Die Universalsprache (lateinisch characteristica universalis) bezeichnet nach Leibniz (1646–1716) ein System von Zeichen, mit dessen Hilfe alle Objekte und ihre Beziehungen, Gesetze u. a. abgebildet werden sollen, und zwar derart, dass den Dingen bestimmte Zeichen und den Beziehungen zwischen den Dingen bestimmte Beziehungen zwischen diesen Zeichen entsprechen sollten.

Dieses Programm enthält insbesondere auch die Ersetzung der Operation mit Begriffen durch die Operation mit Zeichen. Diese characteristica universalis sollte die Grundlage einer scientia universalis, einer Universalwissenschaft, sein. Von besonderem philosophischem Interesse ist die Anwendung dieser Universalsprache auf das Problem der Abbildung. Die einzelnen Zeichen, die zur Bezeichnung der Objekte verwendet werden, mögen zwar willkürlich sein, nicht willkürlich ist aber die Struktur eines derartigen, einen bestimmten objektiv-realen Gegenstandsbereich abbildenden Zeichensystems.

Die Verknüpfung der Zeichen miteinander ist nicht willkürlich, sondern entspricht der Verknüpfung zwischen den bezeichneten Objekten. Das Problem der Universalsprache hat Leibniz zeitlebens beschäftigt, ohne dass ihm eine systematische Darlegung gelungen wäre. Die moderne Logik kann in gewisser Hinsicht als Realisierung des Leibnizschen Programms aufgefasst werden. Sie hat zugleich auch erwiesen, dass das Leibnizsche Programm nur in begrenztem Umfang realisierbar ist, und hat diese Grenzen durch Kurt Gödels Unvollständigkeitssatz und Erkenntnisse über die Möglichkeit von Entscheidungsverfahren schon recht genau bestimmt.

Der seinerzeit weitgehend unbekannte Philosoph Karl Christian Friedrich Krause behauptet, die von Leibniz gesuchte Universalwissenschaft in seiner Wesenlehre gefunden zu haben.

Siehe auch Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

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  • Detlev Blanke: Leibniz und die Lingua Universalis. 1985. In: Sitzungsberichte der Leibniz-Sozietät 1996.
  • Gottfried Wilhelm Leibniz: Zur allgemeinen Charakteristik. In: Hauptschriften zur Grundlegung der Philosophie. Band 1. Übersetzt von Artur Buchenau. Durchgesehen und mit Einleitungen und Erläuterungen herausgegeben von Ernst Cassirer, Verlag von Felix Meiner, Hamburg 1966, S. 30.
  • Paolo Rossi: Clavis universalis. Arti della memoria e logica combinatoria da Lullo a Leibniz. Bologna 1983 (engl. Logic and the Art of Memory: The Quest for a Universal Language. Übersetzung und Vorwort Stephen Clucas. London/New York 2006 (Google Books)).
  • F. Schmidt: Leibnizens rationale Grammatik. In: Zeitschrift für Philosophische Forschung 9 (4), 1955, S. 657–663.