Stift Neukloster

Zisterzienserkloster in Wiener Neustadt, Niederösterreich

Das Stift Neukloster war eine Zisterzienserabtei in Wiener Neustadt und gehört heute als Priorat (lateinisch Prioratus simplex ad Sanctissimam Trinitatem) zum Stift Heiligenkreuz. Prior ist seit 2019 Michael Weiss.

Stift Neukloster
Kreuzgang des Stiftes
Kreuzgang des Stiftes
Lage Osterreich Österreich
Liegt im Bistum Wien
Koordinaten: 47° 48′ 43″ N, 16° 14′ 49″ OKoordinaten: 47° 48′ 43″ N, 16° 14′ 49″ O
Ordnungsnummer
nach Janauschek
723
Gründungsjahr 1444
Jahr der Auflösung/
Aufhebung
1880 (Umwandlung in ein abhängiges Priorat)
Mutterkloster Stift Rein
Primarabtei Kloster Morimond
Kongregation Österreichische Zisterzienserkongregation
Renaissanceportal des Stiftes
Innenraum der Neuklosterkirche

Überblick Bearbeiten

Das Zisterzienserstift zur Heiligsten Dreifaltigkeit in Wiener Neustadt, kurz Neukloster genannt, gehört zu den jüngsten mittelalterlichen Klostergründungen in Österreich. Von König Friedrich III. (ab 1452 Kaiser Friedrich III.) 1444 gegründet, reicht seine Geschichte bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts; 1881 gab das Neukloster seine Selbständigkeit auf und vereinigte sich „auf immerwährende Zeiten“ mit dem Zisterzienserstift Heiligenkreuz in Niederösterreich.

Geschichte Bearbeiten

Entgegen der zisterziensischen Gewohnheit, Klöster nur in abgelegenen Gegenden zu errichten, wurde für König Friedrich eine Ausnahme gemacht. Friedrich gelang es, das Dominikanerkloster neben seiner Residenz (gegründet 1227 durch Leopold VI.) für Zisterzienser aus dem Stift Rein frei zu machen. Wegen des Neuanfangs gegenüber dem bisherigen Dominikanerkloster und in Anspielung auf das zisterziensische Urkloster Cîteaux als das novum monasterium schlechthin, wurde das entstehende Hofkloster Friedrichs das Neukloster genannt.[1] Der Gründungsabt war aus Rein, der zweite jedoch (ab 1446) der Maulbronner Cellerar Gottfried von Otterstätt.

Das Neukloster hatte bereits in den Jahrzehnten nach seiner Gründung eine seelsorgliche Bestimmung, die im Orden selten war. Üblicherweise durften Laien und Frauen nicht in die Konventkirchen des Ordens eintreten, aber das Neukloster war von derlei Bestimmungen befreit. Eine Urkunde aus 1457 erlaubt die Anwesenheit von Frauen beim Lettner während der Feier der Messe.[2]

Bei der Dotierung war Friedrich einfallsreich: Die Feste Rohr nahe Wildon wurde als Rebellengut eingezogen und dem Neukloster gestiftet. Der Vorbesitzer war als Parteigänger von Albrecht VI. wahrscheinlich ums Leben gekommen. Ebenso wurde eine jährliche Zahlung von 300 Pfund Pfennigen aus der Pfarre St. Peter in Laibach an das Neukloster bestimmt.

1446 wurde ein großer Schnitzaltar in der Stiftskirche aufgestellt, der sich heute als Wiener Neustädter Altar im Wiener Stephansdom befindet.[3]

1467 wurde Eleonore Helena von Portugal, die Frau Kaiser Friedrichs, in der Apsis der Stiftskirche beigesetzt. Dort sind auch drei Kinder des Kaiserpaares bestattet. Die Grablege, für die das gesamte Projekt der Zisterziensergründung bestimmt gewesen war, kam nicht zustande: Kaiser Friedrich selbst wurde im Wiener Stephansdom in einem Prachtgrab bestattet, das ursprünglich im Altarraum der Neuklosterkirche (leer) aufgestellt worden war.[4] Hinweise auf den kaiserlichen Stifter sind in den Wappen des Schiffes reichlich vorhanden. Sein "großes Monogramm" kommt gleich zweimal vor.[5]

Zwei bedeutende Äbte der Barockzeit waren Alexander Standhartner (1683–1707) und Alberich Stingel (1775–1801). Unter Standhartner wurde die Stiftskirche wesentlich überarbeitet, die Konventbauten erweitert und die Kreuzkapelle errichtet. Stingel gelang es, den Tiergarten von der Militärakademie als Geschenk von Maria Theresia zu erwirken.[6]

Von 1797 bis Oktober 1803 diente das Kloster dem im Zuge der Koalitionskriege vertriebenen Statthalter der Lombardei, Erzherzog Ferdinand Karl von Österreich-Este, seiner Ehefrau Maria Beatrice d’Este und ihren Kindern als Residenz.[7]

Die josephinischen Reformen machten dem Kloster schwer zu schaffen, es wurde aber nicht aufgehoben. 1784 wurde die Kirche zur zweiten Wiener Neustädter Pfarre umgewidmet und 1804 ein Stiftsgymnasium eröffnet, das 1871 in staatliche Verwaltung überging.

1793 wurde das Requiem von Mozart in der Stiftskirche aufgeführt, und zwar zum ersten Mal in seiner ursprünglichen Bestimmung, als Seelenmesse für die verstorbene Frau des Grafen Walsegg.[8]

Das Kloster litt über Jahrhunderte an einer zu schwachen finanziellen Grundlage; die wirtschaftliche Problematik war der Grund, dass 1880/81 die Vereinigung des Neuklosters mit dem ca. 30 km entfernten Stift Heiligenkreuz als unio extinctiva vollzogen wurde; der Konvent starb aus, das Areal blieb ein Heiligenkreuzer Priorat.

Im Mai 2017 wurde eine Sammlung von rund 4.700 Kunstobjekten, Kunst- und Wunderkammer genannt, eröffnet.[9] Das Kloster war ein wesentlicher Teil der Niederösterreichische Landesausstellung 2019. Ein „Raum-im-Raum“ aus Glas wurde zur Besichtigung der Bibliothek errichtet. Außerdem wurden Ostfassade, Kreuzkapelle und das barocke Refektorium restauriert.[10]

Äbte des Stiftes Neukloster Bearbeiten

Inschriften Bearbeiten

  • Über der 1767 errichteten Pforte zum Südgang des Kreuzgang steht ein Bernhard von Clairvaux zugeschriebener Text: In religione vivit homo purius, cadit rarius, surgit velocius, incedit cautius, quiescit securius, irrigatur frequentius, purgatur citius, moritur confidentius, remuneratur copiosius. – Als Mönch lebt der Mann reiner, fällt seltener, richtet sich schneller auf, wandelt sicherer, schläft besser, wird seltener zornig, wird schneller rein, stirbt vertrauensvoller und erhält einen größeren Lohn (Bernhards Epistola ad Fratres de Monte Dei).[13]

Gräber im Klosterareal Bearbeiten

Zu Kaiserin Eleonore, siehe oben. Das Neukloster ist Begräbnisstätte der aus Aragonien (Spanien) stammenden westungarischen Adelsfamilie der Grafen von Mattersdorf-Forchtenstein.

Ehemalige inkorporierte Pfarren Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Franz Xaver Schweickhardt: Darstellung des Erzherzogthums Österreich unter der Ens, durch umfassende Beschreibung aller Burgen, Schlösser, Herrschaften, Städte, Märkte, Dörfer, Rotten etc. etc., topographisch-statistisch-genealogisch-historisch bearbeitet und nach den bestehenden vier Kreis-Vierteln [alphabetisch] gereiht. [Teil:] Viertel unterm Wienerwald. 7 von 34 Bänden. 3. Band: Klosterthal bis Neunkirchen. Mechitaristen, Wien 1831, S. 316 (Neukloster (das Stift)Internet Archive).
  • Pirmin August Lindner: Neukloster in Wiener-Neustadt. In: Monasticon Metropolis Salzburgensis antiquae. Supplementum. Bregenz 1913, S. 25–27.
  • Heinrich Mayer: Auf immerwährende Zeiten: Die Vereinigung des Stiftes Neukloster in Wiener Neustadt mit dem Stifte Heiligenkreuz im Jahre 1881. Heiligenkreuz-Wien 1966.
  • Heinrich Mayer: Literatur zur Geschichte des Neuklosters, in: Sancta Crux 55 (1994), S. 65–75.
  • Walpurga Oppeker: Zusammenfassung der barocken Baugeschichte des Neuklosters in Wiener Neustadt. In: Unsere Heimat. Heft 76, 2005, S. 122 ff. mit Berichtigung in: Unsere Heimat. Heft 77, 2005, Sammelband 2006, S. 108 ff.
  • Benedikt Kluge: Das Neukloster in Wiener-Neustadt. In: Sebastian Brunner (Hrsg.): Ein Cistercienserbuch. Woerl, Wien 1881/Salzwasser, Paderborn 2013, S. 220–279.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Stift Neukloster – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Stefanie Menke: Kayser Fridrichs loblich gedechtnus – Das Grablegeprojekt Kaiser Friedrichs III. für Wiener Neustadt. Dissertation. Osnabrück / Bamberg 2011.
  2. Heinrich Mayer: Die Urkunden des Neuklosters zu Wiener Neustadt (Fontes rerum Austriacarum 2 / 86, Wien 1986) Nr. 89.
  3. Wiener Neustädter Altar im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien
  4. Der Kaiser und sein Grabmal, 1517-2017: neue Forschungen zum Hochgrab Friedrichs III. im Wiener Stephansdom. Böhlau Verlag, Wien 2017, ISBN 978-3-205-20640-8, S. 320 (worldcat.org [abgerufen am 25. März 2024]).
  5. Hermann Möcker: Friedrichs des III. „großes“ Monogramm im öffentlichen Raum. In: Österreich in Geschichte und Literatur". 2015, S. 75–76 (austria-forum.org).
  6. Johann von Frast: Zwei Predigten, gehalten zur 400jährigen Jubelfeier im Stifte Neukloster zu Wiener Neustadt - ... (und) im Stifte Altenburg zur 700jährigen Jubelfeier. Fr. Beck, 1844 (google.com [abgerufen am 10. April 2024]).
  7. Gertrud Gerhartl: Wiener Neustadt. Geschichte, Kunst, Kultur, Wirtschaft. Braumüller Verlag, Wien 1993, ISBN 3-7003-1032-3, S. 361.
  8. Christoph Wolff: Mozart's Requiem: historical and analytical studies, documents, score. University of California Press, Berkeley 1994, ISBN 978-0-520-07709-6, S. 136 (englisch).
  9. Wunderkammer in Wiener Neustadt eröffnet. In: orf.at. 6. Mai 2017, abgerufen am 5. Oktober 2022.
  10. Neukloster rüstet sich für Landesausstellung. In: orf.at. 5. März 2018, abgerufen am 5. Oktober 2022.
  11. Bernhard II. Schwindel OCist in der Biographia Cisterciensis.
  12. Benedikt Steiger OCist in der Biographia Cisterciensis.
  13. Leopold Alois Hoffmann: Ueber Gottesdienst und Religionslehre der österreichischen Staaten. Band 4. Hartl, 1785, S. 89–90.