Tenno (Trentino)

italienische Gemeinde

Tenno (Dialekt: Tém) ist eine italienische Gemeinde (comune) in der Provinz Trient (Region Trentino-Südtirol) mit 1984 Einwohnern (Stand 31. Dezember 2022). Sie ist Teil der Talgemeinschaft Comunità Alto Garda e Ledro.

Tenno
Tenno (Italien)
Tenno (Italien)
Staat Italien
Region Trentino-Südtirol
Provinz Trient (TN)
Koordinaten 45° 55′ N, 10° 50′ OKoordinaten: 45° 55′ 10″ N, 10° 49′ 56″ O
Höhe 428 m s.l.m.
Fläche 28,3 km²
Einwohner 1.984 (31. Dez. 2022)[1]
Fraktionen Cologna-Gavazzo, Pranzo, Ville del Monte
Postleitzahl 38060
Vorwahl 0464
ISTAT-Nummer 022191
Bezeichnung der Bewohner Tennesi
Schutzpatron Immacolata Concezione
Website www.comune.tenno.tn.it

Der Ortsteil Frapporta mit der Burg

Etymologie Bearbeiten

Tenno wurde 1194 als Theni erstmals urkundlich erwähnt. 1205 erscheint der Name nach Christian Schneller in Bezug auf die Burg als Castrum Tenni. Der Ortsname leitet sich vermutlich aus dem Langobardischen ab und entspricht dem althochdeutschen Wort tenni, deutsch Tenne. Nach Mastrelli Anzilotti kommen nur deshalb langobardische Wurzeln in Betracht, weil es im Bezug auf die Toponyme der Gegend nie zu Eindeutschungen kam. Ansonsten wären bairische Ursprünge nicht auszuschließen. Unterstützt wird die Annahme langobardischer Wurzeln durch archäologische Funde aus dieser Zeit.[2] Das deutsche Exonym lautet Thenn.

Geografie Bearbeiten

 
Tenno mit der Burg, im Hintergrund der Monte Altissimo di Nago mit dem Gardasee und Riva del Garda
 
Insel im Tennosee
 
Varone-Wasserfall

Die Gemeinde liegt im Hinterland des Gardasees, einige Kilometer nördlich von Riva del Garda, 43 km südwestlich von Trient und 79 km nordwestlich von Verona. Das Gemeindegebiet von Tenno auch als Tennese bezeichnet, erstreckt sich vom Ort Gavazzo Nuova (201 m s.l.m.) bis zum Rio Secco oberhalb des Tennosees und umfasst den ganzen dazwischen liegenden Bereich.

Eingegrenzt im Osten vom Monte Misone (1803 m s.l.m.) und seinen Ausläufern, liegen westlich die Berge der Ledrogruppe, denen der Monte Tombio (841 m s.l.m.) und der Monte S. Martino (1075 m s.l.m.) vorgelagert sind. Unterhalb des Monte Misone liegt der durch einen Hangrutsch im 12. Jahrhundert aufgestaute Tennosee. Das vom See in nordnordwestlicher Richtung weiterverlaufende und vom Rio Secco durchzogene Tal verengt sich zusehends und endet am Passo del Ballino (763 m s.l.m.), der bereits im Gemeindegebiet von Fiavè liegt und die geographische Grenze zu den Äußeren Judikarien darstellt. Dieser obere nördliche Bereich unterscheidet sich wesentlich vom südlichen vom Rio Magnone durchflossenen breiteren Abschnitt, der klimatisch vom nahe liegenden Gardasee beeinflusst wird.

Dieses nach dem Rio Magnone benannte Tal, Valle di Magnone, ist durch einen Gletscher entstanden, dessen Moräne am südöstlichen Ende des Tales eine terrassenartige Stufe aufgeworfen hat, auf der die Burg von Tenno liegt. Der Magnone, der an den Osthängen des Corno di Pichea (2138 m s.l.m.) entspringt hat das Tal tief eingeschnitten und überwindet die Moränenstufe in einem fast 100 m hohen klammartigen Wasserfall oberhalb von Varone, einer Fraktion von Riva del Garda, nach der der Wasserfall, Cascate del Varone, auch benannt ist. Der zweite erwähnenswerte Wasserlauf, der Rio Secco, im nördlichen Bereich, entspringt am Dosso della Torta (2156 m s.l.m.) und ist der einzige bedeutende Zufluss des Tennosees.[3]

Alle Orte der Gemeinde liegen mit Ausnahme von Pranzo (463 m s.l.m.) auf der orographisch linken Talseite.

Das Gemeindegebiet von Tenno ist auch in der jüngeren Vergangenheit immer wieder von Erdrutschen heimgesucht worden. So löste sich westlich des Tennosees nach mehrtägigen schweren Regenfällen im November 2000 ein über 4 Millionen Kubikmeter großer Hangrutsch, der nicht nur den Lauf des Rio Magnone, sondern auch das Aussehen des Tales veränderte.

Verwaltungsgliederung Bearbeiten

Zur Gemeinde Tenno gehören drei Fraktionen und mehrere Weiler (italienisch Località). Die Fraktionen, bis 1929 alle selbstständige Gemeinden, sind Cologna-Gavazzo, Ville del Monte und Pranzo. Die drei Weiler Volta di No, Piazze und Teggiole sind Teil der Fraktion Cologna-Gavazzo. Die Weiler San Antonio, Calvola, Pastoedo, Canale, Lago di Tenno und Mattoni gehören zur Fraktion Ville del Monte.[4]

Die Nachbargemeinden sind Arco, Comano Terme, Fiavè, Ledro und Riva del Garda.

Geschichte Bearbeiten

Die Gegend um Tenno war bereits zur Bronzezeit besiedelt, wie archäologische Funde vermuten lassen. Die Lage an einer wichtigen Straße, die das Nordufer des Gardasees mit den Judikarien über den Passo Ballino verband sowie der nahegelegene Pass Bocca di Trat, der eine wichtige Verbindung in das Ledrotal darstellte, waren ausschlaggebend für die Entwicklung des Ortes und seiner Burg. Tenno bestand historisch aus drei auch sonst klar voneinander abgegrenzten Ortsteilen, den sogenannte Ville del Piano, die sich damit von den darüber gelegenen Ville del Monte auch namentlich unterschieden. Zu den Ville del Piano zählt Frapporta, der unter der Burg gelegene und mit einer eigenen Ringmauer und Türmen versehene, erstmals 1211 als infra pòrtam (deutsch zwischen den Toren) das heißt zwischen Stadt- und Burgtor erwähnte Ortsteil, der einen einzigen Wehrkomplex mit der angrenzenden Burg bildete und im Trentino eines der seltenen Beispiele darstellt, in der ein Wohnbereich in eine Wehrstruktur eingegliedert wurde.[5]

Nördlich von Frapporta, heute rechts der zum Passo Ballino führenden Staatsstraße, liegen die beiden Ortsteile Gardule und Veduto (auch als Revedù bezeichnet) mit der erstmals 1204 erwähnten Pfarrkirche Santa Maria Immacolata, die in der Vergangenheit mehrmals um- und ausgebaut wurde und deren heutiges Aussehen auf das Ende des 19. Jahrhunderts zurückgeht, während der Campanile noch aus dem 16. Jahrhundert stammt.[6]

Nachdem Tenno seine Bedeutung als Straßenknotenpunkt mit dem Bau der Ponalestraße in das Ledrotal und der Straße durch die Limaro-Schlucht zwischen Sarche und Comano Terme in der Mitte des 19. Jahrhunderts verloren hat, stellt heute der Fremdenverkehr eine bedeutende Einkommensquelle dar.

Bevölkerungsentwicklung Bearbeiten

Jahr 1921 1936 1951 1971 1991 2001 2011 2021
Einwohner 2160 1749 1724 1505 1675 1735 1967 1992

Quelle: ISTAT

Verkehr Bearbeiten

Tenno liegt an der Strada Statale 421 dei Laghi di Molveno e Tenno, die Riva del Garda mit dem Nonstal verbindet. Auf der Höhe des Tennosees mündet die Provinzstraße SP 27 del Monte Tombio in die SS 421.

Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

Kulinarische Spezialitäten Bearbeiten

Tenno gilt mit Arco und Varone als Ursprungsgebiet des traditionellen Trentiner Fleischgerichts Carne Salada.

Literatur Bearbeiten

  • Cooperativa Corist (Hrsg.): Comune di Tenno. Inventario dell’archivio (1464–1944) e degli archivi aggregati (1211–1949). Provincia autonoma di Trento. Servizio Beni librari e archivistici, Trient 1984 (Cultura.trentino.it PDF).
  • Aldo Gorfer: Le Valli del Trentino. Trentino Occidentale. Manfrini, Calliano 1975.
  • Giulia Mastrelli Anzilotti: Toponomastica trentina: i nomi delle località abitate. Provincia Autonoma di Trento, Trient 2003, ISBN 88-7702-088-1.
  • Agostino Perini: Statistica del Trentino. Band 2, Tipografia Fratelli Perini, Trient 1852, S. 544–545 (opacplus.bsb-muenchen.de).
  • Sara Retrosi, Chiara Tozzi (Hrsg.): Guide del Trentino. Valle dei Laghi e Alto Garda. Temi, Trento 2007, ISBN 88-89706-07-4.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Tenno – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Tenno auf comuni-italiani.it (italienisch)

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Bilancio demografico e popolazione residente per sesso al 31 dicembre 2022. ISTAT. (Bevölkerungsstatistiken des Istituto Nazionale di Statistica, Stand 31. Dezember 2022).
  2. Giulia Mastrelli Anzilotti: Toponomastica trentina: i nomi delle località abitate. S. 134–135.
  3. Aldo Gorfer: Le Valli del Trentino. Trentino Occidentale S. 239
  4. Gemeindestatut auf Italienisch (PDF; 296 kB), abgerufen am 16. Juni 2017.
  5. Sara Retrosi, Chiara Tozzi (Hrsg.): Guide del Trentino. Valle dei Laghi e Alto Garda. S. 263–264.
  6. Aldo Gorfer: Le Valli del Trentino. Trentino Occidentale. S. 243.