Grünamazilie

Art der Gattung Amazilia-Kolibris (Amazilia)
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Die Grünamazilie (Saucerottia saucerottei, Syn.: Amazilia saucerrottei), manchmal auch Stahlgrüne Amazilie oder Stahlamazilie, ist eine Vogelart aus der Familie der Kolibris (Trochilidae). Die Art hat ein großes Verbreitungsgebiet, das etwa 250.000 Quadratkilometer in den südamerikanischen Ländern Kolumbien, Ecuador und Venezuela sowie den mittelamerikanischen Ländern Costa Rica und Nicaragua umfasst. Der Bestand wird von der IUCN als nicht gefährdet (Least Concern) eingeschätzt.

Grünamazilie

Grünamazilie (Saucerottia saucerottei)

Systematik
Klasse: Vögel (Aves)
Ordnung: Seglervögel (Apodiformes)
Familie: Kolibris (Trochilidae)
Gattung: Saucerottia
Art: Grünamazilie
Wissenschaftlicher Name
Saucerottia saucerottei
(Delattre & Bourcier, 1846)

Merkmale Bearbeiten

Die Grünamazilie erreicht eine Körperlänge von etwa 8,9 Zentimetern. Der gerade Schnabel wird ca. 18 Millimeter lang. Der Unterkiefer ist blassrosa mit düsteren Punkten. Das Männchen ist auf der Oberseite schimmernd grün, während die Unterseite grün glitzert. Der obere Teil des gefächerten Schwanzes ist bronzebraun bedeckt, der untere Teil ist stahlblau bis schwarz und wird am Ende weißlich. Das Weibchen ist sehr ähnlich, unterscheidet sich aber durch ein graues bis bräunliches Schwanzende.

Habitat Bearbeiten

Der Kolibri ist vor allem in trockenem Gebüsch zu finden. So bewegt er sich gerne an Waldrändern und Kulturland sowie Gärten. Man findet ihn in Höhen bis zu 2000 Metern nahe pazifischer Berghänge.

Verhalten Bearbeiten

Der Vogel ernährt sich vorwiegend von Blütennektar niedriger Büsche und Gestrüpp. Außerdem ist er bemerkenswert kampflustig. Sein kelchförmiges Nest befestigt er im Geäst. Je nach Region brütet er z. B. in Santa Maria (Kolumbien) von Juli bis Oktober und in den Zentral- und Westanden von Januar bis September.

Unterarten Bearbeiten

 
Verbreitungsgebiet der Grünamazilie

Bisher sind vier Unterarten bekannt.[1]

  • Saucerottia saucerottei braccata (Heine, 1863)[2]
  • Saucerottia saucerottei saucerottei (Delattre & Bourcier, 1846)[3]
  • Saucerottia saucerottei warscewiczi (Cabanis & Heine, 1860).[4] Das North American Classification Committee schlägt aufgrund von genetischen Studien die Erhebung zur eigenständigen Art vor.[5]

Die Unterart Saucerottia saucerottei australis (Meyer de Schauensee, 1951)[6] wird normalerweise als Synonym zur Nominatform betrachtet.

Die frühere Unterart Saucerottia saucerottei hoffmanni (Cabanis & Heine, 1860)[4] bekam einen eigenen Artstatus. Der deutsche Trivialnamen lautet Blausteißamazilie (Saucerottia hoffmanni) Sie lebt im Westen Nicaraguas sowie in West- und Zentral-Costa Rica. Die Subspezies warscewiczi kommt im Norden Kolumbiens und dem extremen Nordwesten Venezuelas vor. Im Westen von Venezuela ist die ssp. braccata beheimatet. Dort findet man sie in den Anden bei Mérida und Trujillo. Im Nordwesten, nördlichen Zentral- und Westkolumbien kann man die ssp. saucerottei beobachten.

Etymologie und Forschungsgeschichte Bearbeiten

Adolphe Delattre und Jules Bourcier beschrieben die Grünamazilie unter dem Namen Trochilus Saucerrottei. Dieser Name wurde zu Ehren von Antoine Constant Saucerotte (1805–1884), einem Arzt und Hobbyornithologen aus Lunéville vergeben.[3] Der Schreibfehler in der Originalbeschreibung (doppeltes r) ist jedoch nach Artikel 32.1.5 der Internationalen Regeln für die Zoologische Nomenklatur zu korrigieren. Das Typusexemplar stammte aus Cali im damaligen Vizekönigreich Neugranada, ein Gebiet in dem Delattre während einer seiner Reisen gesammelt hatte.[3] 1850 führte Charles Lucien Jules Laurent Bonaparte die neue Gattung Saucerottia u. a. für die Grünamazilie ein.[7] Die Unterarten »warscewiczi« wurde nach seinem Entdeckern benannt: Josef von Warscewicz (1812–1866)[4] war ein polnischer Botaniker und gärtnerischer Leiter am Botanischen Garten von Krakau. Der Name »braccata« leitet sich vom lateinischen Wort »braccae« für »Hosen« ab.[8]

Lange wurde die Art unter dem Namen Amazilia geführt, einer Gattung die René Primevère Lesson 1843 für die Bronzekopfamazilie (Amazilia candida) einführte.[9] Später wurde die Grünbauchamazilie dieser Gattung zugeordnet. Der Name stammt aus Jean-François Marmontels Roman Les Incas, Ou La Destruction De L'Empire Du Pérou, in dem eine Inka-Heldin namens Amazili vorkommt.[10]

Literatur Bearbeiten

  • Peter H. Barthel, Christine Barthel, Einhard Bezzel, Pascal Eckhoff, Renate van den Elzen, Christoph Hinkelmann & Frank Dieter Steinheimer: Die Vögel der Erde – Arten, Unterarten, Verbreitung und deutsche Namen. In: Vogelwarte. 3. Auflage. 60 (Sonderheft), 2022, S. 1–540 (mpg.de).
  • Charles Lucien Jules Laurent Bonaparte: Conspectus generum avium. Band 1. E. J. Brill, Leiden 1850 (biodiversitylibrary.org).
  • Jean Louis Cabanis, Ferdinand Heine junior: Museum Heineanum Verzeichniss der ornithologischen Sammlung des Oberamtmann Ferdinand Heine auf Gut St. Burchard vor Halberstadt. Mit kritischen Anmerkungen und Beschreibung der neuen Arten systematisch bearbeitet von Dr. Jean Cabanis, erstem Custos der Königlichen zoologischen Sammlung zu Berlin und Ferdinand Heine, Stud. philos. In: III. Theil, die Schrillvögel und die Zusammenstellung der Gattungen und Arten des 1-3, Thiels enthalthend. Band 3. R. Frantz, Halberstadt 1860 (biodiversitylibrary.org).
  • Adolphe Delattre, Jules Bourcier: Description de quinze espèce nouvelle de Trochilidèe, faisant partie de collections rapportées par M. Ad. De Lattre dont le précédentes excursions ont déjà enrichi plusieurs branches de L'histoire naturelle, et provenant de L'intérieur de Pérou, de républiques de l'Équateur, de la Nouvelle-Grenade et de l'Isthme de Panama. In: Revue Zoologique par La Société Cuvierienne. Band 6, 1846, S. 305–312 (biodiversitylibrary.org).
  • Ferdinand Heine junior: Trochilidica. In: Journal für Ornithologie. Band 11, Heft (3) 63, 1863, S. 173–217 (biodiversitylibrary.org).
  • Steven Leon Hilty, William Leroy Brown: A guide to the birds of Colombia. Princeton University Press, Princeton 1986, ISBN 0-691-08372-X (google.de).
  • Steven Leon Hilty: Birds of Venezuela. Princeton University Press, Princeton 2002, ISBN 0-691-09250-8.
  • James A. Jobling: Helm Dictionary of Scientific Bird Names. Christopher Helm, London 2010, ISBN 978-1-4081-2501-4.
  • René Primevère Lesson: Complément à l’histoire naturelle des oiseaux-mouches. In: L’Echo du Monde Savant. Serie 2, Band 10, Nr. 32, 1843, S. 755–758 (biodiversitylibrary.org).
  • René Primevère Lesson, Prosper Garnot: Voyage autour du monde exécuté par Ordre du Roi, sur la Corvette de Sa Majesté, La Coquille pendant les années 1822, 1823, 1824 et 1825, sous le ministère et conformément aux instructions de S. E. M. Marquis de Clermont-Tonnerre, ministre de la marine; et publié sou les auspices de son excellence Mgr le Cte de Chabrol, ministre de la Marine et des colonies, par M. L. Dupppery, capitaine de frégate. chevalier de Saint-Louis et membre de la legion d'honaire, commandant de l’expédition. Band 1: Zoologie, Nr. 2. Arthus-Bertrand, Paris 1828 (biodiversitylibrary.org).
  • Rodolphe Meyer de Schauensee: Colombian Zoological Survey. Part VIII. – On birds from Nariño, Colombia, with the description of four new subspecies. In: Notulae Naturae. Nr. 232, 1951, S. 1–6 (google.de).

Weblinks Bearbeiten

Commons: Stahlgrüne Amazilie – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. IOC World Bird List Hummingbirds
  2. Ferdinand Heine junior, S. 193.
  3. a b c Adolphe Delattre u. a, S. 311.
  4. a b c Jean Louis Cabanis u. a, S. 38.
  5. 2019-A-4: Elevate Amazilia saucerottei hoffmanni to species rank
  6. Rodolphe Meyer de Schauensee, S. 2.
  7. Charles Lucien Jules Laurent Bonaparte, S. 77
  8. James A. Jobling S. 76.
  9. René Primevère Lesson u. a. (1843), Spalte 757
  10. René Primevère Lesson u. a. (1827), S. 683 (Tafel 3)