Tischeishockey oder Tisch-Eishockey (in der Schweiz Tischhockey) ist ein in vielen Ländern Europas und Nordamerikas, besonders in typischen Eishockeynationen wie Russland und Kanada, populäres Spiel. Ähnlich dem bekannten Tischfußball spielen zwei Spieler an einem mechanischen Spielgerät, das eine Mannschaftssportart nachempfindet.

Tischeishockeyspiel

Seit Mitte des 20. Jahrhunderts gab es eine Reihe unterschiedlicher Fabrikate aus Kanada, den USA, Russland, Tschechien und Finnland. Schwedische Spieler waren es aber, die begannen, auf dem Modell der einheimischen Marke Stiga große Turniere wie Weltmeisterschaften zu organisieren.

Spätestens mit Gründung des Weltverbandes, International Table Hockey Federation (ITHF), setzte sich dieses Fabrikat international durch.

Das Spiel Bearbeiten

Tischeishockey ist mit Tischfußball vergleichbar. Die Sportart Eishockey wurde dabei auf einen kleinen Tisch übertragen, der ca. 1 m lang, 0,5 m breit und 20 cm hoch ist.

Das Spiel wird von zwei Spielern gespielt. Wie beim Eishockey ist es das Ziel, in einer vorgeschriebenen Zeit mehr Tore zu schießen als der Gegner. Im Gegensatz zum Tischfußball wird jede einzelne der insgesamt 12 Spielfiguren mit einer eigenen Stange gesteuert. Die Stangen verlaufen unter der Spielfläche entlang bestimmter Spuren. Ihre Enden sind an der Längsseite des Tisches herausgeführt, so dass man die Stangen und damit auch die Spieler vor- und zurückbewegen kann. Durch Drehen der Stangen kann man die Spielfiguren um ihre eigene Achse drehen und so mit dem Schläger der Figuren den Puck spielen.

Damit lassen sich eine Vielzahl von „Moves“ und Kombinationen ausführen. Tischeishockey ist ein extrem schnelles Spiel, bei dem man eine gute Koordination und Reaktion benötigt.

Die ITHF Bearbeiten

Siehe Hauptartikel ITHF

Im Rahmen der WM 2005 in Riga, Lettland, wurde die ITHF, der internationale Tischeishockeyverband, ins Leben gerufen.

Die Aufgaben der ITHF sind die Verbreitung des Tischeishockeys in aller Welt und die Veranstaltung internationaler Turniere wie z. B. der Weltmeisterschaften oder der Turniere der seit 2005 ausgetragenen World Table Hockey Tour. Des Weiteren wurde 2006 erstmals ein international gültiges Regelwerk ausgearbeitet.

Außerdem ist die ITHF für die offizielle Weltrangliste (Worldranking) verantwortlich, in der alle nach ITHF-Regeln gespielten Turniere eingetragen werden. Zudem sind in der Weltrangliste auch alle bekannten Turniere und Spielserien seit Beginn des organisierten Tischeishockeys verzeichnet.

Das Regelwerk im Einzelnen Bearbeiten

 
Moment vor dem Bully
 
Goalie

Wo Tischeishockey primär als Spiel betrachtet wird, gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher Regelvorstellungen, z. B. wie lange ein Spiel dauert und wann ein Tor gültig ist. Oft orientiert man sich dabei am Eishockey.

Im organisierten Tischeishockey gibt es aber gewisse sich vom Eishockey deutlich unterscheidende Grundregeln:

  • Ein Spiel dauert genau 5 Minuten. Die Zeit läuft auch weiter, wenn der Puck nicht im Spiel ist.
  • Bully (Fallenlassen des Pucks) nach jedem Tor oder jeder Spielunterbrechung über dem Mittelkreis.
  • Nach einem Bully müssen mindestens drei Sekunden vergehen, bevor ein Tor erzielt werden darf.
  • Der Mittelstürmer darf nicht direkt nach einem Bully ein Tor schießen – der Puck muss zunächst eine andere Spielfigur oder die Bande berührt haben.
  • Eine Spielfigur darf den Puck nicht länger als fünf Sekunden behalten, ohne einen Pass oder einen Schuss ausgeführt zu haben.
  • Ein Tor zählt nur, wenn der Puck im Tor bleibt.

Seit 2006 gibt es ein offizielles Regelwerk[1] der ITHF.

Internationale Meisterschaften Bearbeiten

Seit 1989 finden alle zwei Jahre Weltmeisterschaften im Tischeishockey statt. Die Teilnehmerzahlen steigen seither ständig. Europameisterschaften finden seit 2006 ebenfalls im Zweijahrestakt statt. Seit der WM in Riga ist die ITHF offizieller Ausrichter von Welt- und Kontinentalmeisterschaften.

Art Jahr Ort Sieger Anzahl der Teilnehmenden
WM 1989 Stockholm, Schweden Schweden  Mikael Kratz 42 (7 Nationen)
EM 1990 Lund, Schweden Schweden  Jörgen Sundqvist 63 (9 Nationen)
EM 1992 Brünn, Tschechoslowakei Schweden  Mikael Kratz 75 (5 Nationen)
WM 1992 Brünn, Tschechoslowakei Schweden  Jacob Lindahl 32 (5 Nationen)
WM 1993 Paris, Frankreich Schweden  Anders Ekestubbe 61 (9 Nationen)
WM 1995 Stockholm, Schweden Schweden  Jacob Lindahl 66 (8 Nationen)
WM 1997 Helsinki, Finnland Schweden  Hans Österman 61 (9 Nationen)
WM 1999 Wilhelmshaven, Deutschland Schweden  Stefan Edwall 71 (15 Nationen)
WM 2001 Pilsen, Tschechische Republik Schweden  Hans Österman 100 (16 Nationen)
WM 2003 Zürich, Schweiz Schweden  Daniel Wallén 102 (19 Nationen)
WM 2005 Riga, Lettland Schweden  Hans Österman 132 (22 Nationen)
EM 2006 Skalica, Slowakei Russland  Alexey Zakharov 111 (17 Nationen)
WM 2007 Moskau, Russland Finnland  Roni Nuttunen 117 (19 Nationen)
EM 2008 Riga, Lettland Finnland  Ahti Lampi 103 (10 Nationen)
WM 2009 Budapest, Ungarn Finnland  Roni Nuttunen 131 (16 Nationen)
EM 2010 Överum, Schweden Finnland  Ahti Lampi 82 (9 Nationen)
WM 2011 Turku, Finnland Russland  Oleg Dmitrichenko 105 (17 Nationen)
EM 2012 Riga, Lettland Russland  Maksim Borisov 106 (13 Nationen)
WM 2013 Stavanger, Norwegen Lettland  Atis Silis 121 (23 Nationen)
EM 2014 Riga, Lettland Russland  Maksim Borisov 122 (14 Nationen)
WM 2015 Sankt Petersburg, Russland Russland  Maksim Borisov 108 (16 Nationen)
EM 2016 Tallinn, Estland Lettland  Edgars Caics 124 (15 Nationen)
WM 2017 Liberec, Tschechische Republik Lettland  Edgars Caics 146 (25 Nationen)
EM 2018 Eskilstuna, Schweden Russland  Maksim Borisov 128 (17 Nationen)
WM 2019 Minsk, Belarus Russland  Maksim Borisov 115 (16 Nationen)
WM 2021 Tallinn, Estland Russland  Janis Galuzo 110 (12 Nationen)
EM 2022 Kranj, Slowenien Lettland  Edgars Caics 119 (15 Nationen)

Deutschland, Österreich und Schweiz Bearbeiten

Deutschland Bearbeiten

1993 nahmen erstmals deutsche Spieler aus Hamburg, Bonn und Wilhelmshaven an den Weltmeisterschaften teil. Im selben Jahr wurde 1993 in Königswinter die 1. Deutsche Meisterschaft ausgetragen. 1995 wurde der Deutsche Tischeishockey-Verband (DTEV) gegründet.

Höhepunkt der deutschen Tischeishockeyszene war die Ausrichtung der WM 1999 in Wilhelmshaven, bei der erstmals über 70 Teilnehmer im offenen Bewerb am Start waren.

Österreich Bearbeiten

1994 nahmen erstmals österreichische Spieler an einem internationalen Turnier in Wilhelmshaven teil. In der Folgezeit entwickelte sich eine kleine Spielergemeinschaft, die die ersten österreichischen Turniere austrug. 1997 nahmen dann erstmals österreichische Spieler an den Weltmeisterschaften teil. Seit 1999 werden regelmäßig Meisterschaften in Österreich ausgetragen.

Schweiz Bearbeiten

Seit 1993 sind Schweizer Spieler bei den Weltmeisterschaften vertreten.

Höhepunkt des Schweizer Tischhockeys war die Ausrichtung der WM 2003 in Zürich.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Tischeishockey – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. offizielles Regelwerk