhaltensforschung, Ökologie und Evolution: Nischenwahl, Nischenkonformität, Nischenkonstruktion (NC3)[62][63] (seit 2018; in Kooperation mit der Universität Münster)
Sprecher: Oliver Krüger (Universität Bielefeld)
Beteiligt: Fakultät für Biologie

Fakultät für Geschichtswissenschaft, Philosophie und Theologie Fakultät für Wirtschaftswissenschaften

TRR 318 Constructing Explainability[64][65] (seit 2021; in Kooperation mit der Universität Paderborn)
Sprecherin: Katharina Rohlfing (Universität Paderborn)
Beteiligt: Fakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft
Fakultät für Psychologie und Sportwissenschaft
Fakultät für Soziologie
Medizinische Fakultät
Technische Fakultät

Personen Bearbeiten

Rektoren Bearbeiten

Amtszeit Name Fachbereich/Fakultät
1969–1970 Ernst-Joachim Mestmäcker Rechtswissenschaft
1970–1992 Karl Peter Grotemeyer Mathematik
1992–1996 Helmut Skowronek Psychologie und Sportwissenschaft
1996–2001 Gert Rickheit Linguistik und Literaturwissenschaft
2001–2009 Dieter Timmermann Pädagogik
2009–2023 Gerhard Sagerer[66] Informatik
seit 2023 Angelika Epple[67] Geschichtswissenschaft

Leibniz-Preisträger Bearbeiten

Der Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preis ist der international höchstdotierte wissenschaftliche Förderpreis und wird seit 1985 jährlich von der Deutschen Forschungsgemeinschaft an in Deutschland arbeitende Wissenschaftler verliehen. Insgesamt wurden acht Wissenschaftler der Universität Bielefeld mit diesem Preis ausgezeichnet:

Jahr Name Forschungsgebiet Anmerkung
1992 Thomas Zink Mathematik gemeinsam mit
Christopher Deninger (Universität Münster)
Michael Rapoport (Universität Wuppertal)
Peter Schneider (Universität zu Köln)
1994 Adrienne Héritier, Helmut Willke Soziologie/Politikwissenschaft
1998 Ute Frevert Neuere Geschichte
2000 Gertrude Lübbe-Wolff Öffentliches Recht
2001 Helge Ritter Neuroinformatik
2007 Bernhard Jussen Mittelalterliche Geschichte
2008 Martin Carrier Wissenschaftsphilosophie

Ehrensenatoren Bearbeiten

Die Ehrensenatoren der Universität Bielefeld sind:[68]

  • 1983 Eberhard Freiherr von Medem (1913–1993), Ministerialdirigent a. D. im Kultusministerium, Mitglied des Gründungsausschusses der Universität
  • 1983 Ernst-Joachim Mestmäcker (* 1926), Rechtswissenschaftler, Mitglied des Gründungsausschusses der Universität und Gründungsrektor
  • 1983 Paul Mikat (1924–2011), Rechtswissenschaftler, Kultusminister NRW und Vorsitzender des Gründungsausschusses der Universität
  • 1983 Helmut Schelsky (1912–1984), Soziologe, „Planer“ der Universität und Mitglied des Gründungsausschusses der Universität
  • 1989 Eberhard Firnhaber (1927–2022), Mitglied des Gründungsausschusses und Kanzler der Universität[69]
  • 1989 Hartmut von Hentig (* 1925), Pädagoge und Publizist
  • 1989 Reinhart Koselleck (1923–2006), Historiker und Mitglied des Gründungsausschusses der Universität
  • 1989 Werner Maihofer (1918–2009), Rechtswissenschaftler, Politiker und Bundesminister
  • 1992 Karl Peter Grotemeyer (1927–2007), Mathematiker, Rektor der Universität
  • 1994 Dietrich Storbeck (1927–1997), Soziologe
  • 1994 Erich Christian Schröder (1925–2013), Philosoph
  • 1996 Niklas Luhmann (1927–1998), Soziologe
  • 1998 Johannes Rau (1931–2006), Wissenschaftsminister und Ministerpräsident NRW, Bundespräsident
  • 2004 Hans-Ulrich Wehler (1931–2014), Historiker
  • 2009 Franz-Xaver Kaufmann (1932–2024), Soziologe
  • 2017 Katharina Kohse-Höinghaus (* 1951), Chemikerin
  • 2020 Alfred Pühler (* 1940), Biologe

Ehrenpromotionen Bearbeiten

Ehrenpromotionen der Universität Bielefeld wurden verliehen an:[70]

Ehrenbürger Bearbeiten

Ehrenbürger der Universität Bielefeld sind:[71]

  • 1985 Ernst Graumann (1913–1991), Regierungspräsident des Regierungsbezirks Detmold und Vorsitzender der Westfälisch-Lippischen Universitätsgesellschaft
  • 1985 Herbert Hinnendahl (1914–1993), Oberbürgermeister der Stadt Bielefeld und Vorsitzender der Westfälisch-Lippischen Universitätsgesellschaft
  • 1985 Heinz-Robert Kuhn (1909–1998), Oberstadtdirektor der Stadt Bielefeld
  • 1996 Harro Heim (1919–2016), Direktor der Universitätsbibliothek Bielefeld
  • 1996 Gerd Seidensticker (1931–2017), Leiter des Unternehmens Seidensticker und Vorsitzender der Westfälisch-Lippischen Universitätsgesellschaft
  • 2000 Karen Leffers (* 1935), Mitbegründerin und Ehrenvorsitzende des Vereins zur Förderung ausländischer Studierender in Bielefeld,[72] Mitglied des Kuratoriums der Westfälisch-Lippischen Universitätsgesellschaft
  • 2000 Walter Stich (1930–2020), Regierungspräsident des Regierungsbezirks Detmold und Vorsitzender des Kuratoriums der Westfälisch-Lippischen Universitätsgesellschaft
  • 2005 Helmut Steiner (* 1928), Geschäftsführendes Vorstandsmitglied und Schatzmeister der Westfälisch-Lippischen Universitätsgesellschaft, Lehrbeauftragter und Honorarprofessor an der Universität Bielefeld
  • 2017 Ortwin Goldbeck (* 1939), Vorsitzender der Westfälisch-Lippischen Universitätsgesellschaft

Ehrenmedaille Bearbeiten

Träger der Ehrenmedaille der Universität Bielefeld sind:[73]

  • 2017 Michael Hoyer, Leiter des Hochschul-/Universitätsorchesters

Ehrennadel Bearbeiten

Träger der Ehrennadel der Universität Bielefeld sind:[74]

  • 2017 Johanna Soufi, Vorsitzende des Personalrats der Universität Bielefeld

Traditionen und Veranstaltungen Bearbeiten

Finnbahn-Meeting Bearbeiten

Ab 1982 fand jährlich am letzten Mittwoch im Mai auf einer eigens für diesen Zweck angelegten Finnbahn ein Staffellaufwettbewerb von Angehörigen der universitären Einrichtungen statt. Bei diesem im Rahmen des Lehrprogramms der Sportwissenschaften organisierten Wettbewerb treten etwa 35 Zehnerteams über eine Distanz von 10 km gegeneinander an. Das Finnbahn-Meeting findet seit 2017 nicht mehr statt, da die Finnbahn der Universität Bielefeld im Rahmen der Ausbauarbeiten des Campus Süd weichen musste.[75] Die geplante Neuanlegung der Finnbahn wurde derzeit noch nicht umgesetzt.

Nacht der Klänge Bearbeiten

Regelmäßig im Juni findet seit 2004, zunächst jedes Jahr, seit 2014 alle zwei Jahre[76], die Nacht der Klänge statt, bei der über das ganze Unigebäude verteilt (vom Schwimmbad bis zur Mensa, vom Keller bis zum 10. Stock) musikalische Gruppierungen der unterschiedlichsten Art auftreten. Etwa 500 Mitwirkende bieten 10.000 Besuchern ihre Künste dar.

Hörsaal-Slam Bearbeiten

Etwa in der Mitte eines jeden Semesters findet der Bielefelder Hörsaal-Slam statt. Zu dieser Veranstaltung aus dem Bereich der Slam-Poetry locken regelmäßig acht überregional tätige und bekannte Künstler bis zu 1.300 Gäste in das AudiMax. Die Organisation und Finanzierung des Hörsaal-Slams teilen sich dabei das Ästhetische Zentrum und Campus TV, sowie die Studenten der Dachfachschaft (vereinigte Fachschaften) der Fakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft.

Auseinandersetzung um Studiengebühren 2006–2011 Bearbeiten

Auf der Grundlage des nordrhein-westfälischen „Studienbeitragsgesetzes“ (Gesetz zur Sicherung der Finanzierungsgerechtigkeit im Hochschulwesen, HFGG[77]) vom 16. März 2006 beschloss der Senat der Universität am 12. Juli 2006 eine Studienbeitragssatzung, in der die Studienbeiträge nach Länge des bereits absolvierten Studiums gestaffelt waren. Die unterschiedliche Höhe der Studienbeiträge verstieß jedoch nach einem Urteil des Verwaltungsgerichts Minden vom 1. Juni 2007 gegen den im Artikel 3 des Grundgesetzes festgelegten Gleichheitsgrundsatz. Daher wurde am 4. Juli 2007 eine neue Übergangs-Studienbeitragssatzung (10. Juli 2007) verabschiedet. Danach wurden grundsätzlich Studienbeiträge in Höhe von 350 Euro für alle Studenten ab dem Wintersemester 2007/08 bis einschließlich Sommersemester 2009 erhoben. In der Sitzung am 4. Februar 2009 hat der Senat der Universität die Höhe der Studienbeiträge von 350 Euro bestätigt, sodass ab dem Wintersemester 09/10 diese Regelung unbefristet galt.

Als an der Universität zum Wintersemester 2006/07 Studienbeiträge eingeführt werden sollten, protestierten zahlreiche Studenten und besetzten das Rektorat und die Unihalle jeweils für einen Monat. Zahlreiche Gruppen und Privatpersonen, z. B. Konstantin Wecker, zeigten sich daraufhin solidarisch mit den protestierenden Studenten. Auch kam es zu Protestaktionen wie einer Wanderausstellung, die an der Universität Paderborn startete und über Bielefeld nach Münster weitergeleitet wurde. Die Besetzung war allerdings auch unter den Studenten umstritten: Viele von ihnen teilten zwar die ablehnende Haltung der Besetzer gegenüber Studiengebühren, zweifelten aber angesichts der universitären Strukturen an der Wirksamkeit der Besetzung. Bei einer durch den AStA und das StuPa durchgeführten Urabstimmung votierten ca. 94 Prozent gegen die Einführung von Studiengebühren an der Bielefelder Universität und gaben somit den verantwortlichen Studenten Rückendeckung. Die Wahlbeteiligung betrug 22,4 Prozent. Dies sind etwa 10 Prozentpunkte mehr als bei den jährlichen Wahlen zum Studierendenparlament.

Im Juli 2006 stürmten Studenten die Senatssitzung zur formellen Beschließung der Studienbeiträge, dabei wurde einem Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes ein Generalschlüssel zum Uni-Hauptgebäude gestohlen. Die Studenten sollten durch mehrere „Ringe“ des Sicherheitsdienstes gehindert werden, an der öffentlichen Sitzung teilzunehmen. In den Wochen nach der Senatssitzung wurden unter mutmaßlicher Verwendung des Generalschlüssels neben anderen Straftaten mehrfach Toiletten im Universitätsgebäude und der Privatwagen des Rektors Dieter Timmermann durch Brandstiftung beschädigt sowie Büros und Fassaden der Privatwohnungen von Professoren mit Fäkalien beschmiert[78] – die Polizei ermittelte unter anderem auch gegen einen Mitarbeiter des Prodiac-Sicherheitsdienstes der Universität. Der Diebstahl des Generalschlüssels hatte Kosten von mehreren Hunderttausend Euro zur Folge, da das Schließsystem teilweise ausgetauscht werden musste.

Nach Ablösung von Ministerpräsident Jürgen Rüttgers durch Hannelore Kraft infolge der Landtagswahl 2012 beschloss der Landtag am 24. Februar 2011 mit den Stimmen der SPD, Grünen und Linken, die Studiengebühren abzuschaffen und dies durch Zuweisung von Mitteln aus dem Landeshaushalt an die Hochschulen zu kompensieren. Seit dem Wintersemester 2011/2012 werden daher auch an der Universität Bielefeld keine Studiengebühren mehr erhoben.

Verkehrsanbindung Bearbeiten

 
Stadtbahnhaltestelle „Universität“ mit Parkhaus bei Nacht

Die Universität ist aus der Innenstadt mit der Linie 4 der Stadtbahn erreichbar:

Lohmannshof – Universität – U Hauptbahnhof – U Jahnplatz – Rathaus – Stieghorst Zentrum.

Die Stadtbuslinie 31 bedient die Ortsteile Gellershagen und Schildesche. In Babenhausen Süd (Stadtbahn) bestehen Anschlüsse in Richtung Jöllenbeck, Enger und Spenge. An der Wertherstraße (kurzer Fußweg) verkehren die Regionalbuslinien 21 und 62 nach Werther und Borgholzhausen. Außerdem besteht mit der Nachtbuslinie N1 Anschluss an das Nacht- und Frühverkehrsnetz (sonntags bis 8.30 Uhr).

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Siehe auch Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Zwischenstation: Universität Bielefeld 1979. Pfeffer, Bielefeld 1979, ISBN 3-88024-029-9.
  • Die humane Universität. Bielefeld 1969–1992. Festschrift für Karl-Peter Grotemeyer. Hrsg. von Andreas Dress, Eberhard Firnhaber, Hartmut von Hentig, Dietrich Storbeck. Westfalen-Verlag, Bielefeld 1992, ISBN 3-88918-073-6.
  • Peter Lundgreen (Hrsg.): Reformuniversität Bielefeld: 1969–1994. Zwischen Defensive und Innovation. Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld 1994, ISBN 3-89534-150-9.
  • Martin Löning, Gerhard Trott: Die Universität Bielefeld. Eine Geschichte in Bildern. Sutton, Erfurt 2003, ISBN 3-89702-628-7.
  • Veit Mette: Universität Bielefeld. Ebene 0. (deutsch-englisch = Level 0). Hrsg. von Ulrike Davy und Heike Piehler. Mit einer Einf. von Walter Kellein. Kerber, Bielefeld/Leipzig 2007, ISBN 978-3-86678-108-5.
  • Moritz Mälzer: Auf der Suche nach der neuen Universität. Die Entstehung der „Reformuniversitäten“ Konstanz und Bielefeld in den 1960er Jahren. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2016, ISBN 978-3-525-36852-7.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Universität Bielefeld – Sammlung von Bildern und Videos

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Rektorin der Universität Bielefeld. Universität Bielefeld, 30. September 2023, abgerufen am 3. Oktober 2023.
  2. a b c d Zahlen-Daten-Fakten der Universität. Abgerufen am 26. April 2022.
  3. The Times Higher Education Rankings. In: timeshighereducation.co.uk.
  4. Jelena Brankovic: So verrückt können Rankings sein. FAZ.net, 11. März 2020, abgerufen am 11. März 2020.
  5. Bielefeld University. 4. Februar 2020, abgerufen am 3. März 2020 (englisch).
  6. (gek): Bielefelder Partyvolk feiert letzte Westend-Party. Neue Westfälische, 9. Oktober 2014, abgerufen am 16. Oktober 2015.
  7. Neues Corporate Design gestartet. In: 50 Jahre Uni Bielefeld. 2. Mai 2019, abgerufen am 10. Januar 2020.
  8. Campus Bielefeld 2025. In: campus-bielefeld.de, abgerufen am 11. April 2023.
  9. Bau-Informationen: Die Mensa zieht um. In: uni-bielefeld.de. Abgerufen am 12. Mai 2017.
  10. gr: Fachbibliotheken im Gebäude X seit dem 28. Mai geöffnet. In: UB Bielefeld Blog, 28. Mai 2014, abgerufen am 11. April 2023.
  11. uni.aktuell: Ersatzneubau erhält Bezeichnung „Gebäude X“. In: uni-bielefeld.de, 11. Februar 2014, abgerufen am 11. April 2023.
  12. (K)ein Wunder, wie die Zeit vergeht – Haushaltskonsolidierung in der letzten Minute? Präsidentin des Landesrechnungshofs stellt Jahresbericht 2019 vor. (PDF; 175 kB) Pressemitteilung des Landesrechnungshofes NRW vom 3. September 2019. Abgerufen am 5. September 2019.
  13. Mammutaufgabe: Modernisierung der Universität Bielefeld. In: uni.aktuell. 29. Mai 2012, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 31. Mai 2012; abgerufen am 4. April 2018.
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  16. Standortkonzept Campus Süd - Universität Bielefeld. Abgerufen am 8. Oktober 2023.
  17. Erste Fakultät der Universität: Rechtswissenschaft – Aktuell - Universität Bielefeld. Abgerufen am 21. November 2023.
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  19. Bielefelder Chemiker erhält höchsten EU-Wissenschaftspreis (Nr. 166/2012). Pressemitteilung der Universität Bielefeld vom 17. Oktober 2012, abgerufen am 19. Oktober 2012.
  20. Was ist das Besondere an der Fakultät für Gesundheitswissenschaften? In: uni-bielefeld.de. 2004, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. November 2018; abgerufen am 11. April 2023.
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  37. uni.aktuell: Auch Bibliothek in den Bauteilen U und V freigegeben (Memento vom 3. Oktober 2008 im Internet Archive)
  38. Informationen zum SFB 216. (Memento vom 27. November 2018 im Internet Archive) In: uni-bielefeld.de.
  39. Informationen zum SFB 227 (Memento vom 26. Juli 1997 im Internet Archive)
  40. Informationen zum SFB 343
  41. sfb360.uni-bielefeld.de – Informationen zum SFB 360
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  56. SFB 1450: Darstellung organspezifischer Entzündung durch multiskalige Bildgebung. In: GEPRIS - Geförderte Projekte der DFG. Abgerufen am 4. Februar 2024.
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  65. Universität Paderborn - TRR 318 "Constructing Explainability". Abgerufen am 15. Juli 2022.
  66. Professor Gerhard Sagerer tritt Amt als Rektor an. In: uni.aktuell. Universität Bielefeld, 1. Oktober 2009, abgerufen am 2. Oktober 2009.
  67. „Ich glaube an einen Bielefelder Weg“ – Interview mit der Historikerin Prof. Dr. Angelika Epple, der neuen Rektorin der Universität Bielefeld. Universität Bielefeld, 2. Oktober 2023, abgerufen am 3. Oktober 2023.
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  78. Generalschlüssel auf Abwegen: Kuhfladen im Professorenbüro verteilt. In: Der Spiegel. 26. Juli 2006, abgerufen am 24. Januar 2014.

Koordinaten: 52° 2′ 16″ N, 8° 29′ 35″ O